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u.ver d;c Bftdung der sindircnden Jugend zur Hluuauitat. (Von D. Johann Andreas ^aufried Steuber, Rektor zu Stollberg am Harz.) ^n der Geschichte der neuesten Literatur stößt man fast überall auf die seltsamsten Äußerungen in Hinsicht auf die Cultur des Menschengeschlechts. Einige große Den ker unsrer Nation, wie Fichte, erheben die Erzichungs- kunst zur ersten aller Wirtschaften; andere würdigen sie hingegen zur Dienerin der übrigen herab- Mögen die lextcrn in sofern Recht haben, daß ohne kräftige Mit wirkung von Seiten deS StaatS die Erziehungskunst nie den beabsichtigten Erfolg haben könne: so mag auch hier noch einmal das, was schon so oft und fast zum Ueber- siuß gesagt worden ist, wiederholt werden, daß die Er- uclnmq tief in alle Zweige menschlichen Wissens ein- grnft und vermöge ihres universellen Charakters eingrei- fcn muß. Weil dem so ist, so läßt sich der Blick des Forschers und Beobachters nicht in enge Schranken ein- schließcn, sondern immer weiter vordringend entdeckt er oft unvermuthet noch fruchtbaren Boden, dem weiter nichts als die Bearbeitung fehlt- Lokale und temporclle Umstände nöthigen zu Mehrern Versuchen und Abände rungen , bis endlich die echten Fruchtarten für diesen Boden gefunden werden. Hat sich eine Wissenschaft erst ir sich selbst begründet und nach richtigen Denkformen rcrcgclt, kehrt sie zu dem Prinzip, von dem sie ausge- gangen ist, in allen möglichen Modifikationen zurück, weiset sie heterogenen und paradoxen Me-nungen ihr ei genes Gebiet an: so ist ihr praktischer Werth weiter nicht m Zweifel zu ziehen,'wenn die Wissenschaft, alS solche. allgemein eingcseben, begriffen und ausgeübc wird, lind gerade hierin, glaube ich, drückt sich deutlich der jedes malige Geist der Zeit ab- Wir bleiben hier bloß bei dem Einflüsse desselben auf die Erziehung stehen, weil sich noch so manche Ansicht berichtigen, mancher Gedanke erweitern, manche Ermunterung wiederholen laßt. Die Ausführung dieses pädagogischen Gegenstandes erfordert zwar gereiftes Nachdenken, große Wcltansichten, langes Studium der physischen, moralischen und intellektuellen Menschennarur; allein wenn es auf Entgegcnwirken fal scher Grundsätze und Abwendung drohender Gefahren ankommt, so kann sich die Stimme der Wahrheit nicht schnell und laut genug erheben. Diese Bemerkung diene dem Verfasser zur Entschuldigung, wenn er in diesen Blättern den Freunden und Gönnern der Pädagogik seine Ideen und Ansichten über die Bildung der stu- direndcn Jugend z u r H u m a n i t ä t in einer kur zen und zusammcngcdrängten Uebcrsicht darzulegen sich bemüht. Der Kosmopolit richtet sein Augenmerk auf das ab solute Maximum des allgemeinen Besten und verweilt gern da, wo alle menschliche Bestrebungen, wie die Ra dien im Mittelpunkte, Zusammentreffen. Von diesem Standpunkte a-s schweift sein Blick in daS Gebiet des Unendlichen. Daher die individuellen Wettansichten tief- denkender Köpfe. Allein diese vielseitigen Reflexionen, die sich auf Individualität gründen, sichern vor unaus stehlicher Einseitigkeit. Das Zusammenwirken des Ein zelnen ins Ganze; das innige Incinandergrcifen ver schiedener Grundsätze; das Prüfen dcS Bessern; die Sprache der Wahrheit und Aufrichtigkeit; die Durftet-