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Ottendorfer Zeitung. Amtsblatt des Gememderates und Gemeindevorstandes zu Ottendorf-Noritzdorf. n Erscheint Dienstags, Donnerstags und Sonnabends abends. Bezugspreis: monatlich 40 pfg., zweimonatlich sv pfg., vierteljährlich 1,20 Mark. O Einzelne Nummer 10 pfg. O 1 ————Ü Unterhaltungs- und Anzeigeblatt Wochenblatt und Anzeiger Neueste Nachrichten Bezirks- und General-Anzeiger 0 . «i Annahme von Anzeigen bis spätesten« Mittags p Uhr de» Ersch«imm-st«ßtt. Preis fLr dir Spaltzeil« zo pfg. Zeitraubender und tabellarisch« -atz nach besonderem Laris. Bet Wiederholungen Preisermäßigung. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck und Verlag von H. Rühle, Inh.: R. Storch in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich R. Storch in Groß-Vkrilla. No. 29.Mittwoch, den 9. Mär; 1910 9. Jahrgang. Sparkasse Vttena-rl - MorWorf verzinst Einlagen mit 3»/, °/o und expediert an jedem Wochentage von 8—1, und von 3—5 Uhr, Sonnabends von 8—2 Uhr. Einlagen werden streng geheim gehalten Einlagebücher fremder Sparkassen werden kostenfrei übertragen. Oertliches und Sächsisches. «vttendors.Vkrilla, den 8. März Wo. —* Landleute. Butter, Milch und Eier zuerst den eigenen Kindern geben I Nach der „Volksgesundheit" ist in Lübeck und SchleS- »ig-Holstein dir Ernährung der Landbevölkerung zurückgegangen, «eil die Landleute der guten Preise wegen Milch, Butler und Eier, die gesündesten Nahrungsmittel in der Stadt ver kaufen und dafür Genußmittel, Kaffee, Tee usw. einkaufen, auch vielfach Margarine statt Butter essen. Trotz des Mehrverbrauchs von Fleisch bedeutet dieser Wandel in der Ernähr ung der Landbevölkerung eine Verschlechterung. In manchen Landgemeinden erhalten die Schul kinder in der Reg.l keinen Tropfen Milch. Das ist grundfalsch. Bei Milch. Butter und Tiern heißt e», Landleute, laßt erst die eigenen Kinder satt werden, dann eßt selber und ver kauft nur den Ueberstuß. —* Abschaffung des Sommer- und des Win- terfahrplanS. Der jetzige Winterfahrplan wird der letzte seines Zeichens sein. Ein Sommer- fahrplan wird überhaupt nicht mehr eingesührt. Es gibt zwar am 1. Mai auf den deutschen Eisenbahnen einen neuen Fahrplan. Dieser Wird aber nur als „Fahrplan vom 1. Mai 1910" bezeichnet. Einzelne Verwaltungen be zeichnen den Fahrplan gleich „1910/11". Dieser FrühjahrSplan soll für das ganze Jahr gelten. Die im nächsten Winter eintretenden Änderungen sollen schon in dem Fahrplan vom 1. Mai berücksichtigt werden. Ergeben sich während des Sommers nachträglich noch Änderungen so werden diese auf einem Er gänzungsblatt mitgeleilt, das Anfang Septem ber erscheint. —* Die diesjährige Volkszählung. Laut Beschluß des Bundesrates findet am 1. Dezem ber d. I. die alle fünf Jahre fällige Volks zählung statt, die den Zweck verfolgt, die octS- »nwesende Bevölkerung, das ist die Gesamt zahl der innerhalb dec Grenzen der einzelnen Etaaten in der Nacht vom 30. November auf ben 1. Dezember ständig oder vorübergehend anwesenden Personen sestzustcllen. Dresden. Am Sonntag früh s/«8 Uhr hielt an der Kreuzung der Amon- und Frei berger Straße ein Straßenbahnwagen, während von Löbtau sich in langsamer Fahrt ein Auto- Wobil näherte. Letzteres mag der Heizer Friedrich Hermann Gläser, in Cotta Klopstock- straße 34 wohnhaft, nicht bemerkt haben, denn °r versuchte, auf dem Nade von der Falken brücke herkommend, die Freiberger Straße vor Abgang des Straßenbahnwagens noch zu kreuzen, um in der Richtung nach dem Wettiner Platze weiter zu fahren. Der 34 Jahre alte verheiratete Mann wurde aber vvn dem Automobil, das dem Besitzer des Ehamottewerks Thonberg (A.-G.) bei Kamenz, Herrn Otto gehörte, ersaßt und sofort getötet. Dem Unglücklichen war die Schädeldecke zer- lrümmert worden. Nach dem Zeugnis mehrerer Personen, die das Unglück beobachteten, triff, bem Chauffeur Helmut, der sich allein in dem Auto befand, keinerlei Schuld. Die Leiche wurde nach dem Löbtauer Friedhof gebracht. — Aus dem hiesigen Schlacht- und Vieh hofe war heute ein riesiger Austrieb von Schlacht vieh zu verzeichnen, denn etwa 850 Rinder, über 2400 Schweine, über 1000 Schafe und Über SOO Kälber standen dort zum Verkauf. — Eine seltene Taufe wurde am Sonn abend in der Jakobikirche vollzogen. Drei Kinder, Geschwister im Alter von 11. 7 und 5 Jahien, traten gem-insam an das Taufbecken und wurden durch die Taufe in den Bund der Ehristenhett ausgenommen. — Im Landtage ist gestern ein Dekret Nr. 24 eingegargen, daß den Entwurf eines Gesetzes. Erlasse, Stundungen und Nach- sorderungen von Einkommen- und Ergänzungs steuern betreffend, enthält. Das Dekret hat der König bereits am 17. Februar 1910 in Leipzig unterschrieben. Danach ist das Finanz ministerium ermächtigt, 1. die Ausübung der ihm auf Grund gesetzlicher Bestimmungen zu- stehenden Befugnisse zu erlassen und Stundungen von Einkommensteuern und Ergänzungssteuern auf ihm Nachgeordnete Behörden zu über tragen. 2. die Voraussetzungen zu bestimmen, unter denen von der Nachforderung gering fügiger Steuerbeträge abzusehen ist. — Die GesetzgebungSdeputlltion der Zweiten Kammer hat sich mit dem Anträge Brodauf und Genossen wegen Aenderung der Be stimmungen über die Ruhe an Sonn- und Feiertagen über die geschlossenen Zeiten, sowie über eine Anzahl zu diesem Gegenstände ein. gegangener Petitionen, darunter auch die des Brauereivereins zu Leipzig beschäftigt. Die Mehrheit der Deputation ist der Meinung, daß diese Angelegenheit eine einheiüiche Regelung für das ganze Land erfahren müsse und hat zu diesem Zwecke mehrere Anträge gestellt. Zu der Verordnung, die Beobachtung der ge- geschloffenen Zeilen in polizeilicher Hinsicht be antragt die Deputation einstimmig, di- Kammer wolle beschließen, die StaatSregierung zu er suchen, den in ß 1 der Verordnung die Be obachtung der geschlossenen Zeiten in polizeilicher Hinsicht betreffend, unter L und R dahin ab zuändern, daß als geschlossene Zeiten zu gelten haben 1. unter L die Tage vom Sonntage vor dem Sonntag Palmarum bis zu und mit dem ersten Osterfeiertage, ferner beantragt die Deputation, gegen 2 konservative Stimmen, die Kammer wolle beschließen, die StaatSregierung zu ersuchen, eine Bestimmung dahin zu treffen, daß in der Karwoche Familenfestlichkeiten mit Tanz (nicht private Festlichkeiten schlechthin) bis einschließlich Mittwoch vor Ostern erlaubt sind. Zu dem Gesetze, betreffend die Sonn- Fest- und BußtogSfeier beantragt die Mehrheit der Deputation, die Kammer wolle beschließen, dem Z 6 des Gesetzes folgende Fassung zu geben: „Aller lärmende Verkehr, sowie Karten- Billard-, Kegelspiel in Gast- und Schankhäusern oder in den dazu gehörigen Vorplätzen und Gärten ist an Sonn-, Fest- und Bußtagen von 6 Uhr morgens an bis nach beendetem Vor- mittagSgottesdienst verboten." Die Minderheit der Deputation wünscht, diesen Paragraphen folgendermaßen gefaßt zu sehen: „Aller lärmende Verkehr, sowie Karten-, Billard- und Kegelspiel in Gast- und Schankhäusern oder in den dazu gehörigen Vorplätzen und Gärten ist an Sonn-, Fest- und Bußtogen von 2 Uhr morgens an bis nach beendeten, Vormittagsgottesdienst ver boten. Radeburg. Die Petitionen um eine Bahnlinie Radeberg—Radeburg haben von der Finanzdeputation L. eine ungünstige Zensur erhalten: Die Deputation beantragt, die Petitionen zur Zeit auf sich beruhen zu lassen. Niederwartha. Der auf der Talfahrt begriffene Kahn des Schiffseigners Reinh. Laaß aus Listerfehrda erlitt am Sonnabend nachmittag vor dem mittleren Pfeiler der hiesigen Abdrücke Havarie. Das Fahrzeug, das vollständig gesunken ist und quer vor dem Pfeiler liegt, wurde erheblich beschädigt. Es hatte über 8000 Zentner Kohlen geladen. Die Schiffahrt erfährt keine Störung, nur Kettendampser können nicht passieren. An der Bergung der Schiffsteile wird ständig ge arbeitet. Bischofswerda. Als dieser Tage auf der Bautzner Straße eine HauSjrau mit Aus- klopfen von Kleidungsstücken beschäftigt war, sprach ein Handwerksbursche vor und bat, da seine Hosen keinen einwandsfreien Boden mehr aufwiesen, um ein Paar abgelegte Beinkleider. La die Frau ein Paar Hosen ihres Mannes ausrangieit hatte, so sollte Bruder Straubinger der glückliche Empfänger derselben sein. Er bat die Hausfrau, den Garderobenwechsel der rauhen Witterung halber, gleich im Keller vor nehmen zu dürfen, was auch gestattet wurde. Ala der NeuauSstasfierte dos Grundstück ver lassen hatte, wollte unsere Hausfrau ihre Arbeit beenden. Wie erschrak sie aber, als auch die Sonntagshose ihres Mannes verschwunden war. Der Handwerksbursche halte seiner Wohltäterin die Arbeit ab- und die gute Hose mitgenommen. Königstein. Der Polizei ist es gelungen, eine ganze Diebesbande dingfest zu machen. Es handelt sich um Weizendiebstähle bei der Firma F. Hanisch, Hütten. Dir Arbeiter Rosenlöcher, Höhncl. Porschberger und Nitzschner sind als der Diebstähle dringend verdächtig verhaftet und an das Amtsgericht abgeliefert worden, wo kie bereits geständig sind. Der Weizen ist nachts aus dem Niederlagsschuppen gestohlen und auf einem Wagen nach Pirna gefahren worden, wo man ihn verkaufte. Leipzig. Am Sonntag morgen wurde auf dem Bahnhof Stötteritz der 29 Jahre alte HilsSwcichensteller Ernst Thierbach beim Rangieren von einem mit Briketts beladenen Wagen überfahren. Kurz nach der Einlieferung des Verunglückten in das städtische Kranken haus verstarb er. Der Unfall entstand dadurch, daß eine Kohlenwagengruppe auf ein« andere Giupp; stieß. Bei dieser Gelegenheit löste sich die Schmalseite eines mit Briketts be ladenen Wagens, die Billetts fielen heraus und verschütteten den obengenannten Hilfsweichen steller. Bei dem Zusammenstoß der beiden Wagengruppen wurde der Bedauernswerte noch überfahren. — Die Einführung der Wertzuwachssteuer ist in Buchholz von den Stadtverordneten ab gelehnt worden. Sämtliche unansässige Stadt verordneten stimmten für die Steuer, Haus und Grundbesitzer, welche zwei Drittel der Stadtverordnetensitze einnehmen, mit nur zwei Ausnahmen dagegen. — Der Fiühjahrö-Engrosmarkt hat begonnen und zwar sehr gut, denn mehr als 600 Firmen stellen erstmalig aus bei 3982 auS- stellenden Firmen überhaupt. Der Trubel im Zentrum der Stadt war bereits am Sonn abend beängstigend, denn die Anfuhr der Musterwaren muß sich in wenigen Stunden vollziehen. Hoffentlich belebt ein gutes Ge schäft die ganze Messe. Voigts grün. Die seit Sonntag ver mißte Näherin Anna Pöhlmann wurde in einem hiesigen Teiche als Leiche aufgefundeu. Unglückliche Liebe hat das Mädchen in den Tod getrieben. Im Oraum. Kannst du auch nie das Lied vergessen, Dem deine Seele einst gelauscht, So wie das Glück, das nie besessen, Nur pfeilschnell dir vorbeigerauscht. Es bringt doch manche Nacht dir Bilder So farbenreich, du faßt sie kaum. DaS herbste Weh wird weicher, milder Im gottgesandten sanften Traum. Dann steigt sie aus zur Geisterstunde Die Liebe, die bet Tag dich mied Und singt mit süßbetörtem Munde DaS alte unvergessne Lied. Und wie sie singt, hast du vergessen, Daß dir der Tag nichts hat gebracht, Sie gibt dir, was du nie besessen, All' jenes Glück im Traum der Nacht! Seifhennersdorf. Der sechste Sohn des Hausbesitzer» und Totengräbers Große ist jetzt zum Militär ausgehoben worden, und zwar wie alle seine Brüder gleich bei der ersten Stellung. Die sechs Brüder vertreten fast alle Waffengattungen. Der Vater hat den Krieg von 1870 mitgemacht. Sianaeramirnachrichten für den Monat Februar. Geburten: Am 12. dem Tischler A. Hillmann eine Tochter, am 13. dem Köhlereibesitzer E M. Menzel «in Sohn, am 20. dem Postboten W. M. Mehnert ein Sohn, am 28. dem Kutscher O. N. Kieß ling eine Tochter, am 28. ein uneheliche» Kind. Eheschließungen: Am 7. Fabrikant K. F. W. Sachse in Leuben mit I. W. Sachse in Ottendorf. Sterbesälle: Am 1. HauSauszüglerin A. A. Jahn, am 4. dem Tischler R. H Tamme ein totgeborener Knabe, am 14. GutSauszügler K. H. Guhr, am 15. WerkmeisteiSchefrau C. A. W. Duck horn, am 18. Schmiedemeisterswitwe I. Ehr. Probst, am 21. PrivatuS L. R- Alberti. Schlachtvieh-Preise am 7. März 1910. Zum Auftrieb waren gekommen: 286 Ochsen 274 Kalben und Kühe, 294 Bullen, 372 Kälber 993 Schaft und 2424 Schweine, zusammen 4843 Schlachtstücke. Es erzielten für so Kilo Ochsen Lebendgewicht 25—42 Mk. Schlachtgewicht 57—79 Mk., Kalben uud Kühe Lebendgewicht 25—41 Mk„ Schlacht gewicht 46—73 Mk., Bullen Lebendgewich. 30—41 Mk., Schlachtgewicht 60—72 Mk Kälber Lebendgewicht 43—55 Mk., Schlacht- Schlachtgewicht 73—85 Schafe Lebendgewicht 35—45 Mk. Schafe Schlachtgewicht 74 bi« 86 Mk-, Schweine Lebendgewicht 46—55 Mk. Schlachtgewicht 68—73 Mk. Produktrnprrisr. Dresden, 7. März. Preise in Mark. I. An der Börse. Wtizrn pro 1000 lcz netto weißer — bi» — brauner 74—78 laz 214—222, do feuchter (70—74 Icz.) — bi« —, russischer, rot 234 bi« 246, Kansa« 245 bis 248, Argentinier 250 bi« 25b. Amerikan. weiß 245 bi» 252, Roggen, pro 1000 Icx netto, sächsischer (70 bi» 74 Lx) 153- 159, russischer 181—184. Gerste pro 1000 leg. nett», sächsische 152 bi» 165. schlesisch« 162 bi«, 175 posener 159 bi» 170 böhmische 179—190. Futtergtrste 133-140 Hafer, pro.1000 lrZ netto: sächsischer 159 bi» 165. Mai» pro 1000 lcx netto: Cinquantine alter 178—187, do. neuer , Laplata gelber alter 160—163, Rundmais, gelber alter 157—161, d». neuer feuchter — bis —. Erbsen pro 1000 lrx netto: Futterware 180 bi» 190, Wicken, pro 1000 Irx netto: sächsische 170—185. Buchweizen, pro 1000 Irx netto: inländischer und fremder 185—190. Leinsaat pro 1000 Icx netto seine 26,50—27,50, mittlere 25,50—26,50. Rüböl,pro100 Icz. netto mit Faß, raffiniertes 61. Rapskuchen, pro 100 Icx (Dresdner Marken) lange 13,50. Leinkuchen, pro 100 kg (Dresdner Marken), 1. 19,00 2. 18,50. Futtermehl 1400,-1420, Weizen- klele, pro 100 Lx netto ohne Sack (Dresdner Marken, grobe 11,80—12,00, feine 11,30 bi» 11,50. Roggenkleie, pro 100 Icx netto ohne Sack (Dresdner Marken) 1120, bi» 11,40. Feinste Ware über Notiz. Die für Artikel pro 100 Lx notierten Preise verstehen sich für Geschäfte unter 5000 Irx. Alle anderen Notierungen gelten für Geschäfte von mindesten» 10000 kg. II. Auf dem Markte: Kartoffeln (50 Irx) 2,70—3,00 Mark.