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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich t Mark 20 Pf. prsennwvranäo. MM für Inserate werden bis spätesten- Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. .D- 32. Dienstag, den 15. März L88I.6. Jahrg. Tagesbericht. Neueste Nachricht. Petersburg, 13. Marz. Als Se. Maj. der Kaiser heute Nachmittag von der Parade zurültkehrte, wurden Bomben geworfen. Der Kaiser wurde au den Beinen schwer verwundet und wurde bewustlos nach dem PalaiS ge bracht, woselbst Se. Maj. heute Nachmittag halb 4 Uhr verschied. Weiter wird darüber aus Berlin gemeldet: Petersburg, 13. März. Der „Regierungsbote" meldet: Der Kaiser wurde heute Nachmittag I Uhr 45 Minuten während der Rückkehr von der In genieur-Manege anr Ekatarinenkanal unweit der Stallhofbrücke durch unter die Equipage geworfene Explosionsbomben gefährlich mit Zer splitterung beider Beine unterhalb des Kniees verwundet. Einer von beiden Attentätern ist ergriffen. Der Zustand des Kaisers ist in Folge Blutverlustes hoffnungslos. — Der „Regierungsbote" giebt ein Extrablatt aus, in dein er schreibt: Gottes 'Wille ist geschehen. Heute Nachmittag 3 Uhr 35 Minuten rief der Allmächtige den Kaiser Alexander Nikolajewitsch ab. Einige Minuten vor seinem Ableben empfing der Kaiser das heilige Abendmahl. Petersburg, 13. März. Zwei Berbrecher sind verhaftet. Die Mörder trugen Bomben in weißen Tüchern bei sich. Die neuesten Telegramme bringen folgendes Nähere über das Attentat: Petersburg, 13. März. Als der Kaiser heute Nachmittag 2 Uhr aus der Michaelmanege zum Winterpalais heimkehrte, wurde am Katharineukaual gegenüber dem Stallhofgebäude eine Bombe geworfen. Der Kaiser blieb unverletzt. Als er ausstieg, zerschmetterte ihm eine zweite Bombe beide Beine; der kaiserliche Wagen wurde zertrümmert. Von der Begleitung wurden etwa zehn Personen theils getödtet, theils tödtlich getroffen, unter diesen Polizeimeister Worschitzky. Mehrere Personen wurden leichter verwundet. Die Detonation war so stark, daß die Fensterscheiben des gegenüber liegenden Stallhofgebäudes zerschmettert wurden. Zuerst zur Stelle waren der Thronfolger und der Großfürst Michael Nikolajewitsch, welche den schwer verwundeten Kaiser auf den Schlitten trugen und mit ihm zum Winterpalais fuhren. Die Kunde durchlief die Stadt alsbald. Unzählige Menschen strömten nach dem Winterpalais, Nachrichten über den Zustand des geliebten Kaisers erwartend. Schon gegen 4 Uhr war der Kaiser ohne Bewußtsein verschieden, nachdem er kurz vorher des Abendmahl hatte nehmen können. Bei der Nachricht hiervon wurde die Menge von Schmerz übermäligt. Alles weinte. Von zwei sofort verhafteten Schuldigen wird der eine als ein Zögling der Bergakademie bezeichnet. Petersburg, 13. März. Das Attentat ereignete sich am Katharineukaual, längs des Parks, der zum Palais des Großfürsten Michael gehört. Der Kaiser war von der Eskorte und dem Gehilfen des Polizeipräfekten begleitet; hinter ihm fuhr der Großfürst Michael. Die erste Bombe traf zwei Tscherkessen. Der Kaiser verließ sofort den Wagen, um nach den Verwundeten zu sehen, obwohl der Kutscher inständigst bat, den Kaiser nach dem Palais führen zu dürfen. Eine zweite Bombe platzte unmittelbar vor dem Kaiser und zerschmetterte beide Beine desselben. Der Großfürst Michael und der Gehilfe des Polizcipräfekten Dovrojetzki wurden durch Bombensplitter verletzt. Dieselben leisteten den« Kaiser die erste Hülfe und trugen denselben in den Schlitten Dovrojetzki's. Der Verbrecher, der die erste Bonibe geworfen hatte, wurde verhaftet, der zweite vcrfchwand in der Menge. Als der Kaiser das Winterpalais erreichte, verließ ihn auf der Treppe die Besinnung. Eine ungeheure Menschenmasse stürzte unter lauten Aeußerungcn lebhaften Schmerzes nach dem Palais, das sofort vor« Truppen umgeben wurde. Als der Thronfolger erschien, empfing ihn die Menge mit lauten Zurufen. Unmittelbar nachdem der Tod bekannt geworden, füllten sich die Kirchen mit zahllosen Personen, die für den Kaiser beteten. Petersburg, 13. März. Die Truppen haben bereits dem neuen Kaiser den Eid in den Kasernen geleistet. Morgen findet im Winterpalais die feierliche Vorstellung und die Eidesleistung der Civilbehörden statt; alsdann beginnen die Trauerfeierlichkeiten. Das Winterpalais ist von einein Truppencordon umgeben. — Im Laufe des Donnerstag Nachmittag v. Woche fand in der Nähe der Station Dittersdorf der Chemnitz-Aue-Adorfer Eisenbahnlinie, wahrscheinlich in Folge der nassen Witterung, ein Erdrutsch statt, durch welchen der Bahnverkehr für etwa 2 Stunden gesperrt wurde. — Lößnitz. Ein recht betrübender Unfall hat sich am 2. März hier ereignet. Ein dort auf dem Rittergute in Diensten stehender junger Mensch von 20 Jahren hatte das Unglück, in einen mit heißen Rückständen aus der Brennerei gefüllten Behälter zu fallen, so das ihm namentlich der Unterkörper gräßlich verbrannt wurde. Trotz schneller Hilfeleistungen und nachheriger sorgfältiger ärztlicher Behandlung ist der Unglückliche doch ain Sonntag seinen Leiden erlegen. Der Aermste hinterläßt eine schon bejahrte Mutter, deren Ernährer er war. — Johanngeorgenstadt. Die Uebersicht über die Erträg nisse des Johanngeorgenstadter Erzbergbaus iin Jahre 1880 ergiebt das erfreuliche Resultat, daß das Ausbringen um 2189,87 Mark gestiegen ist. Die Gesammteinnahme betrug 117 963,27 Mark, mährend sich die Ausgabe auf 08 962,66 Mark belief. Die an fahrende Mannschaft bestand aus 142 Bergleuten. — Ain 9. März ist die seit dem 6. d. M. in Zwickau abge haltene Fleisch-, Wurstwaaren- und Kochkunst-Ausstellung geschlossen worden. Der Besuch derselben von Seiten des Publikums war ein sehr reger und die Zahl der zahlenden Besucher beläuft sich dem Vernehmen nach auf gegen 7000. Prämien, in drei Classen getheilt, wurden im Ganzen 88 zuerkannt, und zwar 12 erste, 22 zweite und 54 dritte Preise. — Dresden, 11. März. Bezüglich der diesjährigen Einbe rufung des sächsischen Landtags gilt es nach Informationen in ständischen Kreisen für feststehend, daß die Negierung denselben zuin 1. September eiuberuft. Die Mitglieder der Ständekammern werden also am 4 September, als am 50. Jahrestage der sächsischen Con stitution, in der Residenz versammelt sein. Der Landtag wird in jenen ersten Septembertagen seine Abtheilungen constituiren und so dann nach dein 4. September bis zur Erledigung der Abtheilungs- vorarbeiten wieder vertagt werden. Die Session der evangelisch lutherischen Landessynode wird Ende Juli und Anfang August währen. — Am Freitag machte sich in Dresden bei dem hohen Wasserstande ein Engländer das Vergnügen, mit einem kleinen Boote auf der Elbe herumzufahren. Dabei hatte er aber sein Fahr zeug nicht in der Gewalt, prallte an der Augustusbrücke an, über schlug sich, wobei unser kühner Gondler ein kaltes Bad nehmen mußte. Das Ruder in der Hand schwamm er bis zur Marienbrücke, wo ihn Pioniere und Schutzleute an's Trockene brachten. — Leipzig, 10. März. Am Dienstag v. Woche fanden vier Kinder in Markkleeberg röthlich nussehende Wurzeln, welche das hoch angeschwollene Wasser der Pleiße angeschwemmt hatte. Die Kinder mochten die Wurzeln für Möhren halten, schabten sich dieselben und aßei« sie. Bald darauf aber erkrankte«« sämmtliche vier Kinder unter den Anzeichen genoßenen Giftes. Drei von den Kindern, welchen man schnell warme Milch zu trinken gegeben hatte, neigen sich zur Besserung in ihrer Erkrankung, während dagegen das vierte Kind, ein kleiner Knabe von fünf Jahren, gestorben ist. Jedenfalls haben die Kinder Wurzeln des giftigen Wasserschirling gegessen. Deutschland. Dem Cultusininistcr von Puttkammer find, «vie der „Staatsauzciger" meldet, bis zur Wiederbesetzung der Stelle des Ministers des Innern die Geschäfte dieses Ministeriums über tragen worden. Die Uebernahme der letzteren durch Herrn von