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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag,. Abonnementspreis betrag! vierteljährlich I Mark so Pj Änrtiger für jnjerate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten and die CorpuSspaltenzeile mit >o Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtqemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Nedaction, Druck und Verlag von C. Bernhard Ott in Zwönitz. SS. Dienstag, den 12. August 1884. 9. Jahrg. Bekanntmachung. Nächstkommenden Dienstag, den 12. August 1884, von Nachmittags 2 Uhr ab, gelangen im hiesigen Nathskeller verschiedenes Mobiliar, Kleidungsstücke, 2 Taschenuhren, Ringe rc., sowie ein junger Ziegenbock gegen gleich baare Bezahlung zur Versteigerung. Zwönitz, am 5. August 1884. Der N a t h s v o l l z i e h e r. Fuchs. Locale und sächsische Nachrichten. — Zwönitz, 8. August. In dem zwischen hier und Lößnitz in der Höhe von über 500 in. über der Ostsee liegenden Bade „Zum guten Brunnen" haben in gegenwärtiger Saison bis jetzt an 300 Personen theils einfache, theils Fichtennadel- und theils Moorbäder genommen. Dasselbe, auf einem Höhenplateau liegend, ist rings herum von Nadelholzwald umgeben und wird daher von der reinsten Gebirgs- und Waldluft durchströmt. Die Quelle selbst dürfte nach der chemischen Analyse unter allen Quellen des ErzgebirgS den reichlichsten mineralischen Inhalt und daher die beste Heilkraft besitzen. — Vielfach wird noch gegen das Reichsunfallversicherungsgesetz insofern gefehlt, als die betr. Arbeitgeber vorgekommene Unfälle von Arbeitern nicht oder doch nicht rechtzeitig bei der zuständigen Behörde anmelden. Infolgedessen lassen wir nachstehend den betr. Paragraphen (51) jenes Gesetzes seinem Wortlaute nach folgen, mit dem Bemerken, daß wir auf besonderen Wunsch Formulare zu An zeigen von Unfällen bei den Behörden nach Vorschrift des Neichs- Versicherungsamtes gedruckt und auf Lager haben, die wir den Herren Industriellen zur Abnahme hiermit empfehlen. H 51 des gedachten Gesetzes nämlich lautet: Von jedem in einem versicherten Betriebe vorkommenden Unfall, durch welchen eine in demselben beschäftigte Person getödtet wird oder eine Körperverletzung erleidet, welche eine Arbeitsunfähigkeit von mehr als drei Tagen oder den Tod zur Folge hat, ist von dem Betriebsunternehmer bei der Ortspolizeibehörde schriftliche Anzeige zu erstatten. — Dieselbe muß binnen zwei Tagen nach dem Tage erfolgen, an welchem der Betriebsunternehmer von dem Unfall Kenntniß erlangt hat. — Für den Betriebsunternehmer kann derjenige, welcher zur Zeit des Unfalls den Betrieb oder den Betriebstheil, in welchem sich der Unfall ereignete, zu leiten hatte, die Anzeige erstatten; im Falle der Abwesenheit oder Behinderung des Betriebsunternehmers ist er dazu verpflichtet. — Das Formular für die Anzeige wird vom Neichs-Versicherungsamt sestgestellt. — Die Vorstände der unter Reichs- oder Staatsverwaltung stehenden Be triebe haben die in Absatz 1 vorgeschriebene Anzeige der vorgesetzten Dienstbehörde nach näherer Anweisung derselben zu erstatten. — Die Frage, ob sächsische Militärmusiker künftig in Oesterreich in Uniform concertiren dürfen, ist endlich gelöst und zwar in bejahen dem Sinne. Auf directe Anfrage beim Minister Taaffe ist die Antwort eingetroffen, daß von ministerieller Seite dem Auftreten sächsischer Militärmusiker in Uniform in Oesterreich nichts entgegen stehe. Auch die Prager Statthalterei beeilt sich, zu versichern, daß von ihr ein Verbot in dieser Angelegenheit nicht ergangen sei. Man ist neugierig, auf welchem Unterbeamten schließlich die Schuld haften bleibt. — — Zwickau, 9. August. Gestern Nachmittag stürzte die fünf jährige Minna Bauer, Tochter des Schlossers Bauer, beim Füttern der Schwäne von der Terrasse des Schwanenteiches in letzteren. Die 7jährige Schwester des Kindes sprang ins Wasser, Letzteres zu retten, sank aber natürlicher Weise selbst unter. In Folge des Ge schreies kamen Schutzmann Hofmann und ein Arbeiter rechtzeitig her bei. Beiden gelang es, die zwei Kinder voin sicheren Tode des Er trinkens zu retten. — Auf dem Naschberg zu Bockwa fiel gestern von einem Erntewagen ein Bund Getreide herunter; hiervon wurde das eine vorgespannte Pferd scheu und brachte den Wagen in schnellere Gangart. Dabei stieß die Wagendeichsel dein Pferd in den Leib und durchdrang denselben, so daß das Thier sogleich verendete. — Kirchberg, 8. August. Seit zwei Tagen durchwandern mehrere Hagel-Versichernngsinspectoren in Begleitung landwirth- schaftlicher Begutachter die gegen Hagelschlag versicherten Felder unserer Gegend. Da wir jetzt in der Erntezeit leben, so haben sich obengenannte Herren mit der Untersuchung der Getreidefelder zu beeilen, um etwaige Schäden festzustellen. — In A n nabe rg wurde vorgestern in der Frühe der Morgen stunden ein seltenes Naturspiel beobachtet. Ein Heerwurm in der Länge von über 1 Mtr. und in der Stärke von Vs bis M/z Centi- meter bewegte sich, einer dunkelgrauen Schlange gleich, über das auSgetrocknete Wasserrinnsal eines Weges im Stadtwäldchen. Be kanntlich besteht der sogenannte Heerwurm aus einem Zuge von vielen Tausenden dicht an und übereinander kriechenden kaum 6—9 Millim. langen Maden, welcher manchmal an 12 Ellen lang, Hände- breit und daumenhoch ist nnd in Wäldern und feuchten Gegenden umherzieht. Die Maden sollen die Larven der schwarzen Trauer mücke (8oiara TIiomns 1^.) sein. — Oberwiesenthal, 4. August. Gestern erfolgte die Weihe des aus dem Keilberg neu errichteten Aussichtsthurmes. Die Höhe desselben beträgt 26 Meter bis zur Spitze; er führt den Namen „Franz-Josef-Thurm". — In einer Fabrik in Neukirchen verunglückte der Fabrik arbeiter E. dadurch, daß er mit dem linken Arm in den im Gange befindlichen Fadenreißwolf gerieth, wodurch der Arm derart verletzt wurde, daß derselbe amputirt werden mußte. — Bei der Zählung der Bevölkerung von Chemnitz, welche im Juli vorgenommen worden ist, sanden sich 105,284 Personen als dort wohnhaft verzeichnet. Bei der im Juli 1883 zu gleichem Zwecke veranstalteten Zählung waren 102,265 und im Juli 1882 99,265 Einwohner gezählt worden. 1834, also vor 50 Jahren, hatte Chemnitz noch nicht 20,000 Einwohner. — Wo Licht und Glanz sich vereinen, fehlt anderseits auch der Schatten nicht. So wurden in Leipzig während der Schützensestwoche bei dem städtischen Leihhaus nicht weniger als 90000 Mark für versetzte Pfänder verausgabt. Am Montag versetzte ein in die Geldklemme gerathener Schützenbruder sogar den gewonnenen Ehren becher, um die erforderlichen Moneten für die Heimreise zu erhalten. — Vorgestern Vormittag wurden die Einwohner Freiberg's plötzlich durch das Gerücht in Aufregung versetzt, daß bei einem Ge- werbtreibenden am Hellen Tage ein äußerst frecher Raubanfall ver übt worden sei. 2 Unbekannte sollten in die Wohnung eingedrungen sein, den zur Zeit besuchsweise dort aufhältlichen Sohn des Hauses bewußtlos geschlagen und dann eine Stimme von 150 M. geraubt haben. Mit dem Zeichen der größten Bestürzung hatte man den Vater des bewußtlosen Sohnes einem Polizeibeamten entgegeneilen und demselben die diesbezügliche Anzeige machen sehen. Die natürlich sofort angestellten polizeilichen Erörterungen führten jedoch zu einem Resultat, welches der in der größten Aufregung befindliche Vater wohl nicht erwartet haben dürfte. Der zur Zeit stellungslose Sohn hatte nämlich die fragliche Summe sich selbst angeeignet und um den Verdacht von sich abzulenken, den Naubanfall fingirt. — Infolge der Unachtsamkeit eines zur Aufsicht bestimmten älteren Mädchens fiel am 5. d. in Großen Hain ein ca. 4 jähriges Kind in den Nödergraben. Der des Weges kommende Dienstmann Sch. sprang rasch entschlossen hinterher und rettete das Kind, applizirte aber auch der fahrlässigen Wärterin die wohlverdiente Ohrfeige. — Eine brutale That wurde dieser Tage in dem Flössel'schen Steinbrnche zu Zeich e n bei Pirna verübt, woselbst der Steinbruchs-