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Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, «rsch««»« >r,kl<h „ch». » »tz« B» »« r«» V«p»G«pr^*l B«i«dh»bni« d» -«d»r, r DUl- t« w»««», Al»» »,»Mk., .«! Poftdrftill»», Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend poftdö^,n» un«^«u». s»««» »«» »«»»»»»«eil-» — »edM»» ,» Ird-' 8««' WMii! i r7' e»r-»Oe». Am Fall« höherer Vem«U, KrieH oder sonstiger VetrtedsftöruN-e« desteht Kei» Anspruch auf SteferLNI p^er LLrputg h« BeAUgsprerfe». — LL^sendung etngesandter Schriftstück« erfolgt nur, meav Port» kettte-t. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. >»,«<««»pr«t<: N«>»ieUe LV»oldvfNmi», tt»r,esV»lt»nk8ril«d«r»i»Nich««»rIumnt»,«ch»»,r»«»»v. ,f»»°i,, dt« t» Etlichen IcU« I00«»ldp<mni«. Nach»>^sun,,,«dLl,r M Goldpfexni,«. «»» Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 »»-.ah»« d!« -°rm. lv Utz« Für dir Nicht'.«»«! »« »urch Fernru! Ld-r»itnrUk» »d«.rt>mkii wir tzu«r »ar-ntte. Jeder ««b-ttaniprüch erlisch!, wenn derNetr«, Kl««k «!»,«,»,»» werde« MN» »der der «nftrn„eder in Konkur» ,erSt. «n,ei,en nehmen alle «ermittlnn,»stellen en!««^». G« WU-druffer Tageblatt enthält die amtliche» Beka«utmach»»geu der Amtshaupttnaunschast Meitze«, de« Amtsgerichts und Stadtrat« ,« Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Stoffe» Nr.51. — 84 Jahrgang Telcgr.-Adr.: .Amtsblatt" Sonntag den 1 März 1925 Wilsdruff - Dresden Postscheck: Dresden 2840 Reichspräsident Ebert -ft eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 28. Februar. Der Reichs präsident ist heute vormittag 10,15 Uhr ohne das Vewutztseiu wieder erlangt zu haben, sonst entschlafen. Am Sterbelager weilten Fra« Ebert, ihre Kinder, und ihr Schwiegersohn sowie Staatssekretär Meitzner O Die letzten Stunden. Die Nachrichten, die im Laufe des Freitag über das Be finden des Reichspräsidenten ins Land hinausgingen, sprechen alle von einer großen Besserung und Hoffnung auf Gesundung. Berlin, 27. Februar. Das Befinden des Reichspräsidenten, das am Donners tag zu den ernstesten Besorgnissen Anlast gab, hat sich im Laufe der Nacht und des heutige» Tages gebessert, so dast die Ärzte der Meinung sind, dass der Patient den Höhepunkt der Krise überstanden habe. Der Reichs präsident hat während der Nacht ein paar Stunden ge schlafen und heute vormittag etwas Nahrung zu sich ge nommen. Nach Feststellung der Ärzte ist die Entzün- dungdesBauchfellszurüügegangen, immer hin must die Behandlung des Reichspräsidenten nach wie vor aus das sorgfältigste weiter vurchgeführt werden, da gerade bei Bauchfcllentzündungen mit grössten Über raschungen gerechnet werden muk. Dem Reichspräsidenten gehen auch weiterhin aus dem In- und Ausland zahlreiche Kundgebungen mit dem Wunsche baldiger Genesung zu. So haben die Verwal tungen verschiedener Städte, u. a. Berlin und Heidelberg, die Geburtsstadt des Reichspräsidenten, der Reichsrat, Ver treter des diplomatischen Korps in Berlin, dem Patienten ihre Wünsche übermitteln lassen. DieIDerschlimmerung In der Svnnabenbnacht trat plötzlich eine Verschlimmerung ein und der Aerzüber.cht, der uns heute morgen durch eigene Fernfprechmeldung zuging, bezeichnete den Zustand des Patien ten bereits als hoffnungslos. Berlin, 28. Februar. Die den Reichspräsidenten be handelnden Aerzte gaben heute früh 6 Uhr folgenden Krankheits bericht aus: Gegen 5 Uhr machte die Bauchfellentzündung plötz lich Fortschritte. Der Krästezustand des Reichspräsidenten nahm schnell ab. Zurzeit schläft der Reichspräsident. Die behandeln den Aerzte erklären seinen Zustand für hoffnungslos. Von der Parteien Gunst und Hatz verwirrt; schwankt sein Charakterbild in der Geschichte. Unvermutet, fast plötzlich, ist Ebert, der erste Präsident der Deutschen Republik, durch einen tückischen Krankheits überfall dahingerissen worden. Wir stehen den Dingen und Entwicklungen, die sich an denNamen Friedrich Eberi knüpfen, noch viel zu nahe, als dast wir ein auch nur einigermaßen objektives Bild von dem Sein und dem Wirken dieses Mannes malen könnten. Und zweifellos wird die Verwirrung seines Bildes durch Freund oder Feind auch bleiben, solange die Entwicklungen fortbe stehen, bei denen er eine maßgebende, oft auch d i e maß gebende Nolle gespielt hat. Gewiß nicht nach cußen hin, das werden Freund wie Gegner zugeben. Gewiß auch war er kein gewöhnlicher Mann, — auch dem werden Freund wie Gegner zustimmen. Er hat mitten drin ge standen in der Entwicklung der Sozialistischen Partei, von dem Radikalismus Bebels bis zum Revisionismus des letzten führenden Kopfes, den die Sozialdemokratie gehabt hat, nämlich Ludwig Franks aus Mann heim, der im Felde fiel. Ist Ebert überhaupt eine Führer persönlichkeit gewesen? Auch darüber wird man sich ein Urteil vorläufig kaum bilden können, weil ja die inneren Zusammenhänge, die Gründe des Geschehens seit den letzten fünfzehn Jahren noch allzu wenig erkannt sind. Elnes jedenfalls war Ebert nicht: ein Mann, der sich .herausstellte". Was er tat, wo er seinen Einfluß aus übte, worin er die Entscheidung herbeiführte, — all das geschah nicht in der Öffentlichkeit. Auch eins hat er nie verleugnet: daß er blieb, was er war, Sozialdemokrat. Er hat sich nie dagegen gewehrt, obwohl Reichs präsident, so doch trotzdem ' von seiner Partei als starker Posten in ihr politisches Kalkül eingestellt zu werden. Er betrachtete die einzig mögliche Entwicklung, die Deutschland nehmen sollte und nehmen dürfte, in der gleichen Richtung, wie es seiner Partei vorschwebte; und hat «le gezögert, sich dafür einzusetzen. Töricht waren leine Freunde, ihm eine Objektivität andichten zu wollen, die ihm seiner ganzen Entwicklung nach fernliegen mutzte. Denn er war innerlich durchdrungen von dem Glauben an das, was er vertrat, als Sozialdemokrat ebenso wie als Reichspräsident. Aber gerade dieser Glaube an die Anschauungen seiner Partei ein Glaube, wie jeder andere, den man nicht über Nacht ablegt, hat ihn in den Mittel punkt schwerster politischer Kämpfe gestellt, in einen Kampf, der manchmal persönlich wurde, aber im Grunde doch nur der von ihm vertretenen Sache galt. Weder für seine Freunde noch für seine Gegner gebot es einen Halt, daß er der Repräsentant des deutschen Volkes geworden war. Aber bis in die Kreise seiner politischen Gegner Hin ein war man doch der Ansicht, daß Ebert als Reichs präsident die repräsentative Seite seines Amtes würdig vertrat. Ungeschicklichkeiten, die vorkamen, muß man mehr auf das Konto übereifriger Freunde setzen, die ihn zu Handlungen veranlaßten, die seiner zurückhaltenden Natur eigentlich sernlagen. Auch als Vorsitzender der Sozial demokratischen Partei, der er ja bis zum November 1918 gewesen ist, hat ihm ein Vordrängen, eine Nollespielen wollen ferngelegen; auch als Vorsitzender des Rates der Volksbeauftragten ist er eigentlich nie in den Vordergrund getreten. Das hat dazu Veranlassung gegeben, den politi schen Einfluß, den er aber doch durch sein Amt besaß, zu unterschätzen. Der Kampf, der in den letzten Monaten gegen ihn entbrannt war und der in Magdeburg nur seine erste Etappe erlebte, war vor allem der Kampf gegen die Möglichkeit seiner Wiederwahl. Nun hat darüber das Schicksal gesprochen und hat dieser Laufbahn ein Ende ge setzt, die den nicht gewöhnlichen Mann aus der väterlichen Schneiderstube bis in das Amt des-höchsten Vertreters des Den aufständischen Kurden gelang es. die Hauptorte Diarbekr und Malatia zu erobern. Aus Diarbclr wurden sie von den Türken wieder vertrieben. In den an das Aufstandsgebicl von Kurdistan angrenzenden türkischen Wilajets sind fünf Klassen von Reservisten ausgebotcn worden. Es wird berichtet, datz wahrscheinlich Ismet Pascha die Operationen zur Unterdrückung des Aufstandes befehligen wird. Der türkische Botschafter in Berlin Kemal Eddin Pascha wird ebenfalls als möglicher Befehls haber genannt. In Flugblättern, die von Aufständischen verbreitet werden, heisst es: „Euer Kalif erwartet euch. Kein Mohammcdanisnius ist ohne Kalifat möglich. For dert das Scheriat! Die jetzige Regierung ist gegen die Religion, der Unglaube durchdringt die Schulen." i Im östlichen Vorderasien, in jener Gegend, die geographisch den Namen des armenischen Berglandes trägt, in Kurdistan, brodelt es jetzt wieder einmal stärker. Eigentlich brodelt es dort immer, denn wohl an keiner Stelle des Erdballs herrscht ein solch buntes Gemisch ver- schiedner Völkerschaften, Nassen, Stämme, Religionen und — soweit man davon überhaupt reden kann — Kulturen wie in jener Gegend. Kurden und Araber, Armenier, Perser und Türken wohnen dort durcheinander im bunte sten Gemisch. Mohammedanismus in seinen verschiedenen Sekten, armenisches Christentum und persische Feueran betung, dazwischen wieder andere christliche Sekten, dazu hie und da auch noch Europäer, deren einzige Religion allerdings das Geschäft ist, schwirren dort durcheinander. Und alle diese Völkerschaften und Religionen bekämpfen sich in erbittertster Feindschaft. Raub, Mord und Plünde rung aus rassischen, religiösen, aber noch öfter aus rein materiellen Gründen sind dort an der Tagesordnung. Da zu kommen die Interessengegensätze der europäischen Mächte, die dort im nördlichen Irak im Kampf um die Ölquellen aufeinandersioßen. Tas ist kein Kampf mit den Waffen, sondern ein Kampf der politischen Intrigen, der deswegen besonders leicht ist, weil man sich immer irgendeine von jenen Völkerschaften kaufen, als Partei gänger gewinnen kann. , Jetzt ist wieder einmal ein k u r d i s ch e r A u f st a n d gegen die türkische Angoraregierung, der dieses Gebiet dem Namen nach untersteht, zum Ausbruch gekommen und scheint größere Ausdehnung zu erfahren. Ein paar Städte, die am Südabhang des armenischen Berglandes liegen und an denen der Euphrat in seiner West-Ost-Rich tung vorbeiströmt, sind von den Kurden angeblich erobert worden. Und nun wird in die Welt hinaustrompetet, von englisch-amerikanischer Seite, daß die Bolsche wisten diesen Ausstand angezettelt hätten, um ein weiteres Vordringen der türkischen Macht nach Osten und Nordosten zu verhindern. Das Märchen ist wohl etwas allzu plump ersonnen. Vielmehr dürfte Lie andere Meldung viel rich tiger sein, die dahin geht, daß die Kurden um eine Wieder berstelluna des Kalifats kämpfen, einen Prinzen des deutschen Volkes hinaufführte. Auch der Gegner wird ihn nicht verkleinern, denn das hieße nur den Gegenstand des Kampfes herabsetzen. Millionen Deutscher, das darf nie vergessen werden, haben in Ebert doch ihren Führer ge sehen und sind ihm als treue Anhänger gefolgt —, ob zu recht oder unrecht, darüber wird erst eine spätere Geschichte das endgültige Urteil fällen. R. E. * (Werts Lebenslauf. Der erste Präsident der Deutschen Republik Friedrich Ebert wurde am 4. Februar 1871 in Heidelberg geboren. Sein Vater war der Schneidermeister Karl Ebert, feine Mutter bieß Katharina Hinkel. Der spätere Präsident des Deutschen Reiches besuchte nur die Volksschule, erlernte das Sattlerhandwerk in Hei delberg und verheiratete sich am 11. Mai 1894 mit Louise Rump. Er schloß sich der Sozialdemokratischen Partei an und wurde 1893 Redakteur der Bremer Bürgerzeitung, 1900 Ar beitersekretär. Ende 1900 trat er als Mitglied in den Vorstand der Sozial demokratischen Partei Deutschlands ein und wurde Vorsitzender der Zen tralstelle für die arbeitende Jugend. Von 1900 bis 1906 war er gleich zeitig Mitglied der Bremer Bürger schaft, 1912 erfolgte seine Wahl in den Reichstag. Seine Wahl zum Vor sitzenden der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands erfolgte 1913, zum Vorsitzenden der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion 1916, zum Vorsitzenden des Haushaltsausschusses des Reichs tages 1918. Nach der Umwälzung von 1918 wurde er Reichs kanzler am 9. November und war Vorsitzender des Rates der Volksbeauftragtcn. 1919 gehörte er der Weimarer National- Versammlung an. Am 11. Februar 1919 wählte die National versammlung ihn zum Reichspräsidenten. Der Reichs tag setzte ihn am 24. Oktober 1922 in das Amt des Reichs-) Präsidenten bis 30. Juni 1925 verfassunqsmäßig ein. f Hauses Osman wieder zum Kalifen gemacht wissen wollen. Damit wäre die englische Urheberschaft des Aufstandes gegen die Angoraregierung recht deutlich bewiesen, denn der Widerstand der mohammedanischen Welt gegen die Abschaffung des Kalifats erfährt von England stärkste Förderung. Allerdings ist der englische Versuch, den Emir Hussein von Mekka in diese Stellung zu bringen, in letzter Zeit infolge der Erfolge des Wahabitenstammes endgültig gescheitert. Es wird die Engländer eine ganze Menge Geld ge kostet haben, ehe sie Lie Kurden zu diesem Aufstand ver anlaßt haben, aber England steckt oft viel Geld in ein Ge schäft, das sich dann recht erheblich lohnen kann. Bekannt lich doktert der Völkerbund schon seit zwei Jahren an der Lösung der Mossul frage herum, also au der Ent scheidung darüber, wem die Gebiete am Südrand des armenischen Berglandes zugefprochen werden sollen. Viel Geld mag es auch deswegen gekostet haben, weil inzwischen Len Türken und den Kurden seit langem eine traditionelle Freundschaft besteht, die durch das gemeinsame Glaubens bekenntnis gestützt wurde. Vor allem aber gestützt wurde durch die erbitterte Gegnerschaft zwischen Kurden und Armeniern einerseits, Kurden und Arabern andererseits. Bei dem großen Verfolgungsfeldzug, den die Türken gegen die Armenier nicht ans religiösen, sondern aus ra-sisch politischen Gründen geführt haben und der sich steigerte, als die Jungtürken eine scharfe pantürkische Politik zu » treiben begannen, der schließlich seinen Höhepunkt in der radikalen Austilgung der Armenier während des Welt krieges erreichte, waren die Kurden die besten Helfer der Türken und die größten Nutznießer dieses Kampfes. Auch in dem Existenzkampf der Türkei gegen die Griechen nach Westen hin, gegen die Engländer im Süd-Osten, also gegen den Irak, standen die Kurden auf türkischer Seite. Die halbe oder ganze Freiheit, deren sich Kurdisten so wohl unter dem Regime eines Abdul Hamid ebenso wie unter dem der Jungtürken erfreute und die ihren Grund in der schweren Zugänglichkeit des Berglandes hat, be wirkte natürlich bei diesen halbwilden Völkerschaften auch einen Kampf der Kurdenstämme untereinander. Der Grundsatz der Blutrache ist dort eine Selbstverständlichkeit und führt, wie anderswo, so auch dort, zu einem un aufhörlichen Kampf aller gegen alle. Die Türken haben sich den Meldungen zufolge gegen die Aufständischen des einzigen modernen Kampfmittels bedient, von dem man sich unter diesen Schwierigkeiten einen Erfolg versprechen kann, nämlich der F l u g z e u g e, ein Verfahren, das sie den Engländern abgesehen haben, nachdem sie es am eigenen Leibe verspürt hatten. Daß die Russen den Kurden Unterstützung angedeihen lassen kön nen, ist an sich nicht unwahrscheinlich, da das Verhältnis zwischen Rußland und der Türkei ein nicht sehr freund schaftliches ist; denn Angora hat seine Wünsche, wieder nach Baku, an das Kaspische Meeer, also an den Hauptsitz der kaukasischen Pctroleumindustrie vorzustoßeu, keines- weas aufaeaebeu. Unmittelbare Verbindung aber Haven Teilweise Mobilisierung in üer Türkei.