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Amts- Md gnMgeblatt Mr den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock um- -essen Umgebung »QlOHO»»" SS***«»*«"«"" s2r Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, s ^UgcviUll Neuheide, Gberstützengriin, Schönheide, - MVLLLKLLZS-- Schönheiderhammer,Sosa,UntersWtzengrün,wildenthalusm Cel^Kdr.: Amtsblatt. Kernsprecher Nr. 2lv. Drucker und Verleger. E«tl Hauaedohn, verantwortl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. — ----- -—-7- - - -7 ^...-7,..^.. .... «1. LSL Dienstag, den 28. In« INI4 >4444444444444444444444444444444444444444 vrzugspreis vierteljährl. M. I.SO einschliehl der „Ällustr. Unterhaltungrblatts" und der ! humoristischen veilage „Seifenbialen" in der Expedition, bei unserenvoten sowie bei allen : Reichspostanstalten. Bklauntmachllllg. Es wird hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht, daß den Unteroffiziere« «nd Mann schaften der Armee dienstlich verboten ist, innerhalb ihrer eigenen oder einer fremden Truppe oder Behörde, Zivilpersonen oder den Handwerksmeistern der Truppen u. der militärischen Anstalten usw zur Au»»b««g de» »ewerbebetriebe- Beihilfe r« leiste«, insbe sondere durch Vermittelung oder Erleichterung des Abschlusses von Kaufgeschäften, Versicher ungsverträgen und dergleichen. Den Unteroffizieren und Mannschaften ist befohlen, von jeder an sie ergehenden der artigen Aufforderung ihren Vorgesetzten Meldung zu machen. Dresden, den 23. Juli 1914 Kriegsministerium. v. Carlowitz. Ueber das Vermögen der SchnittwarengeschüftSinhaberin U»!»!» verw. Uolim»«» in Eibenstock wird heute am 25. Juli 1914, vormittag« 11 Uhr das Aontnr-verfahre« eröffnet. Der OrtSrichler Alban Meichsner in Eibenstock wird zum Konkursverwalter er nannt. Konkursforderungen sind bis zum 28. August 1914 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über tue Beibehaltung deS ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalter- sonne über die Bestellung eines GläubigrrauSschusseS und eintre tenden Falles über die in ß 132 der KonkurSordnung bezeichneten Gegenstände — auf den 24. August 1914, vormittags 10 Nyr — und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf dm 18. September 1914, vormittags 10 Ayr — vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verab folgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für die sie auS der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 24 August 1914 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Eivenstoil. Dienstag, den 88. Juli 1S14, nachmittag- 2 Uhr soll in Langs Restaurant hier 1 Tefcht« und 1 goldene Kette öffentlich gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Eibenstock, den 27. Juli 1914. Der Ratsvollzieher der Stadt Eibenstock. Vas Lisen spricht. „Nun weg mit Feder und Papier, und Säbel her und Flinte!" Diese Devise ist der Ausganspunkt der ungeheueren Spannung, die seit rleberreichung der österreichischen Note alle Welt beherrschte. Ain Sonn abend abend in der 7. Stunde hatte Vie Spannung überall, vornehmlich aber wohl in Oesterreich, Ser bien, Deutschland und Rußland einen Grad erreicht, der wohl nur mit dem der Julitagc des Wahres 1870 verglichen werden kann. Selbst hier in Eibenstock hatten sich gleich nach Einlaufen der ersten Depeschen große Menschenansammlungen eingefunden, die be gierig nach dem ersten Extrablatt haschten, um dann, als sie es in Händen hielten, „Bravo" u. „Hurra" zu rufen. Die ersten entscheidenden Nachrichten, die wir durch Extrablatt gegen 8V? Uhr Herausgaben, dürften überall schon zu bekannt sein, als daß ;ie hier noch einmal wiederholt würden. Wie die Ablehnung der österreichischen Note vor sich gegangen ist, mögen unsere Leser aus nach stehender ausführlicher Depesche ersehen: Berlin, 26. Juli. Der serbische Gesandt schaftsträger in Berlin hat, wie die „Telegraphen- Union" erfährt, heute früh von 'einer Negie rung folgendes Telegramm erhalten: „Gestern nachmittag um 5^ Uhr habe ich die Antwortnote auf die österreichisch-ungarische Note überreicht. Als der österreichische Gesandte die Note entgegen genommen hatte, erklärte er, er müsse diese erst mit seinen Instruktionen vergleichen und er werde dann sofort darauf eine Antwort erteilen. Als ich ins Ministerium zurückkam, erhielt ich von dem österreichischen Gesandten die Mittei lung, daß er durch die E r k l ä r u n g S e r - biens nicht befriedigt fei. Er verließ Belgrad mit dem gesamten Gesandtschaftsper- sonal und übergab die Gesandtschaft und deren Ar chiv dem deutschen Gesandten, dem er auch den Schutz der österreichischen Untertanen in Serbien übertrug. In der Antwort des österreichischen Gesandten war zugleich auch hervorgehoben, daß die diplomatischen Beziehungen nun mehr völlig abgebrochen seien. Die ser bische Regierung hat die Skupschtina zum 27. Juli einberufen und der Kronprinz hat im Namen des Königs den Mobilmachungsbe fehl an die Armee ausgegeben. Morgen oder übermorgen wird eine Proklamation -.rscheinen, in der gesagt wird, daß diejenigen serbischen Staats angehörigen, die nicht militärpflichtig sind, ruhig ihren Geschäften nachgehen können. Die Militär pflichtigen müssen sich sofort zu ihren Kommandos begeben, um Serbien zu verteidigen, wenn es an gegriffen werden sollte. Heute abend werden sie weitere Informationen erhalten, aus denen sie er ¬ sehen, daß wir in unserer Note bis an die äußerste Grenze des Möglichen gegangen sind. Pasitsch." Ueber das Zustandekommen der Ablehnung der österreichischen Note berichten verschiedene ringslau- fene Telegramme noch recht interessante Einzelheiten. Vornehmlich soll es Rußland gewesen ;ein, daß den Brand geschürt. Hervor geht dies zunächst aus den nachfolgend verzeichneten Meldungen: Wien, 26. Juli. Ueber die Ursache des Um schwungs in Belgrad wird der „Neuen Freien Presse" von unterrichteter Seite mitgeteilt, die Belgrader Re gierung wartete auf die Antwort aus Rußland, die um Vz4 Uhr eintraf und gelautet haben soll: „Bitte zu mobilisieren." Wien, 26. Juli. Hier verlautet, daß das Tele gramm, das die russische Regierung nach Belgrad richtete, und das die kriegerische Hal tung der serbischen Regierung hervorrief, einen großen Umfang gehabt habe. Ls heißt, das Tele gramm habe 2000 Worte enthalten und in ungemein scharfen Worten Serbien zum Widerstande ermutigt. Oesterreich hat natürlich ebenfalls sofort nach der Ablehnung der Note die Mobilmachung ungeordnet, die sich auch auf die Reserven und den Landsturm er streckt. Ueber die übrigen kriegerischen Maßnahmen, die Oesterreich ergriffen, klärt folgende Depesche auf: Wien, 26. Juli. Die Regierung hat eine Reihe von Verordnungen erlassen, die sofort in Kraft treten. Sic behandeln zunächst die Einschränkung der Befug nisse der politischen Verwaltung in Boston, der Herze gowina und Dalmatien, weiter die zeitweilige Unter stellung der Zivilpersonen unter die Militärgerichts barkeit, die Suspendierung staatsgejetzlichor Besinn mungen bezüglich der persönlichen Freiheit des Vereins und Bersammlungsrechtes, Briefgeheimnisses und der Preßfreiheit. Sie. enthalten weiter beschränkende po lizeiliche Anordnungen. Einstellung oer Wirksamkeit der Geschworenengerichte, die Unterstellung von Zivil Personen, die sich strafbarer Handlungen dem Staate gegenüber schuldig machen, unter Militarstrafgerichts barkeit, Einschränkung des Telefon und Telegraphen Verkehrs. Weiterhin enthalten die Verordnungen das Verbot der in Serbien erscheinenden Flugschriften und Revision der von dort anlangenden Flugschriften und die Behandlung der Postsendungen. Der Reichs rat wurde durch kaiserliches Patent geschlossen. Eine gleiche Verfügung ist vom Ministerium in Ungarn er lassen. Trotz des bitterernsten Standes der Lage mußte doch ein recht befreiendes Lachen ertönen, als die Nach richt von der Verhaftung des serbischen G e n e r a l st a b S - Chcfs bekannt wurde. Ueber die Festnahme wird uns heute noch folgendes berichtet: Budapest, 26. Juli. Der serbische Generalstabs chef Putnik, der auf der Durchreise von Gleichenberg verhaftet wurde, zog seinen Revolver und ver suchte Widerstand zu leisten. Ein Wachtmann fiel ihm in den Arm und entwand ihm mit geschicktem Griff den Revolver. Putnik wurde nach dem Platzkommando gebracht, während seine Tochter in einem Hotel ein logiert wurde. Daß zwischen Oesterreich und Serbien oer .Kriegs zustand tatsächlich bereits besteht, ging ulwn aus nu serer gestern durch Aushang bekannt gemachten Mel düng hervor, nach der die österreichischen Truppen die Brücken zwischen Semlin und Belgrad vesetzt haben. Nunmehr sollen aber auch schon die Kanonen gesprochen haben. Wahrscheinlich haben die Oesterreichcr Vie alten Befestigungswerke der „Stadt nnd Festung Belgerad" aufs Ziel genommen, um ungehindert einrücken zu können, uns wird telegraphiert: Budapest, 26. Juli. Hiesige Blätter be richten aus Semlin, daß in der Nähe der Stadt ein heftiger Geschützkamps im Gange zu sein scheint. Heftiger Kanonendonner ist vernehmbar, ohne daß man Grund hat, anzunehmen, oaß nch die serbischen Truppen zur Wehr gesetzt haben Sonst stockt der Nachrichtcnverkehr auffällig, was sich natürlich leicht damit erklären läßt, daß die ganzen österreichisch ungarischen Telegraphen und Telephon- linien zu militärischen Zwecken gebraucht werden. Das weitaus größte Interesse wendet sich ja naturgc mäß nicht dem österreichisch serbischen Kriege zu, viel mehr ist man am gcspantesten auf die Haltung Rußlands. Vielfach wird geglaubt, daß Rußland Serbiens wegen keinen Weltkrieg hcraufbeschwören würde. Wenn auch noch Hoffnung vorhanden ist, daß es nicht znm Acußersten kommt, so warnen wir doch vor übertrie benem Optimismus. Alle Anzeichen deuten vielmehr daraufhin, daß Rußland seinem Schützling helfend zur Seite stehen wird, zumal es ja Serbien znr Ablehnung der Note ermutigt haben soll, wie wir weiter oben gemeldet haben. Wie man in russischen Kreisen denkt, dürften am besten die nachstehenden Meldungen illu strieren: Petersburg, 26. Juli. Die Mobilisation d e r russischen Armee wird jeden Augenblick erwartet. In angesehenen Militärkreisen verlautet, daß General Rennenkampf, der Generalkommandant des Militärbezirks Wilna, und General Jwanosf der Gcncralkommandant des Militärbezirks Kiew, zu Armeeführcrn ernannt werden sollen. Ferner soll eine hochstehende Persönlichkeit, deren Name vorläufig noch nicht genannt wird, die aber keine andere als der Chef kommandant der Gardetruppen und des Militärbezirks von Petersburg, Großfürst Nikolaus Nikolajewitsch sein dürfte, mit der Führung einer Armee beauftragt wer den. Petersburg, 26. Juli. Zu der gestrigen Sitz ung des Kabinetts im Krasnoje Selo unter dem Vor sitz des Zaren hat Kriegsminister Luchomlinow mit großer Bestimmtheit erklärt, daß Rußland für alle Eventualitäten gerüstet sei. Bei dieser Gelegenheit wird ein bisher unverbürgtes Wort des Zaren kolportiert, der angeblich gesagt haben >oll: „Der Handschuh ist hin geworfen, ich hebe ihn auf." Da dieses Wort von panslawistischer Leite gemeldet wird, bleibt seine Bestätigung abznwarten.