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Ottendorfer Zeitung Lokal-Anzeiger für Ottendorf-OKMa und U »»»« »»« «»I» «»»I »»»I INI» s üitnUltiiiS' M AiWatt MWWll Postscheckamts Lch>^ Nr. WI4S. Dirft Aettung serüffenüichl die des GemrÄLeraLSÄ Mit d« V-Lrtze» ^««« Züsstrterte-, M Vttendorf-DLM«. «»v» »sd L«k«* »ch ,vn Nummer ^09 Freitag den ^7. September ^926 25. Jahrgang OertlicheS ««d Gächfisches. Dttendorf-Vkrtlla, den is. September ^9rs. — In dec ktzlen Gemrindeorrordnetrusitzung am 14 September d. I. wurde Kenntnis genommen von einer Ver- sügung der AwtShauptmannschaft über Annahme von Dar. lehen durch di« Gemcindrn und von einer Verordnung des Arbeit« und Wohlsahrttministerium« über die Unterbringung obdachloser Familien in Wcrkwohnungen. Zu dieser Ent» scheidung Halle ein Fall in Ottendorf-Olrilla Veranlassung gegeben. Da» Vorgehen der Gemeindebehörde wurde in der Entscheidung de« Ministerium« im Gegensatz zur Ent» scheidung der Kreithauptmannschaft sür zulässig erklärt. Herr Wirth erhob namen« der kommunistischen Fraktion schärfsten Protest gegen die Handhabung der Geschäst«. ordnung durch den Vorsteher Herrn Zech und verwiest dabei aus Vorgänge in der letzten Sitzung. Herr Zech erklärte seine Maßnahmen al« zu Recht bestehend. Herr Bürger- meister Richler berichtete hieraus eingehend über die Wasser leitungrangelegenheit. Von 550 au«gegeben Fragebogen waren 417 eivgrreicht worden. 262 Besitzer erklärten sich sür den Anschluß aus. 133 Fragebogen waren noch au«- stehend. Die meisten Anschlußerklärungen kamen naturge mäß au« Ortigebieten mit ungünstigen Wafferverhältnissen. Die Landwirtschaft verhält sich mit wenigen Ausnahmen ablehnend, ebenso da» sogenannte Oberdorf. Die Industrie gebiete waren mit geringen Ausnahmen für den Bau. Ob man Ort»tetle mit wenigen Anschlußerklärungen zur Min derung der Baukosten von der Zuleitung «»«schließen kann, must da« Urteil de« Sachverständigen bestimmen. Erfahrungsgemäß entschließen sich viele Besitzer erst während der Bauzeit. Unrentable Leitungen müssen andererseits auch möglichst vermieden werden. Die künftige Entwicklung der Gemeinde darf bei dieser wichtigen Frage nicht unbe achtet bleiben. Die Entwicklung wird zweiftllos durch die Wasserversorgung günstig beeinflußt werden. Di« in Aus sicht genommenen Sachverständigen halten ihre Honorar- sorderung nach Verhandlung erheblich ermäßigt. Mit 15 Stimmen wurde Herr Ingenieur Weder in Bautzen gewählt. 3 Stimmen entfielen auf Ingenieur Göbel in Zwickau. Den Vorschlag de» Herrn Bürgermeister Richter, den Ver trag mit den Sachverständigen in Gegenwart de« Bau- ausschuffe« zu beraten und abzuschließen, wurde einstimmig angenommen. Der Antrag der K. P. D. Fraktion au Gewährung einer Pauschalvergütuug für Ausnahme amtl. Bekanntmachungen in der Arbeiterstimme wurde mit 14 gegen 4 Stimmen abgelehut. In der Aussprache wurde von Herrn König eine gleichmäßig« Behandlung der betr. Leitungen gefordert. Solange die Ottendorfer Zeitung keine Entschädigung erhalte, könne seine Fraktion nicht für den Antrag stimmen. Bekanntlich wurde unserem Blatte durch Beschluß der Linksparteien die Vergütung entzogen. Ein Antrag de» Herrn König auf Bereitstellung eine« geeigneten Raume« für die geheimen Sitzungen wurde dem Bauaus- schuß überwirßen. Herr Raser hatte hierzu beantragt, die öffentlichen Sitzungen künftig aus einem Saale abzuhalten, um der Oefsentltchkeit erhöhte Teilnahme zu ermöglichen. Mit Mehrheit wurde dieser Antrag abgelrhnt. Einem Vorschlag de« Wohlsahrtsau»schuffe< über Gewährung von Beihisfen an bedürftige Wöchnerinnen stimmte man zu. — Erntedankfest. Hisl«bereite Hände waren am Sonn- abend tätig, um mit den au« der Gemeinde gespendeten Blumen und Kränzen da» Gotte«hau« zu schmücken. Dazu brachten sie an den Gängen Spargelkraut au. Und auf dem Altarplatz legten sie Früchte und Brot und allerlei Er zeugnisse der Gärten und Felder und stellten geschmückt« Getreidepuppen dazu. Eine Menge schöne Herbstblumen krönten den Altar. Der Kiuderchor aber hatte wie immer dar Chor und dir Orgel mit Girlanden und Kränzen ge schmückt. So bot die Kirche ein liebliche«, die Herzen zur Andacht stimmende« Bild, al« die zahlreichen Besucher de« Ecntesestgotte«dienste« sich in ihr einfanden. Machtvoll durch- brausten die Choräle den heiligen Raum und jubelnd «klang dir Herzen mit sich fortreißend der Lobgesang de» Aemichtrn Kirchenchore»: Jauchzet dem Herrn! Der Ort». Pfarrer aber predigte über Ps. 118—1 und forderte auf lum Danke mit Herzen, Mund und Händen gegenüber dem allezeit freundlichen und gütigen Gott. Sine Kollekte für die Orgelerneuerung erbrachte über 35 RM. Noch am Nachmittag war die festlich geschmückte Kirche und der Kirch hof mit seinem im Blumenschmuck prangenden Gräbern das Ziel und di« Freude der Grmeindrglieder. Herzlichen Dank aber gebührt denen die au« Liebe zu ihrer Kirche die Spenden lieferten, und denen die sie «»brachten. Radeberg. Mit Einführung der neuen Kirchenoer. faffung am 1. Oktober d. I. wird auch die Ephorie Rade berg aufgelöst. Ein Teil ihrer Gemeinden kommt zur Ephorie Dresden II, darunter auch Ottendorf-Okrilla, die anderen zu den Superintendent»«» Kamenz, Bautzen und Löbau. Der Radeberger Superintendent Dr. Heber, dem ein« neue Ephorie der Lausitz zugedacht war, wird fortan mit dem Superin tendent al« Pfarrer in Radeberg verbleiben. E« entspricht dies dem Wunsche Dr. Heber« und gleichzeitig der Kirch gemeindevertretung. Dresden. Ein Vorsall, der leicht verhängnisvoll« Folgen hätte haben können, ereignete sich an einem der letzten Nachmittage auf dem Schillerplatz in Blastwitz. Dort waren aus dem Standplatz der Kraftdroschken mehrere Per sonen mit der Untersuchung de« Motors einer Kraftdroschke beschäftigt, als der Rotor plötzlich unvermutet ansprang und den Wagen in Bewegung setzte. Er fuhr auf zwei vor ihm haltende Kraftdroschken auf, die ebenfalls ohne Führer in« Rollen kamen. Der erste Wagen, bri dem sich der Stoß ungehemmt auswirken konnte, fuhr bi« in die Nähe der Gleisbauten der Straßenbahn, wo er von dem nacheilenden Wagenführer gebremst und zum Stehen gebracht werden konnte. Der Materialschaden dürfte unerheblich sein, da bri den Kraftwagen teils die Kühlerhauben, teil« die hintrren Benzintank« eingedrückt wurden. — Ein Kraftwagrnunfall trug sich am Montag in der neunten Abendstunde in der Münchner Straße zu. Al« ein Kraftwagen, der vom Nürnberger Platz hrrabsuhr, wegen eine« Straßenbahnzuge« anhalten mußte, wurde der Wagen vermutlich wegen de« plötzlichen Bremsen« und infolge der Schlüpfrigkeit der Straße gegen einen Baum geschleudert und beschädigt. Der Führer erlitt einige Verletzungen. Löbau. Nach einer au« Zittau bei der Krimminal- abteilung Bautzen eingegangenen Meldung soll der unter dem Namen Blinder Johann Lemierecz au« Polen am 3. September bei einem Schuhmacher in Hirschfelde gewesen sein, bei dem er sich Spitzen auf sein« Schuhe habe machen lassen. Ob der betreffende Mann tatsächlich der Gesucht« g«wese» ist, oder ob e« sich auch jetzt wieder, wie schon früher, um eine Verwechslung handelt, hat sich nicht fest stellen lassen. Meldungen, da« Lemirrcz noch an anderen Stellen in der Lausitz gesehen sein soll, liegen bisher nicht vor. Der Raubmörder ist etwa 30 Jahre alt 1,80 groß, hat hagere gebeugte Gestalt, krankhaft magere« häßliche« Gesicht, dunkle Augen, unter denen tiefe Ringe liegen, laug» Nase da« linke Auge blind, wa« jedoch nur durch einen leichten Schimmer erkennbar ist, dunkles, etwa« gelichtete» Haar, mehrere Narben auf der Stirn, die von Schrot- körnrrn herrühren, im Oberkiefer fehlen die Schneide- zähne. Neugersdorf. Wegen Anfertigung falscher 50- Pfeunig-Stücke und von 1-Mark-Stücken erhielt der Schuh macher A. Geißler vom Bautzener Schöffengericht sechs Monate Gefängnis. Er hatte die falschen Geldstücke schon in den Handel gebracht. Wurzen. Bei Zschorna am Sonutaguachmittag zwischen 3 und 4 Uhr ist da« Personenauto eines Eutritzsch« Kaufmann« verunglückt. Ein Insasse hat einen schweren Schädelbruch erlitten und ist in der Nacht zum Montag im Krankenhaus Wurzen gestorben. Die Ehefrau des Besitzers und Führer« trug Kopf- und Fußverletzungen davon und wurde ebenfalls nach dem Krankenhaus gebracht- Der Führer, der mit leichten Brustqurtschungen davongekonmeu ist, wurde dem Amtsgericht in Wurzen zugrführt. Leipzig. In letzter Zeit haben sich die Fülle ge mehrt, in denen «s raffinierten Leuten gelungen iß, außer Kur« gesetzte Geldscheine verschiedener Sorten an den Manu zu bringen. Besonder« schwer geschädigt wurde am Sonn abend ein hiesige« Unternehmen dadurch, daß sich ein An gestellter infolge Unkenntnis bewegen ließ, eine Reichsbank, note über 500 Mk. vom 27. März 1S22 in Zahlung zu nehmen. Plauen. Sonnabend früh zwischen 5 und 6 Uhr wurde auf dem Bahnkörper unweit de« städtischen Schlacht hofe« ein etwa 28 jähriger Manu tot mit abgefahrenen Kopfe und anderen schweren Verletzungen aufgefunden. Die nähere Untersuchung ergab, daß es sich um einen Monteur und Kraftwagenführer einer hiesigen Kraftwagenfirma handelte, der am Freitag abend mit einem neuen Opelwageu eines Arbeitgebers unbefugt «ine Ausfahrt unternommen Mr und so heftig gegen einen Straßenbau« gefahren war raß der Wagen zerschellte. Hierüber kopflos geworden und vermutlich durch den Autounfall verletzt, hat der junge Manu, der al« ordentlich und fleißig von seinen Arbeitgeber bezeichnet wurde, selbst den Tod gesucht. D«s deMsche Reichsehrenmal. Don Otto Riebicke. In einer Einmütigkeit, wie man sie nach dem sonstigen Für und Wider nicht erwartet hätte, haben sich die großen Frontkämpserbünde — Kyffhäuserbund, Stahlhelm, Reichs banner, Bund jüdischer Frontsoldaten — vor einigen Monaten beim Reichspräsidenten von Hindenburg zu sammengefunden, um als Sprecher des deutschen Welt kriegsheeres ihrem einstigen Generalfeldmarschall den Plan einer großen allgemeinen deutschen Kriegerehrung vorzu tragen. Die Spitzenorganisationen der Kriegsteilnehmer haben nach sorgfältiger Erwägung den Beschluß gefaßt, daß diese Kriegerehrung ihren Ausdruck durch ein heiliges Gebiet finde, das im Mittelpunkt des Deutschen Reiches, in der Gegend von Weimar, liegen soll. Dieser Vorschlag fand die Billigung des Reichspräsidenten. Trotzdem ist das Projekt, dessen Entscheidung dem Reichsrat und dem Reichstag obliegt, in unliebsamster Weise hinausgeschoben worden. Diese Verzögerung hat nun» mehr die obengenannten Verbände — denen sich des weite» ren u. a. noch angeschlossen haben: Reichsvereinigung ehem. Kriegsgefangener, Reichsverband der KriegsbeschÄrigten, Reichsbund der Kriegsbeschädigten und Zentralverband der Kriegsbeschädigten — wieder auf den Plan gerufen. Sämtliche Verbände haben vor einigen Tagen dem Reichs präsidenten, der Reichsregierung sowie dem Reichstag nochmals einmütig erklärt, daß sie nach wie vor an dem Gedanken des Ehrenhains bei Berka festhalten, zu dessen Ausführung endlich geschritten werden muß. Gleichzeitig verlangen diese Verbände aber auch eine erweiterte Fürsorge für die Kriegsbeschädig ten. Kriegerwitwen und Kriegerwaisen. Wir können wohl sagen, daß das einmütige Zusammen stehen der Frontkämpferverbände in dieser Frage eine Freude für jeden war, der sonst in unserem Vaterlande nur parteiische Zerrissenheit und Klassenhaß erlebt hat. Man kann hier wohl nicht mit Unrecht von einem Front geist sprechen, der das Kleinliche hintenansetzt, um dem Großen zu dienen, von einem Sieg des Idealismus. Aber das gute Beispiel der Frontkämpferorganisa tionen, alles Trennende in dieser Frage wenigstens außer acht zu lassen, droht leider wieder unter dem parteiischen Einfluß einzelner Personenkreise ausgetilgt zu werden. Wir erleben seit einigen Wochen einen Meinungsstreit über den Platz des Chrenhains, der dieser heiligen Sachs unwürdig ist. Schon scheut man sich nicht, das Reichs ehrenmal mit geschäftlicher Ausbeutung in Verbindung zu bringen, schon sucht man in die Einmütigkeit Ler Front kämpferverbände einen Keil dadurch hineinzutrsiben, daß man beispielsweise mit parteipolitischer Mache dem Kyff häuserbund vorwirst, er trete für die Nheininseln ein, weil ihn Weimar an die „unselige" Verfassung --»innere und er ein „Rachemal" gegen Frankreich brauche. Man tut dies trotz der Erklärung des Kyffbäuserbundes, daß er fest zu dem mit den andern Organisationen geschlossenen Pro gramm stehe, für ihn nach wie vor nur Weimar sVerka) in Frage kommt und er seiner ganzen inneren Einstellung nach auch nicht im entferntesten daran denke, durch den Ehrenhain den Gedanken der Vergeltung aufkommen zu lassen. Wir erleben so das Tieftraurige, daß die ideal geplante Heldenehrung zum Profanen herabg'ewürdigt wird und daß man hier mit aller Gewalt hinstrebt, einen neuen Zankapfel für die Parteien zu gewinnen, die idealen Kräfte aber niederzudrücken. Die Ehrung unserer gefallenen Brüder soll eine Ehrung des gesamten Volkes sein. Den Geist dieser können echt und recht nur jene kennen, die mit ihnen Schulter an Schulter gestanden haben, die ihnen in Wetterbraus und Schlachtengrauen Kameraden waren. Diese aber sind in den großen Frontkämpferorganisationen zusammen geschlossen, darum ist ihre Stimme die Stimme der Toten, die wir ehren wollen, darum ist ihr Wort und ihre Mei nung das allein ausschlaggebende. Hier müssen die Parteien haltmachen, hier darf es nicht geschehen, daß kleine Interessentengruppen beunruhigend eingreifen. Hier muß die alte Wahrheit herrschen, die Tacitus eimnak in die Worte faßte, daß jede wichtige Handlung irgendein Unrecht gegen einzelne enthält, die aber aufgewogen wird durch den Nutzes für das Ganze. Wir wollen das große Ganze im Auge haben, die sittliche Pflicht, unsere zwei Millionen Kriegstoten so zu ehren, wie es allein ihrer würdig ist: durch einmütiges Zusammenstehen! Lasset am Grabe unserer Toten den Kampf ruhen» es ist heiliges Gebiet! ...