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Tageblatt Donnerstag» äen 17. September 1931 MNAeiger Mr das Erzgebirge «V—. ------ V «Aholt,»» »I. amtlich.» v«k-°»tm°ch»«^» »«« «ot.« »« «-»«»»» nicht, »«n««,. M, ichB, »,M Nr. 217 Dnnn«.<-t.-> I, '»»' 2S. Jahrgang Neuer Schritt Hoovers in Aussicht Stimmen für eine wefeMtzr LerlSageruag der Feierlahres Der Betrat de» Federal Reserve Board schlägt Verlängerung des Hoover-FeierjahreS auf drei bis fünf Jahre vor Washington, 15. Sept. Wie der im allgemeinen gut unterrichtete Korrespondent der „New York Evening Post" meldet, haben die Mitglieder deS Beirates deS Federal Reserve Board, die gestern abend zum Essen bei Präsident Hoover geladen waren, diesem geraten, unverzüglich das einjährige Moratorium für Kriegsschulden und Revara^'o- neu in ein drei- bis fünfjähriges Moratorium umzuwandein Führende Bankiers Amerikas drängen zu sofortigen Maßnahme» London, 1b. September. Der Washingtoner Korrespondent der Time» meldet: Es deutet vieles darauf hin, daß in den nächsten Wochen, vielleicht schon in den nächsten Tagen, «in« wichtige Ent wickelung in der amerikanischen Politik eintreten wird, die in einer Ausdehnung der Periode des Hoover-Planes bestehen würde. Führende Bankier» der Vereinigten Staaten dringen daraus, das, «in vier- oder fünfjährige» Moratorium für alle Kriegsschulden «klärt werde. Eie sind einstimmig der Meinung, das, di« Ungewißheit der jetzigen Lag« unberechenbaren Schaden anrtchtet, und daß die Beseitigung dieser Unsicherheit unbedingt notwendig ist. St« beharren darauf, daß entsprechend« Schritt« getan werden, bevor der Kongreh zusammentritt. Der Korrespon- dent fährt fort: Unzweifelhaft gibt es in der Regierung Männer, die mit ihnen einverstanden sind, aber es steht noch keineswegs fest, dah Präsident Hoover überzeugt worden ist. Alle«, was über seinen Standpunkt bekannt worden ist, zeigt, dah er nicht geneigt ist, einen Schritt der angegebenen Art zu tun, bevor der Kongreh seine Ansicht über da» ursprünglich« Moratorium geäußert hat. Inzwischen nimmt der Druck, der auf ihn ausgeübt wird, zu, und die finanziellen Argumente werden noch durch das politische Argu ment verstärkt, daß ein vier- oder fünfjähriges Moratorium den Hintergrund für eine Art deutsch-französische Annäherung bilden könnt«, die ernstlich gewünscht wird. Der Korrespondent schließt: Präsident Hoover würde es vorztehen, noch vielleicht sechs Monate zu warten. Jedenfalls dürste bald bekannt werden, ob er glaubt, daß eine solche Verzögerung noch möglich ist. Mellon für Verlängerung Washington, 15. Sept. Wie „New York Evening Post" weiter meldet, ist Schatzsekretär Mellon für eine Aus dehnung de» einjährigen Moratoriums für Kriegsschulden und Reparationen auf drei Jahre. — Die Bankiers sollen dafür eingetreten sein, daß man die gegenwärtig immobili sierten kurzfristigen deutschen Kredite, die sich aus 600 Mil lionen Dollar belaufen, in einzelne Gruppen einteile, damit sie von der Federal Reserve Bank rediskontiert werden können. Diese Vorschläge sollen im Laufe einer langen Erörterung gemacht worden sein, die nach dem Essen im Weißen Hause folgte, zu dem Hoover den Betrat deS Fede- ral Reserve Board eingeladen hatte. — ES scheint offenstcht- lich, daß die amerikanischen amtlichen Kreise keinesfalls eine vorzeitige Veröffentlichung hinsichtlich einer Verlänge rung deS Hoover-Moratorium» wünschen. Ein Beamter im Büro deS Präsidenten erklärte bezüglich der Meldung der „New Uork Evening Post": „Da» find reine Kombina- tionen." Der Beamte fügte hinzu, daß die Frage einer Verlängerung deS Moratorium» nicht Gegenstand irgend- einer Konferenz gewesen sei und daß das Weihe Hau» in dieser Hinsicht keinen Schritt ins Auge gefaßt habe. Man glaubt zu wissen, daß Hoover gestern abend aus einem Diner seine Gäste über ihre Meinung wegen der Notwendigkeit befragte, einen Beweis von Großzügigkeit hinsichtlich der Kredite für amerikanische und ausländische Unternehm»«- gen zu geben und über die Möglichkeit, den ungeheueren Goldvorrat der Bereinigten Staaten nutzbringend zu ver- wenden, ohne eine Inflation hervorzurufen. Churchill für Einberufung einer inter nationalen Goldkonferenz London, 15. Sept. Churchill (unabhängig-konserv.) schlug im Unterhause die Einberufung einer internationalen Konferenz zur Beratung der Goldsrage vor. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß eine solche Konferenz in der einen oder anderen Form zu einer Annullierung der Kriegsschulden und der Reparationen führen werde und fügte hinzu: Bon mehr als 2000 Millionen Pfund Sterling Gold besitzen Frankreich und die Bereinigten Staaten gegenwärtig 1350 Millionen oder zwei Drittel de» Golde» der Welt, von denen wahrscheinlich ein gewaltiger Betrag, der fich möglicherweise auf ein Drittel de» sichtbare« Golde» der Welt beläuft, ungenützt daliegt. Der Riiftungsstand Frankreichs Genf, 14. Sept. Beim Völkerbund find in den letz ten Tagen weitere Mitteilungen über den augenblicklichen RüstungSstand in den verschiedenen Ländern eingelanfen. Die französische Note versucht, die Zahlenangaben sehr stark zu verschleiern. CS ergibt fich jedoch auS einer Addition, daß die französische Landarmee 34 825 Offiziere und 603 000 Mann stark ist. Die Seesireitkräste Frankreichs betragen 4384 Offiziere und 58 339 Mann, die Luftftreitkräfte 42 554 Mann. Die Zahl der Flugzeuge beläuft fich auf 2139. Die Gesamttonnage der französischen Kriegsflotte ist mit 628 003 Tonnen angegeben. Kabinettrberatungen über die kommende Notverordnung Berlin, 15. Sept. Die Beratungen de» Reich»- kabinett» über die kommende große Notverordnung werden morgen fortgesetzt werden. G» ist.damit zu rechnen, daß sie in Dauersitzungen jetzt so gefördert werden, daß die Veröffentlichung der beabsichtigten Maßnahmen etwa am nächsten Dienstag erfolgen kann. In der gestrigen KabtnettSsitzung ist bekanntlich.be reit» der Anfang gemacht worden, und zwar mit der Beratung der Bankenfrage. Wie wir erfahren, haben diese Beratungen da» Ergebnis gehabt, daß ein Kura- torium gebildet werden soll, an dessen Spitze der Bankkommissar stetsten wird. Da» Kabinett hat die Beratungen noch nicht abgeschlossen. E» läßt sich aber jetzt schon feststellen, dah e» im wesentlichen der Vor lage folgt, die die Ressort- au-gearbeitet haben. Nur in einzelnen Punkten sind noch Abänderungen beab sichtigt, -. B. in der Frage von Ernennungen, die vom Reich-Präsidenten erfolgen werden, aber wühl nicht, wie ursprünglich beabsichtigt war, auf Vorschlag de» Kuratorium», sondern auf Vorschlag der Reichs regierung nach Anhörung de» Kuratorium». Da» Ku ratorium wird außer dem Kommissar und den beiden Staatssekretären des Reich-Wirtschaft»- und de» Reichs- stnan-ministerium», de« Retch-banrprästdenten und einem weiteren Vertreter der Reichsbank bestehen. GS wird -um Reich-wirtschaft»ministerium ressortieren. Tie Lösung de» Problem- de» Bankenaufsichtsamte», zu der man jetzt gekommen ist, liegt vor allem in der Richtung einer Ginsicht in die Devisen- und Kredits- Politik der Banken. Die Länderbesprechuiigeli in der Reichskanzlei Berlin, 15. Sept. In der Reichskanzlei fand heute vormittag die gestern'angekündigte Besprechung de» Reichskanzler» und de» ReichSfinanzmtnister» mit den Ländern statt. Sie dauerte bi» kurz nach 1 Uhr mittags. GS nähmen daran teil der bayerische Minister präsident Held, der sächsische Ministerpräsident Schieck, der württembergische Ministerpräsident Bolz, der hessische Ministerpräsident Adelung und für Baden Innenminister Meier und Finanzminister Matthes. Au» der Tatsache, daß nicht, wie gestern angenojmmen wurde, die Finanzminister, sondern die Ministerprä sidenten selbst zu dieser Besprechung nach Berlin ge kommen sind, ergibt sich schon, daß e» sich um ein« möglichst enge Angleichung der Maßnahmen der Länder an die de» Reiche« und nicht nur um finanzielle Pro bleme gehandelt Hat, obgleich sie natürlich in allen Erörterungen gegenwärtig die Hauptrolle spielen. Verhandlungen de» deutsch-russischen Schlichtungsausschusse» Berlin, 1v. September. Di« Verhandlungen des deutsch- russischen Schlichtungsausschusse, werden am Donnerstag vormit tag in Berlin beginnen. Bei diesen Besprechungen handelt es sich um ein« alljährlich stattfindende Zusammenkunft deutscher und russischer Vertreter, di« einer Bereinigung der sich im Laufe de» Jahre« ergebenden Differenzen bei der Durchfühung der deutsch russischen Verträge dienen soll. Di* diesmal auf der Dagesord. nun« stehenden Fragen haben -war kein, ungewöhnliche politisch« Bedeutung, find aber andererseits für die an dem deutsch-russischen Wirtschaftsverkehr beteiligten Firmen und die Durchführung de, Wirtschastsoertehrs von Interesse. Antik in Genf Japaner, Perser und Norweger äußern ihre Anficht über die Unfruchtbarkeit der Arbeiten im Europaausschuß Genf, 15. Sept. Da» Schicksal de- europäischen StudienauSschusseS btldete heute den Gegenstand leb hafter Auseinandersetzungen im sechsten Hauptausschuß der Vollversammlung de» Völkerbundes, von japa nischer und persischer Seite, aber auch von dem Ver treter Norwegen» wurde eine ziemlich 'deutliche Kritik an den bt-hertgen Arbeiten des EuroPa-Au-schusse- ge übt und darauf htngewiesen, daß dies« Arbeiten bis her kein Ergebnis gebracht, sich aber durch Pie vielen Unterausschüsse für speztaleuropätsche Fragen allmckh- lich an die Stelle der eigentlichen VKIkerbundStätigtz leit gefetzt hätten. Ter europäische StudtenauSschuß sei lediglich al» ein einzelner Ausschuß gedacht ge wesen, habe fich aber.eine Reihe von Unterausschüssen angegliedert, deren Wert fraglich erscheine und die deshalb abgebaut werden sollten. ReichSaußenminister Tr. TurtiuS wandte sich ge gen diese Auffassung, e» sei nicht der Zweck der europä ischen Arbeiten, Europa wirtschaftlich von der übrigen Welt zu trennen, weil da» praktisch unmöglich sei. Man könne auch in diesem Augenblick die Arbeiten nicht einfach aufgeben, sondern man müsse da» Mandat de» Europa-Ausschusses verlängern. Der Vorschlag, jetzt an die Bildung der „Bereinigten Staaten von Europa" heranzugehen, scheine ihm verfrüht, da bet dem äugen blicken Zustande nur eine negative Entscheidung her auskommen .könne. Man müsse sich vielmehr puf di« wirtschaftlichen Arbeiten konzentrieren, da in ihnen da» Problem der Zett liege, und man müsse trotz aller Skepsis wenigsten» diese» Mittel anwenden. Auch Briand verteidigte feine Gründung, aber auffällig uninteressiert und schwach. In allgemeinen Ausdrücken wie» er darauf hin, daß die europäischen Arbeiten doch zur Schaffung neuer Märkte beigetragen und einigen Staaten di« wirtschastskrtst» erleichtert hätten. Wenn auch der Europa-Ausschuß die Kris« nicht habe beschwören können, so dürfe man doch das Kind nicht verleugnen, sondern müsse da» Stadium der jetzt aufgenommenen und anderer Fragen weiter fortsetzen. Briand stellte einen entsprechenden Gnt- schließung-entwurf der französischen Delegation für eine Verlängerung de» europäischen Mandat» in Aus sicht, der in der Vollversammlung zur Entscheidung vorgelegt werden soll. LurtiuS besucht Briand Genf, 15. Sept. Briand verläßt am Mittwoch vormittag Genf. Für T-ienStagnachmtttag ist ein Ge genbesuch des deutschen Außenminister» T«. LurtiuS bet Briand vorgesehen. MrWrSberjM S22 Millionen Der deutsche Außenhandel im August Berlin, 15. Sept. Die deutsch« Einfuhr im August beträgt 454 Millionen RM. Bon dem Rück gang gegenüber der tatsächlichen Juli-Einfuhr, der 84 Millionen RM beträgt, entfallen rund 40 Milli onen RM auf die Rotzstoffeinfuhr, SO Millionen RM auf die Leben-mitteletnfuhr und IS Millionen auf di« Ferttgwareneinführ. Di« Ausfuhr (ohne Reparations fach lteferungen) ist von 7S2 Millionen im Juli auf 776 Millionen im August gefallen. V«1 dieser (nicht saisonüblichen) Abnahme ist zu berücksichtigen, daß die Ausfuhr vom Juni zum Juli eine über daS saison mäßige Ausmaß hinausgehende Steigerung aufwie». Reparattonssachlieserungen betragen 26 (S5) Millionen. Di- Handelsbilanz für August schließt mit einem Aus- sührüberfchuß von 822 (Juli 254) Millionen RM und einschließlich der Reparattonssachlieserungen mit einem solchen von S4S (289) Millionen RM ab. Dingeldey beim Reichskanzler Berlin, 15. Sept. Der Reichskanzler empfing heute abend dm Führer der Deutschen Bollspartei, Äbg. Dingeldey, zu einer längeren Au-svvache. ES liegt auf der Hand, baß Abg. Dingeldey den Kanzler in erster Linie über die Auffassungen unterrichten wollte, die in der Pots damer Tagung seiner Reich-taaSfvaktion Anfang voriger i Woche -um Ausdruck gekommen sind, namentlich, soweit fit