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Amts- iiiiii Anzcheblatt für -en Wrk des Aintsgmchts Eibenstock und dessen Umgebung Verantwortlicher Redakteur. Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. DsSOWNNttSItl »itttelj. 1 M. 2b Pf. einschließl. de» .Illustr. UnterhaltungSbl.* a. der Humor. Beilage .Seifen- blasen- in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen RrichSpostanstalten. krlrgr.-A-rrstr. Amtsblatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar DienStag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionSpreis: di« kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. ^rrufprrchkr Nr. List. S8. 55. Jayrgang. ------- Sonnabend, den 16. Mai 1S«8 Grnndftücksversteigernng. Das zur Konkursmasse der Firma Lininriel» in Schönheide gehörige, an der Hauptstraße in Schönheide sehr günstig gelegene, aus der Brandstelle (mit 10420 Mk. in der Landesbrandkasse versichert), Garten und Hofraum bestehende Grundstück soll Mittwoch, -en 3. Juni vorm. 10 Uhr unter den vor der Versteigerung bekannt zu machenden Bedingungen an Ort und Stelle in Schönheide versteigert werden. Erstehungslustige werden dazu eingeladen. Nähere Auskunft erteilen der unterzeichnete Konkursverwalter und Herr Kaufmann Suiüo Lauraarrv in Schönheide. Eibenstock, am 13. Mai 1908. Justizrat LttLUrovIr. Sondcrbcitrüge zar Deckung des Bedarfs der Handels schule Eibenstock. -- Die Handelskammer Plauen hat beschlossen, wiederum Sonderbeiträge zur Deckung des Bedarfs der Handelsschule Eibenstock von den Beteiligten des Amtsgerichts bezirks Eibenstock mit dem auf den 30. September d. I. anstehenden Steuertermin zu er heben. Diese Sonderbeiträge, und zwar für die Beitragspflichtigen der Stadt Eibenstock in Höhe von 3 Pfennig und für diejenigen der Landgemeinden Carlsfeld mit Weitersglasbütte, Neidhardtstal, Schönheidcrhammer und Wolfsgrün in Höhe von 2 Pfennig für jede Mark des Steuersatzes auf das Einkommen aus Handel und Gewerbe für das Jahr 1908, werden hiermit gemäß der Verordnung des König!. Ministeriums des Innern vom 18. Oktober 1904 ausgeschrieben. Plauen, den 12. Mai 1908. Die Handelskammer. Rössing, 1. stellv. Vorsitzender. vr. Dietrich, Syndikus. Wukay Kajid. Nach den letzten Nachrichten scheint es, als ob Mulay Hafid aus dem Wettlauf der beiden Sultane nach Fez — nach dem Tempo der Märsche marokkanischer Truppen ist es mehr ein Wettkriechen — als Sieger hervorgehen werde. Aus der Menge widersprechender Nachrichten gewinnt man allmählich den Eindruck, daß es Mulay Hafid gelungen ist, im Hinterland von Casablanca, d. h. an den französischen Truppen des Schauja genannten Gebietes vorbei, auf Fez vorzurücken, und daß er dort festlich empfangen werden soll, während Abdul Aziz seine Herrschaft, und zwar nur mit Hülfe der französischen Schiffe und Truppen, auf das Küsten land beschränkt sieht. Die von Mulay Hafid nach Europa gesandten Unter händler behaupten, daß ihr Herr nicht nur tatsächlich, son dern auch rechtmäßig Sultan von Marokko sei, nachdem sich die Ulemas (die Geistlichkeit) in einem Gutachten zu seinen Gunsten ausgesprochen hätten. Auch wenn das richtig ist, so fehlt ihm doch noch die Anerkennung der Mächte. Er ist noch kein völkerrechtlich anerkannter Souverän, kann da her auch für seine Sendlinge nicht die Rechte von Gesand ten in Anspruch nehmen. Hätten wir die nach Berlin ge schickten Marokkaner als Gesandte behandelt und mit ihnen Verhandlungen gepflogen, so wäre darin eine Anerkennung Mulay Hafids als rechtmäßiger Sultan, also auch eine Ein mischung in den inneren Thronstreit Marokkos enthalten gewesen. Die französische Presse zeigte sich anfangs sehr gereizt darüber, daß die deutsche Regierung die Abgesandten Mulay Hafids nicht einfach abweisen, sondern anhören wollte. Ueberhaupt ist eine Zunahme der Gereiztheit bei unseren Nachbarn bemerkbar. Frankreich hatte den Sultan Abdul Aziz und den Machsen (etwa so viel wie Staatsrat) glück lich nach Rabat geholt und ganz unter französischen Ein fluß gebracht. Mulay Hafid, dessen Macht in demselben Maße zunahm wie der Widerwille der Marokkaner gegen die Franzosenfreundlichkrit ihres bisherigen, in Rabat mit der Ehrenlegion geschmückten Sultans, galt in Frankreich bisher nur als Rebell. Ihn zu bekriegen, würde nicht bloß eine erhebliche Verstärkung des französischen Expeditions- korvs erfordern, sondern auch die französische Regierung in Widerspruch mit ihren eigenen feierlichen Erklärungen setzen, die lauteten: Wir gehen weder nach Fez noch nach Marra kesch und möchten die zu einem Kriege ausgeartete Sühne aktion bei Casablanca möglichst bald beendigen. Die Ner vosität der Franzosen erklärt sich also aus der Besorgnis, daß sich der „Rebell- Mulay Hafid mächtiger im Innern erweisen werde als ihr widerwilliger Schützling Abdul Aziz. Inzwischen hat man in Paris eingesehen, daß sich gegen die von der deutschen Regierung gewählte Form des Em pfangs der Abgesandten des Gegensultans — einfaches An hören ihrer Wünsche durch einen beauftragten Beamten — nichts Triftiges ernwenden läßt. Dieselbe Einsicht wird sich hoffentlich auch bei der deutschen Marokkogesellschaft ein stellen, die einen offiziellen Empfang verlangte und diesen Anlaß zu einem Protest gegen die französische Marokkopoli tik benutzt sehen wollte. Da, wie oben gezeigt, der Anlaß ungeeignet war, so hätten wir mit einer Uevertreibung der ganzen Gesandtschaftsfrage nur Frankreich provoziert und die französisch-englische Entente sowie den ohnehin schon großen Einfluß der französischen Marokkointeressenten ge stärkt, ohne uns selber einen Vorteil zu verschaffen. Die Verlegenheit, in I s. ' ' " Sinken der Macht von rage nur >e Entente selber einen Vorteil zu verschaffen. Die „ , , der sich die französische Politik durch die fortdauernden Kämpfe bei Ca ablanca und durch das tiefe Sinken der Macht von Abdul Aziz befindet, ist deutlich ge nug erkennbar. Es läßt sich auch nicht leugnen, daß an der ungünstigen Entwickelung der inneren Verhältnisse des Scherifenreichs französischer Uebereifer mitschuldig ist. Demgegenüber kann die deutsche Politik nichts besseres tun, als sich ruhig und fest auf dem Rechtsboden der Algesiras- akte zu halten. Tagesgefchichte. — Deutschland. Der Tätigkeit des Reichs tages während der letzten Session ist nun auch von Kaiser Wilhelm in einem an den Reichskanzler gerich teten Telegramm hohes Lob und warme Anerkennung gespen det worden. Zugleich hat der Monarch damit seinen aufrich tigen Dank an unsern Reichskanzler Fürsten Bülow verknüpft, auf dessen geschickte und unermüdliche Bemühungen das erfreuliche Ergebnis in erster Linie zurückzuführen ist. Wenn je ein kaiserlicher Dank verdient war, so ist es dieser. Den Umschwung zum Besseren, den unsere inncrpolitische Lage seit der Jahreswende 1906/07 aufweist, verdanken wir in der Tat so gut wie ausschließlich der zugleich kraftvollen und klugen Leitung der Dinge durch den mit der Führung der politischen Geschäfte beauftragten Staatsmann. Zentrum und Sozialdemokratie werden die kaiserlichen Worte wenig ange nehm in die Ohren geklungen haben, wird diesen Parteien ja hiermit doch von autoritativster Seite die Erfolglosigkeit ihrer auf das Scheitern der Blockpolitik gerichteten Bemühungen bestätigt. Zum Schluffe seines Telegramms spricht der Kaiser den Wunsch aus, daß die bisherige nutzbringende Arbeit des Reichstages demselben ein Ansporn sein möge, die großen ihm noch bevorstehenden Aufgaben in gleich erfolgreicher Weise zu lösen. In allen patriotischen Kreisen wird dieser Wunsch sicherlich den lebhaftesten Widerhall finden. — Der Staatssekretär des Neichsschatzamts Sydow hat bekanntlich vor einigen Tagen in den Residenzstädten der größeren Bundesstaaten einen Besuch abgestattet. Daß er hierbei mit den einzelstaatlichen Finanzministern nicht lediglich über das Wetter gesprochen hat, konnte man sich ohne größere Kombinationsgabe wohl denken. In einer Berliner Zuschrift der Kölnischen Zeitung wird noch besonders betont, daß der Staatssekretär seine Reise dazu benutzt habe, um die Frage der Reichsfiuanz re f o r m mit den maßgebenden In stanzen zu erörtern, bevor die preußische Regierung ihrerseits sich über die dem Bundesrat zu unterbreitenden Pläne schlüssig macht. So lange dies nicht geschehen, seien alle Nachrichten, daß bestimmte Steuervorschläge dem Bundesrat oder Reichs tag vorgelegt werden sollen, oder aus dem Kreise der Erwä gungen ausgeschlossen sind, jedenfalls mit großer Vorsicht auf zunehmen. Herr Sydow will also den Schleier von seinen Plänen vorläufig noch nicht lüften. — Der Bundesrat hat der Münznovelle in der vom Reichstage bestimmten Form und damit auch der Wiederausprägung von Dreimarkstücken zu gestimmt. — Das Kammergericht in Berlin hat den Haftent- lassungsantrag des Für st en Eulenburg a b - gelehnt. — Hohkönigsburg. 13. Mai. Ihre Majestäten, der Kaiser und die Kaiserin, trafen mit den Prinzen August Wilhelm, Oskar und Waldemar von Preußen nebst Gefolge heute mittag 12 Uhr unter dem Donner der Kanonen und dem Geläute der Kirchenglocken auf der Hohkönigsburg ein, wo sie von dein Kaiserlichen Statthalter Grafen v. Wedel und dem rcichsländischen Ministerium empfangen wurden. Nach dem Abschreiten der Front der Ehrenkompanie, die das 8. rheinische Jägerbataillon stellte, begab sich das Kaiserpaar unter den Zurufen der auf der Zuschauertribüne befindlichen Personen nach dem Kaiserzelt, wo sich Staatssekretär v. Beth- mann-Hollweg, die Behörden, die Mitglieder des Bundesrats und andere emgefunden hatten. Hierauf begann der Festzug des Vereins Hohkönigsburg, der den Einzug der Gebrüder Sickingen im Jahre 1533 darstellte. Nachdem der Zug in die Burg eingelreten war, betrat Se. Maj. der Kauer den ersten Burghof, wo Staatssekretär v. Bethmann-Hollweg eine Ansprache an den Kaiser hielt und ihm den Schlüssel der Burg überreichte, worauf Se. Maj. dankte und den Schloß hauptmann, UnterstaatSsekretär Freiherrn Zorn v. Bulach, aufforderte, daS Burgtor zu öffnen, worauf der feierliche Ein zug erfolgte. Die ganze Feier wurde leider durch strömenden Regen stark beeinträchtigt. Um 2 Uhr nahmen die Maje stäten im Rittersaale das Frühstück ein und verließen gegen 4 Uhr die Burg und fuhren im Automobil nach Straß burg i. Els., wo sie um 6'/< Uhr eintrafen. Beim Statthalter Grafen Wedel fand abends Diner statt. — Aus Anlaß der Einweihungsfeier auf der Hohkönigsburg hat Se. Maj. der Kaiser verschiedene Auszeichnungen verliehen. — In Schwerin wurde eine außerordentliche Sitzung des gemeinsamen Landtages der beiden Großherzog tümer Mecklenburg durch eine Thronrede des Groß herzogs Friedrich Franz eröffnet, welche die Grundzüge eines Entwurfs einer mecklenburgischen Verfassung bekannt gab, für welche folgende Hauptgesichtspunkte grundlegend sein sollen: Einführung einer Repräsentativverfassung durch die Bildung einer neuen Landesvertretung zur Hälfte aus ge wählten Vertretern der als Körperschaften des öffentlichen Rechtes von Bestand bleibenden Ritterschaft und Landschaft und im übrigen, außer einigen vom Landesherrn zu ernen nenden Abgeordneten, aus gewählten Vertretern, welche zum kleineren Teil von den einzelnen Bemssständen, zum über wiegenden Teile aber durch allgemeine indirekte Wahlen der gesamten Bevölkerung unter Trennung von Stadt und Land und unter Abstufung des Wahlrechts nach Bildung und Be sitz zu wählen sind. — Kreta. Die Schutzmächte Kretas haben die all mähliche Zurückziehung der internationalen Truppen beschlossen. — Marokko. Tanger, 13. Mai. Die franzö sisch-spanische Polizei truppe hat heute ihren Dienst ausgenommen. Die Spanier sind in der Stadt stationiert, die Franzosen außerhalb der Stadt. — Casablanca, 12. Mai. Hier hat ein ernster Zusammen st oß zwischen spanischen und franzö sischen Tirailleuren ftaltgefunden. Die Spanier schossen zuerst auf französische Zuaven, die das Feuer erwi derten. Ein Spanier wurde getötet, ein Spanier und zwei Franzosen verwundet. Infolge dieses Zwischenfalles ergriff Oberst Desmonstiers Besitz von der Polizeigewalt in dem den Spaniern vorbehaltenen Teile des Gebiets. — Amerika. Wie aus Newyork berichtet wird, hat sich Andrew Carnegie bereit erklärt, eine Summe von 25 Millionen Dollar (100 Millionen Mark) zur Gründung einer neuen Universität herzugeben, die in Washington ihren Sitz haben und den Namen „National Unioersity of the United States* erhalten soll. — Indien. Die erste und zweite englisch-indische Brigade sind in das Gebiet der Mohmands eingerückt. — China. Aus New-York wird der „Köln. Zeitung* telegraphiert: Der in Seattle aus China eingetroffene Dampfer „Tits* meldet, kürzlich habe eine Springflut an der Mündung des Jangtse-Kiang einen großen Teil der Hafenstadt Hankau zerstört. 10000 Chinesen seien um - gekommen. — Der Name der Stadt ist natürlich falsch. Hankau liegt tief im Innern Chinas. Gemeint ist vermutlich Chaiigchou. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 15. Mai. Herr Stadthauptkassierer Beger hier feiert heute sein silbernes Ehejubiläum. An läßlich dieses freudigen Tages wurden dem geschätzten Herrn Jubilar und seiner Gattin vielfache Beweise der Liebe und Hochachtung zu teil. Stadtrat und Stadtoerordnetenkollegium übermittelten schriftlich aufrichtigste Glückwünsche. Die Ver einigung städtischer Beamten gratulierte durch eine Deputation, die ein wertvolles Bild mit den Photographien sämtlicher städtischen Beamten überreichte. Eine Abordnung des Be amtenvereins sprach die Glückwünsche dieses Vereins, dessen Mitbegründer und erster Vorsteher der Jubilar war, unter Ueberreichung der Urkunde über die Verleihung der Ehren mitgliedschaft im Beamlenverein aus. Die „Stimmgabel* brachte dem Jubelpaare gestern Abend ein Ständchen dar. Möge es dem Jubilar und seiner Gattin vergönnt sein, noch