Volltext Seite (XML)
Sonnabenck, IS. Juli ISIS Nr. ISS S. Jahrgang. »I Atlhere« fleh« an anderer Stell». HW- Mutmaßliche WMMmg am LV. Juli: Südwvst- wind, aufheiternd, wärmet, tyocken, Gewitteirneigunz. -Hw: rumänische Diplomatie trotz de» mühelosen Gewinne-, der den Lrchchen zuMt, an den Las legt, beweist, daß die« Interesse am Gleichgewicht nicht nur erheuchelt war, um krasse Eroberungssucht zu bemänteln. Ue ver windet man in Sofia den Wohl begreiflichen Grimm und Schmerz über Rumänien» Einbruch, so ist ein billiger Vergleich mit dem Donaustaat« auch Heut« woHl noch möglich. Einigen sich aber Rumänien und Bulga rien, so liegt für Rumänien aller Grund vor, ein« alhzu große Schwächung de» Reich« de» Koburger zu verhindern. Denn dann würde da» Gleichgewicht am Balkan zwar nicht mehr durch Bulgarien, aber durch Serbien oder Griechenland gestört? Da» wider- spräche entschieden allen Absichten Rumänien». E» ist daher begreiflich, wenn! man in Belgrad schon heute ein gewisses Unbehagen über Rumänien» Politik eMp- /findet? die Herren merken eben, daß Karl I. und seine Ratgeber sich nicht zu Werkzeugen großserbischer Pläne hergeben. Und man sollte meinen, e» werde die Dretbunddiplomati« und vor allem den Grafen Berchtold reizen, jetzt mit aller Kunst dabei zu Helfen, die Fäden zwischen Bukarest und Sofia Wieder anzu- tznüpfen. Damit wär« nicht nur dem Weltfrieden, son dern auch dem Dreibund», der in der vallankrise so wenig Freude erlebt Hat, gedient. Diese Nummer umfaßt 1k Seiten. Außerdem liegt das achtseitige illustr. EonntagsVlatt bei. «IUP, «Hai« e»a»ai«i«»» »at,»,«a. MMWWWMMMMWWW Rumäniens Polizeiaktion. 'M? Die hohe Diplomatie ist wieder einmal in Nöten. MS am 30. Mai in London Mit Mütze und Not ein Prä- liminarfrtede zwischen dem Balkanbund« und der Pforte zustande gebracht war, Wurde die europäisch« Diplomatie als Hort und Retter de» Friedens gepriesen. Mm 30. Arni bereit« War der frische fröhliche Krieg, Wenn man diesen Ausdruck auf da» Morden und Brennen am Balkan überhaupt noch anwenden darf, wieder im Gang«. Und angstvoll sehen wieder Diplomaten wie Bürger nach dem Wetterwinkel im Südosten. Wieder einmal traut in dem europäischen Konzert kein Spieler dem» anderen so recht. Jede Macht fürchtet von einer anderen Mündlich über den Löffel Saldiert zu werden. Unter diesen Umständen war e» vielleicht an und für sich «in recht gescheiter Gedanke de» französischen Minister» 2m Crrtteglanz. Skizze von Käte Luboweki. Uachd.u« »,rd»«m. Im Augenblick, da der junge Rittergutspächter Domi nik den Schimmel wandte, um mitten durch da» wogende Gelb de» reifenden Roggen» heimzu retten, verließ der Feld Inspektor Trauter den Aufsichtsplatz -wischen den breiten, vollen Schwaden und lies zu seinem Herrn hinüber. Seine Stimm« klang aeheimnimoll und warnend: Herr, sagt, er, der Johann Zille ist wieder im Lande. Gr muß grvdweg, au» dem Gefängnis zu un» gekommen sein. Klau» Dominik richtete sich in den Steigbügeln empor, »he er antwortet,: Da, ist mir verständlich, Trauter. Gr wird seinen Jungen sehen «ollen. — Den kleinen Krüppel, Herr, da» Kind von der Liese? — Immerhin sein Fletsch und Blut. — Rich tig, Herr, aber ich glaube wohl, daß er einem anderen Ge werbe -ter nachgehen will. Der Junge, der«,doch -ei Ihnen aus dem Herrenhof wie iM, Himmel hat, würde ihn bloß an eine erinnern, di» ihn in» Gefängni» gebracht hat. — Der Tod wirkt versöhnlich, Trauter I Darum mag auch Johann Zille gekommen stin^ Um an dem Grab» sein« Weibe» ein Vaterunser zu sprechen- — Darum allein ist der nicht dai — Warum sonst wohl? — Herr, sagt» dar alt» Mann bedäch tig, in der Nachbarschaft haben st» in dieser Woch» -veimal »tngebrochen, und ich mein' wohl, daß schon einer dabei g- holsen Laben muß, der gut Bescheid weiß. Und der Herr hat auch da, ganz» kN» von der Schafwolle im Haust! — Mann, Sie werden doch nicht etwa den Verdacht hegen, daß Johann Ztltt, der »inst mit mir zusammen getobt und ge- spielt hat, mein HÄ und Gut ongretsen wich? — Ja, den verdacht habe ich! — Dam sqg, ich Ihnen, daß h irren. Daß der Zille in sckdmm Jähzorn den schw- Das Wichtigste vom Tage. Da» sächsische Ministerium de» Innern hat einen LandeSauSschuß zur Bekämpfung der Tuberkulose in Sachsen in» Leben ge rufen.*) Me Mehrzahl der Arbeiter auf der Germania- Werft und den Howaldt»werken in Siel sind gestern nicht zur Arbeit erschienen. * Frankreich hat zu erkennen gegeben, daß e» eine Herabsetzung der würde Bulgarien» nicht zugeben könne. Auch Rußland wünscht kein« zu große Schwächung Bulgarien».*) Nach einer London« MÄdung Wird der deutsche Kaiser mit der Kaiserin im nächsten Früh jahr dem Londoner Hof« einen Besuch ab- statt»«. Mn die Spitz« d«» neu«« bulgarischen Ka. btnett» wurd« Radoslawow berufen; Gena. diew Wird da» Ministerium de» Aeußern über nehmen. Di« chinesische Regierung verlangt von Ja pan, daß e» di« Unterstützung der Revolu tion durch seine Untertanen verhindere und verbiet«. ren Schlag gegen fein junge» Wttb führte, da, hat ihn In meinen Augen noch nicht -um Verbrech« gemacht. Gr ist ein Unglücklicher, aber auch nicht mehr. — G« wäre aber doch vielleicht Lesser, Herr, wenn Sie die zwei Doggeu in den näch. sten Rächen von der Kette ließenI — Damit sie ihn, wenn er etwa heimlich nach seinem Kinde sehen will, zerfleischen? Nein, Tr-uier, sie bleiben gesichertI Sehen, Sie sich die Ernte ringsumher an. Wir hatten auch kein Vertrauen zu . Zuerst zerfror die unvorhergesehene Kälte di« zarten Halme, dann, al» st« fich grradr wieder erhobt hatten, schliß st« «in -agrl nieder, und jrtzt rauschen doch schwer«, goldrn« Aehren um un». Auch Johann Zille wird sich -ur«chtstnd«n und aufraffen. Seien Sie also ganz ruhig. Und dennoch trug Klau» Dominik auf dqm -etmrttt IraUer um ihn! Daß der jung«, stark« Butsche vo, sech» Jahren an di, leichtsinnige, schön» Lies« kommen mußt», «ar ihm «rm Unglück geworden- Sie hatte «Ger Liebe zu dem unglücklichen Kind«, noch Sinn für Ordnung und Sauber- leit gehabt. Da oeryaß sich, noch müdegewordenem Hoffen, der heißblütig» Johann Zill« und schlug st». Gr «ußte spä ter nicht zu sagen, ob er «inen Stein od« tinen Stock «gen st« erhoben batte, er wußte Nur, daß ein rot», lohend« Flamm« vor seinen Augen gegwht hatte, al» «r e» tat, und daß er, al» ste am -weiten Lag» danach starb, keine Reue empfand. Neun Monate hatte er dafür büßen müssen, und jetzt «ar er wieder im Sim. Wenn erst di» Sens» in seiner Hand durch di» Reif« fuhr, würde er schon wieder ruhig «erden. Der jung» Ritterguwpächttr warf, all» er am Ziel war, dem «attenden Kutscher di« Zügel hin und ainF den Tönen entgegen, die mitt lmsem winseln von der Küche übe» den Gvtehos zu ihm htnüberkstmgen. Dort stand, im Rah mender Tür, di« alte, sonst so freundliche Mamsell und schalt über etwa« scheinbar Unsichtbar«. Klau» Dominik aber wußte wohl, «em ihr« Un-cksriedecheit gatt. Gr nicktt ihr Braunschweig nicht ohne formellen Verzicht auf Hannover. Herzog von TWmberkanv» MU ihrem törichten Gebühren Haven di« Hannover schen Welfen dem Prinzen Ernst August von Tumber- land einen rechten Bärendteyst geleistet — wenn anders eine Meldung der Mmauzeimng, de» Organ» des bayeri schen ZentrumSfüHrerS Pichler zutrtfft. Die Reichs regternng wollte sich allem Anschein nach mit der be kannten Erklärung de» Prinzen, in der er unter Be rufung auf den von ihm als preußischen Offizier ge leisteten Fahneneid jeden Gedanken an eine feindliche Handlung gegen Preußen zurückwie», zufrieden heben und seiner Thronbesteigung in Braunschweig keine Hin dernisse mehr in den Weg legen. Nachdem aber Pie Welsenpartei nicht müde geworden ist, zu versichern, daß diese Erklärung de» Prinzen ihn und feine Anhänger zu gar nicht» verpflichte, sollen, nach der Versicherung de» Domprvbst Pichler, der Wit dem bayerischen Mnister- ppästdenten enge Fühlung unterhält, neu« Verhand lungen mit dem Prinzen «tngeleitet worden fein, die ein« endgültig« «erzichtleistung auf Han- nover bezwecken. Die bisherig« Erklärung de» Mrintzen werde von einem Teile der Lunik-staatlichen Regierungen (worunter u. a. Bayern, Baden, Württem berg und Sachsen zu verstehen find) für nicht ge nügend angesehen, wie di« Vorbesprechungen im Kreise der BundsSratSmttglieder ergeben hätten. Me neue Er- Mamsell, was hat er den schon wieder ang«stellt? Gr schreit ohne Unterlaß, klagte st«, da- bei fehlt ihm nicht» am Speis' Und Wrank: sthen St« nur, da sitzt er bei den Blumen im schönsten Schatten, aber er reckt die Arme nach dem Roggen hin, al» wollt' er auch mähen und Linden helfen. Da ging Klau» Dominik leis« zu dem «ei nenden Kräppelchen und legte fttne Hand auf den« großen Kopf: Junge, wer wird denn solch «in Geschrei erheben! Aber die Tränen versiegten nicht. Die dünnen Aermchen reck ten sich «etter, und di» Augen flehten um etwa». G» 'war, al» sehnte er sich nach den «andeüden, gesegneten Halmen. Einen Augenblick übersegt» der Rittmgutepächter. Dann Hob er da» Kind auf fein« starken, Lungen Arme und schritt mit ihm durch die sinkende Sonn« nach dem Wogen hinüber. G« war, al« hätte er die heiße Sehnsucht erraten. Die Lrä- nen versiegten, die mageren Händchen langten -u den «eh ren htm», und die Lippen verzogen sich zu einem Lallen. Klau» Dominik dacht» an den unglücklichen Bat», diese» Kinde» und an fein« tote Mutt«, di« allezeit ein Grauen bei feinem Anblick empfunden. Und sein Herz wurd, warm und wett. Gr setzt» da» Kind in die reise Pracht und redete leis« und -örtlich m» ihm. Ob «» den Sinn der Wort» verstand? Vielleicht tröstet« schon der weich« Klan, fein unbewußte« Sehnen. Denn plötzlich ho» r» wiederum die «rm» pt dem Mann«, der vo, ihm in dem Segen kniet» und «lallt» etwa«: vata .. hieß . Niemand HM, e» iHv gelchktl... Klau» Dominik fühlt, Tränen in den Augen. G, legt« den schweren Kopf de» Krüppel» an sein« »nist, «he er Johann Ztlk,» arme» Kind wieder in da» «Mchem « der akttn Mamsell schafft«. In dieser Nacht blieben die Do««n wiirt- sich an den Ketten. NW einmal der NevMer wandert» in da» Schloszimmer mit. Klau» Dominik lachte so,« «in wenig instch Hinein, W er endlich^ todmüde vom dem an- strengenden Hrniett«, Sorgen «ud Deinen dergrsfen durfte. Pichon, den Großmächten zu empfehlen, nicht» zu tun. Eine wirksame europäisch« Intervention ist ohne Anwendung von Machtmitteln doch nicht durchzusetzen und welche Großmacht Würde ihre Soldaten hergeben!) um die ungeratenen Kinder am Balkan zur Ruhe zu bringen urch zum Dpnk dafür mit Hals- und Ohr- abfchneiden, mit Augenausstechen und anderen der gleichen Akten balkanischer Nächstenliebe belohnt zu werden. Kommt e» h«tte zu einer Intervention, so ist hundert gegen «in» tzu Wetten, daß die intervenierende Macht Sonder Vorteile dadurch erreichen will, und daß darob da» europäische Konzert sich in der grüß- lichsten Disharmonie auflüst und man schließlich froh fein würde, Wenn der Friede in Europa über die Jrie- densvermittelung aM Balkan nicht in di« Brüche gehe. Die einzige Macht, di« mit einiger Aussicht auf Erfolg dem Balkan und damit auch Europa die Ruhe wtedergeben kann, ist Rumänien. Me Befürchtung, die auch wir anfang» hegten, daß Rumänien durch die Wendung seiner Politik gegen Bulgarien nur die Geschäft« de» russischen Zaren besorge, Haven sich kei- neckveg» erfüllt. Die nahezu SOjährtg« Regierung Kö nig Karol» Hat den verwahrlosten Donaufürstentümern von ehemals «in« Kraft und Geschlossenheit gegeben, die sein Reich nicht zum willenlosen Werkzeug fremder In teressen werden läßt. Gewiß, gerade der Zusammen bruch de» anscheinend auch kraftstrotzenden Bulgaren volke» mahnt un» zur Vorsicht im Urteil über Staaten in Südeuropa, die un» so ungeheuer fremd sind und deren Kulturfirni» doch nur sehr dünn aufgestrichen ist. Aber die Mäßigung und Besonnenheit, mit der der Donaustaat in dem letzten Monaten im Gegensatz zu den Ballanstaaten vorgegangen ist, zeigen doch, daß wir an Rumänien getrost «inen, anderen, gleichsam europäischen Maßstab anlegen dürfen, al» an die Staaten südlich der Donau. Seine Kompensationsforde rungen, sein Einmarsch ohne Kriegserklärung mutet un» ja wenig kultiviert an, aber da im nahen Orient noch mehr al» anderswo nur der geachtet wird, der dreist fordert, so wird man an dem Borgehen der rumänischen Regierung keinen Anstoß nehmen dürfen. Ihr« Politik bewegte sich in den dort landesüblichen Verkehrsformen. Und daß eS in der» Tat keine Desperadopolitik war, da» lehrte ihr Erfolg. Herr Danew hätte Wohl kaum so schnell da» Spiel verloren gegeben, wären nicht die rumänischen Jägerhärner in den Straßen Silistria» er klungen. Der Zusammenbruch de» Kriege» ist nur durch (den Einmarsch der Rumänen in Bulgarien bedingt worden. Freilich Ist mit dieser Verhinderung neuer Kämpfe noch kein Fried« da. Griechen und Serben möch ten gar zu gerne Bulgarien tüchtig di« Flügel be schneiden. Wer vielleicht trägt gerade da» rumänische Heer auf bulgarischem Boden dazu bei, Bulgarien das äußerste an Demütigungen zu ersparen. Me rumänischen Truppen Haben die Donau überschritten um de» Gleich gewicht» am Balkan willen. Me Mäßigung, die die uer Lagevia Mnzeiger für das Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsbla«. SprechstunS« tte Ne-attl»« mit Mwrnchn« tt» Sonntag« nachmittag» 4—S Uh». — «ettgeanm-fittesst, Lagrdla« fimaygttdge. ßvmsprech« 5». -»» «wvklangt *ing«fa«-t» Manuskript» kam» Vrwühr nicht grlrtstrt wer»««.