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Erscheint wöchentlich drei Mal nnd zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Ps. prienumvrtmä«. Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit l» Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. »1. Dienstag, den Z. August t88v. z. Jahrg. Bekanntmachung Die Grundsteuer pro II. Termin ist spätestens bis zum I«. August d. I. bei Vermeidung erecutivischer Beitreibung an hiesige Stadtsteuereinnahme zu entrichten. Zwönitz, ani 30. Juli 1880. Der Bürger m e ist e r. Schönherr. Tagesgeschichte. Deutschland, Die Minister-Conferenz in Coburg, der sonder barerweise der Reichs-Schatzsecretär Scholz nicht vom Anfang an bei wohnte, soll auch eine Zeitungsinseraten-Steuer in Erwägung gezogen haben, wie solche beispielsweise in Oesterreich eingeführt ist und einen hohen Ertrag liefert. — Ueber die Haltung Deutschlands bezüglich der in Aussicht genommenen Flottendemonstration im Bosporus äußern sich die „Grenzboten", die inan als inspirirt betrachtet: „Deutschland und Oesterreich-Ungarn waren bis auf die letzte Zeit nicht gewillt, an der, wenn keine Landestruppen eingeschifft und im schlimmsten Falle auf türkischem Boden ausgeschifft werden, ziemlich harmlosen Demonstration theilzunehmen, sind aber jetzt bereit, unter Umständen je eins von ihren Kriegsschiffen zu der combinirten Flotte stoßen zu lassen, aber nur, um ihre Flagge zu zeigen, also nnr xro iorma und ohne zu weitergehenden Operationen entschlossen zu sein." — Am Donnerstag eröffnete der Statthalter der Neichslande den ersten elsaß - lothringischen Neichsrath. — Graf Wilhelm Bismarck, von den, mau sagte, daß er nicht wieder in seine frühere Stellung in der Statthalterei der Neichslande zurückkehren werde, ist in Straß burg wieder eiugetroffen. Berlin. Wie nun festgesetzt ist, wird die Zusammenkunft der Kaiser von Deutschland und von Oesterreich am 10. August in Ischl stattfinden. Kaiser Wilhelm wird am genannten Tage von Gastein kommend um 10 Uhr in Ischl eintreffen und am 11. August Nach mittags wieder abreisen. Der deutsche Botschafter in Wien, Prinz Reuß, wird gleichfalls nach Ischl kommen. Oesterreich. Die Meldung vom Unwohlsein des Kaisers hat rasch einen officiellen Widerruf erfahren. Nicht mit derselben Auto rität wird indessen den Zweifeln begegnet, welche hinsichtlich der Reise des Kaisers nach Galizien mehrfach aufgetaucht sind. Abgesehen von Reibungen zwischen Polen und Rumetheten, welche die Empfangs feierlichkeiten zu beeinträchtigen drohen, spielen da auch noch mannig fache andere verdeckte Triebfedern mit, die jeden in die Verhältnisse Eingeweihten das Zustandekommen der Reise immer noch stark be zweifeln lassen. Ganz deutlich beim Namen nennen will wohl Nie mand die Hindernisse. Allein es genügt zu deren Kennzeichnung wohl das Geflüster über „diplomatische Rücksichten", welche vielleicht mit der Nachricht Zusammenhängen, daß Rußland in diesem Jahre 200,000 Alaun seiner Truppen in der Nähe der österreichischen Grenze zu Manöver» zusammenziehen will. Frankreich. Ueber die Ausführung der Märzdecrete hört man, daß in Bordeaux der Präfect sich vor Gericht anheimisch gemacht, die Siegel an dem Hause der Jesuiten wegnehmen zu lassen und das selbe seinen Eigenthümern zu übergeben. Darauf haben die Jesuiten ihre Klage zurückgenommen und sind wieder in ihr Haus eingezogen. — In Lille steht die Sache anders. Da der Präfect nicht nachge geben, ist der Staatsanwalt vorgegangen, der Apellhof in Douai hat sich auf seine Seite gestellt und zieht nun den Präfekten vor seine Schranken. — Von 726 Staatsanwälten Frankreichs sind 179 wegen der Märzdecrete abgetreten. — In Besancon hat sich nach der Fahnenparade Folgendes zugetragen: Der Oberst Rebillot, Comman- daiit des 6. Artillerie-Regiments, stand, als das Ehrengeleit die neue Standarte seines Regiments nach seiner Wohnung brachte, in Hemd- > ärmeln am Fenster und ertheilte seinem Bedienten, der ebenfalls in > Hemdärmeln und mit einer Schürze bekleidet war, den Befehl, hinunter zu gehen und aus den Mnden der Offiziere entgegenzunehmen. Der Oberst soll sofort zur Disposttion gestellt werden; die Entschuldigung, daß es sehr heiß gewesen sei, wird ihm wohl nichts helfen. England. Im Oberhaus erklärte Lord Granville, die Korre spondenz zwischen der Königin und dem Sultan habe mit vollstän diger Zustimmung der Regierung stattgefunden, die Königin habe in dem Briefe in sehr herzlichen Worten der festen Hoffnung Ausdruck gegeben, daß der Sultan selbst mit einigen Opfern dem einstimmigen Wunsche Europas bezüglich der Bedingungen des Berliner Vertrags nachkommen werde. — Die fürchterliche Katastrophe, welche die bri tischen Waffen in Afghanistan betroffen, hat in ganz England die größte Bestürzung und Aufregung verursacht, um so mehr, als man durch die vor einigen Tagen erfolgte Einsetzung und Anerkennung des neuen Emirs Abdurrahman Khan den afghanischen Zwischenfall als gänzlich beendigt ansah. So schreibt der „Morning Advertiser": „Seit dem Massacre unserer Armee in Afghanistan vor 40 Jahren ist unseren Waffen kein Unglück zugestoßen, das sich an Größe dem heute in unseren Spalten veröffentlichten gleichstellt. Die Lage ist eine fürchterliche. Die Gefahr kann kaum übertrieben werden rc." Rußland. Obgleich China den Krieg noch nicht erklärt hat, scheinen Zusammenstöße zwischen den Truppen beider Mächte doch schon vorgekommen zu sein. Nach englischen Nachrichten sollen die Chinesen das ruffische Fort, Narin, das nur von einer kleinen rus sischen Abtheilung besetzt war, erstürmt und eine ihnen entgegen rückende russische größere Heeresabtheilung vollständig zersprengt haben. In Narin sind den Chinesen große Getreidevorräthe in die Hände gefallen, die es ihnen ermöglichen, rasch vorwärts zu marschiren, da sie nun von der sehr umständlichen und schwierigen Herbeischaffung ihres eigenen Proviants entbunden sind. Einer ihnen ernstlich oppo- nirenden größeren Streitmacht dürften die Chinesen indeß nicht ge wachsen sein, da sie sehr schlecht organisirt sind und so wenig mili tärisches Verständniß besitzen, daß die Mannschaften ihre Patronen- vorrüthe verkaufen. Türkei. Seitab von der großen Action der Mächte, die vor läufig noch einen ziemlich verschwommenen Charakter trägt, gehen Dinge im Oriente vor, die sich recht unheimlich ausnehmcn. Griechen land mobilisirt seine ganze Armee und die Pforte hat bereits 50,000 Mann in Epirus und Thessalien zusammengezogen. Zwischen Montenegro und St. Petersburg findet ein reger Depescheuwechsel statt, der sich auf ein serbisch-montenegrinisches Zusammengehen beziehen soll. Andererseis sind die österreichisch-serbischen Verhandlungen abgebrochen und Baron Calice hat auf seiner Reise nach Konstantinopel einen Umweg über Bukarest gemacht und längere Conferenzen mit rumä nischen Ministern gehalten. Der serbische Ministerrath hat die Mobil machung beschlossen. Zwischen Rumänien und Bulgarien aber herrscht diplomatische Fehde, während gleichzeitig die Einheitsbestrebungen so wohl in Ost-Numelien als in Bulgarien nahe daran sind, artiv her vorzubrechen. Es wird unheimlich im Orient! Amerika. Die Anstrengungen Lessep's in Europa und die Fortschritte, die sein Canalprojekt macht, nehmen die Aufmerksamkeit auf dem Isthmus derart in Anspruch, daß man sogar die dortige Lieblingsunterhaltung, das Anzetteln von Revolutionen, vollständig vernachlässigt. Mit der letzten Post kamen so günstige Berichte