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MsdrufferTageblait Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, LH-nWL Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Gewalt Kriea od. sonstiger >> > > > Betriebsstörungen besteht teil, Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandtcr Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die ügespaltene Aaunizeile 20 Rpsg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs, psennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspsennige. Borge, schrieben- Eischeinungs- _ tage und Platzvorschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen, annahme bisvorm.lOUHr. " > — Für die Richtigkeit der Lurch Fernrus übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabaltanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Austraggcber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts T^randt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 30 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 4. Februar 1933 Warnung und Mahnung. Der Vierjahresplan — Das „Risiko" — Genfer Jubiläum. »Binnen vier Jahren muß der deutsche Bauer der Verelendung endgültig entrissen sein; binnen vier Jahren muß die Arbeits losigkeit endgültig überwunden sein", — viel leicht darf man diese beiden Sätze im Aufruf der Reichs regierung als die wichtigsten betrachten. Tenn sie um reißen einmal das Ziel der Politik, des Handelns der neuen Neichsregierung, und andererseits tun sie dies mit nüch terner Ehrlichkeit. Das deutsche Volk hat nicht weniger als einundzwanzigmal, vom Rat der Volksbeauftragten an bis zu der mittels Rundfunk verbreiteten Rede von Schleichers, Regierungserklärungen über sich ergehen lassen müssen; einundzwanzigmal entwickelte ein neues Kabinett sein „Programm". Und sobald diese Programme auf die — Wirklichkeit stießen, dann pflegten sie mehr oder weniger schnell zu zerbröckeln. Denn die Wirklichkeit war härter. Infolgedessen hatte das deutsche Volk sich allmählich gegen Regierungsversprechungen ebenso mir Mißtrauen angefüüt wie gegen Wahlversprechungen. Die neue Reichsregierung rechnet aber mit dieser Wirklichkeit und spricht das auch offen und ehrlich aus. Sie kann nicht hexen und sagt das auch. Sie erklärt, vier Jahre zu dem großen Sanierungswerk zu brauchen. Vier Jahre — das ist eine Neichstagsperiode. Vier Jahre — solange dauerte es, bis die Weltwirtschaftskrise im allgemeinen, die deutsche Krise im besonderen ihren tiefsten Punkt erreichte, von dem aus sich die Wirtschaft ganz langsam wieder aufwärts zu be wegen anschickt. Vier Jahre — in diesem Wort liegt eine Warnung und eine Mahnung. Es gibt keine Patent medizin für den Kranken, der vor vier Jahren von der ihm bereits in den Knochen steckenden Krankheit auf das Lager geworfen wurde und seitdem immer siecher wurde. Für ihn gibt es kein Heilmittel, das ihm in kürzester Zeit die alte Kraft wieder bescheren könnte. Menschen, oder Parteien, die ihm das verheißen, sind Kurpfuscher oder Schlimmeres. „Ein Jahr Bolschewismus würde Deutsch land vernichten", heißt es im Aufruf der Reichsregierung. "Und eine Mahnung: Abwärts geht es immer sehr viel schneller als aufwärts. Und nur unter schärfster An- shannung der gesammelten Kräfte kann es möglich sein, jene Etappe zu erreichen, die im Aufruf der Reichs regierung angedeutet wird, — als Ziel, das man nicht im Sturmlauf gewinnen kann, als eine Aufgabe, die der Aufruf mit — leider — nur allzu viel Recht als „gigan tisch" bezeichnet. Und die zu bewältigen es eben der Frist bon Jahren bedarf. * Natürlich sieht sich das neue Kabinett nicht bloß etwa gestellt vor einen Berg von Aufgaben, sondern ist genötigt, unmittelbar diese Aufgaben anzupacken. Gleich eine der wichtigsten davon ist ja zur Zeit in Behandlung: die Konferenz mit den Vertretern jener Staa ken, die sich entschlossen haben, ihre uns gewährten'K re - dite stehenzulassen. Gern taten sie es nicht im August 1931 und auch nicht ganz freiwillig. Aber auch billig taten sie es nicht, sondern sie haben „uns weidlich schwitzen machen". Besonders jene lieben Nachbarn, die schon während des Krieges Unsummen an Deutschland ver dient haben. Und die nach der deutschen Inflation sehr bald flüchtendes Kapital aus Deutschland mit bereitwilligst geöffneten Armen aufnehmen konnten. So breit strömten diese Geldmassen in die Schweiz und nach Holland, daß wan dort schließlich kaum noch wußte, wohin mit diesem »Segen"! Am liebsten lieh man dieses Geld aus an — Deutschland. Die holländischen und Schweizer Banken zahlten für dieses ihnen zur Verfügung gestellte Flucht kapital nur lächerlich geringe oder gar keine Zinsen. Aber von der deutschen Wirtschaft, der sie dieses Geld als Kredit gegeben haben, nahmen sie desto höhere! Es sei nämlich wegen der innenpolitischen Unruhe in Deutsch land, seiner außenpolitischen Spannungen mit Frankreich und wegen der Tributlasten kolossal riskant, in Deutschland Geld anzulegen! Langfristig — das käme überhaupt nicht in Betracht; höchstens kurzfristig. Und dann, bitte, nur gegen sehr hohe Zinsen, denn, wissen Sie, das Risi? , die;es Risiko in Deutschland! Gewiß ist es bei uns in den letzten Jahren bisweilen politisch recht kunterbunt zugegangen, geschah auch so manches, was dem deutschen Wirtschaftsleben und seinen Führern nicht gerade zur Zierde gereichte. Aber im August 1931 standen die ausländischen Gläubiger vor der Notwendigkeit, entweder in ein Vergleichsverfahren mit deutschen Schuldnern einzuwilligen oder einen matten Konkurs der deutschen Wirtschaft zu erleben, der rhnen auch ihr Geld gekostet hätte. Sie zogen, wie das auch rm gewöhnlichen Leben heute zu geschehen pflegt, das erstere vor. i e akkordierten mit uns. Immer M F^bes ^abr. — aber zu überhöhten Zinsen, die der Zeit ein wenig heruntergesetzt wurden, ^ctzt verhandelt man in Berlin wieder darüber. Es ist baß wir unseren Gläubigern " Zent Zinsen zahlen sollen und sie selbst .tuegen^wenn sie an der Newporter, Londoner oder Pariser MGregiemg KM nm MOGen Sie „Schubladenverordnung". Neue Regierungsmatznahmen. Die Reichsregierung ist auch am Freitag zu wichtigen Beratungen zusammengetreten, und zwar wurden die Ver handlungen über vie politische Lage und die Besprechungen über Personalfragen fortgesetzt. Bei den Beratungen spielt auch die Frage der Sicherung der Ruhe in Deutschland eine Rolle. Im Zusammenhang hiermit waren in der politischen Öffentlichkeit Gerüchte verbreitet, daß die Negierung eine besondere Antitcrrornotvcrordnung vorbereite, und daß darüber Refercntenbesprcchungcn im Neichsinnenministc- rium und Reichsjustizministcrium stattfinden. Von zu ständiger Stelle wird demgegenüber darauf hingewicsen, daß keine Terror Notverordnung beabsich tigt sei, ebenso auch keine Erweiterung der jetzt gültigen Ncchtsbcstimmungcn der Todesstrafe und keine Verordnung über die Wiedereinführung von Sondergcrichten. Es hätten in der letzten Zeit allerdings im Reichs- kabinett angesichts der Zunahme der Ruhestörungen Er wägungen geschwebt, die aber noch nicht zum Abschluß ge kommen seien. Es wird darauf hingewicsen, daß Reichs- Minister Dr. Frick bereits in seiner ersten Erklärung vor der deutschen Presse am Montagabend ausgeführt habe, daß die Neichsregierung nur dann zu außerordentlichen Maßnahmen greifen würde, wenn sie von der anderen Seite dazu gezwungen werden sollte. Bei den Beratungen im Kabinett spielt die Verord nung eine Rolle, die der frühere Reichskanzler von Schleicher unter dem Titel „Verordnung zum Schutze des deutschen Volkes" vorbereitet hatte, die in politischen Kreisen unter dem Spitznamen „Schub ladenverordnung" kursiert. Bei der Reichsregie rung wird die Frage erwogen, in welchem Umfange diese Verordnung etwa abgeändert werden könnte, vor allem in dem Bestreben der jetzigen Regierung, die Meinungs freiheit der sachlich eingestellten Presse so wenig wie mög lich anzutasten. Die Reichskommissare für Preußen wer den zu ihrer ersten Sitzung unter dem Vorsitz des neuen Reichskommissars für das Land Preußen, von Papen, voraussichtlich Anfang nächster Woche zusammentreten. Bei dieser Gelegenheit werden vermutlich auch wichtige Personalfragen erledigt werden. Maßnahmen gegen Presseausschreilungen Die Sitzung des Reichskabinetts. Das Reichskabinett setzte am Freitagabend in fast zweistündiger Sitzung die politische Aussprache fort. Beschlüsse wurden nicht gefaßt. Wie verlautet, befaßte sich das Kabinett insbesondere mit den Maßnahmen, die gegen Presseausschreitungen ergriffen werden sollen. Es ist jedoch nicht anzunehmen, daß die Verord nung hierüber bereits am Sonnabend erlassen wird. Wirt schaftliche Fragen wurden in der Kabinettssttzung nicht erörtert. Unter der Überschrift „Maßnahmen gegen die volks- zerstörende Hetze in Presse und Versammlung" schreibt die Nationalsozialistische Parteikorrespon denz unter anderem, es werde dafür gesorgt werden, daß dem geistigen Terror der antinationalen Lügenfront alsbald das Handwerk gelegt und den Drahtziehern zum Bewußtsein gebracht werde, daß eine neue Zeit in Deutsch land angebrochen fest Die gesetzlichen Handhaben, die zu einem solchen, nicht mehr aufschiebbaren Vorgehen gegen die volksverräterischen Hetzer in Wort und Schrift be nötigt würden, seien in Vorbereitung und würden nicht mehr länger auf sich warten lassen. Schreiben der Reichspräsidenten an popitz Bestätigung als Stellvertretender Rcichskommissar. Reichspräsident von Hindenburg richtete an den Reichsminister Dr. Popitz ein Schreiben, in dem ein gangs dem aus dem Amte als Reichsminister ohne Ge schäftsbereich Scheidenden Dank und Anerkennung für seine dem Reich geleisteten Dienste ausgesprochen wird. Der Reichspräsident sagt dann: „Mit Befriedigung Habs ich davon Kenntnis genommen, daß Sie Ihre große Sach kunde und wertvolle Erfahrung auch fernerhin dem Reichs und Preußen als Stellvertretender Reichs kommissar für den Geschäftsbereich des Preußi - schenFinanzministeriumszur Verfügung stellen. Daß diese Ihre Arbeit in enger Verbindung mit der Reichsregierung fortgesetzt wird, halte auch ich für eine Voraussetzung erfolgreichen Wirkens." * Nie Neubesetzung -es preußischen Kultusministeriums. Rust zum Nachfolger KaehlerS ausersehen. Der nationalsozialistische Reichstagsabgeordnete, Studienrat a. D. Bernhard Rust, ist an Stelle des zurückgetretenen Professor Kachler zum kommissarischen preußischen Kultusminister auscrsehen. Seine Ernennung dürfte bald erfolgen. Ad. HM vor der mM-Ws Presst Berlin, 4. Februar. Die Associated Preß veröffentlicht nach einer Meldung des Völk. Beob. eine Unterredung des Reichskanzlers Hitler mit ihrem Cheskorre pondenten. Auf die Frage nach einer Erläuterung des Vierjahresplanes der Regir rung antwortete Reichskanzler Hitler: „Ich sreue mich, daß Sie diese Frage gestellt haben. Wenn ich eine Propagandarede für meine Partei hätte Vorträgen wollen, jo hätte ich verspre chen können, daß die Arbeitslosigkeit am 15. 3. verschwunden sein würde, und daß am 1. Mai die Landwirtschaft auf ihren alten Stand zurückgebracht wäre; aber ich bin ehrlicher als die meisten meiner Gegner und habe daher keine solchen Verspre chungen gemacht. Es ist unmöglich, das Staatsschifs sogleich in den rechten Kurs zu bringen. Dazu bedarf es Zeit. Alles, was ich verlange, sind vier Jahre." Lächelnd fügte der Kanzler hinu: „Denken Sie daran, daß ich beharrlich bin. Ich habe starke Nerven. Wenn ich nicht voll Entschlußkraft wäre, jo stände ich heute nicht vor Ihnen." Im Anschluß an diese kurze Unterredung wurde eine Reihe Korrespondenten der englischen und der amerikanischen Presse empsangen, vor denen der Kanzler u. a. erklärte: „Ich Hosse, die Welt weiß, was in Deutschland vergeht; ich appelliere an die Weltpresse, kein voreiliges Urteil über die Ereignisse, die jetzt ablaufen, zu fällen. Ich bitte Sie, die neue Regierung nach ihren Taten zu richten, und die Taten selbst in ihrer Ge samtheit zu nehmen und nicht etwa in isolierte Teilabschnitte zu zerpflücken." * Ms wird aus dem preußenpanameni? Der Sitzung des Preußischen Landtages, der am Sonnabend zusammentritt, um über den von den Natio nalsozialisten eingebrachten Auflösungsantrag zu be schließen, sieht man in politischen Kreisen mit stärkstem Interesse entgegen. Die nationalsozialistische Fraktion hat ihren Auflösungsantrag, der die sofortige Auflösung des Landtages verlangte, dahin geändert, daß die Auf lösung erst am 4. März in Kraftstreten soll. Wie cs heißt. Börse Geld ausleihen, dort nur 2 bis 2,5 Prozent Zinsen. Die Differenz ist also enorm; aber s o groß ist das Risiko für die Kredithergabe an Deutschland denn nun doch nicht! Ein ganz besonderes Unding aber sind diese hohen Zins sätze auch deshalb, weil unsere sehr verehrten Herren Gläubiger von uns zwar Geld wollen — was sich natür lich nur in Warenexport bezahlen ließe aber ihre Gren zen immer energischer gegen diesen deutschen Export mit Zöllen zusperren. Da müssen sie ihr Geld halt in Deutsch land stehen lassen! Es steht da schon sicher! Daran ändert natürlich auch der innenpolitische Lärm gar nichts. Aber — Im Namen der Muse Klio, die die Taten und Ereignisse der Geschichte ver zeichnet, und Im Namen des Völkerbundes einschließlich Amerikas, Japans und Sowjetrutzlands! — wir hätten doch eigentlich zunächst einmal dazu verurteilt gewesen sein müssen, ein Jubiläum zu begehen! Den Jahrestag des Beginns der Abrüstungskonferenz, ein bekanntlich „welthistorisches" Ereignis, — so hat man damals vielleicht gedacht, geglaubt, gehofft. Für Deutsch land ist seither nur die grundsätzliche Gleichberechtigung dabei als schwer erkämpftes Ergebnis herausgekommen. Vielleicht aber haben gewisse Leute in Genf und Paris —, vielleicht auch in London — zwar nicht diesen Tag gefeiert, wohl aber — die neue Negierung in Deutschland! Weil sie nämlich glaubten und hoffen, diese Negierung werde ihnen die Möglichkeit geben, jenes mühsam abgezwungene Zu geständnis wieder zurücknehmen zu können. Sie wurden rasch enttäuscht. Denn sie konnten sofort im Aufruf der neuen deutschen Negierung hören: „Wir wären beglückt, wenn die Welt durch eine Beschränkung ihrer Rüstungen eine Vermehrung eigener Waffen niemals mehr erforder lich machen würde." Welche Mahnung, aber auch welche Warnung damit ausgesprochen wurde, — darüber dürften nicht bloß wir Deutschen, sondern auch die Welt sich nicht im unklaren leim! Ar. Vr.