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Lokal-AnZeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Sonntag, dsn LH. Juli ^927 Nummer 85 26. Jahrgang. s 8 »U« « b^lkL«. Z . nrriirirrii:«Lererrs«iliirr»srsrcrrrrk^ Di« .vttendorsei ArUruig' «rschi.iü Disris- " tag, Donucr^iag rmv Sonncikcr.d. « « D«r Vezv<!«-Pr«i» wird «L V«§i»s 2 j«dr»,Moi>aw b-Lannt gtgrLe». » I« F»L« höhtrn TrwaU (Krieg od. sorst. » bgruvsclchn Störungen Le» Veirtebe, d«r » 8 ^ettnirg, d. Ltrferontsn od. d. Beförderung«- « L Einrichtungen) hat der Bezieher Leine« Ls- Z x spruch auf Lieferung -der Nachli«f«nmg der « ' H Leitung od. «Lckzahlnng L. Bezr-g-xi-tse«. « >«riieiii»lririi!i»r»°rieiii»r«»is Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. des Gemeinderates zu Ottendors-OLrilla. Mü drn Beilagen .Neue Illustrierte", .Mode und Heim" und .Der Kobold", s W Schriftleitung, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Gemrtndr - Girs - Konto M M " OertLichev Sächsisches. Gttendorf-Vkrilla, drn 2S. Juli ^27. — Dies» Sonntag begeben sich Mannschaften der! Freiw. Feuerwchr Ost nnd dec Fabrikfcu^wrhr Brockwitz^ mittels Lastautos ine Unwrtiergebüt GoUlrub« um sich dorft an den Aufräumungearbeite», zu denen sie sich freiwillig gc-' meldrt hab n, zu beteiligen. — 4. Zwiugerlolkeric. Dem Landcsoerein Sächsischer Hrimatschutz ist di« 4. Geldlotterie zur Erhaltung de« Dresdner Zwinger« mit 500000 Losen zu je 1 Mk. ge nehmigt wordrn Die Ziehung findet undwiderruflich am 8. und 10. Okwb-N d. I. statt. Di« Lose sind bet allen Kollekteuren erhältlich. Die bisherigen drei Lotterien er- gaben insgesamt 380 000 Mk. Reingewinn zur Erhaltung de« weltberühmten Dresdner Zwinger«. Der Lande«v«ein Sächsischer Hüma'.schutz bittet auch dte«mal um dir Hilfe aller seiner Freunde und Mitglieder, damit dir Drr«dner Zwinger, dies«« Metsterbauwerk au« der Barockzeit, bald in vollendet« Schönheit in allen seinen Teilen wieder erstehen möge. — 100 Jahr« Mundharmonika. Es wird wohl nur wenige Menschen geben, die in ihren Kindheitrtagen nicht einmal auf einer Mundharmonika irgendwelche Melodien au«probtert haben. Liu sächsischer Jahrmarkt ohne Mund- Harmonika« in den früheren „Groschrnbudrn" war ein Ding der Unmöglichkeit. Und wohl selten wurde eine Schul wanderung unternommen, ohne daß nicht ein oder zwei Aundharmouikabläjer dabei waren. Neuerdings sind die kleinen handlichen Instrumente durch die Lari« «was zurück- gedrängt worden, ander? rse> S entstehen aber allerorts wieder besondere Mundharmonikaclubs, deren Können hier und da schon in öffentlichen Konzer - zu hören war. In diesen T^. n kann nun dir Würt .abtMsche Stadt Trossingen den hu tdeitjährigen Geburtstag der Mrrudha Monika feiern. V m hier aus haben die k nurn Instrumente vor hundert Jahr-!« ihren Siegeslauf b uch Lie ganz« Welt angetreteu. Im Vogtlande fanden sie in MuMthal und Markneukirchen bald eine zweit« Heimat. Der Erfinder rin junger Echwarzwäwer Tuchmacher mit Namen Meßner teilte das S Mal so manches Erfinder«: « wurde ob seiner Bastelei vrrlucht uid hatte darob auch im Elternhaus: keine frohru Sliittbru^da de-: gestrenge Vater die Arbeiten al« nutzlose Ziltongeudung ansah und deu juageu Manne schwere Bor. Hauungen machte. So wurde denn ein Taubenschlag zur Walstatt Ler ersten Mundharmonika. Hier war der junge Meßner unbeobachtet und hier probiert« er die selbstge- jchniiienen Stimmplatten und das geschnitzte Gehäuse solang« aus, bis er da« Instrument hatte, das er haben wollte. War das Dorf Trossingen zu seiner Zeit ein klein« unbedeutender Ort so konnte er sich dank einer ge schickten geschäftliche Ausnutzung der neuen Erfindung bald zu «tu« ansehnlichen Gemeinde entwickeln. Heute beschäftigt Trossingen allein 3000 Arbeiter der Mundharmonikasabrikation, 60 Prozent der gesamten Welterzeugung dieser Instrumente stammt vou hier. Während andere Erfindungen im Lause der Jahre ihre Formcn mitunter gänzlich ändern, ist dir« hier bei der Mundharmonika nicht der Fall: die heutige Mundharmonika hat genau dieselbe Form di« ihr Erfinder vor huud-rt Jahrea geschaffen hat, nur das äußere Kleid har verschiedene .Moden" und Verwandlungen in dieser Zeit erlebt. Laugebrück. Heute früh wurde auf den Gleisen der Dresden Görlitzec Eisenbahn, zwischen Hackenweg und Sechsenbrücke der Leichnam eines ca 21 jährigen Mannes ge- lunden. Es liegt höchstwahrscheinlich Selbstmord vor. Nach den vorgesundeneu Papieren handelt er sich um einen aus Dresden gebürtigen Bäckergesellen Manfred Baumann Der Leichnam wurde nach der hirsigen Fri,dhosshalle überführt. Dr«« d«u. Der in dir Sächsisch«» Schweiz Donners tag «mordet Ausgefundenr ist al« der 21 Jahre alt« Arbeiter Schloff« au« Bruuner«dorf in Böhmen festgestellt worden. Der oder di« Täter haben sich nach der Tschecho slowakei gewandt. Schlaffer befand sich auf d«m Wege nach Pirna. — Auf frisch« Tat sestgsuommen wurde in der Nacht zum 21. Juli «in 19 jährig«, Anfang dies«, Monats au« Leipzig zugereister Vertreter, al« «r in d« Wettinerstraße einem Mädchen eine Handtasche entrissen hatte und damit die Flucht ergreifen wollte. Er hat bereit« ir derselben Nacht einrm anderen Mädchen bei der Brgkitung nach Hause aus der Handtasche ein Geldtäschchen entwendet, und e« wird ange nommen, daß er während seines hiesigen Aufenthalte« noch weiter« gleiche Straftaten btgasgru hat. — Aus einer Paddelbootsahrt auf der Elbe geriet ein Lsubegaster Einwohner in dis Wellen eims Schleppdampfer« wodurch das Boot kenterte. Der Insasse de« Bootes ver sank einige Met« vom Ufer in deu Flute». Kamenz. Auf den Höhergelegenrn Feldern iß mit Roggeuschnitt begonnen worden. Dis Ernte v«rspricht in der gesamten sächsischen und preußischen Lausitz recht gut zu werden. Die Halme find oft über Manuerhöhr, und die vollbesetzten Aehren haben gutentwickelte Körner. Eine gute Ernte verspricht auch der Hafer. Nicht ungünstig stehen Hackfrüchte, namentlich Kartoffeln. Auch mit einer vor- züglichrn Krauternte wird gerechnet. Die Futt«rerträg« haben befriedigt. Der erste Wiesenschnitt war nach Menge und Wert zumeist zufriedenstellend und ist gut unter Dach gekommen. — Dar Jahrhunderte alte Kamenzer Forstfrst findet in diese» Jahre vom 22. bis 25. August statt. Di« Haupt tage find Montag (22.) und Douuerttag (25. August. Bautzen. Di« Aktiengesellschaft Sächsisch« Werk« in Dre«den hat die Verleihung dr« Enteignung-rechtes zur Herstellung einer 40 000.Volt Starkstromleitung von d«u Umspannwerk Rodewitz (Amtsh. Bautzen) nach Langburk««- dorf (Amtsh. Pirna) beantragt. Die 40 000-Volt-Stark. stromleitung soll im Bezirke der Amtrhauptmannschast Bautzen die Fluren Rodewitz, Klrinpoflwitz, Kirschau, Wilthen Tauttwslde, Weiss, Ringenheiu, Steinigtwolmsdorf, Nru- schirgiswaldr und Schirgiswalde berühren. Neugersdorf. Ueber die Frage de« Zusammen schlusses der Städte Ebersbach und Neugersdorf hat ein« Besprechung unter Leitung des Amlshauptmann« Dr. Kunz« stattgesunden. E« wurde beschlossen di« Angrlegenheit, die im Jnlnreffe der weiteren Entwicklung beider Städte in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht von größter Be deutung ist, weite: zu verfolgen und sie den Fraktionen zur Beratung zn überweisen, sowie einen Unterausschuß einzu setzen. Döbeln. End« vorigen Jahres wurde der Kranken- kaffeninspsktor Engelberg von einem Lastkraftwagen in der Schießhausstraße so unglücklich an die Wand gedrückt, daß er an den Folgen der schweren Verletzungen verstarb. Der Kraftwagrnsührer Jurk au« Döbeln der vom gemein- samen Schöffengericht Freiberg von der Anklage wegen fahr lässiger Tötung freigesprochen worden war, stand erneut vor Gericht, da dir Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt hatte. Die Berufungsinstanz ha! diese jedoch verworfen und da« sreisprechmde Urteil bestätigt. Falkenstein. Der 49 Jahre alte Geschirrführ« Robert, Götzenwirse 8 wohnhaft, ist auf dr: Plauenschen Straße beim Savvfahren schwer verunglückt. Ein bei dem Fuhrwerk vorbrifahreudes Personenauto brachte das Hand- pserd zum Scheue». Der Kutscher wollte da« Pferd, da« mit dem Wagen nach dem Straßengraben drängte zurück reiß«», hierbei kam er zu Fall und unter dem Wagen zu liegen, dessen Rädcr ihm über den Unterleib, das rechte Brin und den rechten Arm gingen. Im Krankenhaus Plauen wohin er gebracht wordeu «ar, ist Schmidt sein«» Verletzungen erlegen. Chemnitz Um den Zusammenstoß mit einen Motorradfahrer zu orrmeiden, geriet der Lieferkraftwagen einer hiesigen Firma an der Eck« der Bismarkstraße am Mittwoch nachmittag auf den Fußsteig. Dabet wurde eine 35 jährige Kaufmannsehcfrau überfahren und so schwer ver letzt, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Plauen i. V. Am Donnerstag nachmittag kam ein mit fünf Damen und einem Kindes besetztes, vou einer Dam« gesteuerte« offene« Auto von Hof her die hiesige Uferstraße entlang gefahren, nahm an der König- Albrrlbrücke die Kurve zu kurz und fuhr statt auf die Brücke vor dieser etwa 5 m tief in das Elsterbett, in dem da» Wasser nicht besonder« tief ist. Beim Sturz überschlug sich der Kraftwagen und die Insassen wurden heraurgeschleudrrt. Zwei der Damen wurde» schwer verletzt. Der einen wurde ein Fuß fast ganz abgerissen, während die andere innere Verletzungen daoontrug. Dir dritte kam mit einem Nervenschock davon, während di, Lenkerin und das Kind anscheinend unverletzt blieben. Die Verletzten fanden Unter kunft im städtischen Krankenhausr. Lauterhofen. Nach einer erfolglosen Suche nach seiner Frau welche vom Feld« nicht heimg«k«hrt war, fand der Schmiedrmeister Gießer in der vergangenen Nacht feinen Schwiegervater erhängt vor. Später fand die Gendarmerie bet einer Streif« die vermißt« Frau «drosselt im Walde. Der vermutliche Täter, der Baler der Ermordeten, war be reits einmal läugere Jahre in einer Irrenanstalt. Briefe. Ein lebensvolles gestaltenreiches Bild vergangener Zeiten und vergangener Menschen steigt aus den leichr ver gilbten und vom Hauch des Alters gestreiften Briefen ner- auf, die wir zuweilen — in Erbschaften oder Sammlungen — in der Hand halten. Längst verklungene Schmerzen, und Freuden, neue und nun so selbstverständlich gewordene Gedanken und manch kleine, kaum vernehmbare Züge formen eine Gestalt, ein Menschenantlitz, das sich einst 'ihrer send und ein anderes, das sich lesend über diese Blätter neigte. Denn nicht nur der, der diese Blätter schrieb, taucht ungewiß zuerst und mählich deutlicher werdend aus den Nebeln der Vergangenheit, sondern auch der, der sie empfing und mit Verstehen und Liebe las und beantwortete. Die kleinen Züge des Alltags, seine Freuden und Hemmungen, das Widerspiegeln großer Ereignisse in den Seelen der Menschen, ihre Wünsche und Hoffnungen, alles tritt unoer- büllt und klar, lebendig und ursprünglich vor den, der nach langer Zeit diese Blätter zur Hand nimmt. Denn wenn wirklich bedeutende Menschen Briefe schreiben, dann zeigen sie sich gerade hier — im vertrauten Umgang mit Freunden und nahestehenden Seelen — ohne Eitelkeit und ohne Scheu. Wo dies aber doch einmal da ist, da laßt es sich meist leicht ertasten und kann zuweilen gerade tiefere und schärfere Um risse der Persönlichkeit ziehen. Unsere heutige Zeit mit ihrem auis höchste und schnellste gesteigerten Verkehrswesen und all seinen verschiedenen Möglichkeiten könnte leicht dazu verführen, wahllos und maßlos an alle möglichen Leute Briefe zu schreiben. Doch hier spricht die Zeit selbst ein Machtwort. Denn ihr aufs höchste gesteigertes Leben, ihre gegelt früher so unvergleich lich in die Höhe geschraubten Ansprüche nehmen dem Men schen wieder, was sie ihm auf der anderen Seite gaben. Denn Heuzutage hat niemand Zeit . .. Lieviel gedankenlose und klagende Briefe, die den Empfänger nur kühl und fremd berühren, bleiben darum ungeschrieben. Wieviel Beziehun gen, die eigentlich keine sind, nur durch einen Zufall ent standen, werden dabei langsam aber sicher gelöst. Nur mit drn Menschen, zu denen man wirklich in einem inneren Verhältnis steht, sollte man den Briefwechsel pflegen, nicht nur gedankenlos und gezwungen fortführen in Stunden, die zu müde sind für etwas anderes. Briefe müssen Fülle und Wärme geben dem, der sie empfängt, nicht eine leise, oft kaum bewußte Abwehr. Nicht der Alltag und seine Hemmnisse soll zwischen den Zeilen eines Briefes grau und klagend Hervorschauen. Nicht die Not des äußeren Lebens ihn laut und jammernd er füllen. Die trägt der anders ja auch, irgendwie, wenn auch nicht genau in derselben Weise. Sonst kann es leicht kom men, daß der Freund sich fürchtet, den Brief zu öffnen, weil ihn die grauen Nebel, die er birgt, müde machen und seine frische Kraft zur Arbeit lähmen. Auch vom äußeren Leben dessen, der den Brief schreibt, soll dieser sprechen, denn auch das interessiert den anderen. Aber es konimt immer darauf an, wie. Auch beim Briefschreiben gibt es eine strenge und heilsame Zucht, eine eigentlich selbstverständliche Rücksicht auf den andern. Briefe sollen sein wie eine stille Stunde bei Kerzenlicht, den müden Menschen aufrichtend oder mit einer stillen tiefen Freude erfüllen. Niemals aber darf es sein, daß der andere das Blatt sinken läßt, im Innersten müde und kühl angeweht von dem, das aus dem Brief zu ihm herüberkam. Vielleicht mehr als je sind heute Briefe Kulturträger und Kulturerhalter, denn sie vermitteln den persönlichen Einfluß von Mensch zu Mensch, der so unendlich zerstörend uich so unendlich befruchtend und befreiend wirken kann. Sport. — Zahlreich beteiligt sich der hiesige Motorradclub „Rödertal" an d«r Sonntag stallfiudenden Sternfahrt nach Freiberg. Arch an der Nachwittag vor sich gehenden Ge- schicklichkeit-prüfung werden sich einig« hiesig« Fahrer bl- teiligen. Dir Abfahrt ist früh 7 Uhr festgesetzt. Mrche»nachrichtett Sonntag, drn 24. Juli 1927. Vorm. V, 10 Uhr Pr«digtgotte«di»nst. Vorm, »/i 11 Uhr Kindergott««dieust. Hie^s «ins BrisaM,