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Mcklatt f>!> Vil^lüss Tharandt, Walsen, Sieöentehn und die Umgegenden. Amtsblatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzosgwalde mit Landberg. Huhndorf, Kaufbach, Kefselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu- tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Rshrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf S hmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Pou bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mitwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionsprets 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. , 5rncf und BcUaci von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaltton Martin Berqer daselbst. No 142. Sonnabend, den 1. Dezember IWO. 58. Jayrg. Erian, das Gemeinderechnungswejen betr. Tie Königliche Amtshauptmannschaft findet sich Aufsichtsweg n veranlaßt, im Interesse der ordnungsmäßigen Handhabung des Gemeinderechnnngswesens in den Landgemeinden folgende Bestimmungen zu treffen: 1. Die Gemeinderälhe bez. in solchen Gemeinden, in denen kein Gemeinderath vorhanden ist, die Gemeindeversammlung — haben ans ihrer Mitte Revisoren in be- liebiger, jedoch nicht zu großer Anzahl zu wählen, welche bei eigener Lerantwortlichkeil den Gemeinvekassen- und Rechnungsführer — möge dies der Gemeindevorstand selbst oder eine andere besonders dazu bestellte Person sein — im Laufe des Rechnungsjahres je nach Bedürfniß und Bestimmung der Gemeindevertretung, Mindestens aber jährlich ein Mal unvermuthet zu revidiren haben. 2. D'ese Revisionen haben sich auf alle in den Händen des KassenvelWalters vereinigten Kaffen zu erstrecken, und find auch auf etwa vom Kafsenverwalter mit verwaltete Ntchl tommunliche Kassen in soweit mit auszudchnen, daß der Bestand dieser Kassen festgesiellt und eine Verdunkelung des Gemeiudekassenbestaudes durch vorüber gehende Herübernahme von Baarbeständen aus jenen Kassen ausgeschlossen wird. 3. lieber bas Ergebniß jeder Revision ist ein besonderes, von den Revisoren und dem Kassenführer zu unterzeichnendes Protokoll aufzunehmen. 4. Diese Revisiousprotokolle sind aUjährltch vts zum >15. Oktober der Königlichen Amtshauptmannschaft zur Einsichtnahme vorzulegeu. Die Verpflichtung zur Einreichung liegt dem Gemeindevorstande oder, wenn dieser selbst Kafsenverwalter sein sollte, dem Gemciudeältesten ob. Die Nichtbefolgung vorstehender Anordnungen wird mit Ordnungsstrafen bis zu 60 Mark — Pfg. bedroht und wird die Königliche Amtshauptmannschaft im Falle lässiger oder säumiger Handhabung der getroffenen Bestimmungen unnachsichtlich mit Bestrafung Vorgehen. Königliche Amtshauptmannschaft Meitzen, am 12 November 1900. von Schroeter.Kunze. MWiMmMW. Bon den Revieren des Forstbezirks Grillenburg sollen in dem kleinen Kauf haussaale des Rathskellers zu Freiberg Montag, den 17. Dezember 1WV von Vormittags 11 Uhr ab circa 19 M Jeßmeter meißjer MB'hcc zuin Theil in bereits aufbereitetem, zum Theil in noch aufzuberciteudem Zustande meist als Stammholz in einzelnen Holzposten von 40 bis 460 Festmetern unter den in der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Näheres darüber besagen die bei der unterzeichneten Oberforstmeisterei und dem Königlichen Forstrentamte Tharandt in Empfang zu nehmenden speciellen Auktions- Bekanntmachungen sowie die von den Herren Forstrevierverwaltern zu beziehenden speziellen Auktionsvcrzeichnisse. Im Uebrigcn ist auf die in den umliegenden Gasthäusern aushängenden Plakate zu verweisen. Ronigliche Oberfsrstmeisterei Grillenburg, am 22. November 1900. Karl Tittmann, Oberforstmeister. politische Rundschau. Der Kaiser unter den Altmärkern. Kaiser Wilhelm und Kronprinz Wilhelm wohnten am Donnerstag in der altmärkischen Stadt Tangermünde der Enthüllung eines Denkmals für Kaiser Karl IV. bei. Die Bevölker ung begrüßte den Kaiser und seinen ältesten Sohn mit überwältigendem Jubel. Die Stadt hatte herrlichen Schmuck angelegt, und aus der ganzen Altmark mar eine große Menschenmenge zusammengeströmt. Um 1^/2 Uhr traf der Kaiser an der Elbbrücke bei Hämerten ein und begab sich mit dem Kronprinzen an Bord des Dampfers „Freya", der nach der Feststadt dampfte. Eine Stunde später legte das Schiff an der Landungsbrücke bei Tangermünde an, woselbst die Begrüßung der hohen Gäste durch den Ober- Präsidenten, früheren Staatssekretär von Bötticher, den Landrath des Kreises Stendal v. Bismarck und den Bürger meister Ulrichs erfolgte. Der Kaiser und der Kronprinz stiegen unter Glockengeläute die neu angelegte, zur Burg und dem Denkmalsplatz führende prächtige Steintreppe empor. Das vom Kaiser der Stadt geschenkte Denkmal steht auf dem äußeren Burghof zwischen den Resten der hoch am Elbufer gelegenen Burg neben dem noch wohl- erhaltcnen Kapitelthurm mit dec Front nach dem Fluß. Mit einem Hymnus „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre", vom Sängerchor vorgetragen, begann die Feier. Sodann sprach der Bürgermeister den Dank der Stadt tur den kaiserlichen Gnadenbeweis aus, worauf die Hülle von dem Denkmal fiel und Landeshauptmann v. Bismarck tln Hoch auf den Kaiser ausbrachte, der alsdann mit seinem Sohne^ unter den Huldigungen der spalierbildenden Ver- eme, Innungen, Feuerwehren nach dem Gasthaus „Königin Lüste ^"lelbst seine unglückliche Urgroßmutter auf der Flucht der ^chlacht bei Jena eine Nacht zubrachte. Von dem Gasthaus ging cs zur Besichtigung der Kirche und hierauf zum altehrwürdiges allwo Fanfaren bläser ihren Wlllkommengruß schmetterten und Se. Majestät mit einer Ansprache den Ehrentrunk annahm. In den ersten Abendstunden fand die Abreise der hohen Gäste statt — Während der nächsten Tage jagt der Kaiser in vec Letzlinger Haide, im Regierungsbezirk Magdeburg gelegen, c» Reichstag, der infolge des Empfangs seines Praftdmms beim Kaiser am Mittwoch pausirte, trat am Donnerstag in die erste Berathung der Gesetzesvorlage über die privaten Versicherungsunternehmungen ein. Abg. Opfergelt (Ctr.) begrüßte im Namen seiner Freunde den Entwurf, es sei eine Nothwendigkeit, bas Versicherungs wesen in Deutschland einheitlich zu regeln. Abg. Lehr (ntl.) hoffte aus die Beseitigung einzelner Mängel der Vorlage in der Kommission und stellte einen Antrag in Aussicht, den Entwurf durch Aufnahme von Bestimmungen über die öffentlichen Versicherungsanstalten zu erweitern. Abg. Rettich (kons.) gab das Einverständniß seiner Partei mit den meisten Bestimmungen der Vorlage zu erkennen und billigte, entgegen dem Vorredner, vor Allem, daß die öffentlich-rechtlichen Anstalten von diesem Gesetz ausge schlossen seien. Abg. Dr. Müller-Meiningen (frs. Vv.) bedauerte dagegen diesen Ausschluß. Der Entwurf sei von ungerechtfertigtem Mißtrauen gegen die privaten Ver sicherungsgesellschaften getragen, die doch wahre Muster anstalten seien und auch im Auslande Anerkennung fänden. Abg. Schrader (frs. Verg.) spricht in demselben Sinne. Staatssekretär Graf Posadowsky führte aus, es sei Haupt- sächlich darauf angekommen, den Privatanstalten Rechts einheit und Freizügigkeit zu verschaffen. Bepacke man die Vorlage in der Kommission mit anderen Gegenständen, so sei ein Scheitern nicht unwahrscheinlich. Abg. Calwer (Soz.) trat für Verstaatlichung des ganzen Versicherungs wesens ein. Nach kurzer weiterer Erörterung ging die Vorlage an eine Kommission. Freitag: Denkschrift über die Anleihegesetze und Anträge. Das Reichs Heer wird eine Verstärkung erfahren, die sich nach dem neuen Militäretat belaufen soll auf 295 Offiziere, 3301 Unteroffiziere und Gemeine, 25 Aerzte, 30Zahlmeister, Büchsenmacher u. s. w., sowie 1556 Dienst pferde. Da die mit der Verwendung von Maschinengewehren abgehaltenen Versuche günstig ausgefallen sind, wird im Interesse der Schlagfertigkeit der Armee beabsichtigt, sämmtliche Armeekorps mit solchen Gewehren auszustatten und zu diesem Zweck Maschinengewehr-Abtheilungen zu bilden, die je einem Jäger- oder Infanterie-Bataillon in derselben Art wie die Eskadrons Jäger zu Pserde den Kavallerie-Regimentern ungegliedert werden sollen. Aus finanziellen Gründen soll die Errichtung allmählich er folgen, und zwar im Jahre 1901 die von fünf Ab- theilungen: bei den Jägcrbataillonen Nr. 1 in Ortelsburg, Nr. 2 in Kulni, Nr. 4 und 10 in Bitsch und beim Garde- Jägerbataillon in Potsdam. Bei der Kavallerie sollen fünf neue Eskadrons Jäger zu Pferde errichtet werden, die in Posen in Garnison kommen. Bei der Fußartillerie ist die Schaffung eines neuen Bataillons und eines Regi- mentsftabes, also wohl dst Umwandlung des 13. Bataillons in ein Regiment vorgesehen, bei den Pionieren die Errichtung eines neuen Bataillons und beim Train die Hinzufügung einer dritten Kompagnie zum 25. Bataillon. Endlich soll die Luftschiffer-Abtheilung, zu der außerdem noch eine Be- spannungs-Abtheilung tritt, um eine zweite Kompagnie verstärkt werden. Fürst Münster-Derneburg, deutscher Botschafter in Paris, ist in den Ruhestand getreten. Zum Nachfolger desselben ist, wie zu erwarten war, der deutsche Botschafter in Petersburg, Fürst Radolin-Radolinski, ernannt worden. Fürst Radolin steht im 60. Lebensjahre, ist seit dem Jahre 1895 Botschafter in Petersburg, nachdem er vorher längere Zeit den Botschafterposten am Goldenen Horn begleitet hatte. In Petersburg fühlte sich der Fürst, der das Ver trauen Kaiser Wilhelms in außerordentlich hohem Maße genießt, so daß er früher vielfach als der Nachfolger des Fürsten Hohenlohe galt, niemals recht wohl und folgt daher dem Rufe nach Paris mit Freuden. Sein Nach folger ist noch nicht ernannt, in Berliner politischen Kreisen verlautet jedoch mit großer Bestimmtheit, daß nunmehr Fürst Herbert Bismarck als Botschafter nach Petersburg gehen werde, u.n den Posten einzunehmen, den sein unver geßlicher Vater sehr lange bekleidet hat. Präsident Krüger kommt doch nach Berlin, und zwar wird er nach zuverlässig erscheinenden Meldm^en am nächsten Dienstag in der Reichshauptstadt cintreffen. Der Präsident, der seinen Aufenthalt in Paris verlängert hat, verläßt mit dem Staatssekretär Dr. Leyds und seiner Begleitung am Sonnabend Mittag Paris und ist Abends in Köln, wo er, da er am Sonntag nicht reisen will, bis Montag früh verweilt. Montag Nachmittag trifft er in Magdeburg ein, um dort zu übernachten, und die Ankunft in Berlin erfolgt im Lause des Dienstags. Die Reichs regierung ist von dem Kommen des Präsidenten Krüger benachrichtigt und wird ihn ebenso wie die französische Regierung empfangen. Von privater Seite werden bereits Vorbereitungen für die Ankunft des Präsidenten getroffen.