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Zreitag, 12. Dezember 1913 S. Jahrgang Nr. 2SS. Dies« Nummer umfaßt 1> Seiten. 1 NLHcre« st«-« <m mrlxr« WWM^NWWWiitWWWW DieAufständischeninMezkko-ckben einen Angriff auf die Hafenstad t Tampioo begonnen. Der Dampfer Kronprinzessin Eecilie hat Flüchtlinge aus dieser Stadt an Bord genommen.*) Durch «inen Ukas de» serbischen ^Königs wurde die Demobilisierung der Movawa- und Drina- Dioision angeordnet. Das Wichtigste vom Lage. In dem Prozeß gegen die drei Rekruten der Za« -ern er G ar nison wurde da» Urteil gefällt. Henk erhielt sechsMochen, Scheibe! und Blelly je drei Wochen Mittelarr.est.*) Zum Bundespräsidenten der Schweiz für da» Jahr 1814 wurde Oberst Dr. Arthur Hoff, mann, -um Vizepräsidenten Dr. Mot 1 a gewählt. * Der französische Heeresausschuß hat die Sold erhöhung für Offizier« vom Major abwärts « r - heblichvermehrt. , Der gemaßregelte französische G e n«r a l Faurie hat gegen seine zwangsweise Versetzung in den Ruhe- stand Protest eingelegt. Das Abebben äer Reichslagserregung. *00 Di« Fortsetzung der EtlttSberatung im Reichstag am Mittwoch hat deutlich bewiesen, dich der sozialdemokratische Führer Schetdemaim mit seinem ersten heftigen Vorstoß ge gen den Kanzler da» Gegenteil seiner Absicht erreicht hat. Wer am Mittwoch den Reichstagsverhandlungen beiwohnte und von den vorausgegMgenen politisch erregten Tagen .niterlebt hatte, konnte gar nicht auf di« Vermutung kommen, daß wir.soeben ein« schwere Krisi» in der in neren Politik überwunden haben. M« am Dienstag die Redner de» Zentrum» und der Rattonakliberalen, so wandten am Mittwoch die übrigen bürgerlichen Parteiver- treter ihre Waffen zur Abwehr gegen den roten lleberradi- kaltsmus. Herr von Bethmann, umgeben von allen Staats sekretären und einem Schwarm von Bundesratsmit-^liedern, saß zuweilen ganz vergnügt lächelnd auf seinem historischen Eckstuhl und zeigt« nicht» mehr von dem gedrückten und tief- Die Goläflsche. von G. »o» SchSnthan. Nachdruck -«id-t— -an» hatte sich zu seinem zehnten Geburtetag Goldfisch« gewünscht, und da sich weder vom pädagogischen, noch vom rein egoistischen Standpunkt etwa» gegen die Anschaffung einwenden lieh, prangt« inmitten seiner Geschenke «in Mo^d- sischglas mit zwei niedlichen Insassen. Ilm auch der St ö- mung der Kunst im Leben de» Kinde» Rechnung zu tragen, hatten die liebelnden Eltern eine Mark und fünfundsiebzig Pfennig zur Anschaffung verwandt. Für diese» Geld er- hielt man ein kleine» Aquarium, dessen Fuß «inen nea- politanischen Ftscherlnaben darstellte, in künstlerischer Au», führung, wie da» Ladenfräulein versicherte. Der Vater, der gern da» Angenehme mit dem Nützlichen verband, hatte der Gabe noch ein Büchlein über Terrarien und Aquarien zugefügt. Schwester Lotte, in deren Sparkasse, wie gewöhn lich, starke Ebbe war, kam auf den glücklichen Einfall, «in kleine» Retz zu häkeln, mit dem di» Tierchen erforderlichen» fall» herauBgefischt werden sollten. Hang war überselig. Am ersten Tag wurde da» Goldfischtzla» dreimal gereinigt — Mama war »in bißchen ärgerlich^ al» sie di« neuen Zim» mergefährten einmal auf dem Flügel ausgebreitet und ei« andermal in der geschliffenen Salatschüssel fand. Si« wutd« auch ungeduldig, wenn Han» all« Munde mit Rachsorderun- gen kam. Zuerst mußt« er klein» Tuffstein« kaufen, dann «in« bestimmte Art Pflanzensamen, au» dem sich in wenigen Tagen «ine wundervoll« submarine Flora entwickeln würde, zuletzt Ameiseneier, mit denen er seine Lieblinge zu ernäh ren gedachte. Nachdem Han» am «Lend endlich durch di« Mutter vom Goldfischglas weggelockt «ar — ste hatte ihm in beweglichen Worten geschildert, daß die armen Geschöpf, jetzt absolut de» Schlafe» bödüsften, da sie durch die Heber- fiedelumg und den verÜSHr mit so viel ihnen bi» dahin «n- bekannten Menschen schrecklich abgespannt seien — macht« er sich an di« Lektüre de» vom Vater gespendeten Heftchen». Labet wurde ihm klar, daß die von den» bronzenen Haupt, erregten Wesen früherer Tage. Dennoch aber wäre es falsch, au» dem Abflauen der allgemeinen Aufregung, au» den ruhigen sachlichen Reden der bürgerlichen Abgeordneten und au» den scharfen Angriffen auf die Sozialdemokratie zu folgern, daß di«Stellung de»Reichskanzler» dSm Reichstag gegenüber wieder ebenso gefestigt sei wie vor dem 4. Dezember. Der offensichtliche Mangel an Fühlung mit dem Bolkssmpfinden in derZaSernerAssLre, di« Un entschlossenheit in der Bekanntgabe der kaiserlichen Willen» entscheidung, di« Nachgiebigkeit gegenüber der militärischen Beurteilung der Zwischenfälle, di« Entschuldigung und halb« Verteidigung der offenkundigen Gesetzwidrigkeiten, kurz al les, was jene wuchtige Mtßbilligungskundgebungde» Reichs tages verursacht hat, ist von den bürgerlichen Parteiführern gegenwärtig noch keineswegs milder beurteilt worden. , Nur die Konservativen und Freikonservativen haben am Mittwoch den Versuch unternommen, gleich dem Reichs kanzler die Bedeutung de» Mißtrauensvotum» zu verklei nern. Ste, die am 4. Dezember mit 84 gegen 288 Stimmen in der Minderheit geblieben waren, haben «ine ganz ander« Auffassung von der Wirkung des Beschlusses als di« Gegner. Aber ihre Polemik gegen alle übrigen Par teien kam dem Reichskanzler «persönlich nur in ge ringem Maße zugute. Denn in demselben Atemzuge, mit dem ste ihre Ablchnung de» Mißbilligungsantrage» begrün deten, triumphierten ste auch über den Kanzler, daß dessen Nachgiebigkeit Sei der Einführung der Anträge am Schluß von Interpellationen und früher schon sein Entgegenkom men in der elsaß-lothringischen VersassungSkampagne gegen über den demokratischen Forderungen die gartze peinliche Lage vom 4. Dezember verschuldet habe. Hätte man den Reichslanden nicht gegen den Willen der Konservativen die nach ihrer Meinung ganz verfehlte neu« Verfas sung geschenkt, und hätte man di« Aenderung der Geschäft», ordnung im Sinn« eins» Ausvau«» der parlamentarischen Macht «Senso schroff wie die Konservativen Nbgewiesen, so hätte da» Mißtrauensvotum überhaupt nicht zustande kommen können. Mehr noch al» an» diSseir Ausführungen ergab sich au« der konservativen Lobpreisung de»Kri«g«. Minister», daß nicht reine Freundschaft zum Kanzler der Beweggrund der Kritik von recht» her am Verhalten de» Reichstage» war. Herr von BethmaNn Hollweg hat — da» steht am Schluß der «rsten Erklärungen aller Parteiführer fest — nirgends wirklich zuverlässig« Freunde, di« ihn tret» und sicher in seinem Amte zu stützen bereit wären. Er ist tatsächlich wie er auch betont«, der Kanzler seines kaiser lichen Herrn und wird von ihm allein Li» auf weitere« in seiner hohen Stellung gehalten. Ob aber an dieser ent scheidenden Stelle di« Vorgänge der «rsten Dezembertage keinerlei Mißstimmung hinterlassen haben, da» steht kei neswegs fest. Es fehlte am Mittwoch im Reichstag nicht an Stimmen ruhig und sachlich a-wägender Parlamentarier, die de» neapolitanischen Fischerknaben balancierte Elasschal« ein gänzlich unrationelle», vom wissenschaftlichen Stand punkt au» sogar verwerfliche» Gefäß sei. Also, Papa, er läuterte «r mit glühenden'Backen, vor allen Dingen dürfen sie kein Leitungen)asier bekommen, sondern nur Regen- « der Flußwafser. Du mußt im Garten eine Zisterne anlegen, oder Minna müßte de» Morgen», «he sie uns da» Frühstück besorgt, einen kleinen Gimer au» der Elbe holen, obgleich — er sah in da» Buch und buchstabierte stockend — auf etwaige Verunreinigungen der Stromläuse durch die Abwässer von chemischen Fabriken, Zuckerraffinerien usw. strengstens zu achten ist. Hans war «fft spät zur Ruhe zu bringen, die geduldige Mama mußte noch verschiÄentlich an sein Bett kommen. Ach, Muttchen, 'sagte er dann noch, deck' ihnen doch ein dunkle» Tuch über, sonst stört sie das Licht. Dann macht« er sich schwere Sorgen, ob der Zigarrendampf ihnen nicht schätzen könne. Zuletzt verbat er sich ernsthaft Lotte» Klavierklimpern, da wachen sie doch «natürlich wieder auf! Mutter» Behauptung, daß die Fische de» Gehörsinn» erman gelten, nahm er sehr skeptisch auf: Da» denkst du so, Mutt chen, aber sicher kann'» doch kein Mensch wissen, weil die Fisch« nicht wrechen und «» niemand sagen können. Am nächsten Morgen wollte Han» nicht zur Schul« gehen, «Sil er durchau» behauptet«, der «in« Goldfisch mach« ein so komische» Gesicht, ihm sei ganz gewiß nicht wohl. Erst al» Mama fest und teuer versprach, alle halb« Stunden »nach, zusehen, zog «r ab. Am Mittag kam er mit fliegenden Lok- km angestürzt: wie geht'» ihnen? Di« Mutter konnte mit ruhigem Gewissen versichern, daß ste keinerlei beunruhigende Synwtom, bemerkt hab«, weißt du, Mutti, meint« «r da, in de, Religionsstund« ist mir etwa» «ingesall«». Ich muß den Fischchen» Namen geben, damit man st« unterscheiden kann. Maina matze «in ernst«» GSftcht: An solche Sachen denkst < du in der RMgionSstmch«? Han» «rteidigte sich «i'rig: LLer da kam ich gar nicht» dafür, wir haben doch heut« Petri Ftschzug gehabt, da mußten mir doch mein« Fisch« «inftllen. E» entstand nur ein bang«, Zweifel, ob di, GoLfisch, aus männlich« oder weiblich« Namen zu tauf»n seien. Da» kann »atürüch niemand wissen, sagt« Kan» nach, Mer Tageblatt Mzeiger für öas Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. -Z «pwchsimtz« -« »^attim« ack Mimnchm «mnuag, aachuttwg» »-»Utz«. - rettgram—stSreff», «agetzla« r-chtzmh- «. «A Iü, «w«tta«st tta-efmww «mmstttpw kam» Vvväh» nicht geleistet ner-e«. maLstrt denklich, ob «» kleine Jungen ^der nur Mädchen find, viel- leicht infolge einer höheren Eingebung fand er dann di« Lösung: Der, der «in bißchen dunkler ist, ist M Mann und muß Fritz heißen, der Helle ist natürlich 'ne Frau, die nen nen wir Henriette. Memand, außer -an», hat jemal» Fritz und Henriette zu unterscheiden vermocht. Er selbst ent wickelte «ine schöne Sicherheit und erzählte ost und umständ lich von ihren verschiedenen Eharckkteranlagen. Merkwür digerweise war Fritz, der Mann, sanft Und nachgiebig, wäh rend Frau Henriette heimtückisch, gefräßig und streitsüchtig sein konnte. Die ersten Tage nach dem Geburtstagsfest waren regne risch Han» mußte viel daheim sitzen, er beschäftigt« sich da abwechselnd mit der Fütterung der wilden Bestien und der Lektüre de» Leitfaden«. Der war entschieden von einem Mann« verfaßt, in dessen Kopf sich falsche Vorstellungen da von gebildet hatten, roa, ein -rave», deutsche» Elternpaar filr di« kleinen Passionen seiner Sprößltnge aufzttwenden ver mag. Da» von ihm geschildert« Aquarium, da» wahrschein lich streng sachgemäß hergestellt werben Mußt«, «rfordert« micht nur ein« große Anschaffungssumme, sondern auch kom- plt,tert, Wartung und Pfleg,. Besonders schlimm wurde di, Situation, al» -an» an das Kapitel von d«r Zufuhr von Sau,rstoff ««langt war. Er plädiert« zuerst für di, Anlag« «in«» kleinen Springbrunnen» inmitten de» Gold fischbassin» und wollt« dann neben der Wasserleitung «in« Miniaturpumpstatton errichten, di« stetig frische» wassn ,inl«it,n und verbraucht«» fortführen sollt«. Di« Köchln erwischt« ihn gerade noch dabei, wie «r den Gasschlauch, der /zur Bügeletnrichtung gehött«, abschrauben wollt«, dann hatte er schon di« Schülermütze aufgesetzt, nm im nah legenen Wtrtschastsmagaztn «ine Bleiröbr, von mehren Metern Länge «tNzuhaNdeln. Zum Glück fiel a» der Mut ter ein, dich da» Dasserleitungswasser ja al» iMLeköMM sich verworfen wurde. Han» schlug -war vor, durch einen ebenfalls zu erneuernden Zusatz von doppeltkoihlensaurmn R» tron da» Wasser dem Magen seiner Pflegebefohlener anzu pass,n, aber da meint« Lott«, da» würben st« sitze nicht «rtraamr, d«nn da» schmeck« doch zu furchtbar eklig. Mit de» Reichskanzler» Amt »tage für gezählt hielten. Sicher ist kein« Tatsache erkennbar, die für eine neu« Be festigung der Stellung de» Kanzler» ZeUgni» abl«gte. Schlacht- unä Mehhof zu Aue. (Aus dem sechsten Berwaltungrbericht.) Da» Berichtsjahr 1912 stanb unter dem Zeichen der Vieh« und Fleischteuerung, die sich in einem ungewöhnlichen, noch ni« beobachteten Grade geltend Machte. Die Zahl der Schlachtungen ist von 12147 auf 166VS Krrückgegangen. An der Abnahme sind beteiligt Rinder mit 389. Schweine mit 807, Kälber mit 246 und Schafe mit 236 Stücks Nur die Pferde- und Hundeschlachtungen haben «ine geringe Zu nahme erfahren, und zwar um 14 Lezw. 9 Stück. Dieser Rückgang ist in der Hauptsache darauf zurückzuführen, daß die Abschlachtung der gesamten aufgetriebenen Viehbestände -m hiesigen Schlachthof« im Jahre 1911 info'ge de» Aus bruch» der Maul- und Klauenseuche -wölfmat, im Jahre 1912 aber nur einmal erforderlich war. Wenn auch infolge der hohem Btohpreise die Fleischpreise sich fortgesetzt in auf steigender Linie bewegten, so konnte der Fleischverbrauch dadurch doch keineswegs beeinflußt werden. Die Fleischnot de» Jähre» 1912 machte sich eben in Aue und Umgebung nicht so deutlich bemerkbar wie in vielen Gegenden de» ganzen Deutschen Reiche». Auch ber Versuch, ausländische» Fleisch an die minderbemittelte Bevölkerung -u billigen Preisen abzulassen, hat in Aue keine besonderen Früchte gezeitigt. Denn das eingeführte dänische Fletsch fand nicht den erhofften schnellen Absatz. Ebenso spricht der außer ordentlich schwierig« verkauf de» bei der Fleischbeschau b- anstandeten und der Freibank überwiesenen Fleische», da» bisweilen Tieren «Per Qualität entstammt, gegen di« Fletschnot. Trotz der hohen Fletfchpreise ist der Fleischver brauch im Jahr« 1912 gegenLLer dem Vorjahr« um 8^ kg pro Einwohner gestiegen! Der Verkehr auf dem Mehhof« hat sich auch im Berichtsjahr« wett« gut entwickelt. In allen Ti«rgattt»Ngen war eine Zunahme zu bemerken, di« gegenüber dem Vorjahre 1268 Tier« --- 6 Prozent betrug. Im Jahr« 1912 wurden in den Schlachthallen, d«r Sanität- anstatt und dem Pferdeschlachthaus« geschlachtet: 1824 Rin der (wovon 64 Ochsen, 174 Bullen, 1648 Kühe und VS Jun» rinder waren), V869 Schweine und Ferkel, 2167 Kälber, 868 Schafe, 87 Ziegen und Zickel, 187 Pferd« und 21 Hund,, zusammen 166SS. Von den geschlachteten Tieren wurden dem Echlachthofe unmittelbar, ohne Passieren de« Viehhofes, zugeführt: 876 Rinder. 446 Schweine, 8 Schaf«, 972 Kälber und 80 Ziegen. E» folgt in dem Bericht eine statistische Tabelle über die Verteilung dep Schlachtungen auf die ein zelnen Monate und andere statistische Angaben. Die ge samte Flekfcheinflchr Hat im Jahr« 1912 gegenüber 1911 um 47V7 Kg 8,9 Prozent Angenommen. Bedeutend ist die Zunahme bei tzxn Fleisch- und Wurstwaren und dem