Volltext Seite (XML)
»»«rl»»«. Sonnsbenä, si. Mai idl3 M. 123 8. Jahrgang Dlese Nummer umfaßt 14 Setten. Außerdem liegt da« achtseitige illustr. Sonntagsdlatt bei. IM» Sprechflmtt, »«, «edattie« «tt Mmnahme tt» «emttag» nachmittag, 4—» Uhr. — relegramm-ft-eess», Lagrblatt flu»«rg»htrg«. perusprech« «. gür oavrrlaogt »iagrsaaSt« Maaafkript» kam, Vnvühr nicht geieisttt «er-ea. Die Raiser)ubilaumsr Nattonalspenäe. Von sehr geschätzter Sette wird dem Auer Tageblatt ge» schriebe»: Freiherr von Gayl, General der Infanterie z. D., der alle unsere Kolonien kennen gelernt hat, betonte in einem in Altenburg gehaltenen Vortrage: Da» habe ich auf der galten Welt gefunden, überall wo deutsche Kirchen und Schulen sind, da ist das Deutschtum rein erhalten geblieben. Deshalb hob er hervor, wie wichtig « ist, dis deutschen Schu len und Missionen im Auslands und insbesondere in unser» «Kolonien zu unterstützen. Wollen wir weiter, daß unser« Volksgenossen, di« außerhalb ihrer Heimat über See sich nie. derlassen, wie in früheren Zeiten unserem Volkstum ver loren gehen und dagegen die Kultur anderer Nationen för dern und ihre wirtschaftliche Macht erweitern helfen? Sollen dann die Deutschen ewig den Kulturdünger Mr fremd« Völ ker bilden? Da« wollen wir doch gewiß nicht, nachdem di« deutschen Völkerschaften zu einem einheitlichen, achtung gebietenden Reiche sich vereinigt haben. Das Wichtigste vom Tage. Herr Fabrikbesitzer Ernst Papst wurde au» Anlaß seines heutigen 70. Geburtstage» zum Ehrenbürger der Stadt Au« ernannt.*) * I» Reichstag« toieS^gestern der Reichskanzler die sozialdemokratischen Angriffe gegen da» elsaß- lothringische Vereins- und Preßrecht entschieden zurück. * Der deutsche Kronprinz wird dem Vernehmen nach im nächsten Jahr« zum Besuche der afrikanischen Landesausstellung nach Deutsch-Ostafrtka fah ren. Mutmaßlich« Witterung am 1. Jun«: Wechselnde Winde, wolkig, «arm, zunächst Gewitter, späte, -et! weise Ried,-schlag. -MI die Zukunft seine» Volke» richtig versteht. Da» muß ander» werden. Und einen' Anfang zum Umschwünge soll da» deut sche Voll jetzt machen, indem es seinem weitblickenden Kaiser' zu seinem Regierungsjubiläum «ine Spende zur Unterstützung der christlichen Missionen in die Hände legt. Eile jeder, sein Scherflein beizutragen zu einem Werke, da» un» di« Zukunft unseres Volkes sichern soll. Auch die kleinste Gabe ist will kommen und eine besondere Freude wird es für unfern Kai ser an seinem Jubelfeste sein, wenn er erfahren kann, daß weite Kreis« und tunlichst alle Kreise de» deutschen voll« an dieser Spende teilgenommen und damit gezeigt haben, daß sie ihrer Väter würdig waren und die zukünftigen Aus. gaben unser«» Volkes verstanden. Sammelstellen befinden sich in A u e Lei der Stadtkass«, Lei den Geschäftsstellen de, Auer Tageblattes und de» Erzgebirgischen Dolksfreunde» sowie bet den beiden Pfarrämtern. Unsere Väter und Brüder haben im Jahre 1870 wahr haftig nicht allein für die damalige Gegenwart geblutet, sondern ihre Begeisterung und Kampfessreudtgkeit wurde genährt durch die Hoffnung auf ein neues mächtiges Reich, in welchem die Kinder und fernesten Enkel stolz bekennen sollten: Ich bin ein Deutscherl So wollen, aber auch wir nicht engherzig nur an die Gegenwart denken und un» damit genügen lasten, daß uns nicht wie «Hedem das Ausland auf den Köpfen herumtrommelt, sondern wir wollen uns besten bewußt sein, daß wir Pflichten haben gegenüber unseren Nachkommen, damit diese wicht dermaleinst den Vorwurf er heben, daß ihre Väter geschlaf«» haben. Jede Zett bietet einem Volle neue Aufgaben. Unsere Zett hat un» über die Grenzen unsere» Vaterlandes hinausgedrängt über die Meer< und mit seinem allezeit offenen Auge hat unser Kaiser er- kannt, daß wir Weltpolitik treiben wüsten, um die wirt- schaftliche Zukunft unseres Dolle» zu sichern. Eingang in fremde Völkerschaften erlangen wir aber nicht in erster Li nie mit militärischer Macht, sondern unser« Pioniere find die christlichen Mtsstonen. Und di« gewonnenen Stützpunkte er halten wir für unser Volkstum nicht in erster Linie durch Mtlitärstationen, sondern durch die täglich« nimmermüde Arbeit wiederum unserer Misstonen. In unseren sämtlichen Kolonien unter-ätt di« Negierung nur drei Schulen Mr Weiße und 100 Schulen Mr Eingeboren«. Di« christlichen Missionen dagegen unterhalten insgesamt VOSS Missions schulen. Dort «tkd mit christlicher Gesittung deutsches Wesen und deutsche Art gelehrt. Und da» ist von der allergrößten Bedeutung. E» ist nicht gleichgültig, ob di« Kultur den Eingeborenen im englischen oder amerikanischen oder ob sie im deutschen Gewand« geboten wird. Denn die in deutschen Anschauungen erzogenen Eingeborenen ge winnen wir Mr unser deutsche» wirtschaftlich« Leben und wo deutsche Kirchen und Schulen stehen, da bleiben vor allem unser« eigenen Volksgenossen und ihr Nachwuchs dem deut, schen Wesen und dem deutschen Volle erhalten und ihre Beziehungen -um» Mutterland« werden nie zerreißen. Deshalb müssen wir, wenn wir unsere Zett verstehen und nicht mit armseligem Krämergeist« von heut« auf mor gen denken und sorgen, sondern großzügig unsere Pflicht gegenüber der Zukunft unsere» Bolle» erfüllen wollen, mit allem Nachdrucke unsere christlichen Missionen, vor allem die jenigen in unfern Kolonien, unterstützen. Der Landmann, der einen Baum pflanzt, wird selbst meist wenig Früchte da von ernten, aber seine Nachkommen worden sich de» Segens freuen, zu dem der Vater ihnen den Grund gelegt. So wol- len auch wir an unsere Nachkommen, an die Zukunft unseres Volle» denken und ihnen Bäum« pflanzen, von denen sie durch Erleichterung ihre» wirtschaftlichen Leben» goldene Früchte ziehen können. Andere Nationen wissen, wie die Anknüpfung und Festigung ihrer Handelsbeziehungen zu un- kultivierten Böllern durch die christlichen Mission en vorberet- tet werden. England wendet jährlich Mr sein« Mtsstonen 88 Millionen Mark auf. Daß dagegen Deutschland Mr seine christlichen Missionen nicht mehr al» jährlich 8 Millionen aufwendet, ist «in beschämende» Zeugnis dafür, daß der deut sche Kaufmann und Industrie« weder die Gegenwart noch DagPraliminarfriedenSprotokollzivtschender Lürket und den Balkanverbündeten ist am gestrigen Freitag mittag um IS Uhr 40 Minuten in London unterzeichnet worden.*) Künig Ferdinand von Bulgarien richtet, an Kaiser Wilhelm und an Kaiser Niko- lau» Schreiben, in denen er erklärte, daß er von dem lebhaft«» Wunsch« beseelt sei, et- nen Konflikt zu v«rm«1drn. »1 IU>y«r«I au ant««» GUI«. Die SchSnheitskur. Humoreske nach dem Russischen von Effem Bey. Nachd.u« ondolin, Natürlich war er e» wieder, der damit anftngl Hör' mal, liebe» Kind, sagte er eines Tages, ich bemerke seit einiger Zett, daß du Fältchen in den Augenwinkeln be kommst, und außerdem bist du ziemlich korpulent geworden, was zu deinem kleinen Wuchs sehr wenig patzt. — Natür lich war die klein« nette Frau Müller im Grunde ihre. Her- zens genau derselben Ansicht wie ihr Gatt«, allein st« be schränkt« sich darauf, ihm mit einem nichtssagenden Achsel zucken zu antworten: Ja, daran läßt sich eben nichts än dern! Nun, fuhr Herr Müller in sein« Red« sott, da dürft test du doch unrecht haben. S, gibt doch soviel ich weiß, Massage, ViLmttonskuren und all» möglichen anderen Mit- tel, um sich jung und schlank zu erhalten. Sieh' dir nur all di« anderen Frauen an. was di« alles au, sich machen! Ich glaube, du könntest auch »in wenig mshr Mr dein Aus sehen tun — wenn auch nicht kür di» Augen der anderen Menschen, so wenigsten» Mr mich! Ach du lieber Gott., ant wort«!» Frau Müller indigniert, ich wär» ja mit Freuden bereit, meinetwegen noch das Setltanzen zu lernen, nur um dir zu gefallen: aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, durch welche Mittel ich «iKer jung und schön werden könnt». Wie mich Gott geschaffen hat, «erde ich mein Leben auch zu Ende leben; da laßt sich nicht» machen. Nach meinem Tod» hoff» ich mich selbstverständlich in einen „ft -enden Engel zu vevwandeln, mit schöne» Flügeln und al len andern» Zubehör, und ich nehme an. daß ich dann auch ein klassisches Profil ui» wallende golden, Locken bekommen «erd,. Pfui, was »cheft du bloß für einen Ansinn zusammen! rief Herr Müller ärgerlich aus, ich muß di, doch ganz in Auer Tageblatt N /inzeiger für -as Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. Ernst sagen, daß «s mir wenig Vergnügen macht, mich mit einer solchen Erscheinung, wie du fi, besitzt, vor den Leu ten zu -kigen. Du hast «ins rott Nase . . . Runzeln . . . reichliche Fettpolster am ganzen Körper . . . eine schlechte Figur — dagegen mußt du nun wirklich etwas tun. Ich habe dir hier eine ganze Menge von Broschüren und Bü chern über Schönkettspflege mitgebracht; es wär« ganz nütz lich, wenn du sie aufmerksam durchlesen wolltest. Steh hier zum Beispiel, hier steht folgendes: Wenn man sich seine Zu- gend und Schönheit LKoahren will, mutz man streng darauf achten, nur an schön» und angenehme Dinge zu denken und düster« und unangenehm» Gedanken von sich zu scheuchen ... wenn du mitunter nur sehen könntest, was du Mr sauer« Gesichter schneidest — wirklich wie rin» uralte Greisin. Di« Menschen fürchten sich förmlich, an dir aüf der Straß« vor- beizugehen, aus Angst, du könntest sie beißen. Mit diesen Worten entferntt sich Herr Müller schleu- ntgst, ohne erst «in« Antwort.seiner Gattin abzuwaretn. Frau Müller war ein« gut« Frau und nahm sich di« Wort« ihre» Gatten zu Herzen. Im Lauf« der Leiden folgenden Tag« und Nächt« studiert« sie eifrig in dem Haufen von Broschüren, die von guten Ratschlägen, wie man schöner und jünger werden kann, nur so wimmelten. In ihrem Kopf herrscht» von all dem Zeug «in Tohuwabohu, Li» sie schließ lich begriff, daß man sich di« verlorene Schönheit und Ju gend in drei bis vier Monaten wiederg«winnen könnte, vor- ausgesetzt, daß man seinen Körper und Gellt genu den ein zelnen Ratschlägen entsprechend pflegt». Aim dritten Tag« beaann also Fra» Müller ihm Klar. St« fing damit an, daß sie den Hörer vom Telephon nahm un dmr niemand zu sprechen «ar. Mit einem verlegenen Lächeln erhob sie sich schon zu früher Morgenstunde«,» d«m B«tt, öffnet» «eit di, Fenster und begann nun di, herrlich» Morgenluft (auf d»m Hof wurden Teppich« -Klopft und der Staub flog in Ein neuer Ehrenbürger äer Staäl Rue O Einen neuen Ehrenbürger hat von heute an di« Stadt Au«: Henn Fabrikbesitzer Ernst Papst, der heut« seinen 70. Geburtstag friert. Diesen Zeitpunkt ließen di» städtischen Körperschaften nicht vorübergehen, ohne Herrn Papst die höchst, Auszeichnung zuteil werden zu lassen, dio ein» Stadt vergeben kann: Da, Ehrenbürgenecht. In nicht öffentlicher Sitzung am 17. April d. I. beschlossen Rats- und Stadtoerordnetenkollegtum demgemäß und heute mm. an sei nem 70, Geburtstage, ist Herrn Papst in feierlicher Weise die hohe Ehrung übermittelt worden. Es ist nicht die erste Auszeichnung, die ihm zuteil ward«. Schon schmücken das Ritterkreuz des Albrechts- orden», die Earolamedaill« und da» König!. Feuerwehr-Ehrenzeichen sein» Brust; und etn« Straße, die Srnst-Papst-Stratz«, trägt bereitt seit dem Jahre 1908 seinen Namen. Damals waren es KV Jahre gewesen, seit Her« Papst, der in Lößnitz geboren wurde, nach Aue übersiedelt war. Und doch werden all» di«s« Ehrungen übertroffen durch die ihm h e u te zuteil Gewor dene; nur ganz wenigen Bevorzugten ist sie böschteden, in unserem Au« teilt sie Her, Papst mit den Herren Staats minister Karl Georg Levin von Metzsch-Reichenbach in Dres den, Exzellenz, Komtur, Wttkl. Geh. Rat Du Paul Mehnert aus Medingen, Exzellenz, Komtur, und Baumeister August Julius Bachmann in Aue, Etadtrat, Ritter pp. Gin ande rer, der noch Ehrenbürger der Stadt war, Herr Stadtrat Fr. Anton Gläser, ist vor Wei Jahren in di« Ewigkeit abberu- fen wotden. . . . G» ist heute, da Herr Papst mit der höchsten Auszeich nung der Stadt Au« geehrt wurden nicht allein «in geeig neter, sondern sogar ein gegebener Augenblick, kurz zufammenfassend di« Mitbürger auf das arbeit»- und segens reich« Wirken hin-uweisen, da» Herr Papst in unserer Stadt entfaltete. Dabet soll nur ganz kurz sein« industriell« Tätigkeit gestreift sein, die von ihm gegründet« vttchspulen- und MetallhülsenfaLrik, die ihr gut Teil mit dazu -etgetra- eiuzuatmen, wobei sie ununterbrochen Kniebeugen übt«. Dann spielte sie (nach Vorschrift!) «ine -albe Stund« lang Ball, wie ein kleine» Kind, und ging darauf dreißig Mi nuten mit einem schweren Buch aus dem Kopf« (Vorschrift!) im Zimmer -vorwärts und rückwärts. Auf dem Wegs nach Hause kaufte fi« dann «inen Straub Nelken und ein Luft pentöpfchen. Nach dem Spaziergang aß sie drei winzige Brötchest, trank dazu ein Schälchen Tee und machte sich dann an die -wette Abteilung der Kur, nämlich an di« fesNW Schönheitspflege. Zu diesem Zwecke stellte sie Len Nelken strauß und das Tulpentvpfchen auf den Lisch, setzt« sich in einen Stuhl davor und starrt» nun -unentwegt tu di» Blu men. (Die Vorschrift empfahl nämlich, sich recht »ft in den Anblick schöner Ding« zu versenken!) Während Frau Müller so vor sich hinstarrt« und an lauter Herrlich« Sachen dacht« (Vorschrift I), zum Beispiel an «inen herrlichen Sonnenaufgang, an neu« Kleider . . . da, groß« Los . . ., -wutd« sie plötzlich durch »ine eornig» Stimm« au» ihren Träumen geweckt, vor ihr stand Herr Müller und sah st, nicht gerad« sehr liebevoll an: Als» bitt« sag' mir, zum Donnerwetter, ob wir heutt überhaupt nicht zu Mitag essen wollen? Pst, Pst, beschwichtigt» sie ihn, sprich um Gotteswillen nicht mit so gräßlicher Stimm» zu mir; ich denk« gerad« an erhebende Dings, um schön zu «erdeiß und wenn du mich so anschreist, kanE du mir noch di» ganz» Kur verderben. Mach dir lieber selbst etwas zum Men zurecht: »» wird ja nicht mehr lang» dauern, dann -in ich wieder jung «Nd schön, und kann mich dann «in bißchen mehr um di« Küche kümmern. Adieus schrie Herr Müller mit hochrotem Kopf, drehtt sich auf demMstttz um «nd warf di» Lür krachend hinter sich in» Schloß, An diesem Lag» stand auf dem Küchenzettel der Familie Müller Mr das Mittagessen Linsen mit Speck vorgeschrieLen. Allein da