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Tmmadend. 4. März LN11. Iitir »ooo i^uuki «mm» Nr. SS. Sechster Jahrgang. 5luer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge !',rantwortlich»! 8-dakt-n, gelt» Ntn«I»»l«l. für die Inserat* verantwortlich- oll-lt-r N»»«,. Seide in Au» i. Lrtgeb. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonntagsblatt. Sprechstunde der Redaktion mit Anina hm« der Sonntag« nachmittag» von «—» Uhr. — Lelegramm-Ndreffei LagÄlatt kiseerzgebirge. — Frrntzrech« »». Für unverlangt eingesandt« Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werde«. Krack and verlag llar» Vkvcit-«. vttt»g»-0«»«ü»weN m. b. si. in Nu« t. «LzgS. Bezugspreis: Durch unsere Boten frei ins Haus monatlich ünpfg. L'ei der Geschäftsstelle abgebolt monatlich-o pfg. und wächentltch lopfg.— Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich >.5o Mk., monatlich so pfg.— Durch d«a Briefträger frei ins Haus vierteljährlich ,.92 Mk., monatlich «9 pfg. — Einzeln« Nummer so pfg. — Deutsch«« Postzeitungskatalog. — Erscheint täglich in dm Mittagsstunden, mit Nusnahmr von Sonn- und Feiertagen. Jnsertionspreis: Vie stebengehialtene Rorpuszeile ödes deren Raum für Inserate aus Nue und dm Ortschaften der Nmtshauptmannschast Schwarzenberg w Pfg., sonst <5 pfg. Reklamepetitzeile 2» Pfg. Bei grStzerm Abschlüssen «nt- tzrechmder Rabatt. Annahme von Anzeigen bis spätestens 9'/, Uhr vormittags. Für Aufnahme von aräßerm Anzeigen an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, wmn sie am Lage vorher bet uns eingehen. VItst »„«ei' »ttßi io reim Außerdem liegt da- achtseittge illustriert« Sonntagsblatt bei. Das Wichtigste vom Lage. Far preußischen Abgeordnetenhause kam ee gestern zu einer Debatte über die Schiffahrtsabgaben. Minister von Breitenbach versicherte, daß er alle« tun werde, die D urch b ri n g nn g des Schiffayris- abgabengesetzes zu fördern. In der österreichisch»« Delegation wurde eine Reso» lnlwn ltbe die Förderung der »drststu,. gü- b c st r t b : n g e n (.«genommen. I« Lrasilten ist eine amtliche Untersuchung wegeü einer gegen die portugiesische Republik gc- richteten Verschwörung ein^eleitet woru.n. (S. pol. . Tagessch) Die grie chis che Regierung übermittelte durch ihren Ge sandten denMüch > en ein Memorandum über die von türkischer Seite provozierten Gren-fälle. Nach Wladiwostocker Meldungen wird täglich ein Ausbruch eines Boxeraufstandes erwartet. * W'e in Neuyork ringetrofsrne Meldungen besagen, sind in Mana gua 4b Personen wegen Teilnahme an einer Bcr - schwörung gegen die Regierung -um Tode verurteilt worden, unter ihnen angeblich ein deut» scher Arzt. Politische Wochenschau. Tagelang leuchtete in der abgelaufenen Woche der weiß« Bart des Kriegsministers von Heeringen vom Bundes ratstische im Reichstage. Umso früher man mit der neuen MilitSroorlage fertig geworden war, um so länger hielt man sich beim Militäretat mit den Erörterungen auf und das gerade bet den nebensächlichsten Punkten. Fragen, wie die Lederbeschasfung für die Armee gehören doch wirklich nicht in da« Plenum I Auf diese Weise wurden die Verhandlungen dahin- geschleppt. War es früher die Mißhandlungsfrage, die den mei sten Sturm aufwirbelte und zu langen scharfen Auseinandersetz ungen führte, so erörterte man diesmal ziemlich eingehend die Frag« antisemitischer Regungen in der Armee. Ost genug schon ist die Frage der Nichtbeförderung von Juden zu Reserveoffizieren angeschnitten worden und immer ist bei dieser Gelegenheit vom Regierungstische aus erklärt worden, man sei leider außerstande in dieser Hinsicht irgend etwas zu tun, da das Offizierkorps hierin völlig unabhängig sei. Meist wurde auch in Abrede gestellt, daß bet der Nichtbeförderung irgend welche konfessionellen Momente in Bettacht gekommen wären. Herr von Heeringen hat ober diesmal zugegeben, daß zuweilen derartige Regungen zu verzeichnen sind, und er verfehlte nicht, sehr Ent schieden sein Mißfallen darüber auszudrücken. Nicht ohne Inte resse war es, zu sehen, daß man auch in den rechtsstehenden Krei sen den Standpunkt de» Ministers teilte, wie man ja auch im Zentrum aus Gründen der Parität für die Gleichberechtigung aller Konfessionen eintritt. Einen diplomatischen Konflikt hatte in diesen Tagen Herr von Kiderlsn-Wächter -um ersten Male in seiner Eigenschaft al» Letter der auswärtigen Angelegenheiten Deutschlands durchzufechten, und zwar auf einem Terrain, da» er sehr genau kennt. Der serbische Kriegsminister hatte sich nicht entblödet, in einer Skuptschina-Rede dem deutschen Gesandten vorzuwerfen, daß er persönlich an den serbischen De- schützbestellungen in Deutschland interessiert sei. Herr von Rei chenau ließ diesen Vorwurf selbstverständlich nicht aus sich fitzen und Herr von Kiderlen-Mächter, der s«ine Pappenheimer au» langjähriger Erfahrung dort unten genau kennt, stellte kur- zer Hand di« Bedingung, der Kriegsminister revozier« und nehme seine Entlastung, oder aber Deutschland breche seine diplo matischen Beziehungen zu Serbien ab. Das half! Der Kriegs minister trat zurück, freilich nicht ohne in der Skuptschina einen anderen Grund angegeben zu haben. Dieser Nachtusch barg aber indirekt eine neueBeleidigungdes deutschen Gesandten in sich, was diesen veranlaßte, abzureisen. Indessen ist eine baldige definitive Belegung des Zwischenfalles zu erwarten, eine offi ziöse Auslastung in der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung läßt hierauf schließen. Jedenfalls zeigt aber der ganze Verlauf, daß man jetzt in der Wilhelmstraße in Berlin nicht mehr mit sich spaßen läßt. Mag «s sich in dem vorliegenden Falle auch nur um einen kleinen Staat handeln, der jetzige Staatssekretär ist ganz der Mann dazu, auch in einem anderen Falle in der glei chen Weise zu verfahren .... Frankretch ist und bleibt das Land der Ueberraschungen. Das Kabinett Briand stand zwar von Beginn an auf recht schwachen Füßen und man hatte ihm von vorherein nur eine kurze Lebensdauer nachgesagt. Gleichwohl aber hat es sich — allerdings mit einigen Rekonstruktionen — ziemlich 1A Jahre halten können, was immerhin in Frankreich etwas besagen will. Nunmehr rechnete man aber dqch mit einem baldigen Sturze. Doch stehe, in der Marinefrage, bet der man ein« Nieder lage der Regierung erwartet hatte, siegte dies« mit großer Mehr- heit und die Positi 0 n des Kabinett» Briand schien erneut ge- festigt. Da stolpert« es unerwartet über eine recht nebensächlich« Frage. Bet «in«r Debatte über die Vereinsgesetzgebung erhielt es nur «ine Mehrheit von 16 Stimmen und im Hinblick auf diese kleine Majorität zog das Kabinett die Konsequenzen. Bet nächster Gelegenheit wär« sein Stur- doch erfolgt. Viele Hund« find des Hasen Tod ruft» das Kabinett Briand hatte zahlreich« Gegner, die sich schon längst in aller Stille abmühten, es abzu halftern. Di« Situation des Kabinett» war unter diesen Um ständen recht schwankend, sie mußte auf di« Aktionsfähigkeit de» Ministeriums lähmend wirken. Die Wahl der Nachfolgerschaft war indessen nicht sehr leicht, es waren zu viel Anwärter für die Kabinettsbildung und ein jeder wäre am liebsten Minister- pärsident geworden. Präsident Falliere» entschied sich aber schließ- lich für Herr Monis und dieser bracht« es Wittlich fertig, dich mehrer« sein«» Rivalen wie PoinearS und Deleafsö in das Kabinett mit einttaten. An und für sich ist ja der Gedanke, die maßgebendsten Parlamentarier der verschiedensten Gruppen in da» Kabinett aufzunehmen, um diesem dadurch eins groß« Ge folgschaft in de, Kammer zu sichern, durchaus richtig. Anderer, seit» aber läßt sich nicht leugnen, daß die zweifellos vorhandene Rivalität doch zu Hemmungen führen muh, die dem Ganzen un möglich dienlich sein können. Auch in Oe st erreich sprach man wieder einmal von einer Krisis, allerdings nur von einer partiellen. Es hieß, Graf Aehrenthal werde aus Gesundheitsgründen Über kurz oder lang zurücktreten, sein Nachfogler sei der vorläufig - mit seiner Vertretung beauftragte Gras Pallaviccini, Botschafter in Konstantinopel. Tatsache ist aber lediglich, daß Graf Aehren thal aus Gesundsettsgvünden einen zweimonatlichen Urlaub ge nommen hat und es wäre im Interesse der Donaumonarchie drin gend zu wünschen, daß er dabei volle Erholung findet, um mit aller Energie die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten der Der Flieger. Humoreske von S. Rolf». (Naqdru« v«r»oi«n.> Käte Wernicke liebt« -um erstenmal. Denn was sie mit 14 Jahren für den Referendar, der ihr gegenüber wohnte, gefühlt, da» war nicht mit dieser echten .wahren Liebe zu vergleichen. Der Referendar war doch eigentlich nicht? Besonderes gewesen, und er hatte sich, gerade als ihr« Neigung — das, was sie da mals dafür genommen — ihren Höhepunkt erreicht hatte, ver lobt. Da war'» ihr aufgegangen, daß st« ihn haßte. Nun aber: Horst Müller! Welch' ein Name schön! Zwar Müller war ja «in bißchen alltäglich, aber der Horst überstrahlte das. Und er sturr nicht Lehrling, nicht Kommis in Vater» Geschäft — er war Volontär. Sein Vater, ein Hamburger Großhändler, war Herrn Wernicke« Jugendfreund, und Hopst Müller sollte den Detatllbetriob unter besten Leitung gründlich kenn«» lernen. Ja, er sollte sogar «in paar Monate lang htnttrm Ladentisch stehen und Kunden bedienen. Der Arm«, der so ganz andere, höher« Dinge im Kops« hatte! Korst Müller wohnt« nicht bei Wernicke», sondern hatte «in Zimmer Lei «iner Lefreundeten Famili«, Rech- nungsrat Kanzler», in derselben Straße inne. Aber außer dem ersten Frühstück nahm er an den Mahlzeiten teil, und dies« Mahlzeiten waren di« Lichtpunkt« im Dasein der kleinen Kitt«. Si, wurde nicht müde, den Hamburger Jüngling zu bewundern. Er war zwar nicht Lesond«r» hübsch, aber fein« Aug«n hatten «inen so entzückend verträumten Au»druck, und bi»weilen ruhten ft« mit einem ganz «tgenen »lick auf ihr. Gr glotzt wt« «in ge stochenes Kalb, sagt« der Vater gelegentlich. Vater verstand eben die ttefften Regungen dieser großen Seel» nicht. Etna große Seele, ja da« war er! Kühne Pläne ruhten hinter dieser «dlen Stirn. Käte hatte von Kanzle« Dienstmädchen «»fahren, daß der jung« K«rr eine ganze Meng« kleiner Flugmaschinen im vesttz habe, und daß er eine Avtatikerzritung hielt. Auch hatte er der Marte anvertraut, daß «r nur attf sein« Selbständigkeit wart«, um «in berühmter Flieger zu werden. Wie fuMbar interessant war da»! Käte bracht« nun ab und pt da» Gespräch Lei Lisch geschickt auf di« Aviatik, bewunderte und »«dauert« di« jeweiligen Opfer dieses Spottes in schwungvollen Worten, und wittlich gewannen dann die träumerischen Augen des Volontärs einige» Leben, und er beteiligte sich etwas an der Unterhaltung. Für gewöhnlich war er nämlich fast stumm. Der reine Stock fisch, nannte ihn die Mutter. Di« Ettern waren eben entsetzlich nüchtern und ahnten nicht, was sich hinter diesem Schweigen barg. Nur sie, Käte, verstand ihn, und das mußte er ja all mählich fühlen. Gewiß würde einst der Tag kommen, da er in ihr die gleichgesinnte hochfliegende Seele erkannte und sie an sein Herz nahm. Eine Hochzeitsreise durch die Lüste würden sie machen — sie hatte 'mal «ine.Novelle gelesen, die ein« solche Reise schilderte — es war märchenhaft und furchtbar interessant zugleich. Die kleine Käte bekam zur Zeit, als der Hamburger seine Tätigkeit Hinterm Ladentisch auszuüben begann, ein unbesieg- liche» verlangen, sich in der Küche nützlich zu machen. Bisher war sie jeden Morgen -um Tennisplatz gegangen und erst mit tag» httmgekehrt. Mutter Wernicke, die vergeblich versucht hatte, dem Töchterchen Interest« für den Haushalt Letzubringen, wär sehr beglückt über Kätes Eifer. Merkwürdigerweise fehlte aber nun täglich irgendetwas in der; Küche. Einmal war da» Käst chen mit Nellen leer, und Mutter Wernicke hätte schwör«» mögen, daß gestern noch ein« ganze Menge dieses Gewürze» vorhanden gewesen. Aber e» half nicht» — Schweinebraten ohne Nelken -war ja nicht auszudenken. Da» Mädchen war anderweit beschrift tigt, da mußt« Käte rasch selbst in den Laden laufen. Mit hoch klopfendem Kerzen wandte st» sich an^n Volontär, der wieder sein« träumerischen Lug«n machte und ihr anstatt N»lk«n Pfeffer abwog. Dann wieder fehlte «» an Salatöl, oder di« Gssigkann« war «er. Gin andermal ließ KÜt« da» Fläschchen mit Suppen- würz» fallen, und «» -erbrach aus den Steinplatten der Küche. Ohne Wirze aß aber Vater Wernicke den Spinat, diese» labbrig, Gemüse überhaupt nicht. Wenn di« Mutter geahnt hätte, daß Käte absichtlich so ungeschickt gewesen, nur um jhn, den herrlich sten von allen zu sehen! Käte» Lieb» wuch» mit jedem Lag, und al» sie «in« Abend» dumme Basteleien mit allerlei Modellen. Da ist'» kein Wun der, daß er im Geschäft zu nichts zu brauchen ist —«al» di« klein« Käte das hörte, kannte ihre Wonne keine Grenzen. Der Ham burger fliegt nächstens! Wie Musik klang es ihren Ohren. St« sah schon seinen Namen in den Zeitungen, und wenn es so weit war, dann wollte st« ihm zeigen, daß sie bereit war, all« Gefah ren mit ihm zu teilen. Offen wollte sie ihm ihr« Liebe be kennen. Er war ja so schüchtern, er würde nimmermehr den Mut finden, sich ihr zu erklären. Aber seine großen, träumeri schen Augen sagten ihr genug. Wie da» wirken «Erde, wenn erst im Tageblatt ein Artikel erschien: Das Weib de» Aviatikers. Wenn der Wett bekannt würde, daß sie Käte Müller geb. Wer nicke, es war, die man so bezeichnete! Und wenn sie, vereint mit ihm, abstürzen und ein Opfer des Flugsports werden sollte, selbst der Gedanke schreckte sie nicht zurück. Sie träumte Lei Tag und Lei Nacht nur noch von Eindeckern, Zweideckern und Flug feldern, und sie la» mit heißen Augen alle Berichte über Aviatik, die sie nur erwischen konnte. O, wie fi« ihn liebte, ihren Flie ger, der bald am Ziel sein würde. Vater selbst zweifelte nicht mehr daran. Nächstens fliegt der Hamburg«», so hatte er ge- sagt, und wenn Vater sogar daran glaubte, konnte «» für sie doch keinen Zweifel mehr geben. Am andern Morgen war kein Etampfzucker in der Büchs«, al» Käte den Flammeri -übereilen wollt«. Also hurtig auj Flügeln d«r Liebe hinunter in den Laden! Der Volontär war allein und reicht« ihr, nachdem st« ihr Anliegen vorg«bracht, «in« Düte, st«, wie immer, mit feinen träumerischen Augen groß »«blickend, Wie hart für den gentalen.Menschen, hier zu stehen und Zucker zu vettaufenl St« mußte ihm «in freundlich«» Wort sagen. Ma» machen denn Ihr« Studien auf d«m Gebiet der DotatiL.Kerr Müller? fragte sie hoch «rötend, werden Ei« di« Sach« bald praktisch erproben? Gr lächelt« m«lancholisch und seufzt«: Ich hoff« «», Fräulein Käte. Und dabei fah er st« an mit einem Ausdruck — fi« konnte ihn nur mit innig bezeichn«». Der Blick war «in« Liebeserklärung ohne Morte. Geduld, mein Kerze! Wie beschwingt eilte Käte nach oben- wog LOO Gramm Zucker ab, rührte ste zu den Eiern «nd dem Kartoffelmehl und in di« kochend« Milch laufen. Mittag, slamnwri aus den Lisch. Vater aß ihn hört«, «1« Vater im Nebenzimmer zur Mutt«» sagt,: Der Kam-, Zuck« ab, rührte ste zu dei burger fliegt nächsten». Kanzler erzählte mir vorhin Leim Däm. ließ dann alle» zusammen ti merschoppen, daß d« Junge ofsHbar nicht« im, Kopf hat al» , bracht« st« voll Stolz den Fl