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MMM ßr WW Erscheint wSchentlich dreimal u. zwar Diens tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertelj. s Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen s Mk. 55 Pf. Einzelne Nummern fO Pf. WmÄt, DD, Mtnlths md die Umgegkn-t». ImtsötM Inserate werden Montags, Mittwochs und freitags bis spätestens Mittag- f2 Uhr angenommen. Insertionspreis s 0 Pf. pro dreige spaltene (Lorpuszeile. für die Rgl. Amtshauxtmannschast Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den ^tadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt Druck und Verlag von Mckrtrn Berger in Firma H. A. Bergc-r -n Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. Ns. 122. Dienstag, den 13. Oktober 18S3. Bekanntmachung. Der diesjährige Herbstjahrmarkt wird Donnerstag, den 17. und Freitag, den 18. Oktober ds. Fs. abgehalten. Wilsdruff, am 23. September 1895. Der Stadtrat h. Dicker, Brgmstr. Mittwoch, den 16. ds. Mts., Nachmittags 6 Uhr öffentliche Stadtgemeinderathssitzung. Wilsdruff, am 12. October 1895. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Versteigerung. Sonnabend, den 19. Oktober d. I. Borm. S Uhr sollen auf Bahnhof Wilsdruff eine Parthie Altschwellen meistbietend gegen Baarzahlung versteigert werden. Wilsdruff, am 14. Oktober 1895. Königliche Bahnverwaltung. Anger. Zur Einweihung des Kaiser Friedrich-Denkmales. Am bevorstehenden Freitag findet bei Wörth die feierliche Einweihung des Kaiser Friedrich-Denkmaleö in Gegenwart des Kaiserpaares, der Kaiserin Friedrich, des Großherzogs von Baden und anderer Fürstlichkeiten ststt. Ganz Deutschland nimmt an dieser erhebenden patriotischen Feier im Geiste den innigsten Antheil, ruft sie doch erneut die Erinnerung an den ruhmge krönten ritterlichen Helden von Wörth und an den ersten großen Sieg der Deutschen im nationalen Krieg gegen Frankreich zu rück. An jener blutgetränkten Stätte elsässischem Bodens, auf welcher sich heute das schöne Monument des unvergeßlichen „Frühlmgskaiserö" erhebt, erfocht unser „Königssohn von Preußen" als Führer der dritten Armee den ersten großen glänzenden Sieg von wirklicher militärischer wie politischer Be deutung für Deutschland, schlang er sich neue reiche Lorbeeren um das Haupt. Seitdem wurde dec Name des damaligen preußischen Kronprinzen im deutschen Volke wie im deutschen Heere mit stürmischer Begeisterung genannt, und selbst feine Feldherm triumphe bei Sedan und Paris haben nicht vermocht, die herr lichen Thaten von Wörth und von Weißenburg in den Augen der Nation zu überstrahlen. Durch die ruhmvolle Schlacht von Wörth war Kronprinz Friedrich Wilhelm der gefeierteste und po pulärste Mann in ganz Deutschland geworden, und wenn es etwas gab, diese Volksthümlichkeit womöglich noch zu erhöhen und zu verstärken, so waren es die hinreißende persönliche Liebens würdigkeit, die ausgezeichneten Charakterzüge und die alle Herzen einnehmende echt männlich-schöne Erscheinung des herrlichen Hohenzollernsohnes. Als dann nach fast achtzehn Jahren der Sieger von Wörth, schon verfallen seinem tragischen, erschütternden Geschick, den deutschen Kaiserthron bestieg, da flogen ihm aller Herzen freudig entgegen und große Hoffnungen wurden auf die Regentmthätig- keit des neuen Herrschers gesetzt. Sie wären gewiß in Er- Mung gegangen, wenn es Lem edlen Fürsten beschieden ge wesen wäre, länger den Thron zu zieren. Aber nach kaum drei monatiger Regierung sollte er seinem tückischen Leiden erliegen, zum tiefsten Schmerze der gesammten Nation, und die Wünsche, Hoffnungen und Tiäume, welche sich an die Thronbesteigung des allgeliebten Herrschers geknüpft hatten, sie mußten wieder zerrinnen. Dennoch ist in unserem Volke das Gedenken an Kaiser Friedrich nicht nur als Feldherr, sondern auch als Herrscher, lebendig geblieben, so kurz bemessen auch dem fürstlichen Dulder nach dem unerforschfichen Willen der Vorsehung das Wirken als Monarch war, um so inniger wird daher die allgemeine Theilnahme an der Wörther Feier sein. In pietätvoller Weise hat man gerade den 18. Oktober als Tag der Einweihung des Kaiser Friedrich-Denkmalcs auf den Wörther sturen gewählt, ist er doch der Geburtstag des verklärten Fürsten und Heerführers. Daneben besitzt ja der 18. Oktober auch noch eine andere hohe historische Bedeutung für das deutsche Volk, an ihm wurde vor nun zweiundachtzig Jahren das gewaltige Völkerrmgen bei Leipzig zu Ungunstendes korsischen Eroberers entschieden und hiermit vor allem unser deutsches Vaterland von der drückenden fränkischen Fremdherr schaft für immer befreit. Auf dm weiten Schlachtfeldern um Leipzig aber wurde der Grundstem zu der späteren Einigung Deutschlands gelegt, welche durch die deutschen Siege von 1870 vollendet werden sollte, es ist demnach gewissermaßen eine DsMtttiMerungsfeier, welche am Freitag in Wörth stattfindet. Jedenfalls fügt sie sich herrlich und erhebend dem Rahmen des narionalen Jubiläums ein, welches das deutsche Volk gegen wärtig begeht, sie läßt erneut das Gedenken an die große Zeit vor fünfundzwanzig Jahren und an den fast beispiellosen ge waltigen Kampf lebendig werden, in welchen dem ritterlichen Siegel von Weißenburg und Wörth eine so hervorragende Rolle beschieden war. Im Geiste lenken sich darum am Tage der Wörther Denkmalsfeur die Blicke aller Patrioten nach der stillen Gruft in der Potsdamer Friedenskirche, in welcher Kaiser Friedrich den letzten Schlaf schlummert, und einmüthig erneuert sich in allen patriotischen Herzen das Gelöbniß, unerschütterlich an den nationalen Errungenschaften festzuhalten, an denen dem großen Todten ein so wesentlicher Antheil gebührt. Tagesgeschichte. Für die Reichs lande sind die Tage des verheißenen Kaiserbesuches gekommen. Kaiser Wilhelm reist an diesem Montag früh nach Beendigung seines Jagdaufenthaltes in Schloß Hubertusstvck von Eberswalde aus über Wiesbaden nach Kürzel in Lothringen ab, von wo aus er sich zu Wagen nach seinem Befltzthum Urville begiebt. Die Kaiserin begleitet ihren erlauchten Gemahl auf dieser Reise, auf welcher bekanntlich die Majestäten in Gemeinschaft mit der Kaiserin Friedrich auch an der am 18. Oktober stattfindenden Einweihung des Kaiser Friedrich-Denkmales auf dem Schlachtfelde von Wörth theil nehmen werden. Ueber Straßburg erfolgt dann die Rückkehr des Kaiserpaarcs nach dem Neuen Palais bei Potsdam. Sicherlich wird auch dieser neueste Besuch des erlauchten Schirmherrn des Reiches auf elsaß-lothringischem Boden das Seimge dazu bei tragen, daß die südwestlichen Grenzmarken Deutschlands mit dem Mutterlande seit fünfundzwanzig Jahren wieder umschließende gemeinsame Band noch weiter zu stärken und zu festigen. Vor dem Reichsgericht zu Leipzig wird die Untersuchung in Sachen der jüngsten Landesverraths-Affaire mit großem Eifer geführt. Der hauptsächlich mitbelastete Ingenieur Schoren wurde vom Reichsanwalt bereits wiederholt verhört, auch ist dem Reichsgerichte noch ein weiterer Angeklagter in dieser An gelegenheit, ein Buchhalter der Krupp'jchen Werke in Essen, eingeliesert worden. In manchen politischen Kreisen begegnet man der Auf fassung, als ob trotz der offiziösen Dementirung der Nachricht, daß emc Tabakssteuervsrlaze von Neuem im Reichstage solle eingebracht werden, mit der Möglichkeit gerechnet werden müsse, daß vielleicht in einem späteren Stadium der Reichstagscampagne eine Tabaksvorlage doch noch zu erwarten sei. Dem gegenüber versichert die „Mil.-polit. Korr." auf das bündigste, daß in maßgebenden Kreisen die Absicht fest steht, an den Bundesrath und Reichstag nicht eher wieder mit Vorschlägen in steuer- und finanzreformerischer Richtung heranzutreten, bis das Be- dürfniß sich so dringend geltend macht, daß an eine Abneigung des Reichstags, auf den Boden der Regierungsvorschläge sich zu stellen, nicht gedacht werden kann. In absehbarer Zeit und für die nächste Session aber besteht in der im ganzen erfreu lichen Entwickelung der Reichsfinanzen eine starke Garantie dafür, daß dieser Fall nicht eintritt. Zur Frage des gesetzgeberischenVorgehens gegen Ivie Sozialdemokratie. Die „Milit.-Polit. Korr." schreibt: Einstweilen steht fest, daß eine Aktion gegen die Sozialdemokratie in den gesetzgebenden Körpern des Reiches und Preußens nicht in Angriff genommen wird. Damit ist aber nicht gesagt, daß unter keinen Umständen die Klinke der Gesetzgebung werde in Anspruch genommen werden. Die Verhältnisse liegen augen blicklich derartig, daß jeden Tag Umstände eintreten können, welche dazu nöthigen, den Versuch noch einmal zu machen, um die Lücken auszufüllen, welche das Strafgesetzbuch notorisch ausweist. Immerhin wird sich eine weitausschauende Regierung nicht anders dazu entschließen können, sich zu einem solchen Schritte bereit finden zu lassen, als wenn sie die feste Zu versicht haben kann, daß'ihre Anträge in den parlamentarischen Körperschaften auf eine Mehrheit rechnen können, oder aber, daß ihr, wenn sie zur ultima ratio übergehen und den Reichs tag auflösen möchte, die öffentliche Meinung des Landes und die überwiegende Mehrzahl der Wähler soweit zur Seite steht, daß sie auf einen Erfolg bei den Neuwahlen rechnen und mit einem neu zusammengesetzten Reichstag das durchbringen kann, was ihr der vorige zu versagen fertig brachte. Alles in allem kann man die augenblickliche Situation nur wieder so schildern, wie sie bereits vor Wochen in der „Milit.-Polit. Korresp." dargestellt wurde, nämlich dahin, daß, je weniger Aussicht die Regierung augenblicklich hat, mit Anträgen, welche eine schärfere Bekämpfung der Sozialdemokratie auf gesetzgeberischem Wege bezwecken, durchzukommen, um so größer sich ihre Verpflichtung erweist, die vorhandenen Handhaben der Gesetzgebung und Ver waltung im gegebenen Falle so intensiv zu benutzen, als nur irgend möglich. Der Entwurf des sozialdemokratischen Agrarprogrammes ist vom Parteitage der Umsturzmänner in Breslau am Freitag nach dreitägigen Debatten mit 158 gegen 63 Stimmen a b- ge lehnt worden, entsprechend dem Anträge Kaulsky. Die mehrtägigen Verhandlungen über diesen Hauptgegenstand des diesjährigen sozialdemokratischen Parteitages trugen theilweise einen sehr lebhaften Charakter und ließen die scharfen Gegen sätze erkennen, welche innerhalb dieser Partei gerade wegen der Behandlung der Agrarfrage bestehen. Bemerkenswerther Weise wurde in den Debatten das Agrarprogramm von einem „Ge nossen selber als „Bauernfang" bezeichnet. Am Freitag ge langten dagegen verschiedene andere Anträge zur Annahme, welche sich auf die Maifeier, auf die Beschickung des 1896 in London stattfindenden internationalen Arbeitercongresses und auf die Ausdehnung des gesetzlichen Arbeiterschutzes auf die Hausindustrie bezogen. Köln, 11. Oktober. Wie die „Köln. Volkszeitung" meldet, liegen nach zuverlässiger Ermittelung unter den Trümmern der Bocholter Spinnerei noch 14 Todte. Es sind im ganzen also 25 Personen ums Leben gekommen und 9 Personen schwer verletzt worden. Die Aufräumungsarbeiten sind sehr schwierig und schreiten nur langsam vorwärts. Zwischen Deutschland und Frankreich stehen neue Unterhandlungen colonialpolitischer Natur bevor. Sie betreffen die gegenseitige Abgrenzung des Hinterlandes von Togo und Dahomey, ine Grundlagen der deutschen Besitzansprüche sollen in diesem Falle bedeutend bessere sein, als bei den Verhandlungen mit Frankreich über das Hinterland von Kamerun. Der König von Portugal wird, wie jetzt feststeht, am 20. oder 21. Oktober in Rom zum Besuch des italienischen Königspaares eintreffen und im Quirinal absteigen. Dies ist