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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das -Wil-druffn Tagcblc-:- erscheint täglich nachm. s Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in »er Geschäftsstelle und d>, A: sgadestellcn 2MK. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 Md., bei Posthestellung r Wk. ru-üalich Abtraec ... , , , gebühr. Einzelnummern tüPfg. MeDostanftallcn Wochenblatt fÜ? WilsdkNff U. UMgegSNv Postboten und unsereAus- «Lgerund Deschäsisst-llen nehmen zu ,eLer Jeu Be« Wellungen entgegen. Im höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Belricbsftörungcn besteht kein Anspruch aus Lieferung »er Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung singesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespaitene Naumzeile 20 Doldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen MGold- psenmg, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 100 Boldpfennig. Acchweisungsgebühr 20 Goldpfennig. 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Vor zehn, vor zwanzig Jahren war es wohl, da Wil anfingen, von der „raschlebigen" Gegenwart zu reden uw uns Wunder was darauf zugute taten, wie sehr wii „Jungen" uns damals in der Fülle des Erlebens vo> unseren Eltern und Großeltern unterschieden. Heute wil uns das Tempo der damaligen Zeit wie ein Kinderspiel erscheinen, im Vergleich zu dem Hasten und Jagen, in den «unsere Tage dahinstürmen, in dem die Ereignisse, da großen wie die kleinen, an uns vorüberrauschen, in den .wir selbst umhergewirbelt werden inmitten einer vor Grund auf veränderten, durcheinandergerüttelten Welt Es ist, als wenn mit dem gewaltsamen Übergang von dei sneuen zur neuesten Zeit alle Mächte der Ordnung, des -beharrlichen Zusammenhaltens vom Thron gestürzt wären 'ohne daß, bisher wenigstens, andere aufbauende, dei 'Führung der Menschheit dienende Kräfte an ihre Stell- getreten wären. Noch taumeln wir, nach Krieg und Um wälzung, in dem Wirbel der entfesselten Gewalten wii 'willenlose Geschöpfe hin und Her, allenfalls suchend naH neuem Halt, nach neuer Orientierung, nach neuer Be- : sinnung auf den tieferen Zweck unseres Daseins, auf Rich tung und Ziel des Weltgeschehens. Aber fast will es scheinen, als wollte das rasende Autotempo der Gegen wart eine solche Besinnung, die uns noch dringender nottui als das tägliche Brot, in absehbarer Zeit nicht aufkommer lassen. i * Blicken wir zurück auf die Lageiu Deutschland vor einem Jahr, als wir zwischen Weihnachten und Neu jahr ohne Neichsregierung dastauden und der damalig« ^Reichspräsident, immer noch der erste nach dem Sturz des Kaisertums, unter dem Ausgang des Magdeburger Pro- 'zesses wohl die trübste Zeit seines Lebens erleiden mußte- Das Volk aufgewühlt durch die lange Reihe vergeblicher Versuche des damaligen Reichskanzlers Marx, zu einer neuen Regierung zu gelangen, bis schließlich mit Du Luther ein Mann ans Ruder kam, der den Schritt zur Bildung eines ausgesprochenen Nechtskabinetts tat, das manche Kreise bis dahin immer als den Anfang vom End« Deutschlands ausgegeben hatten. Mit Initiative gingen die neuen Männer ans Werk; der Sicherheitspaks wurde, um es zu keiner Ausschaltung Deutschlands in der .großen Politik kommen zu lassen, auf die Tagesordnung bestellt und mit ihm eine umfassende, aus die Dauer be- Rechnete Reform unseres Finanzwesens in Angriff ge kommen. Daneben galt es, die stachlichste aller Fragens das ungeheuer weite Gebiet der Aufwertung, zu regeln und durch Erneuerung unseres längst veralteten Zolltarifs handelspolitische Möglichkeiten zu schaffen, die unsere niedergebrochene Wirtschaft brauchte, wenn sie Wieder einigermaßen zu Kräften kommen und vor allen Dingen uns die Erfüllung unserer wachsenden Repara tionsverpflichtungen erleichtern sollte. Monate intensivster Arbeit führten in der Hauptsache zum Ziel; aber der Ver such, mit der gleichen Mehrheit, die diese Finanz- und Wirtschaftspolitik geschaffen hatte, auch unsere Außen politik im Einvernehnren mit den Gegnern von gestern auf neue Grundlagen zu stellen, scheiterte, mußte vielleicht scheitern, weil die Zeit für die Lösung dieses Problems doch wohk noch nicht gekommen war. Die Räumung der Kölner Zone war uns unter den nichtigsten Vor wänden verweigert und wohl auch sonst keine Gelegenheit versäumt worden, die sich geboten hatte, uns die Macht des Siegers fühlen zu lassen. Je unbehaglicher Frank reich vor allem sich in dieser Rolle fühlte, da seine Währung sich jählings abwärts senkte, da die Stimmung in der Welt sich immer mehr von ihm abwandte und immer neue Sorgen, in Marokko und in Syrien, es nicht zur Ruhe kommen ließen, desto weniger vermochte es, darauf zu verzichten, wenigstens das ohnmächtige Deutschland seine gepanzerte Faust fühlen zu lassen. Und so kam es, daß die Dcutschnationalen dem „Geiste von Locarno" die Ge folgschaft verweigerten, weil sie an einen Wandel der Gesinnung in Frankreich nicht glauben wollten, und daß darüber das Kabinett Luther zusammenbrach. Inmitten dieses Weges — der uns schließlich, wenn auch unter neuen Opfern auf dem Gebiet der Abrüstung, für die Deutschland den anderen Staaten, wie es scheint, als „Musterländle" dienen soll, bis zur Schwelle der Räu mung der ersten Zone geführt hat — mußten wir vor sei eigentlich dafür bestimmten Zeit auch noch das Tor eines Präsidenten Wechsels durchschreiten, wenige Mo nate, nachdem wir eine Reichslagswahl überstanden hatten. Auf Ebert folgte Hindenburg, umbraust von dem Jubel seiner näheren Anhängerscharen, mit abwartender, um nicht zu sagen mißtrauischer Zurückhaltung empfangen von den ausgesprochen republikanisch gesinnten Volks schichten. Heute sind sich alle Parteien darin einig, daß sich Hindenburg als pflichttreuer Hüter der Weimarer Verfas sung bewährt hat und daß unter seiner Führung das deutsche Ansehen im Auslande zum mindesten nicht ge ringer geworden ist. Ausschweifende Hoffnungen, die von Heißspornen an seine Wahl zum Reichspräsidenten ge knüpft wurden, konnten freilich nicht in Erfüllung gehen. Hindenburg wäre der letzte, der sich und sein Volk in leichtfertige Abenteuer zu stürze^ die Verwegenheit hätte. Deutschlands Wiederaufstiegs Stresemanns md Kühers MrhnaW- boMasten. Reichsaußenminister Dr. Stresemann erklärte über Zukunstsprobteme der deutschen Außenpolitik: Aus der Kriegspsychose und dem Haß sondern sich die Gedanken der Anerkennung der Rechte der Nationen und der ein zelnen wieder ab. Ein waffenloses Volk kann von einer Fortdauer der Kriegsstimmung nichts, von einer Ver ständigung nicht alles, von einem europäischen Zusammen wirken aber doch manches für seine Zukunft erwarten.. Diesem Gedanken galt die Politik von Locarno. Sie ist der Kritik ausgesetzt gewesen, aber so lebhaft Ein zelheiten dieser Politik bekämpft wurden, einen anderen Weg hat kaum einer der Kritiker gewiesen. Eine ein seitige Ostpolitik ist bei unseren geographischen Gren zen unmöglich. Eine Politik der Revanche ist Wahnwitz! Der heute gegangene Weg schafft die Möglich keit einer friedlichen Entwicklung, unter der allein ein deutscher Wiederaufstieg möglich ist. Für uns heißt es in dieser Zeit der Not: Erst leben, dann philosophieren. Reichskanzler Dr. Luther beschäftigte sich in einer Weihnachtsbetrachtung mit dem wirtschaftlichen Wieder aufstieg in Deutschlands. Dr. Luther vertrat die Meinung, daß am Ausgang der schweren Krise, die wir jetzt durch leben und die in ihrer Hauptrichtung eine Gesun - d u n gskrisc ist, das deutsche Wirtschaftsleben auf nun mehr dauerhafter Grundlage wieder erstarken wird. Das freilich wird nur eintreten, wenn die Berwirklichung eines wahrhaften Friedens zwischen den Völkern allgemeines Vertrauen Zur Beständigkeit der wirtschaftlichen Ding« wachrust. Darum mutz und wird jede Reichsregierung an dem Ausbau und der Festigung solches wirklichen Friedens arbeiten, und jeder deutsche Volksgenosse sollt« ihr dabei tatkräftige Unterstützung gewähren. Deutsche SLsalsmMner an das amerikanische Voll Vermittelst in Deutschland hergestellter besondere; Schallplatten wurden in Amerika Weihnachtsbotschasten deutscher Staatsmänner an das amerikanische Volk ver breitet. Dr. Stresemann erklärte in seiner Botschaft, di« starke, gesunde amerikanische Nation sei wie kaum ein« andere berufen, ein festes Fundament für die,künftig« weltpolitische Entwicklung zu schassen. Dl« amerikanischen Bürger möchten es als ihre Aufgabe an> sehen, starke und weise Förderer humanitärer Ideale zij bleiben. Einstmzkaiastrophe in DmmstaöL. 20 Menschen verschüttet. Auf dem Darinstädtec Haupibahnhof stürzte am hei-i ligen Abend die massive Stuckverkleidung der 250 Qua, dratmetcr großen Rabitz-Drahtgeflecht-Decke der Bahn hofshalle auf den Steig herab. Uber 20 Personen wur den unter den Schuttmassen begraben. Davon sinh 6 Schwerverletzte ins Krankenhaus verbracht worden. Dis Verunglückten sind -durchweg aus Darmstadt und Um^ gebnng. Die eingestürzte Decke ist eine Rabitzdecke von 200 Quadratmetern Flächeninhalt. Die Decke löste sich zunächst nur an einer Ecke; ein großer Teil der sich in der Bahn^ Hofshalle aufhaltenden Personen hatte dies noch rechtzeitig genug bemerkt, um sich in Sicherheit bringen zu könnens Diesem Umstande ist es zu verdanken, daß von den Hun, dert Personen, die sich zur Zeit des Einsturzes in de^ Bahnhofshalle befanden, nur verhältnismäßig wenigs verletzt wurden. Die Ursache des Einsturzes ist noch nich^ festgestellt. Gieß Tschanßisolms. Der gegnerische General erschossen. Der kürzlich angeblich schwer geschlagene Genera^ Tschangtsslin soll jetzt einen großen Sieg über den General Kuosunling errungen haben. Kuosunling wurdy mit feinen gesamten Truppen von der Kavallerie Tschang- tsolins gesangengenommen und zusammen mit seiner Frau auf Befehl Tschangtsolins standrechtlich erschossen« Er hatte versucht, als Kuli verkleidet, in Richtung aus Dine Jang zu cnt'nnmen. Nach Meldungen aus Mukden haben die Truppen Tschangtsolins Paikipu wieder besetzt, während die Streit-s kräfte Kuosunglings sich zurückzogen und Geschütze sowie^ Munitio in Stich ließen. Nach anderen Berichten soH Tschangtsolin in breiter Front den Vormarsch angetreten, haben. Im Gegenteil, seine ruhige Besonnenheit, seine stets wache Gewissenhaftigkeit, seine von einseitigen Partei vorstellungen durchaus freie Sinnesart werden überall als eine unschätzbare Bürgschaft für die notwendige Kon tinuität unserer Entwicklung empfunden. Gewiß, er würde sich glücklich preisen, wenn die Befreiung Deutschlands, aus den Fesseln des Versailler Vertrages sich rascher durchführen ließe, als dies nach dem bisherigen Gang der Ereignisse zu erwarten steht. Aber daß eine ftatastrophenpolitik uns diesem Ziele nicht nur nicht nähert bringen, sondern das Deutsche Reich vielleicht für immer in den Abgrund stürzen würde, das steht auch für den Reichspräsidenten außer jedem Zweifel. Einst weilen müssen alle Kräfte auf die Überwindung der Wirtschaftskrifis vereinigt werden, die immer, weiter um sich greift. Wenn ihr nicht bald Einhalt geboten wird, dann wird das zweite Dawes-Jahr schwerlich für unsere auswärtigen Gläubiger den gleichen befriedigenden^ Verlauf nehmen, den Herr Parker Gilbert, der Re parationsagent der Entente, soeben für das abgelaufene erste Schuld« izahlungsjahr bescheinigt hat. Glücklicher weise hänfen sich allmählich die Handelsvertrags- abschlüsse mit unseren Nachbarländern, die der deut schen Ausfuhr -wieder einigen Aufschwung vermitteln können. Für eine günstigere Wendung in unserer inneren Wirtschafts- und Sozialpolitik fehlt es dagegen immer noch an jeglichen Anzeichen. * Aber eins wollen wir, da dieses Jahr der Not und der Aufregungen endlich zu Ende geht, doch auch nicht vergessen: den anderen Völkern in Europa, auch den jenigen, die sich im Hochgefühl ihres Sieges gar stolz über uns erhaben dünkten, ist es 1S25 auch nicht viel besser, ja, wenn man z. V. nur nach Polen hinüberülickt, sogar noch viel schlechter ergangen. Regierungen wechsel ten, Parlamente wurden aufgelöst, Minister und Staats männer erschossen, und Frank- und Zlotykurse purzelten ins Bodenlose, als trügen sie von unserer längst unselig entschlafenen Papiermark her den Todeskeim im Leibe. Alle Welt sehnt sich nach Ruhe, nach Rettung, aber die Fehler der Vergangenheit zu bekennen und wieder gutzumachen, dazu ist die geistige und auch die moralisch« „Abrüstung" der Staatsmänner von heute doch noch lange nicht weit genug vorgeschritten. So wird das Verhäng nis einstweilen noch seinen Fortgang nehmen — kein gutes Omen für das zweite Jahrhundertviertel, dessen Anfang uns bevorsteht. Dr. SY. f Hilfe für his Bröeüswssu. Erweiterung der ErwerbsloseusürsorgH Die aus allen beteiligten Kreisen au die Neichsregiet rung ergangenen Hilferufe zur Steuerung der Erwerbs« losigkeit sind nicht ungehört verhallt. Wie offiziös mit» geteilt wird, hat das Reichsarbeitsministerium bestimmt« Vorschläge ausgearbeitet, um den Gemeinden in der Gebieten, die besonders stark unter der Erwerbslosigkeit leiden, die Durchführung von Notstands ar« beiten zu erleichtern. ES handelt sich bei diesen Vor« schlügen, welche die Zustimmung des Reichskabineits ge funden haben, insbesondere um weitgehendes Entgegen kommen des Reichs und der Länder bei der Verzinsung und Tilgung der Darlehen, die aus Reichsmitteln der produktiven Erwerbslosenfürforge gewährt werden. Weiter ist im Reichsarbeitsministcrium ein Gesetz entwurf ausgearbeitct worden, der die E i n b e z i e h u n g der höherbezahlten Angestellten in die Er werbslosenfürsorge bezweckt. Das Reichskabinett hat i« seiner letzten Sitzung der Neuregelung zugeftimmt. De« Gesetzentwurf liegt bereits dem Reichsrat vor und Wirtz dem Reichstag alsbald zur Beschlußfassung zugeleitet werden. Nach einem ebenfalls dem Reichsrat bereits unterbreiteten Verordnungsentwurf sollen die Beiträgt zur Erwerbslosenfürforge grundsätzlich ein heitlich für das Reichsgebiet bemessen werden und zum Teil in eine neu zu errichtende Reichsausgleichskass« fließen. Damit wird der in Krisenzeiten besonders nötig« Ausgleich zwischen den unter- und überlasteten Gebieten deS Reiches herbeigeftthrt und das Veitragsaufkommen so vollständig wie möglich zur Deckung des Fürsorgeaufwan. des herangezogen. Schließlich sollen iin Verordnungs wege die Befreiungen von der Beitrags- Pflicht, die einen nicht vorhcrgcsehenen außerordent lichen Umfang angenommen« haben, nach Möglichkeit ein geschränkt werden. Wie weiter gemeldet wird, sollen auch die Landar beiter der Erwerbslosenfürforge in Zukunft teilhaftig werden. Die Hilfsaktion der Reichsregirung soll spä testens Anfang des neuen Jahres einsetzen. Tiielverleihunsen in Bayern. Ein Weihnachtsgeschenk der bayerischen Regierung. . Die bayerische Regierung hat zum Weihnachtsfest eine ganze Reihe von Auszeichnungen verliehen. Es wur-