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WcuM für Wilsdruff TharM, DD, Menlehn md die Umgegkuden. Imlsblutl für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Horstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk. 55 Ps. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. No. 33. Donnerstag, den 6. Mai 1897. »1 iMSSSS»VSü«WW»SSWWWSSMWW«MM Bekanntmachnug, die Stnienmusternng und Aohkenschan bete. Die Pferdebesitzer hiesiger Stadt werden hierdurch darauf aufmerksam gemacht, daß die diesjährige Stutenmusterung und Fohlenschau für das rL»88«l8<toi»f am 18. dieses Monats Bormittags 9 Uhr mit Prämiirung in Hv88»i8«Lo»t stattfindet. Wilsdruff, am 2. Mai 1897. Der B ü r g e r in e i st e r. Mur8l»n. Versteigerung im Rathhause. Nächsten Freitag, den 7. ds. M, Nachmittags 4 Uhr soll im Mol» Ue8 Matkk»n8«8 das entbehrlich gewordene als V L'uiio, 3 große ^Vt»»«i8«i»rÄi»ite, »ii«kvri»r«ttvi7,8v88»i,W^«i»8t«r, 8lüi»le, u. s. w. meistbietend gegen Baarzahlung versiviLv^t werden. Wilsdruff, 4. Mai 1897. m»i>8i»», Bgmstr. Die Abänderung des InvlMitätsver- ffcherungsgesetzes. Der Reichstag hat sich in voriger Woche zum ersten Male mit der Vorlage, betr. die Abänderung des Jn- v" «atsversicherungsgesetzes, sowie mit den hierzu einerseits vom Abgeordneten v. Plötz (cons.), anderseits vom Abge ordneten Rosike (wild-liberal) gestellten Abänderungsan tragen beschäftigt. Jni Allgemeinen ergaben diese mehr tägigen Verhandlungen, daß in der That ein dringendes Bedürfniß nach einer Revision und Abänderung des nun seit sechs Jahren bestehenden Reichsgesetzes über die In validenversicherung der Arbeiter vorhanden ist, es haben sich in diesem sechsjährigen Zeitraum der praktischen Wirk samkeit des genannten wichtigen sozialpolitischen Gesetzes bedenkliche Mängel und Schwächen desselben herausgestellt. Deshalb hat sich die Regierung zu einer Umarbeitung des jetzigen Gesetzes entschlossen, und dem Reichstag den jetzt zum ersten Male beratheneu Entwurf eines anderweitigen Jnvalidenversicherungsgesetzes unterbreitet. Derselbe weist eine ganze Reihe von Bestimmungen auf, welche eine prak tischere und gerechtere Gestaltung'der Invalidenversicherung erstreben und die denn auch bei der Geueraldebatte hierüber mehr oder weniger die Würdigung des Reichstages gefunden haben; spendete man doch sogar von sozialdemokratischer Seite den betreffenden Regierungsvorschlägen wenigstens zum Theil Anerkennung. Dagegen enthält der Entwurf eine einschneidende prinzipielle Abweichung von dem seit- hengen Gesetz, die sich in den Bestimmungen über die ver- anderte Lastenvertheilung ausdrückt. Hiernach soll künftig E die Hälfte der Invalidenrente von der die Rente festsetzenden Versicherungsanstalt getragen werden, wobei natürlich die dem Reiche zufallenden Beiträge für sich be- ftehen bleiben, wahrend die andere Hälfte auf alle übrigen Verstcherungsansta ten nach Maßgabe ihrer Vermögens- Verhältnisse zu vertheilen ist. Diese vorgeschlagene veränderte Lastenvertheilung bildet den eigentlichen springenden Punkt bei der geplanten Re vision der Invalidenversicherung, alles andere Neue hierbei ist eigentlich nichts als „schmückendes Beiwerk." Der Kwcck der genannten Maßregel ist, die nothleidende Land- wirthscha t im Osten auf Kosten der west- und mittel- deutschm Reichsgebiete von den Rentenlasten möglichst zu erleichtern, das Bedenkliche eines solchen Vorschlages liegt indessen ans der Hand. Trotzdem geht der conservative Abgeordnete von Plötz mit seinen Abanderungsantragen über die Regierungsvorlage noch hinaus. Dieselben zielen dahin, den gesammten Rentenaufwand nach der Kopfzahl der Einwohner auf die einzelnen Bundesstaaten zu ver theilen und es letzteren zu überlassen, ihren Antheil dann durch Zuschläge auf die Einkommensteuer wieder „heraus zudrücken"; eine solche Bestimmung würde in der Praxis die Folge haben, daß z. B. das Königreich Sachsen, welches über hundert Procent Rentenempfänger weniger als Ost preußen hat, aber fünfmal so stark bevölkert ist, wie letzteres, wegen seiner dichten Bevölkerung ganz unverhältnißmäßig zu den ostpreußischen Rentenlasten beitragen müßte. Die Plötz'schen Anträge sind denn auch im Reichstage von der Linken und vom Centrum lebhaft bekämpft, anderseits freilich von der Rechten befürwortet worden, während man sich auf beiden Seiten von den Regierungsvorschlägen über die Lastenvertheilung keineswegs befriedigt zeigte. Die Rechte außerdem verhielt sich ablehnend gegen den vom „wilden" Abgeordneten Rösike beantragten Gesetz entwurf, welcher die hauptsächlichsteil in der Novelle ent haltenen Verbesserungen aus derselben herausnehmen und sie in Gestalt eines „Nothgesetzes" baldigst in Kraft treten lasten will. Die Regierung ihrerseits ließ erklären, für sie seien beide Abänderungsanträge unannehmbar, sie müsse au ihrer Vorlage festhalten. Um nun das Bild noch krauser zu gestalten, hat auch das Centrum Abänderungsanträge angekündigt, welche im Wesentlichen auf eine erhebliche Einschränkung des Kreises der Versicherungspflichtigen hinauslaufen;, sie haben jedoch ebenfalls Widerspruch im Reichstage erfahren, so wohl von der Regierung wie aus dem Hause. Unter solchen Umständen ist es allerdings höchst un wahrscheinlich, daß die Novelle zum Jnvalidenversicherungs- gesetz noch zu Stande kommen sollte, gleichviel, in welcher Form; man darf sie darum wohl jetzt schon als „begraben" erachten. Ob sich bis zur nächsten Session die Ansichten und Meinungen in dieser Frage so weit geklärt und einander genährt haben werde, daß eine erneute Vorlage der ge dachten Art mehr Aussicht auf Annahme im Reichstage haben würde, bleibt abzuwarten. Tagesgeschichte. Ein Wahlspruch des Kaisers. Daß der Kaiser auch den von Gewerbevereinen geleiteten Gewerbeschulen (gewerblichen Fortbildungsschulen) lebhaftes Jntereffe zu wendet, dürfte aus einer Schenkung hervorgehen, welche der Monarch der von mehr als 400 Schülern besuchten Gewerbeschule in Wilhelmshaven hat zukommen lassen. Das kaiserliche Geschenk besteht aus einer großen Büste und einem Porträt Kaiser Wilhelms I. und zehn der besten Werke der Centenarliteratur. Als das werthvollste der zehn Bücher scheint der Kaiser das bekannte Werk des Professors Oncken zu Gießen „Unser Heldenkaiser" ange sehen zu haben. Er hat auf das Titelblatt des Buches eigenhändig folgende Worte geschrieben: „Meine Kräfte gehören der Welt, dem Vaterlande! — Wahlspruch Wil helms des Großen und auch der Meinige. 29. XI. 96. - Wilhelm, I. U." Der Inhalt der Depesche des Kaisers, die vom Prinzen Heinrich an Bord des „König Wilhelm" verlesen wurde, wird jetzt vom „Haynauer Stadtblatt" ver öffentlicht. Das Blatt schreibt: Ein Seesoldat an Bord S. M. S. „König Wilhelm" theilte seinen Eltern schon unterm 17. April den Inhalt des Telegramms mit. Er schrieb: Diese Woche kam Seine Königliche Hoheit Prinz Heinrich unverhofft an Bord, ließ alle Mann pfeifen und verlas eine Depesche von Seiner Majestät. Dieselbe lautete ungefähr so: „In diesem Sommer feiert unsere Großmutter, Ihre Majestät die Königin Viktoria ihr sechzigjähriges Re gierungs-Jubiläum. Dabei werden die Flaggen aller Völker vertreten sein. Ich beauftrage Dich, mit Meinem Schiff „König Wilhelm" die deutsche Flagge zu reprä- sentiren, und hoffe, daß die Mannschaft, trotz der alten Konstruktion ihres Schiffes Deutschland würdig vertreten wird. Dieses ist der Besatzung Meines Schiffes „König Wilhelm" sofort bekannt zu geben." Berlin, 4. Mai. Die Budgetkommission des Reichs tages bewilligte beim Nachtragsetat (einmalige Ausgaben) zur Schaffung einer Reserve von Feldartillerie-Material für Preußen 30 Millionen, für Sachsen 3750000 Mk., für Württemberg 5-600000 Mk. Die Butgetkommission beendete sodann die Berathung des Nachtragsetats und be willigte für den Erweiterungsbau des Gesandtschaftsgebäudes in Peking 140000 Mk., für das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Holtenau 138737 Mk., für das Reichstags - Präsidial gebäude 1 Million Mark und ferner kleinere einmalige Aus gabeposten. Magdeburg, 4. April. In dem Lager des in einem Hause an der Ecke der Kaiser- und Hasselbachstraße be findlichen Kurzwaarengeschäst von Pinkus brach im ersten Stockwerke gestern Abends 8 Uhr Feuer aus, das sich mit rasender Schnelligkeit über das Treppenhaus verbreitete. Dasselbe stand vollständig in Flammen, als das Feuer bemerkt wurde. Die Feuerwehr rettete die Hausbewohner mittelst Leitern durch die Fenster. Hierbei verfehlte ein Dienstmädchen die Leiter und stürzte vier Stockwerke herab, wobei sie ein anderes Dienstmädchen mit sich riß: Beide fanden ihren Tod. Ein Mann wurde bewußtlos aus dem brennenden Hause fortgeschaft. Zum Stande und über die Aussichten der Ar beiten desReichstages schreiben die „Berl. Pol. Nachr.": „Wie anscheinend die Novelle zurInvalidenversicherung nicht in der laufenden Reichstagssession zur Verabschiedung gebracht werden wird, so läßt der Verlauf der Verhandlungen, welche zwischen Vertretern der verbündeten Regierungen und Vertrauensmännern der für positive gesetzgeberische Arbeit in Betracht kommenden Parteien über die Novelle zum Unfallversichernngsgesetze zum Zwecke einer Ver ständigung geflogen sind, ein negatives Eraebniß befürchten. Man wagt kaum noch mehr zu hoffen, als daß die Kom- misflonsarbeiten bis zur Erstattung eines Berichts gefördert werden, aber selbst die Erreichung dieses Zieles scheint zweifelhaft. Ob die Aussichten der Handwerkervorlage besser sind, erscheint mindestens gleichfalls recht zweifelhaft. Die bisherigen Beschlüsse der Kommission finden bekannt- lich bei den Regierungen in wichtigen Punkten lebhaften Widerspruch; gleichwohl sind für die zweite Lesung schon Anträge im Sinne der von dem Berliner Handwerkertage prinzipiell verlangten allgemeinen Einführung der Zwangs- nnung angekündigt, über welche naturgemäß eine Ver- tändiguug mit den verbündeten Regierungen kaum denkbar ist. Es ist auch wahrscheinlich, daß bei dem noch nicht in erster Lesung in der Kommission erledigten Theile der Vor lage noch Anträge zur Annahme gelangen werden, welche bei den verbündeten Regierungen Widerspruch finden. Es bestehen daher berechtigte Zweifel darüber, ob die Kom- missionsberathungen zu einer brauchbaren Vorlage für die Plenarberathungen führen werden. Man kann die Un fruchtbarkeit der Reichstagssession auf deu hier m Rede stehenden Gebieten bedauern, aber man wird anfangen müssen, damit ernstlich zu rechnen. Zum Theil liegt der Gruud dieser Erscheinung darin..daß imReickistaaemener-,