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Amts- ick AWgeblatt Adsrrnernent viertelj. 1 M. 2b Pf. einschließl. de- .Jllustr. Unterhaltung-bl/ u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lelegr.-A-resse: Amtsblatt. für den Äezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar DienStag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionSpreiS: di« kleinspaltige Zeile 12 Pf. Iw amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Ur. List. — 55. Jayrgaug. Donnerstag, den 19. November 1«»8 Rr. 177 der Schankstättenoerbotsliste ist zu streichen. Stadtrat Eibenstock, den 16. November 1908. Hefte. M. 11. Stadtanlagcn betreffend. Am 15. November ds. IS. war der 4. Anlagentermin auf das Jahr 1908 fällig. Es wird dies hierdurch mit dem Bemerken bekannt gegeben, daß zur Zahlung des selben eine dreiwöchige Frist nachgelassen ist und daß hiernach gegen säumige Zahler ohne vorhergegangene Erinnerung das Zwangsvollstreckungsoerfahren eingeleitet werden wird. Eibenstock, am 17. November 1908. Der Stadtrat. H<ftc. Bg. Der WeichsKanzker Aürst Mtow auf der Fahrt zum Kaiser nach Potsdam. Kurz vor 10 Uhr traf Fürst Bülow, in Begleitung seines mililärischen Adjutanten, Hauptmann von Schwartzkoppen, mit seinem Rappengespann vor dem Potsdamer Bahnhofe ein. Drr Kanzler sah angegriffen und blaß aus und entstieg etwas schwerfällig dem Wagen. Hauptmann von Schwartzkoppen trug ein ungewöhnlich starkes Aktenbündel. Der Kanzler bestieg seinen Salonwagen, vor dessen Tür sich der Stations vorsteher in Galauniform aufgestellt hatte. Um 10 Uhr 15 Minuten fuhr der Zug fahrplanmäßig aus der Bahn hofshalle und traf kurz vor 11 Uhr auf der Wildparkstation ein. Dort war außer einigen Journalisten ein außerordent liches Aufgebot von Schutzleuten und Kriminalbeamten postiert. In einer zweispännigen Hofequipage, die ihn er wartete, begab sich der Fürst zum Neuen Palais. Er erwiderte ernst, fast traurig, die Grüße des Publikums. Die Audienz des Reichskanzlers beim Kaiser hatte nahezu zwei Stunden gedauert. Wenige Minuten vor 1 Uhr verließ der Kanzler mir seinem Adjutanten das Neue Palais und bestieg den seiner harrenden Hofwagen, um mit dem fahrplanmäßigen Zuge 12 Uhr 56 Min. nach Berlin zurückzukehren. Mna. Der plötzliche und innerhalb 24 Stunden erfolgte Tod des Kaisers Kwanghsü, seiner kaiserlichen Tante Tseshi, der langjährigen Regentin des Landes, und der kaiserlichen Ge mahlin Aedonala hat die Blicke der Welt auf das Reich der Mitte gelenkt. Die Verhältnisse in China sind so grundver schieden von denen der modernen Kulturwelt, daß es nicht leicht ist, sich in dem gegenwärtigen, durch die drei unmittel bar aufeinander erfolgten Todesfälle entstandenen Wirrwarr zurecht zu finden. Es ist nicht klar und wird, wie die Dinge rn China nun einmal liegen, vielleicht auch niemals klar ge stellt werden, ob diese drei Personen des kaiserlichen Hauses eines natürlichen Todes gestorben, oder von Anhängern der Reformpartei umgebracht worden sind. Da Kaiser Kwanghsü, so lange er die Macht besaß, mit allen Kräften die abend ländische Kultur, nach dem Vorbilde Japans, in China einzu führen suchte, so kann er nicht gut das Opfer der Reform partei geworden sein. Man darf vielmehr annehmen, daß der offenbar schwindsüchtige Kaiser, trotzdem er erst 37 Jahre zählte, eines natürlichen Todes gestorben ist. Die Witwe scheidet nach dem Tode des Gatten in China noch sehr häu fig freiwillig aus dem Leben Vielleicht erklärt sich der Tod der Kaiserin Hedonala aus dieser altchinestschen Sitte. Die Kaiserin-Regentin Tseshi dagegen, die als die Trägerin der Reaktion in China galt, ist möglicherweise durch An gehörige der Reformpartei vergiftet worden. Der dreijährige Sohn des Sühneprinzen Tschun, Prinz Puiyi ist nunmehr Kaiser von China geworden, sein Vater Prinz Tschun, der 1901 nach Berlin kam, um dem Kaiser das Bedauern Chinas über die Ermordung des deutschen Gesandten in Peking, Freiherrn v. Ketteler, auszusprechen, führt während der Min derjährigkeit PuiyiS die Regentschaft. Da noch andere Prinzen Ansprüche auf die Krone erheben, so ist der Ausbruch der in China üblichen Thronstreitigkeiten und der damit verbun denen Volksunruhen nicht unwahrscheinlich. Infolge der getroffenen Vorsichtsmaßregeln ist eine Verletzung europäischer Interessen von etwaigen Unruhen nicht zu befürchten; in de», deutschen Kolonie Kiautschou ist unbedingte Sicherheit vorhanden. Tagesgeschichte. — Deutschland. Berlin, 17. Nov. Der amtliche Teil deS .Reichsanzeigers' enthält heute folgende Kund gebung: .In der heute dem Reichskanzler gewährten Audienz hörte Se. Majestät der Kaiser und König einen mehrstündigen Vortrag des Fürsten von Bülow. Der Reichskanzler schilderte die im Anschluß an die Ver öffentlichung deS .Daily Telepraph' im deutschen Volke bervorgelretene Stimmung und ihre Ursachen; er erläuterte ferner die Haltung, die er in den Verhandlungen des Reichs tags über die Interpellationen eingenommen hatte. Seine Majestät nahm die Darlegungen und Erklärungen des Reichs kanzlers mit großem Ernste entgegen und gab seinen Willen dahin kund: Unbeirrt durch die von ihm als ungerecht em pfundenen Uebertreibungen der öffentlichen Kritik, erblicke er seine vornehmste Kaiserliche Aufgabe darin, die Stetigkeit der Politik des Reichs unter Wahrung der verfassungsmäßigen Verantwortlichkeiten zu sichern. Demgemäß billigte Seine Majestät der Kaiser die Ausführungen des Reichskanzlers im Reichstage und versicherte den Fürsten v. Bülow seines fort dauernden Vertrauens.' — Berlin, 16. November. Auf Grund des Artikels 6 der Verfassung deS deutschen Reichs ist für die Dauer der Beurlaubung des Staatssekretärs des Auswärtigen Amts, von Schoen, der Kaiserliche Gesandte in Bukarest, Wirkliche Geheime Rat von Kiderlen-Waechter zum Bevoll mächtigten zum Bundesrat ernannt worden. — Die Vorlage über die Vermehrung der politischen Be amten des Auswärtigen A m t e s ist in der Aus arbeitung begriffen. Man denkt zunächst, das Personal der Politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes um mindestens zwei, möglicherweise vier Geheime Legationsräte zu verstärken. — B e r l i n, 16. Novbr. Der feierliche Festakt zum 10 0- jährigen Bestehen der Städteordnung findet am Sonnabend im Berliner Rathause statt. Der .Nationalztg.' zufolge wird auch der Kaiser voraussichtlich zu der Feier erscheinen. — München. Die Verhandlung zum formellen Ab schluß der Güterwagen-Gemeinschaft zwischen den Vertretern der beteiligten Bundesstaaten findet am Freitag in Frankfurt a. M. statt. — Donaueschingen, 15. November. Zu dem Tode des Chefs des Militärkabinetts Sr. Majestät des Kaisers, Grafen von Hülsen-Häseler, wird weiter gemeldet: Der Graf war den ganzen Tag mun ter und frisch und nahm auch an der Fuchsjagd teil. Auch bei dem geselligen Zusammensein am Abend fühlte sich der Graf durchaus wohl, als er plötzlich, mitten im Kreise der Gesellschaft umfiel und aus der Ohn macht nicht wieder erwachte, obwohl ärztliche Hilfe so fort zur Stelle war. — Donaueschingen, 15. November. Um 10 Uhr vormittags fand im großen Saale des Schlosses, wo die Leiche des Grafen Hülsen-Häseler aufgebahrt ist, ein Trauergottesdienst statt, an dem Seine Majestät der Kaiser teilnahm. Nach der Feier legte der Kaiser einen Kranz an der Bahre nieder und be gab sich mit den Herrschaften in den anstoßenden Salon, während der Sarg in den Eingang des Schlosses hin übergetragen wurde. Bald darauf erschien der Kaiser vor dem Schloß. Hier hatte eine Ehrenkompagnie des 6. Badischen Infanterie-Regiments „Kaiser Friedrich III." Nr. 114 aus Konstanz mit Fahne und Musik Auf stellung genommen. Nachdem der Kaiser die Truppen begrüßt hatte, wurde der Sarg unter militärischen Ehrenbezeigungen von 12 Unteroffizieren nach dem grün und weiß geschmückten Leichenwagen getragen. Die Glocken läuteten, die Kapelle intonierte den Cho- pinschen Trauermarsch und der Trauerzug setzte sich durch den Schloßpark nach dem Bahnhof m Bewegung. Voran ritten drei Reiter in Trauerflor. Ihnen folgten Freiherr Marschall und Oberst Freiherr von Senden mit den Orden des Verstorbenen. Hinter dem Leichenwagen schritten zunächst der Fürst von Fürstenberg und der lLruder des Entschlafenen, zwischen beiden die Witwe des Verstorbenen. Darauf folgte der Kaiser mit der Fürstin Fürstenberg und dem General von Plessen. Ihnen schloß sich das übrige Trauergefolge an. Vor dem Bahnhofe präsentierten die Truppen und der Sarg wurde wiederum von Unteroffizieren nach dem bereit stehenden, reich geschmückten Bahnwagen getragen. Hier spendete Militär-Oberpfarrer Goens noch den Segen, worauf der Kaiser selbst zwei Kränze in den Wagen reichte. Der Kaiser und die anderen Herrschaften kehr ten sodann in Wagen nach dem Schloß zurück. — Nach mittags 2 Uhr 25 Minuten reiste der Kaiser nach Berlin ab. Der Fürst zu Fürstenberg gab dem Kaiser das Geleit zur Bahn. - Die Leiche ist am Dienstag nachmittag unter großen militärischen Ehren auf dem Invaliden-Kirchhof in Berlin beigesetzt worden. Der Trauerfeier wohnte auch der Kaiser bei. — Hövel, 16. November. Seit den frühen Morgen stunden bewegt sich eine unabsehbare Menschenmenge auS der Stadt Hamm und den Nachbarorten zur Unglücksstätte. Heller Sonnenschein lagert auf der herbstlichen Landschaft. Im ganzen werden 36 verunglückte Bergleute vom Zechenplatz aus beerdigt. Gegen 11 Uhr setzte sich der Leichenzug nach dem Kirchhof der Kolonie Hövel in Be wegung, an der Spitze die Ableitungen der Knappen- und Kriegervereine mit ihren Abzeichen unv Fahnen. Fünf Musikkapellen waren im Zuge verteilt. Nach den Vereinen folgten eine Abteilung Schulkinder und darauf die Vertreter der Zechen, an ihrer Spitze der Generaldirektor derselben, sodann die Vertreter der Behörden. Es nahmen am Zuge ferner teil der Vorsitzende der Siebener-Kommission, Esser; den Vertretern der Zechen folgte die Geistlichkeit beider Kon fessionen im Ornat. Auf dem Friedhöfe wurden die 36 Särge in ein großes Massengrab reihenweise niedergesetzt, wobei sich ergreifende Szenen abspielten. Am Grabe er wartete der Bischof von Münster den Leichenkondukt. Der katholische Pfarrer von Bochum hielt eine Ansprache, in der er die Hinterbliebenen aus den Trost des Glaubens hinwies. Nach ihm sprach der Generalsuperinlendent der Provinz Westfalen, Zoellner, über die Worte Jesaias 45 .Fürwahr, Du bist ein verborgener Gott, Du Golt Israels' und sodann der Superintendent von Hamm, Nelle, am Grabe der Ver unglückten. Mit Gesang schloß die Feier, an der viele Tausende teilgenommen hatten. — Von den Verun glückten sind nach Feststellung der Zechenverwaltung 233 verheiratet gewesen. — Nach einer Entscheidung des Reichspostamts kön nen Anträge von Mannschaften des Beurlaub te n st a n d e s an die vorgesetzte militärische Dienststelle auf Befreiung von militärischen Hebungen dann porto frei befördert werden, wenn sie durch Erkrankung, amtliche Verhältnisse oder ähnliche von dem Willen des Antragsstellers unabhängige Umstände veranlaßt werden, sofern sie in formeller Hinsicht den Anforde rungen des Regulativs über die Portofreiheiten ent sprechen, das heißt also entweder offen oder unter dem Siegel der Gemeindebehörde versandt werden. Alle anderen Anträge aus Befreiung von den Kontrollver sammlungen, die durch die Rücksicht auf Familienfest lichkeiten oder ähnliche Gründe veranlaßt werden, ge nießen die Portofreiheit nicht. — Frankreich. Paris, 16. November. „Ma- tin" veröffentlicht den Text des Berichts des Polizei kommissars Dordö über die Angelegenheit der Deserteure in Casablanca. Der Bericht kommt zu folgenden Schlußfolgerungen: Aus den verschiede nen Stücken des Dossiers geht hervor, daß Just sich in ein Haus begeben hat, wo sich Deserteure befanden, daß sich der Dragoman Maenß ebenfalls in dieses Haus begeben hat, daß ein schweizerischer Deserteur zum deut schen Konsulat geführt wurde durch den eingeborenen Kawassen desselben Konsulats, daß Maenß die Deser teure bei sich empfangen und ihnen die Mittel zum Entweichen verschafft hat, daß der Konsul Lüderitz zu gibt, die Deserteure zu decken. Außerdem ist festgestellt, daß Just einen Unteroffizier der Fremdenlegion tätlich angegriffen hat, daß er zwei französische Matrosen an gegriffen hat, von denen einer zur Erde gefallen ist und daß der eingeborene Kawaß Gewalttätigkeiten be gangen hat, die erst aufhörten, als er gebunden war, daß der Passierschein des deutschen Konsuls sich nur an die Deutschen richtete und endlich, daß Just niemals in irgend einer Weise von den französischen Matrosen geschlagen worden ist, die sich doch im Recht befunden hätten, wenn sie die Gewalttätigkeiten erwidert hätten. — England. Obwohl die englische Marineoerwal- tung ein Kriegsschiff nach dem anderen vom Stapel läßt, geht die Flottenverstärkung einigen Hitzköpfen noch immerzu langsam, auch hegen sie Mißtrauen gegen die Marineverwal tung Diese Stimmung kommt in einem Artikel der ,Mor- ning-Post' zum Ausdruck, worin es heißt: Die Offiziere der Flotte betrachten die Möglichkeit eines Krieges mit Unruhe, weil die Flotte vollständig desorganisiert ist. Die Flotte hat kein Vertrauen zur Admiralität. Ein Krieg würde Niederlagen herbeiführen, deren Wirkung viel leicht nicht wieder gut zu machen wäre. — Schweden. Stockholm, 17. Novbr. Zwi schen Schweden, Deutschland und den übrigen Ostsee staaten sind gemeinsame Maßregeln, betreffend die Ausrottung der Seehunde, projektiert. — China. Peking, l6. November. Der Waiwupu sdaS chinesische auswärtige Amt) hat der deutschen Gesandt schaft den Tod des Kaisers und die Nachfolge des