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iteOsrfer Zeitung Nummer 5^ Freitag, den 30. April l926 25. Jahrgang. «m!ichm BLLMNrmschungM M OLLML^-OLMs. Diese Zeitung veröffentlicht die des GemeindcraLvr MU dm Brilage« ,Ne«» ZUvstrierLe", „Wsd« »«- H»k«" «ch „Der Kosvld". SchrisüriLmZ, DniL und Verleg Herma«« Rühle. Owndvrs-OKMa. S«IÄ«W KM. I Gemeinde«Giro - KvnL» Nr. lSL 8 svn»ch «ck vd« sr«chksf«imz «k z 8»««, st. A»ck»ahdms t. D«roz»prMcr. » Postscheck-Konto Leipzig Nr. L9l4L Vk ,Oti«nL»rfn erschetnl Di««» ta«, Do»»«r»!ss xv» Sonsstrnd. V« B»,Xß«-Pr,t« wtrt »U » jstni Msnoi, t.ksim« g»z^>r». 3« F«I« -vtzs^k Vrw«it (Fkrteg cd. sist. ü »,«lv»<lch« StknukA«, t« Bttrtst« d« ü Lokal-Anzeiger für Ottendorf-OKMa und UnWWW Amtlicher Teil. Geffentl. Ätzung der Gemeindeverordneten Freitag, 30. April M6, abends 8 Uhr im Sitzungszimmer des Rathauses. Tagesordnung ist am AmtSbrett im Rathause an geschlagen. Httendorf-Hkrilla, am 28. April 1926. Der Vorsteher. OertlicheS nn- Sächsisches. <vttendorf.<vkrilla, den rz. April;92S. — Da der Sonnabend (1. Mai) gesetzlicher Feiertag iß, gelangt die nächste Nummer unserer Zeitung bereits Freitag nachmittag zur Ausgabe. — Als am Mittwoch abend bei einer im „Rob" gastierenden Artistentruppe ein Artist an einem schräg über den Hof gespannten Seil eine Seilfahrt vorführen wollte, gab plötzlich, als sich der Artist bereits auf der Abfahrt be fand, die obere Verankerung nach und der Artist stürzte au« ünis.en Meter Höhe in den Hof und zog sich dabei eine Mckgratstauchung zu. — Obwohl der eigentliche Sommerfahrplan der Reichs» bahn erst mit dem 15. Mai in Kraft tritt erfolgt doch bereit« vom 1. Mai an mit Rücksicht auf den stärker werdenden Ausflug-verkehr eine nicht unwesentliche Erweiterung des Fahrplans. Zum Teil treten auch Zugverschiebungen mit diesen Tage «in, die nicht übersehen werden dürfen, So verkehrt nach Königsbrück ein Sonntagszug früh 7,56 Uhr ab Dresden Hauptbahnhof. Dresden. Behördlich gesucht wurde seit Anfang März d. I. der 1878 zu Kleinstädten geborene, zuletzt in Siebenlehn wohnhafte und dort amtierende Schuldirektor Leberecht Artur Spreer, der sich Mitte Februar in das Etadtkrankenhau« Rosten begeben hatte, sich aber von dort Nach vierzehn Tagen entfernt«' Segen d«n Schuldirektor war von der Staatsanwaltschaft Freiberg ein Verfahren auhänig gemacht worden; es soll sich um sittliche Verfehlungen und um WechselfälschuNM handeln. Auch soll Spreer andnwärt« unter unwahren Angaben Geldbeträge erlangt haben. Reichlich Wochensriß befindet sich Spreer, gegen den ein Haftbefehl erlassen worden war, in der Dresdner Heil and Pflrgeanstalt, die er freiwillig ausgesucht haben soll. — Bei dem am Sonnabend herrschenden Sturme wurden in der Nähe der Landungsbrücke Kötzschenbroda die beiden gegen Vi3 von Dresden und Meißen fälligen Dampfer an Land getrieben. Sie fuhren infolge heftiger Windstöße mit dem Heck aus das Usergelände. Die Paffagiere mußten ausgrbootet werden. Erst nach dreiviertelstündiger anstrengen der Arbeit konnten die Dampfer aus ihrer mißlichen Lag« befreit werden. — Zurücknahme einer Beleidigungsklage durch Arzt. War dem hiesigen Amtegerichte kam die Privatklage de« Abgeordneten Arzt gegen den früheren Schriftlriter der „Sachsenstimme", Hoerstebrock, zum Austrag. H. hatte Arzt bereit» im Herbst 1924 vorgeworfen, an die Schrtftleitung der Eachsenstimme" einen anoymen Bries mit den übelsten Schimpfereien gerichtet zu haben. Arzt hatte daraus Privat klage angestrengt, hat aber in der Verhandlung die Klage zurückgezogen. Trotzdem Arzt geladen war, erschien er über- Haupt nicht zur Verhandlung. Al« nun ohne sein Beisein die Verhandlung durchgeführt werden sollte, l«gte sein Ver- leidiger, Rechtsanwalt Günther, zunächst die Vollmacht Nieder, nahm sie aber dann wieder auf und erklärte namen« seine« Klient«», daß dieser den Strafantrag zurückziehe. Da rauf wurde da« Verfahren eingestellt und Arzt die Tragung b« Kosten auferlrgt. Meißen. Am Sonntag war der 21 jährige Arbeiter «rille, in Meißen wohnhaft, mit Arbeitskollegen in der Nähe be« den Götterselsen krönenden Kreuzer an der nach dem Trtebischtal zu steil abfallenden Wand herumgeftitgen und bobei in die Tiefe gestürzt. Mit schwerem Schädelbruch und Gehirnerschütterung wurde der Abg«üü:zte aufgehoben Und n<-ch atz — Eine Urne aus der Zeit etwa 1200 vor Christi wurde im Meisatal bei den Srabungsarbeiten zur Wasser leitung gefunden. Im Innern der größeren Urne befand sich eine kleine mit noch gut erhaltenen Knochrnrrstrn. Der Fund ist zur wissenschaftlichen Untersuchung nach Dresden gegangen. Frohbsurg. Der verschwundene Grubenarbeiter Max Naumann und seine Nichte Hedwig Frenzel find in Rositz gesehen worden, von wo sie den Weg nach Meuselwitz ein schlugen. In einem Schreiben an dir Angehörigen der Frenzel hat Naumann mitgeteilt, daß er aus Scham ge flohen s«i. Er beabsichtige, mit dem Kinde über die Grenze zu gehen. Bei weiterer Verfolgung wolle «r den Tod suchen. Leipzig. Die hiesige Kriminalpolizei ist dem Treiben eine« Schwindlers und Betrügers auf die Spur ge kommen. Im Grundstück Johannisgaffe 4 betrieb der „Direktor" Artur Lorenz, früherer Inhaber de« bekannten Tabakhauses „Artlo", ein Geschäft für automatische Apparate und lieb sich seit Mitte vorigen Jahres eine große Zahl Betrügereien zuschulden kommen. Durch unerlaubte Manipulationen wollte er sein Geschäft über Wasser halten und beging eine Reihe von Straftaten, die ihn jetzt hinter Schloß und Riegel gebracht haben. Lorenz verpfändete seine Wohnung«einrichlung und sein Geschäftrauto, das in- folge richt vollgeleisteter Abzahlungen noch der Fabrik ge hörte, wiederholt an verschiedene Personen, um Darlehen zu erhalten. Er log den Leuten, die ihm Geld borgten, vor, daß die Wohnungseinrichtung und da« Auto noch unver- pfände! seien. Er suchte Geld, wo er nur eine Quelle ver mutete. So lockte er einer Bekannten einen Geldbetrag von 1000 Mark ab und gab ihr ebrnfall« seine Möbel und sein Auto zum Pfand. Die 1000 Mark waren da« einzige er sparte Geld dieser Frau, die sich damit eine Existenz gründen wollte. Lorenz ging in der Absicht, sich Geld zu verschaffen, auch an Gkschäst«leutr heran und bat sie um Gefälligkeit«- akzepte. Die soliden Geschäftsleute glaubten, dem Geschäfts freund Helsen zu müssen und gaben dem Wunsche Lorenz' statt. Diese GesälligkeitSakzepte wurden von Lorenz natür lich nicht ringelöst und die bedauernswerten Geschäftsleute wurden selbst in Anspruch genommen. Viele von ihnen sind dadurch in so schwierige finanzielle Verhältnisse gedrängt worden, daß sie fast am Rande de« Ruins stehen. Täglich spielen sich bei der Gegenüberstellung der geschädigten Leute mit drm Betrüger dis ergreifendsten Szenen ab, die Leute sind verzweifelt und wissen nicht, was sie beginnen sollen, während der Betrüger Lorenz seine Ruhe bewahrt und be hauptet, er habe „diese und jene Verpflichtung vergessen". Der Betrüger Lorenz ging aber noch weiter. Um von Geld- orrleihern Geld zu erhalten, fälschte er eine Anzahl Wechsel, di« er bei diesen in Zahlung gab. Insgesamt belaufen sich seine Betrügereien auf die Summe von etwa 60—70000 Mark. Er ist geständig und entschuldigt seine Straftaten mit dem schlechten Geschäftsgang seiner Firma. Hochkirch. Am Sonnabend wurde hier der Grund stein zur neuen Schule in feierlicher Weise gelegt. Zu der Feier war auch der Bezirksschulrat Vieweg aus Löbau einge troffen, der sofort die Entfernung der Flagge schwarz-weiß- rot forderte, die außer einer republikanischen, einer sächsischen und einer wendischen Flagge an der Feststätte aufgestellt war, da er sonst an der Frier nicht teilnehmen könne. Der nichts übles ahnende, sehr überraschte Gesamtvorstand zog sich zu einer Beratung zurück. Nach ziemlich erregter, lebhafter Aussprache wurde über zwei Anträge abgestimmt, entweder Entfernung sämtlicher Flaggen oder Ablehnung der Teilnahme an der Feier, wobei der erste Antrag mit ge ringer Mehrheit durchging. Schließlich ging die Feier nach langer Verzögerung in ziemlich gedrückter Stimmung vor sich. Der Platz war inzwischen von Zuschauern dicht um- geben, die nachdem sie den Grund de« Verschwinden» der Flaggen nebst ihrer Stangen und Birken erfahren hatten, darüber sehr staunten, zum allerwenigsten aber damit ein verstanden waren, daß sich der Herr Schulrat so benahm. Chemnitz. Montag abend wirbelte in einem Garten- retzaurant eine Windhose 12 Gartrntische und mehr al« 50 Gartenstühle fast haushoch in die Luft und schleuderte sie über die Gipfel der Bäume hinweg. Da infolge einer schweren Gcwittersturmes dir zahlreichen Gäste den Garten verlassen hatten, kam niemand zu Schaden. Nerchau. Al« der hiesige Fuhrunternehmer Oehme mit v-m «in-K am Babnkörper lieaenden Felde« be« Pf; dc vor «ilii n heronm^n eu Zuge und gingen durch, wobei Oehme unter die Egge geriet. Durch die eisernen Spitzen wurde er schwer verletzt. Ass Neue MsttnsL-DmÄkreMchiff. In diesen Tagen hat das neue Flettner-Windkraftschiff ..Baden-Baden" von Kiel aus feine Fahrt über den Ozean nach Amerika angetreien. Bor etwa zwei Jahren,erhielten wir zum erstenmal nähere Mitteilungen über den sogenann- ren Flettner-Rotor. eine neue deutsche umwälzende Er findung des Direktors A. Flettner, die als ein Sieg des deutschen Erfindergeistes überhaupt bewertet werden mutzte. Damals wurde das erste Windkraftschiff „Buckau", ein zum „Rotor" umgebauter Handelsiezler, der Oeffent» lichkeit vorgeführt. Dieses auf der Germania-Werft in Kiel umgebaute Schiff zeigte bereits das für die Flettner- Windkraftschiffe typische Aeußere, da es an Stelle von Masten, Takelage und Segeln zwei etwa 20 Meter hohe Meiallwalzen von ettva 3 Meter Durchmesser trägt, dis an ihrem oberen Ende in einer besonders konstruierten so genannten Pivatlagerung hängen und nm ihre senkrechte Achse Lurch einen Elektromotor in Umdrehung versetzt wer den. Diese Zylinder machen in der Minute etwa 120 Um drehungen, was an der äußeren Peripherie der Walzen einer Stundengeschwindigkeit von etwa 72 Kilometer ent» Ns -v/s? kz-z/e spricht. Wird der Turm in Umdrehung versetzt, so daß er beispielsweise dieselbe Oberflächengeschwindig keit wie der Wind besitzt, so nimmt der größere Teil der Windlinie seinen Weg um die vordere Zylinderhälfte, weil er an ihr keine Reibung findet. Die sich dem Winde entgegendrehende Hintere Zylinderhälfte er zeugt dagegen eine starke Reibung zwischen Luft und Zylinder und so kommt es, daß an der Vorderseite des Zylinders eine starke Saugwirkung und auf seiner Hinter seite eine Druckwirkung entsteht, die eine Vorwärtsbewe gung des Zylinders zur Folge haben. Nach den verschiede nen bisher vorgenommenen Versuchen leisten diese Art Wal zen etwa 15mal soviel wie die alten Segel bei gleichem Winddruck. Nachdem die „Buckau" ihre ersten Erfolge zu verzeichnen gehabt hat, war man dazu Lbergegangen, wei tere Schiffe nach dem Flettnerschen System zu konstruieren. So baute auf Veranlassung eines reichen Schiffseigners die Werft der Gebrüder Burmester in Bremen die erste Rotor yacht, die mit einer Flettnerwalze ausgestattet war und verschiedentlich auch auf Binnenseen ihre Eignung erwiesen hat. Das neue Flettner-Windkraftschiff „Daden-Vaden" wird nunmehr die große deutsche Erfindung auch über das Weltmeer tragen. Ihre ganze Konstruktion ähnelt der der Buckau sowohl nach außen wie auch im Technischen, wobei einige in der Praxis erworbene Erfahrungen sehr glücklich zur weiteren Vervollkommnung beigetragen haben. Mrchetmachrichte« Konfirmaudenstund« der Knaben erst Freitag */, 6 Uhr wegen Brgräbni«.