Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drfi Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag-. AbonnementSprei« beträgt vierteljährlich l Mark so PI Znseral« werden bi« spätesten Mittag« de« vorhergehenden rage« der Erscheinen« erdete, und di« CorpuSspaltenzeilt mit in Pf., unten „Eingesandt" mit Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Staotgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 39.Donnerstag, den 5. April 1883.8. Iakra. Bekanntmachung. Der 2. Termin Steuer zur allgemeinen Krankencasse für Gewerbsgehülfen, Dienstboten und Fabrikarbeiter ist am 1. April l. Js. fällig und zu Vermeidung executivischer Beitreibung innerhalb 8tägiger Frist an unsere Krankencassen-Verwaltung abzusühren. Expeditionszeit: Vormittags von 9—12 Uhr, Nachmittags von 2—5 Uhr. Mittwochs bleibt die Casse für Steuer-Annahme geschloffen. Zwönitz, am 30. März 1883. Die Krankencassen-Direction. Adam. politische Kundschau. Deutschland. Der Kaiser ist von seiner letzten Unpäßlichkeit vollständig wiederhergestellt und wird, nach einigen Tagen der Schonung, seine täglichen Ausfahrten baldigst wieder ausnehmen können. Bezüglich der diesjährigen Frühlingscur des Kaisers sind noch keine bestimmten Dispositionen getroffen, da Alles von dem Befinden desselben abhängt. Der Reichskanzler Fürst Bismarck feierte am 1. April sein 68. Geburtsfest im Kreise seiner Familie. Wegen des noch immer an gegriffenen Gesundheitszustandes des Kanzlers konnte derselbe per sönliche Gratulationen nur in sehr beschränktem Maße entgegen- nehmen. Ungemein groß war wieder die Zahl der eingelaufenen Glückwunsch-Telegramme und Schreiben, sowohl von Privaten als auch von befreundeten Höfen, desgleichen waren auch sehr viel Ge schenke, meist aus Blumen bestehend, eingegangen. Die parlamentarische Osterpause hat mit der am Dienstag den 3. April erfolgten Wiederaufnahme der Reichstags-Verhandlungen ihr Ende erreicht. Bereits am Sonnabend vorher hielt der Bundes- rath eine Sitzung ab, in welcher er u. A. die Gleichstellung der Lieferungsfristen der Eisenbahnen für Viehtransporte mit jenen der Eilgüter beschloß. Der letzte Abschnitt der gegenwärtigen Neichs- tagssession ist ein überaus bedeutungsvoller. Gleich zur Eröffnung desselben steht eine wichtige valkswirthschaftliche Frage auf der Tagesordnung, die Erhöhung der Holzzölle. Unter den übrigen wichtigen Gegenständen, mit denen sich der Reichstag zu beschäftigen haben wird, sind das Militärpensionsgesetz, die Novelle zur Gewerbe ordnung, das Arbeiterkrankenkaffen Gesetz und das Arbeiterversicher- ungSgesetz hervorzuheben, alles Vorlagen, welche die Arbeitskraft des Reichstages in höchstem Maße noch in Anspruch nehmen werden. Schade nur, daß der Reichstag durch die Concurrenz des preußischen Abgeordneterhauses, welches seine Sitzungen am 16. d. M. wieder eröffnet, beeinträchtigt wird, außerdem kommt noch der Umstand hinzu, daß in dieser Woche die Landtage von Bayern und Württem berg zusammentreten und da beiden parlamentarischen Körperschaften auch eine Anzahl von Vertretern bayerischer und württembergischer Reichstagswahlkreisen angehört, so wird hierdurch dem Reichstage ebenfalls eine Anzahl seiner Mitglieder entzogen. Die Beschluß fähigkeit des Reichstages wird demnach wohl öfters auf die Probe gestellt werden. Nachdem nunmehr die Antwort der preußischen Negierung — allerdings nur in extenso — auf die Note des Cardinal - Staats- secretärs Jacobini bekannt geworden ist, muß nun die nächste Nole Jacobini's Klarheit darüber bringen, ob der Vatican zu einem an nehmbaren Ausgleich bereit ist. Voraussichtlich werden aber Wochen darüber vergehen) bis man sich in Rom über die verlangten be stimmten Vorschläge schlüssig gemacht hat und so lange wird wohl die kirchenpolitische Situation unverändert bleiben. Die Ersatzwahl zum Reichstag im Wahlkreise Nügen-Stralsund- Franzburg ist zu Gunsten der Fortschrittspartei ausgefallen. Der Candidat derselben, Kaufmann Samin aus Berlin, erhielt nach amt licher Feststellung des Wahlresultates 8491 Stimmen, auf den con- servativen Gegencandidaten, Grafen Behr-Negendank, Oberpräsident der Provinz Pommern, fielen 7947 Stimmen. Oesterreich-Ungarn. Das österreichische Abgeordnetenhaus tritt im Laufe dieser Woche wieder zusammen und sieht man nament lich der Debatte über die Novelle zum Volksschulgesetze mit großer Spannung entgegen. Die czechischen Abgeordneten befinden sich dieser Vorlage gegenüber in einer eigenthümlichen Klemme. Sie sind, da die czechische Fraction im ReichSrathe mit zur „Regierungs Mehrheit" gehört, gewissermaßen verpflichtet, für die Schul-Novelle zu stimmen und müssen dies eigentlich schon mit Rücksicht auf die clerical-feudale Partei thun, welche der Vater der Schulnovelle ist. Die Mehrzahl der czechischen Wähler ist aber der Volksschulnovelle wenig geneigt und diese Abneigung giebt sich in den sich mehrenden Aufforderungen an die czechischen Abgeordneten, gegen die erwähnte Vorlage Stellung zu nehmen, kund. „Soll nicht," heißt es in einer Zuschrift an den Abgeordneten Adamek, „das gesammte ideale Streben unserer Nation nur ein leerer Traum bleiben, dann muß die czechische Delegation wie Ein Mann dafür einstehen, daß die an stößigen Bestimmungen der Schulnovelle beseitigt werden". In An betracht solcher Kundgebungen bangt es natürlich dem Czechenclub des Abgeordnetenhauses vor dieser Discussion und es heißt darum, daß er bemüht sein werde, die Verhandlungen mit Hilse des Schluß antrages auf das geringste Maß zu beschränken. Frankreich. In Frankreich ist dem berühmten Manifeste des Prinzen Napoleon nunmehr eine ähnliche Kundgebung von orleanist- ischer Seite gefolgt. Das orleanistische Manifest führt den Titel: „Die Regentschaft des Herzogs von Aumale" und wird von sämmt- lichen orleanistischen Blättern des Landes gebracht. Eigenthümlich ist nur, daß der Herzog von Aumale selbst die orleanistische Be wegung, die zu organisiren versucht wird, als ein gegen ihn ge richtetes Manöver erklärt hat und da der orleanistische Thronpräten dent zugleich im Begriff steht, Frankreich zu verlassen und sich, wie es heißt, nach Sicilien zu begeben gedenkt, so scheint es allerdings nicht, als ob er zu dem orleanistische» Manifest in irgend einer Be ziehung stünde. — Die Zahl der bei der Kesselexplosion in Marnaval umgekommenen Personen stellt sich nach weiteren Ermittelungen auf 96, darunter 31 Todte. Von den Verletzten dürften leider noch mehrere ihren Wunden erliegen. — Am Dienstag sind die General- räthe in ganz Frankreich, mit Ausnahme des Seine-Departements, zur letzten Session in der gegenwärtigen Zusammensetzung dieser Institution zusammengetreten. England. Der Haß der fenischen Verschwörer gegen die eng lische Negierung treibt gar sonderbare Blüthe». Wie die „H. James- Gazette" meldet, haben Fenier und andere irische Verschwörer Packele mit Wäsche, welche von Pocken- oder Fieberkranken herrührte und demnach von den betreffenden Krankheitsstoffen inficirt war, an die Gemahlinnen verschiedener Minister gesandt. Eine derartige Hand lungsweise läßt sich eigentlich gar nicht mehr gualificiren, sie grenzt schon an Wahnsinn und die Absender dieser inficirten Packele sollten daher, wenn sie je ermittelt würden, von Rechtswegen in das Irren haus kommen. Rußland. Zur Moskauer Krönungsfeier wird in England, wie UnterstaatSsecretär Fitzmaurice jüngst im Unterhause mittheilte, eine besondere Gesandtschaft unter Führung des Herzogs von Edin burgh entsenden. Der Papst wird, nach römischen Meldungen eng lischer Blätter, durch Msgre. Vanuteli, den neuernannten Inter- nuntius für Brasilien, vertreten sein. Den Vertretern der russischen und ausländischen Presse soll die möglichst beste Gelegenheit geboten werden, den Kröimngsfeierlichkeiten an guter Beobachtungsstelle bei- zuwohnen. Die Berichterstatter sollen ein Abzeichen erhalten, durch welches sie kenntlich gemacht werden; allo Berichte müssen jedoch dem Minister des kaiserlichen Haushalts zur Durchsicht vorgelegt werden. Orient. Die alte Feindschaft zwischen Albanesen und Mon tenegrinern macht sich gegenwärtig wieder in fortgesetzten blutigen Raufereien Luft. In vergangener Woche fand unweit der Insel Branjina ein heißer Kampf zwischen 25 Albanesen und 30 Mon tenegrinern statt, welcher dadurch nicht beeinträchtigt wurde, daß beide Parteien sich in Barken befanden. Der dreistündige Kampf