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und die krumme Linie wird in dem gerunde ten Gliederbau seiner Gewächse herrschend. Hier steht der Mensch an der Spitze, in wel chem die ganze Fülle körperlicher und geisti ger Schönheit gleichsam in einem Brenn punkt zusammen gebrochen ist. Und gerade um ihn, den sich die Gottheit nach ihrem Bilde schuf, wogt die Wellenlinie in den zar testen Undulationen, gießt sich, wie ein äthe rischer Strom, mit unfaßlicher Anmuth über seine vollendete Gestalt aus, und beurkundet selbst in seinen äußern Umrissen den hohen Rang, welchen er in der Reihe organischer Wesen behauptet. Dieß ttrbtld der Natur getraut sich das verwegne Geschöpf zu mei stern! Gewiß nicht ungerächt. Es wird seine himmlische Gestalt, die ehemals das Genie der Künstler mächtig ergriff, und die Gebur ten der Götter aus ihrem Pinsel hervorlockte, in eine todte Larve und in ein hohles Götzen bild verwandeln. Zudem Sie sich in der Mitte zusammenschnüren, und sich die Gestalt zweier nnt der Spitze auf einander gestellter Kegel geben, sinken Sie wieder zu jenen starr ren Formen des Fossil - uno Pflanzenreichs herab, die die Dürftigkeit ihrer Idee und ihre niedrige Geburt in ihren harten und herben Umrissen zur Schau tragen. Giau- ben Sie wohl, daß irgend ein Jüngling, der Nicht ganz geschmacklos ist, an Zhrer Wes pentaille cin n Wohlgefallen hab.-n kö^ ne, die weder in den realisirten schönen Menschenfor men des Morg nlandes, noch in den Zdealen der Bildhau zkunft rmgedcutet ist? ES ist wahr, daß in allem, was schön seyn soll, eine Einheit, aber Einheit der Zdee styn muß. Damit ist der Einförmigkeit kei neswegs das Wort geredet, die vielmehr die Idee tobtet. Es giebt eine Schönheit des Ganzen, die durch Wechsel, Fülle und Harmonie der Formen erreicht wird, wo das G-mze an die Stelle des Einzelnen tritt, und das Einzelne nicht für sich. sondern nur als organischer Destandthei! von jenem gezahlt wird. Hier findet jedes Individuum seinen Platz, was sich zur Kugel rundet, oder zu ei ner Linie streckt, eine scherzende Silencn- Bildung neben einem Ganimed , kurz der Wechsel in dem Einzelnen muß den Total- Eindruck heben. Darrn muß das Einzelne, was zu einer schönen Form sich organistren soll, homogen seyn, es muß, als solches, schon die nervliche Idee in sich tragen, die in dem Ganzen rea, lisirt werden soll. Was sich widerspricht, giebt in der Zustmmenfüqunq ein Zerrbild, das durch seilten Verstoß gegen die Harmonie den Kenner beleidigt. Wenn also ein Indi viduum, das mit Fülle und Schwellung aus gesprochen ist, sich in der Mitte zusammen preßt, so setzt es an dieser Stelle eine Dürf tigkeit, die mit seiner übrigen Opulenz con- trastirt, und verursacht einen so widrigen Ein druck, wie eine alte Matrone, die in Schmin ke und Kleidung noch die Frühlingstage ih res Leb.ns affektirt. Und Endlich muß man doch offenbar, wenn man einmal künsteln Will, daraus Rücksicht nehmen, ob man mit mehrerm Vortherl einen Kegel oder eine Ku gel aus sich machen kann. Wahrscheinlich wird es an Orte, wo der Decher der Ceres so wohlthatrg wirkt, der Toilette mit dem letzten Typus am besten gelingen. Der Brustkasten und die Schnürbrust ha ben zwar beide einerlei Gestalt, eine abge stumpfte conische, werden aber so wunderlich