Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag-. Abonnementspreis betrügt vierteljährlich I Mark 20 P> Inserate werden bi» spätesten» Mittags de» vorhergehenden Lage» de» Erscheinen» erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit Pf., unter „Eingesandt" mit 20 *!f. berechnet. Zwönitz und Umgegend. D r g a n für den Btaotgemeirweralh, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. Donnerstag, den 3. Mai !883. 8. Jahr«. Bekanntmachung. Der I. Termin der diesjährigen staatlichen Einkommensteuer ist am 30. April a. c. fällig gewesen und bis längstens am 20. dieses Monats an die hiesige Stadtsteuer-Einnahme (welche außer Mittwochs jeden Wochentag Vormittags von 9—12 Uhr, Nachmittags von 2—5 Uhr geöffnet ist) abzuführen. Gegen Säumige ist sofort nach Ablauf der Zahlungsfrist das Mahn- resp. Executionsverfahren einzuleiten. Zwönitz, am 1. Mai 1883. Der Bürgermeister. Adam. politische Kundschau. Deutschland. Die Frühjahrscnr unseres Kaisers in Wies baden ist nnnmehr beendet und ist derselbe wieder in Berlin eilige. troffen. In den nächsten Tagen gedenkt der Kaiser den Hebungen der Gardetruppen bei Berlin, Potsdam und Spandau beizuwohnen und wird deshalb vorläufig noch im Königlichen Palais zu Berlin residiren. Der Reichstag hat am Montag die zweite Berathnng des Krankencassengesetzes zu Ende geführt. Die lange Dauer ver Ver handlungen über diesen Gegenstand machte es erklärlich, daß derselbe in den letzten Tagen nicht mehr das Interesse wie zu Beginn der Specialdiscussion erregte und lange Erörterungen, wie z. B. noch am Montag über Z 69 des Krankencassengesetzes (Gcmeindeversicherung) stattfanden — worüber die Debatte volle 3 Stunden währte— tragen natürlich auch nicht dazu bei, dieses Interesse zu erhöhen. Der Reichstag hat auf die zweite Lesung des Gesetzes eine ziemlich lange Zeit verwenden müssen, es hat an heftigen Auseinandersetzungen nicht gefehlt, aber das Ergebniß ist doch in den allermeisten Punkten die einfache Bestätigung der Commissionsbeschlüsse gewesen. Man kann dieses Ergebniß im Großen und Ganzen nur mit Befriedigung hinnehmen, denn die nach langen und ernsten Erwägungen gefaßten Commissionsbeschlüsse sind wirklich für alle Parteien, die ans Grund der Regierungsvorlage zu einer Verständigung über die große und wichtige Frage der Krankenversicherung der Arbeiter gelangen wollen, annehmbar. — Für die Dienstags-Sitzung standen außer mehreren Initiativanträgen aus der Mitte des Hauses die noch restirenden Bestimmungen aus der zweiten Lesung der Novelle zur Gewerbe ordnung, Wahlprüsungen u. A. auf der Tagesordnung. Das preußische Abgeordnetenhaus führte am Montag die Special debatte über das Organisationsgesetz zu Ende und nahm dasselbe durchweg nach den Commissionsbestimmungen an. Am Dienstag be gann das Haus die zweite Berathung des Zuständigkeitsgesetzes. Der Landes-Ausschuß von Elsaß-Lothringen hat am Sonnabend seine Session geschlossen. Dieselbe war dadurch bemerkenswerth, daß in ihr zum ersten Male der Gebrauch der deutschen Sprache bei den Verhandlungen obligatorisch war und ist zu constatiren, daß die Ein führung des Deutschen als obligatorischer Verhandlungssprache sich als ein« durchaus sachgemäße Maßregel bewährt hat. Der Mörder des Geldbriefträgers Cossäth in Berlin, Sobbe, ist am Montag zum Tode verurtheilt worden. Sobbe gestand seine gräßliche That unumwunden ein und trug während der ganzen Ge richtsverhandlung die größte Ruhe zur Schau. Oesterreich-Ungarn. In Oesterreich steht man noch unter dem Eindrücke der zweiwöchentlichen Debatten des Abgeordneten hauses über die Schulgesetz-Novelle. Mit nur 3 Stimmen Majorität erfolgte am Sonnabend die Annahme dieses Gesetzes, welches alle freiheitlichen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte auf dem Gebiete des österreichischen Volksschnlwesens illusorisch macht. Die wachsende Erbitterung der Gemüther machte sich während der letzten Tage vor der Entscheidung in gegenseitigen Gehässigkeiten und persönlichen Jn- vectiven Luft, die das Parlament zum Schauplatz gewöhnlicher Zänkereien herabwürdigten. Wenn der Ministerpräsident Graf Taaffe nach alledem, wie er am Sonnabend erklärte, noch immer an der Hoffnung festhält, daß seine Negierung das Ziel, welches sie sich in der Herbeiführung der Verständigung der Völker Oesterreichs ge steckt, doch noch erreichen werde, so gehört hierzu allerdings eine felsenfeste Zuversicht, welcher aber der fernere Gang der Ereignisse im Donaureiche kaum entsprechen dürfte. Frankreich. In Frankreich scheint ein Stückchen „Cultur- kampf" bevorzustehen. Die Bischöfe von Annecy, Viviers, Valence, Langres und der Erzbischof von Albi haben die von der Jndex- Congregation ausgesprochene Verdammung des Lehrbuches über Sittenlehre weiterverbreitet und ist deshalb vom Staatsrathe auf einen Tadel wegen Mißbrauches der Amtsgewalt gegen die genannten kirchlichen Würdenträger erkannt worden. Das „Journal officiell" hat bereits die betreffenden Decrete veröffentlicht, welche von einem Ministerialberichte begleitet sind, in dem es als ein Recht des Staates hingcstellt wird, zn verhindern, daß der Clerus seine geistlichen Ge walten gebrauche, nm in zeitige Dinge einzugreifen, ein Recht, wel- ches durch die Grundsätze der gallicanischen Kirche unter der Mo narchie ausgestellt und durch das Concordat bestätigt sei. Offenbar gipfelt dieses Eingreifen des Staates in die Verhängung der Tem- poralicnsperre, welche der Negierung ein wirksames Strafmittel gegen renitente Bischöfe in die Hand giebt; ob sie hiermit weiter kommt, als seinerzeit die preußische Regierung, ist freilich noch eine Frage. Von den französischen clericalen Blättern wird der erwähnte Be schluß des Staatsrathes bereits heftig angegriffen und die clericalen Deputirten und Senatoren werden diese Angelegenheit in den Kam mern jedenfalls zur Sprache bringen. Rußland. Das Programm für die Krönungsfeierlichkeiten zu Moskau, deren Mittelpunkt natürlich der Krönungsact selbst bil den wird, ist nunmehr festgestellt. Am 22. Mai hält das Kaiserpaar seinen feierlichen Einzug in die alte Hauptstadt des Czarenreiches, am 23. Mai ist große Fahnenweihe, an den drei nächstfolgenden Tagen werden die in Rußland jeder Krönung vorangehenden Fasten abgehalten und am 27. Mai findet die Krönung statt. An den folgenden Tagen nimmt das Kaiserpaar die Glückwünsche der Fürst lichkeiten, des diplomatischen Corps, der Neichswürdenträger u. s. w. entgegen. Galadiners, Bälle und Volksfeste sind für die ersten Tage des Mai in Aussicht genommen und den Schluß der Festlichkeiten wird eine große Truppenrevue bilden. Am 10. Juni erfolgt die Rückreise der Majestäten nach Petersburg. Ob die angeführten Fest lichkeiten einen Aufschub erleiden werden, dürfte wesentlich von den Witterungsverhältnissen abhängen, an der genannten Reihenfolge soll aber unter allen Umständen festgehalten werden. Scandinavien. Der Beschluß der norwegischen Volksver tretung, die Mitglieder des Staatsrathes in Anklagestand zu ver setzen, wird von dem einsichtsvolleren Theile dec norwegischen Nation entschieden verurtheilt. Als einen Ausfluß dieser dem Parlamente mißgünstigen Stimmung muß man daher wohl den Umstand be trachten, daß das Odelsthing bis jetzt keinen einzigen Advocaten zur Begründung seiner Anklage aufzutreiben vermochte, so daß das Odelsthing voraussichtlich seine Zuflucht zu den eigenen Mitgliedern wird nehmen müssen. Der Regierung dagegen haben sich die aus gezeichnetsten advocatorischcn Kräfte des Landes zur Verfügung ge stellt und sind dem Vernehmen nach bereits die vier besten Advocaten Christiania's als Vertheidiger des Ministeriums gewählt. — In der schwedischen zweiten Kammer wurde am Montag von einem Devu- tirten der Antrag auf Neutralisirung Schwedens gestellt. Der Mi nister des Auswärtigen, Baron Hochschild, erklärte hierbei, daß die vereinigten Königreiche, wenn es sich nicht um den Schutz ihrer Selbstständigkeit handele, sich in keinen Krieg einlassen würden. Heimliche Verträge Schwedens mit auswärtigen Mächten existirten nicht. Der Antrag wurde hierauf mit großer Majorität abgelehnt. Egypten. Die Jnsurrection im Süden Egyptens hat einen wesentlichen Erfolg zu verzeichnen. Dem Mahdi oder falschen Pro pheten ist es gelungen, Obeid, die Hauptstadt von Cordofan, nach