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Amts- nilli AlUURtt Abonnement vierlelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage „Seifen blasen* in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrlrgr.-Adrrffc: Amtsblatt. für den Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Insertionspreis: die kleinipaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 3« Pf. Frrnsplrchrt Ur. 2si». «A. ° —53. Jahrgang. Donnerstag, den 31. Mai 5. öffentliche Sitzung des Stadtverordneten - Kollegiums Arettag, den 1. Juni 1906, abends 8 Mr im Sitzungssaalc des Rathauses. Eibenstock, den 30. Mai 1906. Der Stadtverordneten-Vorsteher. G. Dicrsch. 1) Grundsteinlegung für den Rathausneubau. 2) Erlaß über die Verpflichtung der Händler zur Benennung von Zusätzen zu Waren. 3) Kenntnisnahme. rt. in Sparkassensachen; 1>. vom Antritt des neuen Schuldirektors; 6. von Regelung einer Forderung an die Stadl. Hierauf geheime Sitzung. Tas Konkursverfahren über das Vermögen des Grünwarenhändlcrs lo- tinni» I*«nti»n!» in Eibenstock wird nach Abhaltung des Schlußtermins hierdurch auf gehoben. Eibenstock, den 28. Mai 1906. Königliches Amtsgericht. Die Ablehnung des Staatssekretariats für die Kolonien. Der Reichstag hat mit einem argen Mißklang seine Ar beiten beendigt, nachdem es ihm gelungen war, in einer mühe vollen Sitzungsperiode wichtige Aufgaben zu lösen. Die Reform der Kolonialverwaltung ist im letzten Augenblicke ge scheitert. Von vornherein war der Plan, die Kolonialabteilung vom Auswärtigen Amt abzutrennen und zu einem selbst ständigen, nur vom Reichskanzler abhängigen Reichsamt zu machen, aus Widerstand gestoßen. Sachlich wurde gegen den Plan geltend gemacht, daß ein selbständiges Kolonialamt leicht in Reibungen mit dem Auswärtigen Amt geraten und kolonialer Uebereifer Schwierigkeiten und Verlegenheiten für die auswärtige Politik bereiten könnte. Bei einem Teile der Opposition mögen auch persönliche Motive mitgespielt haben; der für das neue Staatssekretariat in Aussicht genommene Erbprinz von Hohenlohe-Langenburg, der seit Weihnachten die Kolonialabteilung ruhig und sachlich verwaltet hatte, wurde als Gegner des Zentrums beargwöhnt. Geichwohl war es dem Fürsten Bülow sechs Tage vor seiner Erkrankung gelungen, in der zweiten Lesung durch eine überzeugende Rede eine Mehrheit für das neue Staatssekretariat zu erlangen. Um so überraschender war die Ablehnung des Postens in dritter Lesung. Es fehlte der Reichskanzler, die parla mentarische Geschicklichkeit des Fürsten Bülow, die deutlich in die Augen springt, wenn man das glänzende Ergebnis der zweiten Lesung, bei der er selbst eingrifs und das Ergebnis der dritten Lesung, bei der er sich nicht selbst vor den Riß stellen konnte, vergleicht. Allerlei Mißverständnisse — so bei der Rede des Obersten v. Deimling — und Zufälligkeiten — die Rechte war in der Sitzung schwächer vertreten als die Mitte und die Linke — kamen hinzu, um in der Hast des letzten Augenblicks vor Torschluß eine erregte und widerspruchs volle Situation zu schaffen. Am Sonnabend war noch von dem Abgeordneten Gröber ein Unterstaatssekretär statt des Staatssekretärs beantragt worden, am Montag jedoch zog sich das Zentrum auf den Kolonialdirektor, d. h. aut den bisherigen Zustand, zurück. Wir glauben, daß die Rechte und die Nationalliberalen richtig gehandelt haben, indem sie sich der Stimme enthielten und damit bekundeten, daß sie eine Ver antwortung für die Fortdauer der bestehenden Verhältnisse nicht mit tragen wollten. Nachdem nicht ohne Grund so viel über schwere Schäden in der Kolonialverwaltung geredet worden ist, mußte auch ein Anfang zu durchgreifenden Re formen gemacht werden. Was ist ferner nach der Erkrankung des Fürsten Bülow alles über eine Entlastung des obersten Reichsbeamten geschrieben worden! Viel Verkehrtes. Hier aber wäre eine praktische Gelegenheit gewesen, eine gewisse Entlastung zu bewirken. Die Haltung des Zentrums scheint uns auch von seinem eigenen Parteistandpunkt nicht klug zu sein. Nachdem es an den großen Gesetzen der Flottenvermehrung, der Steuerreform und der Pensionen für die Armee mitgeholfen hat, hätte es sich nicht in eigenwilligem Widerspruch zu der gerade von Zentrumsabgeordneten geübten, mitunter zu scharfen Kritik der Kolonialschäden als ausschlaggebende Partei gegen einen wichtigen Schritt zur Besserung zu erweisen und sich damit dem Vorwurf eines Mißbrauchs seiner parlamentarischen Machtstellung auszusetzen brauchen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Nach amtlichen Bekanntmachun gen wird die Erhebung der neuen Fahrkartenstcuer am 1. August dss. Js. beginnen. Von diesein Tage an wird also für jeden zur Ausgabe kommenden Fahrausweis erster, zweiter und dritter Wagenklasse, dessen Preis 60 Pf. und mehr beträgt, die Steuer nach den bekannten, vom Reichs tage beschlossenen und vom Bundesrat genehmigten Sätzen erhoben. Die Steuer wird in den tarifmäßigen Fahrpreis eingerechnet, sodaß auf den Fahrkarten Fahrpreis und Steuer in einem Betrage erscheinen. Infolgedessen werden zunächst alle Fahrkarten erster bis dritter Wagenklasse, soweit ihr tarif mäßiger Preis 60 Pf. und mehr beträgt, bis zum 1. August d. I. neu gedruckt. — Berlin, 28. Mai. Ein Telegramm aus Windhuk meldet: Wie bereits berichtet, hatte sich jene Hottentotten - bande, die Anfang Mai aus den Kleinen Karasbergen ausgebrochen waren, zunächst nach dem Großen Fischfluß ge zogen. Die verfolgenden Truppen hatten festgestellt, daß am 10. Mai der Kapitän der Bondels Johannes Christian, Morris und ein dritter Führer namens Vielding ihre Leute bei Rosinbusch vereinigt hatten. Die Hottentotten ver fügten über etwa 300 Gewehre. Dennoch entzogen sie sich dem Angriff unserer Truppen. Am 15. Mai verließ der Gegner das Fischflußgebiet in östlicher Richtung und wurde am l9. Mai bei Gais von Leutnant Engler (früher im Sächsischen Infanterie-Regiment Nr. 179), der mit wenigen Reitern seiner Spur gefolgt war, angegriffen. Hierbei fielen Leutnant Engler und ein Reiter. Die Hottentotten zogen nach dem Gefecht weiter nach Osten ab und kreuzten am 20. Mai die Pad nördlich Kalkfontein. Am 21. Mai wurde unweit Kalkfontein ein Reiter erschossen. Oberleutnant von Milczewski, früher im Grenadier-Regiment Nr. 9, der mit seiner Funkenstation unterwegs war, hörte das Ge wehrfeuer und eilte herbei. Er stellte bei Kubub eine starke Holtentottenbande fest und griff sie an. In dem Gefecht fielen drei Reiter. Noch an demselben Abend gelang es Oberleutnant von Milezewski, Lichtverbinduug mit der Ab teilung des Majors Rentel aufzunehmen, den er bei Noibis vermuten konnte. Die Verständigung glückte. Major Rentel trat sogleich den Vormarsch an, holte nach beschwerlichen Märschen am 23. Mai den Gegner ein und stellte ihn zwischen Amas und Springpüts zum Kampfe. Nach heftigem Wider stand räumte der Feind seine Stellung und zog in der Nacht nach Süden ab, anscheinend in der Richtung auf Tsamab. Unsere Verluste betragen 1 Offizier und 15 Reiter verwundet, -l Reiter sind gefallen. Major Rentel setzte am 24. Mai die Verfolgung fort. Von den in jener Gegend verfügbaren Truppen sind die Wasserstellen von UkamaS, Nababis, Bly- deverwacht, Jerusalem und Ondermaitje besetzt worden, um dem Gegner ein Ausbrechen nach der Ostgrenze oder nach dem Oranje zu verwehren. Die Abteilung des Majors von Frey hold, die bereits Alais ani Großen Fischfluß erreicht hatte, kehrte nach der Gegend von Ramansdrift zurück, wo wieder ein Hottcntottenkommando gemeldet ist. Die wichtigeren Punkte am Großen Fischfluß, sowie die Großen und Kleinen Karasberge werden von unseren Truppen besetzt gehalten. — Weitere Gefechte werden soeben gemeldet. — Berlin, 28. Mai. (Ärmliche Meldung.) Major Rentel hatte nach dem Gefecht zwischen Amas und Springpüts die Verfolgung am 24. Mai nach Süden fort gesetzt. Major Sieberg, der in der Gegend von Hudab stand, war auf den Kanonendonner losmarschiert und erreichte am 24. Mai nachmittags die Abteilung Rentel unweit Gröndoorn. Beide setzten vereint den Vormarsch nach Süden fort. Am 25. Mai früh wurden in Tsamab Leutnant Für- bringer, früher Husaren - Regiment Nr. 5, und 8 Reiter er schossen aufgefunden. Sie waren anscheinend bei der Her stellung der Signallinien Kubub-Nkamas am 24. Mai abends überwältigt worden. Am 25. Mai nachmittags erreichte Major Sieberg gemeinsam mit der Abteilung Rentel den abziehenden Gegner bei Nukais am Hamrevier und hatte ein erfolgreiches Gefecht bis zur Dunkelheit. Der Gegner zog nach Osten ab. Leutnant Zollenkopf, früher im Sächsischen Fußartillerie-Regiment Nr. 12, und 4 Reiter wurden ver wundet. Die Verfolgung wurde am nächsten Tage fortgesetzt. Die Gesamtverluste auf deutscher Seite in den Gefechten vom 21.—25. Mai betragen sonach 4 Offiziere und 56 Reiter, darunter 2 Offiziere und 17 Reiter tot. Der gefallene Leut nant Fürbringer hatte sich in den Auobgefechten im Januar 190.5 durch schneidige Patrouillenritte besonders hervorgetan und war nach kurzem Heimatsurlaub am 30. November 1905 von neuem ausgcreist. — Oesterreich-Ungarn. Der Ministerpräsident Prinz zu Hohenlohe hat am Montag dem Kaiser seine Demis) ion überreicht, da die Entscheidung in der Zolltariffrage zugunsten des ungarischen Ministerpräsidenten Wekerle und gegen seinen Standpunkt ausgefallen ist. Der Kaiser hat die Demission Hohenlohes angenommen, der nach Triest als Statthalter zurückkchn. Auch Acker- bauminister Graf Buguoy scheidet definitiv aus. Der Kaiser berief heute all intonnanllnm den Grafen Schoenborn, 1>i. von Koerber und Baron Chlumeckn. Abends traf der Statt halter Böhmens Graf Coudenhove ein, der als Nachfolger Hohenlohes in Aussicht genommen ist. Falls er ablehnt, da seine Anwesenheit in Prag notwendig sein dürfte, dürfte der Statthalter von Niederösterreich Graf Kielmansegg Leiter eines provisorischen Kabinetts werden, das mit dein Para graph 14 operieren müßte. Das Abgeordnetenhaus hält keine Sitzung ab. — Rußland. Wie ein Privattelegranun aus Odessa meldet, haben die Behörden in Sewa st opol einen weit verzweigten Anschlag entdeckt, alle Offiziere zu er morden und die Arsenale zu besetzen. Die Truppen sind nur teilweise zuverlässig, während die Mannschaften der Schwarzmeerflotte sämtlich mißvergnügt sind. Die Lage be züglich des Geschwaders ist so ernst, daß schleunigst ein Schlachtschiff und ein Kreuzer bemannt wurden, und zwar hauptsächlich mit Offizieren, um die Schiffsmannschaften ein- zuschüchtern und nötigenfalls auf die unzufriedenen Besatzungen der anderen Schiffe zu feuern, auf denen die Geschützver schlüsse entfernt wurden. — Sewastopol, 28. Mai. Nach amtlicher Fest stellung war der nach der gestrigen Truppenschau verübte Bombenanschlag gegen den Festungskommandanten General Nepliujew gerichtet. Von den Anwesenden erlitt keiner Verletzungen, hingegen wurden aus dem Publikum 6 Personen getötet, 14 schwer und 40 leicht verletzt. Es wurden 4 Personen verhaftet, von denen 2 die Bomben geschleudert, zwei das Zeichen dazu gegeben hatten. Alle 4 waren von Petersburg gekommen. — Frankreich. Dem „Matin" zufolge werden auf Antrag der Staatsanwaltschaft von Französisch- Westafrika der Kolonial - Administrator Noirot und der Vize-Administrator Hubert vor die Geschworenen ge stellt werden unter der Anklage, daß sie die Tötung von 15 Eingeborenen, die Häuptlinge ihres Stammes werden wollten, veranlaßt hätten, um sich ihrer Güter zu bemächtigen. — Südafrika. Dem Rculcrschen Bureau wird aus Krantzkop (Natal), 29. Mai, gemeldet: Eine englische Truppenabteilung wurde gestern mittag von Auf ständischen angegriffen. Nach zweistündigem Kampfe wurde der Feind zurückgeworfen: er hatte 70 Tote und viele Verwundete; auf englischer Seite wurde 1 Mann gelötet, mehrere wurden verwundet. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 30. Mai. Die gestrige Erstaufführung des Tegernseer Bauerntheaters im Deutschen Hause wies zwar nicht den erwarteten starken Besuch auf, doch erfüllten die Leistungen vollständig alle gerechten An sprüche. Es gibt eine ganze Anzahl reisender Bauerntheater, voii denen aber unstreitig das Tegernseer, welches unter der Leitung der Herren Max Reichlmair und Albert Schultes steht, eins der besten ist Naturgemäß haben alle diese Ver einigungen einen Zug der Verwandtschaftlichkeit, der einmal in der Wahl der aufzuführenden Stücke, zum andern aber in der Herkunft der Darsteller begründet ist. Was sich nicht in Lederhosen und Wadenstutzen spielen läßt, das liegt außer halb ihres Bereiches. Sie sind Spezialitäten und an, wirk samsten, wo sich ihre Spezialität am ungeniertesten ausleben kann. Darum haben sie auch mit großem Eifer den Gesang von Gstanzln und Jodlern und den bayrischen Schuhplattler- Tanz in den Rahmen ihrer Darstellungen aufgenommen und leisten in diesen beiden Zutaten vielleicht das Beste, jedenfalls aber das Originellste, „'s Lenerl von Ober Ammergau", eines jener an ernsten und heiteren Szenen abwechselungsreichen bayrischen Volksstücke, wurde von allen Beteiligten frisch und fließend wiedergegeben, ohne Souffleur und mit echter Natur treue. Die Schuhplattl-Tänzer und Sängerinnen machten ihre Sache vortrefflich, auch die Gesänge mit Zitherbcgleitung waren vorzüglich. Hoffen wir, daß der heutige Abend ein ausver- kaustes Haus bringt. — Schönheide. Eine erhebliche Augenverletzung erlitt vorige Woche der in der Flemminaschen Bürstcnfabrik hier in Arbeit stehende Celluloidarbeiter Mäkler dadurch, daß ihm von einem Mitarbeiter unversehens ein Knochen an den Kopf geworfen und er sodann noch mit einer spitzen Feile ins Gesicht gestochen wurde. Der Verletzte mußte ärztliche Hilfe in ^Anspruch nehmen.