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Nationale Tageszeitung für LandwirtUast und Dar »Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Wcrklagen nachmittags 4 Uhr Bezugspreis monatlich 2,— RM. jrei Haus, bei Postbestcllung 1.80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanstallcn und Post boten, unsere Austtägeru. .. .. Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- W0MeNvlatt fUk Wilsdruff U. UMgegeNd gegen. Im Falle höherer sGewalt, Krieg od. sonstiger —— Betriebsstörungen besteh, 'kein.Anspruch aus Licierung Ler Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingcsandter Schriftstücks crsolgt nur, wenn Rückporto bestiegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut ausliegendcm Taris Nr. 4. — Nachweisungs-Gebühr: 20 Rpsg. — Vorgeschriebene Erscheinungstage und Platzvorschriftcn werden nach Möglichkeit berücksichtige. — Anzeigen . Annahme dis vormittags w Uhr. ... an rrr. „„.Für die Richtigkeit der durch Fcrnrus Übermil. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr.206 letten Anzeigen üderneh' men wir deine Gewähr. — — Jeder Radattanspruch Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Stadt- rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 104 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt"' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 6. Mai 1935 Ruhmreiche alie Garde. Vom 4. bis 7. Mai findet in Berlin das Treffen alter Gardisten statt, die aus Anlaß des 75. Jubiläums ihrer vier Gardcregimenter in der Reichshauptstadt zusammenkommen. „Wenn die Garde marschiert . . ." sangen früher die Berliner, wenn ihre Garderegimenter durch die Straßen der Reichshauptstadt zum Exerzieren und zu Paraden zum Tempelhofer Feld oder zu den Schießständen in der Hasenheide oder in Tegel marschierten. Und in diesen Tagen marschiert wieder die Garde. Nicht im blauen Rock und Weißen Hosen und den wehenden Helmbüschen wie einst in Friedenstagen. Auch sind ihre Kompanien und Bataillone nicht etat mäßig stark wie in den Augusttagen vor gut zwanzig Jahren, als sie Zum letzten Male durch Berlin mar schierten. Gelichtet sind die Reihen. Die einst neben ihnen zogen, liegen irgendwo draußen an der Somme, vor Verdun und in Flandern. Und wenn man der Fehlenden gedenkt, werden Namen von flandrischen Dörfern und Argonnerhöhen und Hohlwegen in der Champagne auftauchen . . . Aber 15 000 alte Gardisten marschieren dennoch, deren vier Regimenter — 3. und 4. Garderegiment zu Fuß, das Königin-Elisabeth- Regiment Nr. 3 und das 2. Garde-Dragoner-Negiment — die Feier ihres 75. Bestehes begehen und zu ihnen find die Männer des 5. Garde-Regiments zu Fuß und die Gardcfusiliere gestoßen. Und neben ihnen werden im Geiste die toten Kameraden marschieren, die sie lassen mußten m fremder Erde, von deren Treue bis zum letzten da-- Seidentuch der zerschlissenen Fahnen rauschen wird... Vor 75 Jahren, am 5. Mai 1860, wurden die vier Garderegimcuter im Rahmen der Hceresvermehrung aufgestellt, und schon vier Jahre später empfingen sie vor Fredericia und Düppel die Feuertaufe. 1866 und l870/71 kämpfte in den Reihen des 3. Garderegiments der Leutnant Paul von Hindenburg mit für des Reiches Einheit und Größe. Bei St. Privat stürmten die Grena diere in den Eisenhagel des brennenden Dorfes. In der belgischen Hügellandschaft bei Charleroi hat der General feldmarschall am Jahrestag der Schlacht im letzten Jahr des Weltkrieges sein Regiment an feinem alten Kompaniechef, dem 80jährigen Major v. Seel, vorbei geführt, dem er „soviel an altpreußischer Gesinnung der Pflichttreue und des eisernen Willens verdankte". In zwischen hatte das Regiment an der User und bei La Bassäe, an der Somme und in der Woevre-Ebene ge kämpft und geblutet. — Am 85. Geburtstag des greisen Marschalls trug die Fahnenkompanie der Hindenburg- Regimenter einen eineinhalb hohen, am oberen Ende zersplitterten Schaft vorüber: den Fahnenstock des 2. Bataillons des 3. Garderegiments. Auf dem Kampf feld von St. Leonard bei Reims fanden französische Erd arbeiter 1920 das heilige Tuch um die Brust des im September 1914 gefallenen Fahnenträgers geschlungen. Im Jnvalidendom in Paris hängt seitdem die alte, ruhmreiche Fahne, die ihr Träger im Kampfe nicht ließ und trotz der Anregung französischer Frontkämpfer fand man an der Seine nicht soviel innere Größe, die Fahne dem Feldmarschall zurückzugeben. Fast an den gleichen Orten hat das 4. Garderegiment zu Fuß gefochten, das ursprünglich in der Festungsstadt Spandau stand und 1893 nach Berlin übersiedelte, über 4700 Namen der „Moabiter Veilchen" sind in die Tafeln der Gefallenen des großen Krieges eingegraben. Bis zu letzt hat das Regiment den alten Gardegeist unter seinem letzten Kommandeur, Oberst Reinhard, dem jetzigen Führer des Khffhäuserbundcs, hochgchalten. Noch Ende Oktober 1918 hat das Regiment mit einigen hundert Mann bei Nouziöres gegen Amerikaner mit Auszeichnung gekämpft. Noch im Morgengrauen des Waffenftillstandstages, des 11. November 1918, nahm es den Franzosen Maschinen gewehre und Gefangene ab, und um 11.55 Uhr, als die letzten Schüsse an der Westfront gefallen waren, stand der Feind salutierend vor seinen Linien und bat, seine Toten an der Maas begraben zu dürfen — auf dem Schlachtfeld von Sedan, von dem das 4. Garderegiment zum zweiten Male als Sieger fchied. Im Westen der Reichshauptstadt, in Charlottenburg, standen die „Elisabcther". Am 18. Jannar 1861 hatte König Wilhelm am Standbild des großen Friedrich Unter den Linden dem Regiment seine Fahnen verliehen, und noch im selben Jahre wurde die Witwe Friedrich Wilhelms IV., die Königin Elisabeth, Chef des bis herigen 3. Garde-Grenadierregiments. Seitdem trugen die Elisabcther ein gekröntes L auf den Achselstücken. Bei Le Bourget erlebte das junge Regiment 1870 seinen Ehrentag, und im Weltkrieg war es bei 64 Schlachten und Siegen dabei, wie das Elisabetherdenkmal kündet. Nimmt es wunder, daß das stolze Regiment mit 80 Offi- Keren und 1300 Mannschaften ans dem großen Kriege heimkehrte? Sechs Kompanien waren fast völlig auf- grricben. . . . Und schließlich die Reiter im hellblauen Tuch, die 2. Gardedragoner, die am Halleschen Tor ihre Kaserne Ser Wer M der „WrnW" Glänzende? Verlauf auf der dritten Probefahrt. Der Führer nahm an der dritten Probefahrt des neuen Ostasien-Schnelldampfers des Norddeutschen Lloyd, „Scharnhor st", teil, dessen Stapellauf er im Dezember vorigen Jahres ebenfalls bcigewohnt hatte. An Bord des Schiffes befanden sich auf der Probefahrt, die nach Helgo land und den ostsricsischen Inseln führte, u. a. der Stell vertreter des Führers, Rudolf Hetz, Reichsminister Dr. Goebbels, Reichswehrminister von Blom berg, Reichsbankprksident und stellvertretender Reichs wirtschaftsminister Dr. Schacht, Rcichsstatthalter Gau leiter Röver, der außenpolitische Beauftragte des Füh rers, von Ribbentrop, der Chef der Marineleituna. Scherl Bilderdienst. Der Führer in Bremen bei der Besichtigung des neuen Ozeandampfers „Scharnhorst". Admiral Raeder; ferner der Vorsitzende des AüfsichM rats des Norddeutschen Lloyd, Staatsrat Lindemann, und der Vorsitzende des Vorstandes des Norddeutschen Lloyd, Firlc; außerdem der Leiter der Abteilung Seefahrt der NSDAP., Klcmpp, sowie eine weitere Anzahl von führen den Männern des Schisfahrtswesens und die Adjutanten des Führers. Beim Auslaufen aus der Wesermündung traf di« „Scharnhorst" den gerade von einer „Kraft durch Freude"- Fahrt zurückkehrenden Dampfer „Der Deutsche" auf dem an Bord die Besatzung und die Passagiere Aufstellung genommen hatten, um beim Passieren der „Scharnhorst" dem Führer den Dank für die fchöne Fahrt abzustatten. Die „Scharnhorst", deren Fahrt von herrlichstem Wette, begünstigt war, lief am Sonnabendabend wieder in die Wesermündung ein und ankerte bis zum Morgen auf der Reede. Am Columbus-Kaje hatte sich eine größer« Menschenmenge eingefunden, die fast die ganze Nacht hin durch bis zum Morgen ausharrte, um den Führer beim Verlassen des Schiffes begrüßen zu können. Am Sonntag früh hatten auch die Mitglieder der neugegründeten Ortsgruppe der NSDAP, auf dem Dampfer „Scharnhorst" die Freude, dem Führer vorgestellt zu werden. Im Ver laust der Fabrt dankte d-r Vorabende des Vyi-ncmdes des Norddeutschen Lloyd, Firle, dem Führer im Nameni der deutschen Seefahrt für diesen ersten längeren Besuch aus einem Schiff der deutschen Handelsmarine und versprach dem Führer, daß die deutsche Seefahrt stets im Rahmen des Neuaufbaues Deutschlands ihre Pflicht tun werde. Dec Führer sprach sich außerordentlich anerkennend' über das Schiff, das ein Wahrzeichen deutscher Werr manns- und Qualitätsarbeit ist, und feine Einrichtungen aus, das nunmehr das modernste und schnellste Schiff im gesamr m Ostasienverkehr sein werde. Der Führer und die Minister verließen am Sonntag früh Bremerhaven im Flugzeug. — Die „Scharnhorst" wird am 10. Mai voll besetzt ihre erste Ausreise nach Ostasien antreten. Oer Reichswehrminister nimmt an Klotten- Übungen teil. Der Reichswehrminister, Generaloberst vonBlom- b e r g, hat sich nach der Teilnahme an der Erprobungs fahrt des Dampfers „Scharnhorst" nach Kiel begeben, wo er sich auf dem Kreuzer „Leipzig" zwecks Teil nahme an Schießübungen einschiffen wird. Am 7. und 8. Mai sind Besichtigungen in Kiel vorgesehen. Lerlin im Leichen cker Csrcke. Die Reichshauptstadt stand am Sonntag im Zeichen der aus dem ganzen Reich zum Jubiläumstreffen in Berlin versammelten rund 20 000 alten Gardi sten. Den Höhepunkt der Veranstaltungen bildete ein F e l d g o t t e s d i e n st auf dem Kvnigsplatz mit an schließendem etwa einstündigcn Vorbeimarsch vor dem in Vertretung des Reichswehrministers erschienenen Stadtkommandanten von Berlin, Generalmajor Schaum burg, und zahlreichen Generälen des Gardekorps der alten Armee. Der historische Platz bot zwischen Reichstagsgebäude und Siegessäule bei strahlendem Frühlingssonnenschein ein farbenprächtiges Bild. Vor dem Bismarck-Denkmal versammelte sich auch die alte Generalität des Gardekorps. Man sah u. a. den ehemaligen Kriegsminister General oberst von Falken Hayn, die Generale von Lochow, von Altrock, von Fabeck, von Hülsen, von Eberhardt und zahlreiche andere hohe ehemalige Gardeoffiziere. Neben dem Stadtkommandanten von Berlin. Generalmaior hatten, in deren umgebauten Stuben heute Beamte Steuern einziehen und Akten durcharbeiten. Bei Liebenau und Königgrätz ritten die Dragoner zum erstenmal Attacke, und bei Mars la Tour waren sie auch dabei. Sic lieferten das Gegenstück zum Todesritt der Brigade Bre dow, kaum weniger blutig und schneidig. Als der Trom peter zum Sammeln blies, klang der Ton so fremd: eine französische Kugel hatte die eigene Trompete durchschossen, und der Trompeter hatte schnell die eines gefallenen Franzosen genommen. Im Weltkrieg haben die Garde dragoner unzählige Male bewiesen, daß in ihnen preußi scher Reitergeist lebte wie bei Roßbach und Leipzig und Vionville . . . Schaumburg, vertraten der Kommandeur des Wach regiments von Berlin, Oberst von Keiser, und eine größere Offiziersabordnnng die Reichswehr. Unter den Ehren gästen sah man Oberbürgermeister Dr. Sah m. Zu den Iubiläumsjeicrn der Gardercgimenlcr in Berlin geben wir hier ein Bild aus der Vorkriegszeit wieder, das in unse ren alten Soldaten so manche Erinnerung wachrufen wird.