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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Fr itag, den 11 März 1S27 Postscheck: Dresden 2640 Nr 59. 86 Jahrgang Ier WjzMster zm AiismrwMW derartige Regelung würden indessen von Holland kaum schwerere Opfer verlangen, als sie in dem Vertrag enthalten sind. In holländischen parlamentarischen Kreisen gibt man seiner Ver wunderung darüber Ausdruck, daß die deutsche Orffentlichkeit den Verhandlungen so wenig Aufmerksamkeit schenkt, obwohl der Bau des Antwerpen—Rhein-Kemals Deutschland unmittelbar angeht und ganz offelksichtlich die Neutralität Hollands im Kriegs- Me in Frage stellt. Das Abkommen enthält im wesentlichen folgende Punkte: 1. Holland erklärt sich mit der Aufhebung der NetrEät Belgiens einverstanden; 2. von Aittwerpen nach Mördijt am Rhein wird ein Kanal gebaut; 3. Belgien erhält eine gewisse Souveränität über die Schelde. Die überwiegende Mehrheit der Holländer wünscht, das; der seit 1839 bestehende Zustand erhalten bleibt, der es Holland ermöglicht, in Kriegs - zeiten die Scheid efür Kriegsschiffe aller Nationen zu schließen. Belgien hat sich nun in den neuen Abmachungen das Recht Vorbehalten sreien Verkehr auch für Kriegsschiffe auch in Kriegs zeiten auf diesem Kanal zu fordern, was zugleich die Offenhaltung der Scheldemündung bedeutet. Antwerpen wird belgischer Kriegs hafen und zwar ein solcher, zu einer nahezu unangreifbaren Ope- rationsbasis. Für Deutschland ist entscheidend, daß der Kanal ohne jede Schleuse gebaut wird und es Belgien bzw. den mit ihm operierenden Mächten ermöglicht, nngeheMnt mit Kriegsfahl, zeugen bis an den Niederrhein und in das Herz des deutschen Indusiriersviers vorzudrmgen. Stresemann vor den Anslandsjsmz-aÜsten. Minister Stresemann nahm vor der' Sitzung Gelegen heit, vor den ausländischen Pressevertretern gegenüber den Erfindungen der Sowjetpresfe über die angebliche britische Absicht, einen anti russischen Block zu bilden, Steilung zu nehmen. Er dementierte ent schieden die Behauptung, das? zwischen Deutschland und Rußland geheime Abmachungen bestünden. Er stellte fest, daß weder der Vertrag von Rapallo noch der Berliner- Vertrag derartige Abmachungen enthielten. Ferner betonte der Minister, daß die bisherige deutsche Außenpolitik un verändern-) eiter geführt werde, und unterstrich das Interesse Deutsch lands an einer Entspannung und an der Vermeidung von Kriegsgefahren. Weiter erklärte Minister Stresemann, daß die deutsche Regierung gemäß Artikel 431 des Versailler Vertrages das Recht zur Aufwerfung der N ä u mu n g s s r a g e habe und daß für dieses Recht im Locarnoabkonuneu auch eine moralische Grundlage be stehe. Hierzu fei bemerkt, daß Briand den französischen Pressevertretern erklärte, daß er dieser Auffassung völlig zustimme. tätlich nachm. S Uhr sLr den - Tag. Brzugsprcia: Sc, Abholung in - E. im Mona,, bei Zustellung dUch di- Bo--n 2,M Mk., i»M«. MP^Wn Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend V«llung7n ^77-n^m'lhaUe hdhcr-r B-wall, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung kr ZMung ös°?Kürt^ - Rücksendung -ingef-ndter Schriftstücke erfolg, nur, wenn Porto b-tlt-g,. 4H-MMMemMüeihs sm' Danzig. Dr. Stresemann über Deutschland und Rußland. Die Tonnrrstagsitzuug des VöMrvuttdrstes diente ausschließlich wirtschaftlichen Fragen. Dis Beratungen brachten eine für Danzigs Wirtschaft wichtige E » t - lMeldung, denn der VöKcrbmrdmt genehmigte die wternationale Anleihe für Danzig im Betrage von vierzig -ltill-Eu Gulden. Präsident Stresemann erklärte, der Völkerbundrat "ns dis in dieser Tagung geleistete Arbeit für die vom Kriege am schwersten betroffen seien, stolz werde die Ausgabe der kommenden Weltwirt- Mls-kvnferenz sein, auf dem Wege her Wiederherstellung r>-E/?"'ffchaftlichen Gleichgewichts der Welt weiter vor- w>,,*to^^rnmen. Dr. Stresemann erstattete sodann als Delegierter in englischer Sprache den Bericht über "e Weltwirtschaftskonferenz, die am 4. Mai in Genf zu- wmmentreten wird. In Währung dieses Grundsatzes glaubt die Reichs- regierung indessen dem Reichstage einige Vorschläge machen zu sollen, die, gestützt auf die Erfahrungen bei der praktischen Anwendung des Gesetzes, dazu bestimmt sind, gewisse Zweifelsfragen von erheblicher Tragweite zu klären, Mißbräuchen des Gesetzeswortlauts entgegen- zutreten sowie allgemein zur Vereinfachung nnd Be schleunigung der Abwicklung der Aufwertung beizutragem Die Vorschläge der Reichsregiernng, die teils im Wege eines Gesetzes, teils im Wege einer Durchführungs verordnung verwirklicht werden sollen, werden die Ge währ dafür bieten, daß die Verzinsung der Hypotheken, die bereits gelöscht waren, mit einem festen, und zwar zeitlich zurückliegenden Zeitpunkt beginnt. Sie wollen ferner dem Hhpothekengläubiger die Befugnis einräumen, nach eigener Entschließung seine Hypothek in eine Grund schuld umwaudelu zu lassen, um ihn von der aus de» Verhältnissen des persönlichen Schuldners heraeleiteten Anwendung der Härteklausel zu befreien; für diese Vor schrift ist eine Rückwirkung in Aussicht genommen, so daß sie auch den Gläubigern zugute kommt, deren Answer- tungsbetrag mit Rücksicht auf die Verhältnisse des per sönlichen Schuldners herabgesetzt ist. Daneben werden dis Vorschläge der Regierung sich auf eine Reihe, wenn auch mehr formal juristischer, so doch nicht unwichtiger Punkte erstrecken. In der Zwischenzeit ist bei dem Reichs minister des Innern von der Reichsarbeitsgemeinschaft für Aufwertungsfragen der Antrag auf Zulassung eines Volksbegehrens eingereicht worden. Die Beratung im Kabinett zu dieser Frage steht unmittelbar bevor; nach deren Abschluß wird Gelegenheit sein, den Ausschuß über da» Ergebnis zu unterrichten. Neben den vorerwähnten Ergänzungen der Auf wertungsgesetzgebung wird gerade für die von dem Auf wertungsgesetz betroffenen Kreise die wirtschaftliche Ge staltung des Jahres 1927 von besonderer Bedeutnng sein, und es wird in diesem Zusammenhänge den Ausschuß interessieren, daß über eine den wirtschaftlichen und sozial politischen Belangen entsprechende Verwendung der ans der Mieterhöhung fließenden Erträge von feiten der Länder oder, wenn diese es wünschen, des Reiches nähere Bestimmungen in Bälde zu erwarten sind. Der Ausschuß wird Weiler besonderen Anteil daran nehmen, daß die Beratungen der Reichsregierung mit den politischen Par teien über die Verbesserung der Lage der Kleinrentner soweit gefördert sind, daß sie noch im Rahmen der Be ratungen zum Etat des Reichsarbeitsministsriums zum Abschluß gebracht werden können. Damit wird eine Frage ihre Erledigung finden, die mit den dem Ausschuß über wiesenen Anträgen aufs eugste verbunden ist. Rach langer Geschäftsordnungsaussprache wurde be schlossen, die Generaldebatte zu vertagen. Sie soll spätestens am 18. März beginnen« ArrswerinkMorMge der Reichsregierung. An den Grundzügen soll nicht gerüttelt werden. Der Rechrsausschuß des Reichstages hat mit der Be ratung über die Auswertung begonnen. Dazu liege» zwanzig Entwürfe und Anträge vor. Der Vorsitzende, Abg. v. Dr. Kahl (D. Vp.), erklärte, der Ausschuß Habs zu prüfen, ob und inwieweit es möglich sein werde, ohne Ge fährdung der wirtschaftlichen und rechtlichen Sicherheit dis bessernde Hand an das schwierige Auf wert u n g s p r o b l e m zu legen. Es sei das gute Recht der Wähler, sich mit Vorstellungen an den Reichstag zu wenden, es scheine aber in diesem Falle eine über das ver nünftige Maß hinausgehende Agitation eingeleitet zu sein. Viele Schreiben enthielten lediglich beleidigende Angriffe oder begnügten sich mit den »mr^.i-men Schlagworten von Diebstahl, Raub, Betrug und dergleichen. Dieser Ansturm von Schreiben sollte als zwecklos eingestellt werden. — Vor Eintritt in die Generaldebatte gab Reichsjustizminister Or. Hergt namens der Reichsregierung eine Erklärung ab, in der es heißt: Die dem Ausschuß überwiesenen Anträge betrefsen teils die Anleiheablösung, teils die Aufwer- tung der Guthaben bei Fabrik- und Werk sparkassen, teils die H y p o th e k e n a u f w e r - tung. Was die Anleiheak öfung und die Guthaben bei Fabrik- und Werksparkassen anlangt, so sind die Vor arbeiten der Neichsregstrung soweit gediehen, daß die Reichsregierung in der Lage ist, dem Ausschuß ihre Stellungnahme mitzuteilen. Zu der Frage der Aufwertung im allgemeinen und namentlich auch zu der hier besonders interessierenden Frage der Aufwertung von Hypotheken und anderen privatrechtlichen Ansprüchen hat bereits der Reichsminister der Finanzen in seiner Etatsrede die Auffassung der Reichsregierung dahin gekennzeichnet, daß an den Gmndzügen der Aufweriungsgssetz- geSung nicht gerüttelt werden dürfe. Maßgebend für diese Einstellung ist einmal dir notwendige Rücksicht auf die Kontinuität der Gesetzgebung, ferner die Rücksicht auf die Wirtschaft des gesamten Volkes, die eine nochmalige Aufrollung bereits abgeschlossener Rechtsverhältnisse nicht vertragen würde, des werteren die Sorge für eine ungestörte Pflege des Realkredits und endlich der Gesichtspunkt, daß die Grundbuchämter wieder arbeitsfähig werden und die Richter der Aufwertungs stellen und Grundbuchämter, die in hingebungsvoller Arbeit bis an die Grenzen des Möglichen an der Durch führung des gegenwärtigen Gesetzes gearbeitet haben, vor dem physischen und psychischen Zusammenbruch bewahrt werden mLffcn. Ser WWW MMch» ki Sr ötchmm Eigener Ferniprechdicnsi des „Wilsdruffer Tageblattes". Genf, 10. März. Der ungarische Außenminister Walto, der heute in Gens eingetroffen ist, mied heute nachmittag Lem Reichsaußenmiutsttr Dr. Stresemann im Hotel Metropole einen Besuch bastattem Hierbei wird der ungarisch-rumänische,Konslilt dem deutscherseits prinzipielle Bedeutung hesgemeffsn wird, ein- Telegr.-Adr.: .Amtsblatt« WilsdrAff-DNesdeN Ser WiiW-SelMe BMW. — Eine Sesahr sitz MWM- Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Amsterdam, 10. März. Die heutigen Besprechungen der ersten Kammer des holländischen Parlaments über den hol ländisch-belgischen Vertrag waren mit den Ausführungen einiger Gegner des Vertrages ausgefültt. Wie ein belgisches Blaü heute meldet, würde Belgien im Falle einer Ablehnung des Vertrages die sofortige Internationalisierung der Schelde verlangen. Eine für Äürgeftum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: dic8gespalteneSiaumzei!e 20 Goldpfennig, die 4 gespalten- Zette der amtlichen Bekanntmachungen 4OGo!d- psennig, die 3 gespaltene Siedlamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Aechweisungsgebnhr 20 Goldpfennig. Vor- wndcn noch Mögttchkcil Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 KücksichN"^ cmn-chmkd>r»orm.1VUHr —— r u .Mr die Nichtigkeit der öurchFcmmsüd-rmii«eltenAüz-igenabernehm-nwirk-ineGar--t^ Jeder Nabatianipiuch erlischt, wenn der Betrag durch Klage erngezogen werden mutz oder der Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Hinter öen Kulissen. . Wohl noch niemals ist es so deutlich geworden, daß Verhandlungen in Genf auf den Besprechungen hinter den Kulissen beruht, wie bei der Migen Tagung des Völkerbundratcs. Vormittags ist «-"sinat einstündige, Sitzung des §>^5/ ? Kroßere de» Tages dient den Ver- Nlwr.tmiuistern. Was dann da- Mitwelt'^ — oder erfährt auch nicht — die die allermeist die Haupt- g außerordentlich — nichtssagend zu sein. der Fragen, die uns Deutsche be- ^ders angehen steht ja die des d e»ts ch - p o l n i f ch e n ,^""Ulsses im allgemeinen und die Frage des deutschen Mmderheitenrechts in Ostoberschlesien mr besonderen. Zaleski, der polnische Außenminister, siaEte sich noch den Woiwoden aus Ostoberschlesien mitge- Sracht und der deutsche Gesandte in Warschau, Rauscher, hat auch nach Genf kommen müssen. Der deutsche und der polnische Außenminister haben nun eine lange Unter redung miteinander gehabt und darüber ist denn auch solch ein Kommunique herausgegeben worden, wonach im wesentlichen über die wirtschaftlichen Beziehungen der beiden Länder gesprochen worden ist und Dr. Stresemann ebenso wie Zaleski ihren Kabinetten „Vorschläge unter breiten werden, von denen sie die Beseitigung der gegen wärtigen Schwierigkeiten erwarten«. Das einzige, was man aus dieser reichlich unbestimmten Verlautbarung hprauslesen kann, ist doch wohl das, was nicht darinsteht. Man darf doch wohl annehmen, daß bei der Unterredung nur wirtschaftliche, besser gesagt: handelspolitische Fragen berührt worden sind, nicht aber die bekannten politischen, geschweige denn, daß der Gedanke eines „Ost- Locarnos" erörtert oder gar ein solches mit einer be schleunigten Rheinlan^räumung in auch nur an deutende Beziehung gebracht worden ist. Mit einen: Wort: das Resultat jener Unterredung zwischen dem deutschen und dem polnischen Außenminister ist lediglich die An- »ahnung neuer Handelsvertragsverhandlungen zwecks Beendigung des Zollkrieges. So wenig also wie auf die Rheinlandräumung ist man in Genf auf die politischen Ostprobleme — soweit sie Deutschland unmittelbar be treffen — irgendwie eingegangen oder hat sie miteinander verknüpft. Hat Briand seine Absicht, es deutscherseits nicht zu einer Aufrollung der Besatzuugsfrage kommen zu raffen,.durchaus erreicht, so scheint auch sein Plan, inr Saarge bl et an die Stelle der wirklich nicht mehr halt baren französischen Truppen einen „interalliierten Bahn- schutz" treten zu lassen, außerdem in Forbach und Saar- gemünd marschbereite französische Bataillone zu statio- Nisren, gleichfalls zu allergrößtem Teil zu gelingen. Daß der Versailler Vertrag damit einfach unbeachtet blsibt, spielt ja keine Rolle, und die deutsche Delegation in Genf hat einfach damit gerechnet durch den Vorschlag, statt des „interalliierten" einen „internationalen" Bahnschntz zu schaffen. Was nun dabei herauskommen wird, steht in: Augenblick noch nicht fest; irgendein Kompromiß wird sich schon finden, das aber natürlich dem deutschen grundsätz lichen Standpunkt nicht gerecht wird. Und schließlich ist auch eine Danziger Ange legenheit noch zwischen Stresemann und Zaleski be sprochen worden. Danzig braucht eins Anleihe, aber Lie Finanzkonunission des Völkerbundes wollte hierfür die Genehmigung nicht eher geben, als bis die Frage der Tabakzölle, ihrer Verwaltung und der Verteilung der Ein künfte daraus zwischen Danzig und Polen endgültig ge regelt ivar. Der Freistaat will nämlich ein Tabakmonopo! einführen, um die Kosten der Anleihe und ihre Verzinsung dadurch zu decke«. Hierbei scheint Polen nun einige Nach giebigkeit gezeigt zu haben, namentlich in der Frage, welcher Anteil von den Zollsrträgen auf jedes der beiden Länder entfällt, und eine Erweiterung der Befugnisse der polnischen Zollbeamten soll glücklich abgewehrt worden Also: alles ist vorläufig noch recht unbestimmt, alles ist erst „angebahnt" — und wie es weiterlaufen wird, kann M die Zukunft lehren.