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Wochenblatt Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Liebettlelm und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 83. Ireistag den 28. Hctolm 1870. Das diesjährige 18. und 19. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen — letzte Absendung am 19. Octvber d. I. — enthält: No. 102. Verordnung, Erörterungen über Unglückssälle beim Bergbaue betr., vom 22. August d. I. Np. 103. Bekanntmachung, die Bestätigung der Statuten der allgemeinen Krankenunterstützungs- und Begräbnißkasse für den Ge richtsamtsbezirk Wermsdorf betr., vom 2. September d. I. No. 104. Verordnung, die Vertretung des Sportelfiscus im Prozesse betr.; vom 6. September d. I. No. 105. Bekanntmachung, die Bewilligung einer von dein Spar- und Vorschußvcreine zu Großhartmannsdorf, eingetragener Genossenschaft erbetenen Ausnahme von bestehenden Gesetzen betr.; vom 6. September d. I. No. 106. Bekanntmachung, den Commissar für den Bau der Südlausitzer- und der Radeberg-Camcnzer Staatseisenbahn betr.; vom 17. September d. I. No. 107. Verordnung, Maßregeln wegen der Rinderpest betr.; vom 24. September d. I. 'No. 108. Bekanntmachung, die Anempfehlung von VorbauungS- und HeilmUteln bei der Rinderpest betr.; vom 24. Sept. d. I. No. 109. Gesetz, die Sonn-, Fest- und Bußtagsfeier betr.; vom 10. September d. I. . No. 110. Verordnung, die Ausführung des Gesetzes, die Sonn-, Fest- und Bußtagsfeier betr.; vom 10. September d. I. No. 1N. Verordnung, die nächste Volkszählung betr.; vom 3. October d. I. ... .. No. 112. Verordnung, die Abänderungen der Bestimmungen über die Controle, unter welcher Melasse zur Branntwembereitung zollfrei zuzulassen ist, betr.; vom 5. October d. I. „ No. 113. Bekanntmachung, eine Anleihe der Actienbierbrauerei zu Medingen betr., vom 7. October d. I. Gedachie Stücke des Gesetz- und -Verordnungsblattes liegen 14 Tage lang in hiesiger Nathsexpcdltlvn zur Einsicht aus. Nach zu Wilsdruff, am 25. October 1870. Kretzschmar. Tagesgeschichte. Dresden. Das Ministerium des Innern findet sich veranlaßt, nachträglich zu seiner Bekanntmachung vom 6. October, in welcher auf die Arbeitsvermittlung für die aus Frankreich ausgewiesenen deutschen Arbeiter durch die Handelskammer zu Köln am Rhein hin gewiesen worden ist, darauf noch besonders aufmerksam zu machen, daß sich solchen Arbeitsvermittclnngen auch die Handelskammer zu Leipzig, sowie die Handels- und Gewerbe-Kammern zu Zittau und Chemnitz, beziehentlich zn Planen unterziehen. Die Amtshauptmann- schaften, Gerichtsämter und Communalbehörden haben daher die ihnen in der obgedachtcn Bekanntmachung ertheilten Anweisung, die ihnen im geschäftlichen Verkehre vorkommenden, aus Frankreich ausge wiesenen deutschen Arbeiter auf die von der Handelskammer zu Köln eröffnete Füglichkeit der Arbcitsnachweisung noch besonders aufmerk sam zu mache», ebenmäßig auch auf die vorgenannten sächsischen Handels- und Gcwerbekammern zu beziehen und anzuwenden. Ein Beobachter hat sich die Mühe gegeben, hcrauszurechncn, wie groß wohl das Contingent sei, welches die Universität Leipzig an Freiwilligen aus der Mitte ihrer akademischen Jugend zum Kriege gestellt habe. Er sagt im L. Tgbl.: Die Universität Leipzig hat im Ganzen ciur halbe Compagnie auf Kriegsfuß gestellt, 128 Mann. Theologen wurden nur 2 eingezogen, Juristen 82, Mediciner 11. Ans de» vcrschiede»en Fächern der philosophischen Facultät waren 3Z in die Feldarmee einzustellen. Das deutsche Lentralcomitee zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger stattet soeben seinen ersten Rechenschaftsbericht über seine Wirksamkeit ii» abgelaufenen Quartal ab. Danach belau fe» sich die Koste» des Ankaufs für die nach den Depots gesandten Gegenstände auf nicht weniger als 1,380,000 Thlr. Neuerdings ist bm allen deutschen Festungen und sonstigen Gc- fangenen-Deppts Umfrage gehalten worden, wie viel sie noch Ge fangene aufnchmen können. Man hält dies für ein Anzeichen der bevorstehenden Capiwlatwii von Metz. Das Generalpostamt zu Berlin erließ unterm 21. d. M. eine Bekanntmachung, die Beschaffenheit der Feldpostpäckereien betr.: Von den Absendern der Feldpostpäckereien sind die Bestimmungen des General-Postamtes über die Form, Größe, Verpackung u. s. w. im Allgemeinen mit hinreichender Genauigkeit beachtet, und es ist dadurch ungeachtet des großen Andrangs, die ordnungsmäßige und postschnclle Bewältigung der Massen in erfreulichem Maße befördert worden. 'Nur auf folgende muß, nach den vorliegenden Erfahrungen der ersten Tage, wiederholt aufmerksam gemacht werden: I., die Kisten dürfen nicht bloß gehen, sondern müssen in Leinwand emballirt sein. Diese Emballage verhindert, daß die scharfen Ecken andere Packete beschädigen; und sie hält überdies den Inhalt noch zusammen, wenn das Kistchen zerbrechen sollte; 2. letzteres ist allerdings öfter bei bloßen Cigarrenkisten vorgckommen, es müssen daher überhaupt stärkere Kistchen verwendet werde», wen» »icht die mit Lei»wa»d überzogenen festen Pappcartons oder Blechbehälter Anwendung finden; 3. Flüssig keiten, sowie Sachen, welche Fett absctzcn, oder durch Druck oder Rei bung leiden, dürfen überhaupt nicht zur Versendung gelangen. Gegen diese Bestimmung wird am häufigsten verstoßen; die Flüssig keiten — meist Spirituosen, zu deren Versendung an einzelne Solda ten ein Bedürfniß sicherlich nicht vorliegt — laufen aus und beschä digen andere Sendungen; das Fett macht die Adressen unkenntlich. Da sehr viel Käse versendet wird, so muß um so mehr gewünscht werden, die Wahl gefälligst auf die geruchlosen Sorte» zn richte»; 4. zur Adresse müsse» thu»Iichst Feldpost-Korrespondenzkarten ver wendet werden, indem bei diesen für die Sortinmg »ölhigen, mit unter sehr complicirten Angaben stets an einer bestimmte» Stelle stehen, wodurch die Expedition nngemein erleichtert und beschleunigt wird. Berlin, 25. Octvber. Offizielle militärische Nachrichten melden aus Kiuzheim, 24. Oct.: Schleltstadt hat heute capitulirt; 2500 Gefangene wurden gemacht und 120 Geschütze genommen. von Schmerling. Aus Wien vom 22. October meldet „Warrens-Correspondenz" als authentisch, daß England osficiell den Kriegführende» einen Waffenstillstand angerathen habe. Der Waffenstillstand soll die Ein berufung der französischen Nationalversammlung binmm kürzester Zeit ermöglichen. England sprach de» lebhafte» Wunsch aus, von Oesterreich, Rußland und Italien unterstützt zu werden. Die österreichisch-ungarische Regierung, diesem Verlangen sofort nach- kommcnd, hat den Abschluß eines Waffenstillstandes in Berlin und Tours in wohlwollendster Weise befürwortet. Aus Versailles vom 19. October schreibt man der „A. A. Z." An militärischen Ereignissen ist seit der Schlacht von Orleans und der darauf gefolgten Einnahme der Stadt nur ein Ausfall zu erwähnen, welche» i» de» Abendstunde» des Sonnabends die Pariser Besatzung mit der Absicht unternommen hat, die bayerischen Batterien bei Chatillon und Arcueil zu zerstöre». Wie sie es bis jetzt immer gemacht habe», dränge» die Ausfallende» zuerst mit großem Ungestüm vor, trieben die ausgestellten Vorposten-durch ihr mörderisches Feuer zurück, stutzten aber sowie sie selbst ins Feuer der deutschen Colonnen geriet Heu, und liefen nach kurzem Widerstand in regelloser Flucht davon. Was sie diesmal ganz besonders schnell zum Weichen brachte, war das Feuer der bayerischen Mitrailleusen, mit denen die Fran zosen hier zum ersten Mal Bekanntschaft machten. Diese Geschütze haben sich in ihrer Wirkung den entsprechenden französischen weit überlegen gezeigt, denn während die letzteren ihre Kugeln schnur- gerade vor sich, hinscuden, erzielen die der Bayern durch fächerartige