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WriM Men. Meckhn und die Umgegendkn No. 23 Dienstag, ve« 23. Februar 1897 1. Nachtwächterwahl, Bursian, Bürgermeister. Das Betreten des neuen Rathhause- ist, solange die Expeditionen noch nicht dorthin verlegt sind Unbefugten verboten. Zumiberbanslunaen werden bestraft. Wilsdruff, 20. Februar 1897. Die Flottenfrage für Deutschland. Die Darlegungen des Kaisers auf dem jüngst beim Finanzminister Dr. v. Miquel stattgefundenen parlamentarischen Abend über die Nothwendigkeit, unsere Kriegsflotte zu ver- stäiken, und über die künftigen Aufgaben derselben haben die Aufmerksamkeit erneut dieser für Deutschland gewiß wichtigen Drogen zugelcnkt. Trotz der hierbei abgegebenen ausdrücklichen Versicherung des Monarchen, daß es sich durchaus nicht um „uferlose Marinepläne*, sondern um ganz bestimmte, durch die Lage Deutschlands, die politischen und finanziellen Verhältnisse uwerer Zeit bedingte Ziele handle, werden doch in einem ge wissen Theile der Tagespressc diese Ausführungen des Kaisers so besprochen, als ob in der That giwaltige Ncuausgaben für Ffottenzwecke 'in Anzuge seien. Angesichts der erwähnten Er klärung des hohen Herrn, die sich zudem mit den wiederholt von den Vertretern der Reichsregierung im Parlamente ab- gkgebenen Versicherungen vollkommen deckt, ist es indessen eigentlich selbstverständlich, daß eine derartige Auslegung der kaiserlichen Worte eine völlig willkürliche und unberechtigte ist, es bedarf wohl kaum einer besonderen Zurückweisung der Muth- maßungen und Gerüchte von bestehenden „uferlosen Flvttcn- Plänen." Aber darüber ist man sich in allen unbefangen urtheilcn- den Kreisen des deutschen Volkes allerdings schon längst klar, daß eine Erweiterung der Wehrmacht Deutschlands zur See nolhwendig und auch sehr wohl möglich ist. Schon die Groß- machtsstcllung Deutschlands in Europa erfordert diese Ver mehrung, denn wie auch wieder aus den vom Kaiser der Reichstagsbidliothek geschenkten Marinetafeln erhellt, droht Deutschland mit der Zahl seiner Kriegsschiffe gegenüber den Flotten Frankreichs und Rußlands immer bedenklicher ins Hintertreffen zu gerothen. Jedoch in noch höherem Maße wird eine Verstärkung der deutschen Flotte durch den nothwendigen Schutz unserer sich immer mächtiger entwickelnden überseeischen Wirtbschaftsinteressen und dann auch im Hinblick auf unsere Colonien bedingt, ja, ein ausreichender Schutz der deutschen Handelsflotte, der zweitgrößten in der Welt, bedeutet geradezu eine Lebensfrage für Deutschland. Natürlich kann keine Rede davon sein, das deutsche Reich zum Range einer Hauptmacht zu erheben, dies verbietet sich schon mit Rücksicht auf die geo Tagesgeschichte. Der Kaiser weilt gegenwärtig wiederum in Schloß Hubertusstock zum Jagdaufenthalte; über die Dauer desselben scheinen noch keine endgiltigen Bestimmungen getroffen zu sein. Wie erinnerlich, erhielt der jüngste Besuch des Kaisers io Hubertusstock dadurch eine besondere politische Bedeutung, daß dort unter dem Vorsitze des Monarchen eine wichtige StaatS- rathssitzung abgehalten wurde. Der Reichstag unterbrach am Freitag seine EtatS- berathungen abermals durch die Erörterung von Initiativan trägen. Vor Eintritt in die Tagesordnung wurde dem Abg. Ahlwardt wegen seines Verhaltens in der vorangegangenen Sitzung ein äußerst nachdrücklicher Ordnungsruf seitens des Präsidenten Dr. v. Buol unter dem lebhaften Beifall de» Hauses ertheilt. Hierauf nahm das Haus zunächst die schon zwei Mal abgebrochene Berathung des Antrages der Sozial demokraten auf gesetzliche Einführung des «stündigen Arbeits tages und des hierzu vom CentrumSobgeordneten Dr. Hitze ge stellten Eventualantrages auf Einführung einer Maxlmel- Wochenaibcitszeit von 63 Stunden wieder auf. Zu letzterem war inzwischen ein Unterantrag des Abg. Dr. Förster (Antis.) eingcgangcn, wonach diese 63 stündige Arbeitszeit auch im Ver kehrswesen eingeführt werden soll, außerdem lagen noch von freisinniger Seite mehrere Anträge betreffs der Regelung der im Antrag Hitze oorgeschlagenen Arbeitszeit vor. Die Debatte über das den sämmtlichen Anträgen zu Grunde liegende Thema einer Verkürzung und Festsetzung der MaximalarbeitSzeit für die Arbeiter förderte, nachdem dasselbe im Reichstage schon des Langen und Breiten erörtert worden ist, nicht« Neue« »ehr zu Tage. Für den Antrag Hitze erklärten sich Namen« ihrer Parteifreunde die Abg. o. Stumm (Reichsp.) und v. Herrns heim (nat.-lib.), Abg. Dr. Förster befürwortete den »on ihm gestellten Antrag, Abg. Dr. Hitze sprach nochmal« für seinen eigenen Antrag und Abg. Galler (südd. DolkSp.) erklärte seine Zustimmung zu den Abänderungsanträgen der Freisinnigen. Bei der Abstimmung wurde der Antrag Hitze — 63 stündige wöchentliche Arbeitszeit — unter Ablehnung aller anderen An träge vom Reichstage angenommen. Die weitere Sitzung Mar der Erörterung des vom Centrum »nk von graphische Lage Deutschlands und dann auch aus finanziellen Erwägungen; so reich ist unser Vaterland nicht, um neben einer großen Landarmes auch eine gewaltige Flotte zu schaffen und zu erhalten. Aber eine Vergrößerung der deutschen Marine innerhalb des Rahmens der gegebenen Verhältnisse er weist sich aus den schon angedeuteten Gründen doch als un ausweichlich, namentlich leidet sie an einem bedenklichen Mangel an Kreuzern, wie dies im Laufe der letzten Jahre bei ver schiedenen Anlässen empfindlich genug hervorgetreten ist, wie z. B. bei den mancherlei Vorgängen an der Ostküste Afrikas, bei den verschiedenen Wirren in Südamerika und beim Aus bruche des japanisch-chinesischen Krieges. Dabei muß immer beachtet werden, daß Deutschland in seiner finanziellen Leistungs fähigkeit zu Gunsten der Flottenvermehrung ganz gut ein hübsches Stückchen weiter gehen könnte, als bisher, ohne den einzelnen Steuerzahler hierdurch allzusehr zu belasten; bei uns ist die Steuerkraft noch lange nicht so angespannt, wie dies z. B. in Frankreich der Fall ist. Indessen, für heute und morgen ist noch nicht daran zu denken, daß die Reichsregierung mit weitergehenden Marine forderungen an das Parlament herantritt, man wird in Re- gierungskrcisen schon recht zufrieden sein müssen, wenn der Reichstag den gegenwärtigen Marineetat bewilligt. Fehlt cs doch nicht an Preßstimmen, welche sogar die jetzigen Marine forderungen unter dem Gesichtspunkte „uferlose Flottenpläne" behandeln, obwohl der vorliegende Marineetat wahrlich nur ge rade das Nochwendigste für die Flotte fordert. Von absolut neuen Forderungen weist derselbe auf zwei erste Raten für zwei Kreuzer zweiter Klasse zu je 1 Million Mark, eine erste Rote für ein Torpedodivistonsboot mit 873 000 Mk. und eine erste Rate für Torpedoboote im Betrage von 1,8 Mill. Mk. Die übrigen verlangten Neubauten haben lediglich den Zweck, den gegenwärtigen Flottenstand zu erhalten, es handelt sich um den Ersatz für das ausrangirte Panzerschiff „König Wilhelm*, für den Aviso „Falle*, für da» alte Kanonenboot „Hyäne* und das untergegangene Kanonenboot „Iltis." Alle übrigen Forderungen stellen zweite und weitere Raten für Schiffe dar, die im Bau vom Reichstage bereits bewilligt worden sind — und daS sollen schon „uferlose Floitenpläne* sein?! 2. Stadtbauplan, 3. Neuvermessuug der Stadt Wilsdruff, 4. Straßen- und Warnungstafeln, 5. Innere Ausstattung des Rathhauses, Elektrische Beleuchtung im Nathbanse, Bestimmungen über die Vergebung von Arbeiten und Lieferungen für die Stadt, Feier des 22. März, u. s. w. Bürgermeister Bursian. Bekanntmachung. Donnerstag, den 25. d. M., Abends '^7 Uhr öffentliche Stadtgemeinderakhssitzung Tagesordnung: 6. 7. 8. Wilsdruff, 22. Februar 1897. Bekanntmachung. in vielfach darüber Beschwerde geführt worden, daß von einer größeren Anzahl Wegebaupflichtiger des hiesigen Bezirks bei den jetzt täglich stattfindenden Lir- t'ilduuactt auf den öffentlichen das Bestreuen der Wege unterlassen wird, bez. in nicht genügender Weise und nicht rechtzeitig erfolgt, auch bisher für die seit liche Ableitung des ^chmelzwaners nicht genügend Sorge getragen worden ist, so daß sich das Wasser auf den Wcgebahuen ansammelt und bei kalten Nächten sich neue Eis schichten bilden. Die Gemeinden und selbstständigen Gntsbezirkc des hiesigen Bezirks werden daher unter Hinweis auf die Seiten der Königlichen Amtshauptmauuschaft unter dem 29. Dezember 1890 und 3. dies. Mon. erlaßenen bezüglichen Bekanntmachungen hierdurch anderweit angewiesen, nicht nur für genügendes und rechtzeitiges Bestreuen der betreffen den Wege, sondern auch für Herstellung von Wasserabzügcn nach den Seitcngräben Sorge zu tragen. Zur Anzeige kommende Unterlassungen werden mit Ordnungsstrafe bis zu 50 Mark — geahndet werden. Meißen, am 20. Februar 1897. Königliche Amtshanptmannschaft. von Schroeter. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1M.55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Borger in Wilsdrusi. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. Imlsblull für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt.