Volltext Seite (XML)
Dienstag» äen 20. August 1929 l /luer Tageblatt Anzeiger Mr öas Erzgebirge MM ...^„<h«>o-,°°mm°ch-°^No«,«„». Ar. WA 24. Jahrgang Graf Zeppelin in Tokio gelandet Reuyork. Me „Assoeialeb Protz" aus Tokio berichtet, überflog das Luftschiff „Graf Zeppelin" 13^8 (5^30 MEZ.) Schiogama an de, Sendaibai, bas etwa 308 Kllometer nördlich von Tokio liegt. »Graf Zeppelin'' über Tokio. „Graf Zeppelin" wurde 3,50 Uhr nachmittags Tokioter Zeit (8,50 Uhr MLZ.) heute früh Wer dem Flugplatz Kaisimagcmra bei Tokio gesichtet. » „Gras Zeppelin" ist nach mehrstündigem Kreuzen über der Kegend von Tokio um 11,27 MEZ. in Tokio glatt gelandet. begeisterter Empfang üev ,Eraf Zeppelin" Das Luffchiff ,-Gvaf Zeppelin" wurde bei seinem Erscheinen .iber der alen Hauptstadt des Ostens von Tausenden mit Jubel c>»grützt. Es war genau 100 Stunden von dem Augenblick seines Aufstieges an in der Luft. Die Bevölkerung der Stadt füllte die Str atzen und schaute voller Begeisterung n:ch dem Luftriefen aus. Nachdem das Luftschiff Wer der Staot gekreuzt hatte, drehte es und flog nach dem Lusthafen Kafumiga-ura, wo es landete. Glückwunsch Dr. Stegerwalds an Dr. Eckener Reichsverkehrsminister Dr. Stegerwaldt sandle an Dr. Eckener folgendes Glückwunschtelegramm: ,/<ln stolzer Freude Wer bie^on Ihnen vollbrachte groß- artige Leistung spreche ich Ihnen, zugleich im Namen des Herrn Reichspräsidenten und der Reichsregierung, herzlichste Glück wünsche zur lleberwindung der ersten, schwierigsten Etappe des NeltflugeS- mit dem Luftschiff ,-Graf Zeppelin" und beste Wünsche für die Fortsetzung des Fluges aus. Die hervorragende Leistung von Schiff und Besatzung erfüllt das ganze deutsche Volk mit freudiger Genugtuung. Dr. Stegerwald, Reichsver kehrsminister." Die japanischen Vorbereitungen für den Empfang des Zeppelins. Nach Meldungen der Associated Preß aus Tokio hat das japanische Marineamt die Marinsstationen Dokosuka, Maizura und Ominatv angewiesen, einen Bereitschastsdienst einzürichten, falls das Luftschiff „Graf Zeppelin" irgendwelche Hilfe benötige. Die Leitung des Flughafens Kasumigauru hat mitgeteilt, daß nur Inhaber von Sonderausweisen zum Flughafen zugelassen werden, bis das Luftschiff sicher in der Halle untergebracht ist. Dem Publikum wird später Gelegenheit zur Besichtigung des Luft schiffes gegeben werden. Sämlliche Tokioter Nachmittagsblatter widmen der Fahrt des „Graf Zeppelin" großen Raum, sogar die mandschurische Frage und die Berichte Wer die Haager Konferenz sind durch die Fahrt von den ersten Seiten der Zeitungen verdrängt worden. Das Blatt Kifchinischi Asahi bringt Sonderberichte ihres an Bord des Luftschiffes befindlichen Korrespondenten; die führen den Lokalblätter haben je dreißig Mann für die Berichterstattung An die Zeppelinlandung angesetzt. Mehrere Flugzeuge werden die Photographien vom Luftschiff auf schnellstem Wege nach allen Landesteilen befördern. Japanische Kriegsschiffe zur Unterstützung des ^Graf Zeppelin" bereit. Die Agentur Indopaciflque meldet aus Tokio: Das Marine- mmisterium hat die Kriegsschiffe in den nvrdjapanischen Ge wässern angewiesen, sich bereit zu halten und sofort auszulaufen, wenn der „Graf Zeppelin" es verlange. — Die Zeitung „Hoch!" hatte behauptet, daß die japanische Marine den „Graf Zeppelin" anzukaufen beabsichtigt. Demgegenüber erklärt Major Fujiyoshi, der die Weltreise des „Graf Zeppelin" von Tokio aus mitmachen wird, daß diese Nachricht unbegründet sei. „Graf Zeppelin" in Funkverbindung mit Japan. Die japanischen Funkstationen nahmen am Sonnabend die ersten Funksprüche des „Graf Zeppelin" auf. Die Regierungs station Ochjishi Hokkaido meldete um 1 Uhr 50 mitteleuropäischer Zeit als Position des Luftschiffes 63V0 Grad nördlicher Breite, 107,30 Grad östlicher Länge. — „Graf Zeppelin" befand sich um die angegebene Zeit somit etwa 300 Kilometer vom Laufe der Lena entfernt. Das Luftschiff hat seinen nördlichen Kurs beibehalten, der mehr als 700 Kilometer nördlich des Baikalsees liegt. Die Luftlinie vom Standort bis zur ostaisiatischen Küste beträgt etwa 1600 Kilometer. „Graf Zeppelin" hat gestern früh um 7 Uhr MEZ. Port Ajan an der SWwestküste des Ochotskischen Meeres erreicht. An Bord alles klar. Port Ajan liegt in der Luftlinie etwa 2300 Kilometer von Tokio entfernt. Um 7 Uhr abends Tokioter Zeit (11 Uhr vormittags MEZ.) befand sich das Luftschiff 53F8 Grad nördlicher Breite und 140 Grad östlicher Länge. Das Luftschiff nahm den Weg längs des Tataren-Sunds. Es wurde gestern angenommen, daß der ,-Graf Zeppelin" am Montag nachmittag um 2 Uhr Tokioter Zeit (6 Uhr morgens MEZ.) nach etwa 100 Stunden Flugzeit von Friedrichshafen auf dem Flugfeld bei Tokio eintreffen wird. Amerikanische Unterstützung des Zeppelin-Weltfluges. Der Chef der amerikanischen Flotte, Admiral Charles F. Hughes, gibt bekannt, daß die Marine alle Vorbereitungen ge troffen habe, die Verbindung mit dem „Graf Zeppelin" wahrend seines Fernost-Fluges und während der Ueberquerung des Stil len Ozeans aufrecht zu erhalten. Die amerikanische Funkstation in Peiping ist angewiesen worden, baldmöglichst eine Funkver bindung mit dem Luftschiff herzustellen und Dr. Eckener jede Hilfe W leisten. 50 Schiffe der amerikanischen Flotte, die sich in asiatischen Gewässern, zum größten Teil in Tschisu befinden, sind gleichfalls angewiesen, dem Luftschiff alle gewünschten In formationen zu übermitteln. Das Observatorium in Manila wird durch Funkspruch regelmäßig Wetterberichte an den „Gras Zeppelin" geben. Wer Hal angefangen? Ver rusststh-chlaeststhe Konflikt Einmarsch russischer Truppen in China? Amtlich wird aus Mukden gemeldet, daß 10000 Mann Sowjettruppen mit Maschinengewehren und 30 Feldgeschützen gestern das Grenzgebiet von Mandschuli überschritten haben. Die drahtlose Verbindung mit Mandschuli ist nicht unter brochen. Zu dieser Meldung schreibt der Schanghaier Korrespon dent des »Petit Parisien, möglicherweise sei die Meldung lediglich eine übertriebene Darstellung des Kavallerievorstoßes aus Dalainor. Reuter berichtet aus Schanghai: Eine Meldung aus Mandschuli besagt, daß der Befehlshaber der chinesischen Bahnschutztruppen die Verlust«, die die chinesischen Streitkräfte am letzten Freitag bet der Abwehr des russischen Vor stoßes gegen die Ostchinesische Eisenbahn erlitten, auf 27 Tot« und 31 Verwundet« schätze. Er ist der Ansicht, daß auch die russischen Verluste beträchtlich seien. Dl« Kämpfe an der Grenz« dauern nach der Rentermeldung an und die Chinesen bringen in größter SN« Verstärkungen an Ort und Stelle. Mandschuli wird von seinen Einwohnern verlassen. Vie Geschäfte sind geschlossen und di« Kaufleute senden ihre Warenlager nach Charbin. Unke« den chinesischen Bewohnern der westlichen Mandschurei herrsch« infolge der Ueberfäll, durch die Sowjettruppen «in» Panik und sie flüchten zu Lausenden nach Chardin. Vie chinesisch«, Trupp«« st«h«n ang«blich 10 M«tt«n von d«r Gr«nz« «ntfirnt Tschanghsueliang, der Gouverneur der Mandschurei, gab dem Vertreter de» Reutrrbüro« in Mulden gegenüber in einer Unterredung seiner Entrüstung Ausdruck über die antichinestsche Propaganda der Sowjetregierung, die behaupte, daß russische Weißgardisten unterstützt von chinesischen Truppen in russisches Gebiet eingefallen seien. Tschanghsueliang erklärte, die chinesischen Truppen stünden 10 Meilen von der Grenze ent- ernt. China hege keine Angriffsabsichten, aber es wolle der ommunistischen Propaganda innerhalb seiner Grenzen ein Ende machen. Die mandschurische und die nationalistische Regierung würden gemeinsam vorgehen und Tschiangkaischek bereite die Entsendung einer großen Armee vor, falls ein Eingreifen in der Mandschurei notwendig sein sollte- Chinesisch« Angriff« auf dl« Sowjet-Union? Wie die Telegraphen-Ag entur der Sowjet union berichtet, sind wiederholt Ueberfälle im Gebiet der Ostchinabahn auf Sowjetgrenzposten und die friedliche Bevölkerung durch Weißgardisten und chinesische Banden gemacht worden. Die Ueberfälle haben insbesondere in den letzten Tagen bet der Bahnstation Mandschuria und dem Dorfe Poltawskaja in der Nähe der Station Pogranitsnaja einen herausfordernden Charakter angenommen. Chinesische Meldungen, daß die Initiative der Angriffe angeblich von Sowjetseite ausgehe, werden als bös willige Erfindungen bezeichnet, die eine Maskierung der chinestchen Ueberfälle bezweckten. Die Telegraphen-Agentur der Sowjetunion ist ermächtigt entschieden zu erklären, daß in allen Fällen ohne Ausnahme die Sowjetgrenztruppen sich nur auf entschlossene Abwehr der Ueberfälle und Beschießung sowie der Versuche der Weißgardisten und chinesischen Banden, in Sowjetgebtet etnzudrtngen, beschränken. Unt«b*,ch«ng d« ruffisch.chinesisch'n Verhandlung^ Der Korrespondent de» »Petit Parisien" in Schanghai berichtet, Minister Wang habe mitgeteilt, daß die Mandschuli- Verhandlungen abgebrochen worden seien, weil die russischen Delegierten den Versuch gemacht hätten; Nanking und Mukden gegeneinander auszuspielen. Vor Wiederaufnahme der Der. Handlungen werde China verlangen, daß Rußland Garantien geb« und darauf verzichte, bolschewistische Propaganda in China zu betreiben- — ' - '! 'S Vie Kosten -es Stahlbaöes Was im Weltkrieg vernichtet wurde In her amtlichen Statistik werden in nüchternen Zahlen nochmals die gewaltigen Opfer Umrissen, die der Weltkrieg ge fordert hat. Zunächst wird festgestellt, daß von den am Kriege beteiligten Staaten siebzig Millionen arbeitsfähiger Menschen zu den Waffen gerufen wurden. Zehn Millionen davon find gefallen, neunzehn weitere Millionen verwundet. Auf die Entente, einschließlich Rußlands, kommen 6L Millionen, auf Deutschland und seine Verbündeten rund 3,8 Millionen Ge fallene. Deutschland allein hat weit Wer mrÄ Millionen Tote zu beklagen. Noch heute gibt es in Deutschland 785 000 Kriegs beschädigte, 533 O0O Kriegerwitwen, 1154 000 rentenberechtigte Kinder, 58 000 Kriegsvvllwaifen, 200 000 bedürftige Eltern ge fallener Söhne. Die Kriegskosten sämtlicher beteiligten Staaten belaufen sich auf 588 Milliarden Gvldmark, wovon 253 auf die Zentralmachte kommen. Nicht berücksichtigt hierbei find die Ver luste der Bevölkerung durch Geburtenrückgang und Vermehrung von Todesfällen infolge Not und Epidemien. Für Deutschland werden diese Verluste auf 9Z beziffert und der Verlust an Volks vermögen wird mit 500 Milliarden berechnet. er Vie UlbeittlosenverstAeiMgrrekonii vom fielcbttrabinett veraMIeäet Das Kabinett stimmte in feiner heutigen Sitzung einem vom Reichsarbeitsminister vorgelegten Entwurf eines Gesetze» zur Aenderung des Gesches Wer Arbeitsvermittelung und Ar beitslosenversicherung zu. Der Entwurf wird sofort dem Reichs rat und zur informatorischen Kenntnis dem sozialpolitischen Aus schuß des Reichstages als Grundlage weiterer Beratungen zugchen. der kpsshSuferbun- zum Volksbegehren Me Presseabteilung des Deutschen Reichskriegev- bundes „Khffhäuser" teilt Mit: Das Volksbegehren, das jetzt vorbereitet wird, und das sich gegen die Kriegsschuldlüge, gegen den Aoung-Plan usw. richtet, liegt zweifellos im Bereich des politischen Kampfe», den der Khffhäuserbund nach feine« Satzung sich fern- zichalten verpflichtet ist. Demgemäß ist für die im Khffhäuserbund zusammengeschlossenen Verbände und Vereins als solche ein Eintritt in die örtlichen Aus schüsse für das Volksbegehren nicht zulässig. De« Be tätigung der einzelnen Mitglieder wird damit in kei ner Weise vorgegriffen. Nusflscher Zlottenbefuch in Swinemün-e Mit mehr als zehnstündiger Verspätung trafen die erwarteten russischen Kriegsschiffs unter Führung des Kommandeurs Rall gestern abend nach 8 Uhr im Swinemünder Hafen ein. In kurzen Abständen liefen die beiden Kreuze« „Profintern" (Kommandant Gu«- nezeff) und „Aurora" (Kommandant Leer) ein und machten im Binnenhafen fest. Die Mannschaften be im Hafen liegenden Linienschiffes „Elsaß" und der Top. pedoboote hatten Paradeaufstellung genommen, ebenso die aus je 500 Mann bestehende Besatzung.der russig schen Miffe. Mn Bord der „Elsaß" befanden sich der Berliner .russische Geschäftsträger Bratman-Br». dowskt der russische Marineattachee Putna und der Stettiner russische Konsul UrnMa, die mit Salut emp fangen wurden. Mn Bord de« russischen Schiffe spiel ten Musikkapellen. Eine tausendköpfige Menschenmenge wohnte am Bollwerk dem Schianspiel bet- Russische Torpedoboote tu Pillau und tu Memel. Gestern vormittag sind die sowjetrussischen Lov- pedoboote „Rhkoff" und ,Kenin" zu einem mehrtägi gen Besuch! in Pillau eingelaufen.. Bon den Torpedo booten und der Küstenbatterie wurde der übliche Salut abgegeben. Wald nach deut Festmachen der Schiffe wurden zwischen dem Kommandanten von Pillau so wie dem Bürgermeister der Stadt und den Komman danten der russischen Torpedoboote Besuchs ausga- tauscht. Zn Memel sind vormittag- ebenfalls russi sch« Torpedoboots eingelaufen. Reichstagsabgrorbneter Höllei» f. Im Alter von fast SO Iahten ist gestern mittag der kommunistische ReichStagSabgeordnet« «Mil Hüllein an einem Gallenleiden gestorben. Hbllein gehörte de« ReichDtag fett 1920 ununterbrochen au.