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Mz-i,« M So- e-rs°b!-s° LHKLMM mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblatt. M Eprechchm-e de» «e-aktto» mit Ausnahme -«» Sonntag, nachmittag, 4—- Uhr. — Lrlrgramm-flSrrss», Sägeblatt ftueeez-etteg«. tz«russ>r»chv» «. «»«« »«st-llua,«» tzü» ««»«langt rtog^ao»» Manuskript, kann Snvähr nicht grlrist« wrr-r«. Nr. 241. Donnerstag» 1ö. Oktober 1S13. s. Jahrgang. MveiiMisimg 0« neuen Mgeimelftm von Me. O Zur Amts-Einweisung des neuen Bürgermeister» der Stadt Aue, des Herrn Bürgermeisters Arthur Johan nes Hofmann, Li» jetzt in gleicher Amtseigenschaft in Buchholz täti ; gewesen, hatte sich gestern nachmittag um 5 Uhr eine ansehnliche Feistversammlung im Stadtverordneten sitzungssaale eingefunden. Außer dem Herrn Kreishaupt mann Fraustad 1 - Zwickau , der die E nweisung un^ Amtseinfüh ung vornahm, waren zugegen He r Amtshaust mann Dr. Wimme r «Schwarzenberg, die Dezernenten de: der Amtshauptmannschaft Schwarzenberg ungegliederten Be- Hörden, Herr Superintendent -Thomas- Schneeberg als Ephorusder Kircheninspektion, ferner die Spitzen der in Aue ansässigen kaiserlichen und königlichen Behörden, des Amts gerichts, die Geistlichkeit, die Direktoren der hiesigen Schu len und Vertreter der Lehrerschaft, sowie die von der Stadtgemeinde beamteten Aerzte. Die beiden städtischen Körperschaften waren fast vollzählig anwesend, desgleichen die gesamte städtische Beamtenschaft. Auch Herr Lange jun. aus Auerhammer nahm al» Gemetndevorstand dieser Nachbargemcinde teil, de»gleichen Herr Blaufarbenwerksdi- rektor Baudenbacher al» Gutsvorsteher von Nieder- pfannenstlel. Der Sitzungssaal war mit Stuhlreihen ausge- füllt worden, nachdem man die Stadtverordnetenpulte da raus entfernt hatte. Punkt 5 Uhr betrat Herr Kreishaupt mann Fraustadt den Saal, gefolgt von Herrn Bürger meister Hofmann, Herrn Stadtrat SchuS « rtund Herrn Stadtverordnetenvorsteher Justtzrat Naab«. Die Herren begaben sich auf die erhöhten Plätze d«r Vorsteher de» Stadtvcrordnetenlollegtum» und sogleich nahm auch die Ein- weisungsfeier ihren Beginn, der alle Anwesenden stehend bei. wohnten. Es nahm zuerst das Wort Herr Nrel-ftsuptmann fraustaSt, um folgendes auszufllhven: Am heutigen Tage ist es nun vorerst Ehrenpflicht und Herzensbedürfnis, de» Manne, zu gedenken, der beinahe 28 Jahre lang die Geschicke der Stadt mit rostlosem Fleiß», unerschütterlichem Pflichtgefühl und größtem Erfolge geleitet hat, de» verstorbenen Herrn Bür- germeisters Dr. Kretz sch mar. Gewiß kam ihm dabei auch die Gunst der Verhältnisse zu statten, er war in der glück lichen Lage, in eine Stadt zu kommen, deren Entwickelung sich in aufsteigender Linie bewegt«, und wo die Industrie sich mächtig entfaltete, sodaß Aue unter der Leitung de» Verstor benen einen beispielslosen Aufschwung nahm. Lassen Sie uns deshalb der großen Verdienste des Verstorbenen gedenken. Und (zu Hrn. Bllrgermstr.Hofmann gewendet): das Erbe de» Vev- storbenen anzutreten hat dasVertrüuen der Auer Bürgerschaft Sie berufen, der Sie auch schon seit 1S02 im städtischen Vev- waltungsdtensts stehen und in den letzten vier Jahren be- reit» einer Stadt mit revidierter Städteordnung al» Ober- Haupt vorgestanden haben. Nach allem, was ich über Sie gehört habe, und nach dem schönen Zeugnis de» Herrn Kreishauptmann von EHemnitz über Ihre Tätigkeit in Buch- Holz, habe ich Ihre Wahl al» Bürgermeister von Aue gern bestätigt. Es ist eine betriebsame, arbettsfrohe, hochentwik- kelte Stadt, in die Sie kommen, und es werden daher auch hohe Anforderungen an Sie gestellt werden. Auch in schuli scher Hinsicht ist die Stadt weit vorgeschritten, ebenso in gssundhei! kicher, im Hinblick auf ihre Verschönerung ufw. Aber trotzdem bleibt noch viel für Sie zu tun, ich will Sie nur erinnern an die Aufmachung eines besseren Zuganges zum Bahnhöfe, an die Ausgestaltung und Durchführung de» ört- lichen Vaiigesetzes, an eine gesunde Wohnungspolitik, an die Wasserversorgung und dergleichen mehr. Bei aller Lieser grobm Anbei , die Ihrer wartet, stehen Ihnen aber getreu« Helfe" in Sei e in der Stadtvertretung, die sich in langen Jahren bewährt haben, und das ist insbesondere auch von Ihrem ersten Stellvertreter zu sagen, der unter Ihrem Vorgänger sich große Verdienste erworben und während der 'angen Krankheit des Verstorbenen neben seinen eigenen auch noch besten Arbeiten opferwillig übernommen und durch geführt hat. Sie finden ferner eine Bürgerschaft vor, di« erfüllt ist von bürgerlichem Gemeinstnn, von Gerechtigkeit«'- gefühl und alle diese guten Tugenden haben Sie weiter zu pflegen in unverbrüchlicher Treue zu König und Vaterlaich. Se en Sie der Stadt aber nicht nur «in Förderer mit dem Kopfe, sondern auch mit dem Herzen, und nicht nur der Bür gerschaft, seien Sie das, sondern auch der Kirche und der Schule. Seien Sie ein Menschenfreund und stet» «hilfsbereit und für Ihre Beamten ein gerechter Vorgesetzter! Hierauf verlas Herr Kretshauptmann Frau st adt den Wortlaut des Eides zur Verpflichtung, den Herr Bürgermei ster Hofmann sodann a-legte. Daraufhin fuhr Herr Kretshauptmann Frau st adt fort: Im Namen der Kgl. Staatsregierung weise ich St« nunmehr tn Ihr verantwor tung-reiches Amt «in und wünsche Ihnen von ganzem Her. zen Glück für Ihre Amtstätigkeit. Ihnen aber, werte Herren vom Stadtrat und vom Stadtoerordnetenkollegium, l«ge ich an» Herz, daß Ei» da» neue Stadtoberhaupt mit gutem Willen unterstützen und ihm mit offenem und vollem Vertrauen entgegenkommen, daß Sie ihm bei der Erfüllung seiner Amtsgeschäfte treu zur Sette stehen und mit ihm alle- zeit für das Wohl der Stadt und der Bürgerschaft zusammen, wi'ken. We ter rechne ich auf ein gutes Einvernehmen zwischen den städtischen Kollegien, wie es bisher der Fall mar, und von den städtischen Beamten erwart« ich, daß sie ih'e Pf'icht nach wie vor in der al'en We le getreulich erfül- ke", und daß ste il rem neuen Chef die alte Treue und die schu'dige Achtung erweisen. So hoffe ich, daß der heutige Tag für Sie zu einem guten Ausgangspunkte wird und wünsche unter Ihrer Amtszeit weiteres Blühen und Gedeihen der gu!en und getreuen Stadt Aue. — Hierauf ergriff das Wort Herr Stadtrat Schubert, um folgendes auszuführen: In Gegenwart des Herrn Kreis- Hauptmanns und des Herrn Amtshauptmanns, in Gegen- wart von Vertretern zahlreicher Behörden und der beiden städtischen Kollegien, begrüße ich Sie im Namen der Nats- Mitglieder. ... In einigen Tagen wird da» deutsche Volk die hundertjährige Gedenkfeier an eine Zeit begehen, an seine Befreiung aus einer Knechtschaft. Diese Befreiung war gleichzeitig «ine solche auf allen Gebieten de» Leben» und auch der Gemeinden. Dem Freiherrn von Stein ver danken wir die Selbstverwaltung der Gemeinden, ein and«, rer Geist zog «in mit der Stetnschen Städteverfassung, der hauptsächlich darin seinen Ausdruck findet, daß die gesamte Bürgerschaft seitdem an der Gemeindeverwaltung tetlnimmt und daß die Verwaltungsorgane der Gemeinden au» dem Vertrauen der Bürgerschaft hervorgehen. Diese» Vertrauen, Herr Bürgermeister, Lat auch Sie in dies« Stadt gerufen. Nicht immer ist «» hier so gewesen, wie jetzt, nicht immer hat hier «in so vielgestaltige» L«ben geherrscht, aus land wirtschaftlichen Anfängen ist sie emporgewachsen, und daran hat «inen großen Anteil unsere weitverzweigte Industrie, di« sich selbst au» bescheidenen Anfängen heraus entwickelt hat. Auch S i e kommen au» einer Industriestadt, deshalb sind Ihnen die Verhältnisse nicht fremd, möge es Ihnen gelingen, da» Wachstum unserer Stadt immer zu stärken! — Herr Stadtoerordnet,«Vorsteher Justizrat Rttabe richtete darauf die folgenden Worte an den neuen Bürger- meister. Die Geschäfte unserer aufblühenden Stadt hat nahe zu 26 Jahre lang ein Manin von seltener Energie und Tha- rakterstärke geleitet, der von großer Liebe zu seinem Amte und zu seiner Heimat beherrscht war, der es verstand, die Bür gerschaft von seiner Meinung zu überzeugen, sie fortzuretßen, und der — man darf es sagen, ohne ihn zu verkleinern — fast immer Glück gehabt hat. Diese Tatsache kann Ihnen, Herr Bürgermeister, das Amt sehr erleichtern, weil die Bür- ger es hier gewöhnt sind, ihrem Bürgermeister da» vollste Vertrauen zu schenken. Aber auch erschwerend kann diese Tat sache insofern wirken, als die Tätigkeit des Verstorbenen zum Maßstabe der Erfolge de» neuen Bürgermeister» werden könnte. Hoffentlich tritt dies nicht ein! Wenn aber doch, so müssen Eie unbeirrt auf dem Wege fortschreiten, den Recht und Gesetz Ihnen weisen und von dem Sie überzeugt sind, daß er Mm Wohle der Stadt Aus führt. Der Unterstützung des Stadtverordnetenkollegiums dürfen Sie sicher sein, und wenn auch einmal Meinungsverschiedenheiten entstehen sollten, wie sie wohl kaum ausbleiben können, so wollen Sie immer be- denken: Jeder will nur das Beste und bei gegenseitigem En'gegenkommen lassen sich die meisten Unstimmigkeiten ver meiden so daß man auf dem goldenen Mittelwege «zusammen kommt. Kürzlich habe ich einmal einen Spruch gelesen: Was unerreichbar ist, Las rühr' nicht an, Doch was erreichbar, sei uns golden« Pflicht. Nehmen Sie diese Worte al» Ihren Wappenspruch, dann werden uns alle Kämpfe erspart bleiben! — Herr , Eparkassenkasfierer Eniglein sprach tm Namen der städtischen Beamtenschaft. Er^gelobte dem neuen Stadtoberhaupte, gleich seinem Vorgänger, Re unverbrüchliche Treue der Beamtenschaft, Liebe und Ver trauen. Wir alle wollen — so fuhr er fort — Ihnen helfen, das eine Ziel zu erreichen, da» zum Segen unserer Stadt führt. Dabei richten wir an Ste di« Bitte, uns Ihr Wohl- wollen zuteil werden zu lassen. — Es folgte nunmehr «ine Programme«»- «Irr neuen vargermelsrerr Herrn Hofmann. Bei der Bedeutung, die seinen Aus- führungen zukommt, lassen wir seine Rede hier tm Wort laut folgen. Herr Bürgermeister Hofmann führte aus: Nachdem Ich nun eidlich für das mir anvertraute Amt de» Bür germeister» von Aue verpflichtet worden bin, werden Eie eine programmatische Erklärung von mir «rwarten, wie ich dt«s Amt zu führen gedenke. Da» forderte dies« Stunde von mir. Unmöglich ist es selbstverständlich, dabet in. Einzelne zu gehen. Da» würde «ine genau« Kenntnis der hiesigen Verhältnisse voraussetzen, die ich noch nicht besitze. Wohl aber möchte ich Ihnen, fußend auf meiner bisherigen Ersah- rung im Verwaltungsdienste, di« Grundsätze und d-e Grund- abstchten, von denen ist -ei meiner Amtsführung au-yugehem gedenke, darlegen, die allgemeinen Richtungspunkte an geben, die für mein Handeln bestimmend sein sollen. Al» ich mich vor wenigen Tagen von den städtischen Kollegien in Buchholz verabschiedet«, konnte ich sagen, daß ich mein Amt so geführt hätte, al» sei ich für alle Dauer, für die ganze Zeit meines Lebens m 1 den Geschicken der Stadt verbunden gewesen, aber auch wieder so, daß ich die Geschäfte jeden Au genblick in andere Hände logen konnte, das soll heißen, daß ich nach meinem besten Wissen bei keiner Maßnahme auf den äußeren Schein des persönlichen Erfolges hin abgielte, daß ich bei jeder wichtigen Entschließung die wahrscheinliche Bewährung für die Dauer zum ausschlaggebenden Prüfstein machte, daß ich ausreifen ließ, was der Entwickelung.be durfte, daß ich andererseits aber auch nichts ungetan -lieh, was getan sein mußte, nicht« auf morgen verschob, was heute seine Erledigung heischte, im kleinen wie im großen. So möchte ich es auch hier halten: Ich will mtch völlig auf Gedeih und Verderb mit dieser Stadt verbunden fühlen. Nicht al» Söld- ling, der Amt und Brot von der Stadt hat und ihr nun wech selseitig nach bestem Können seine Dienste leistet, nicht so will ich mein Amt auffassen. Nein, mit meinem innersten Inte resse will ich dieser Stadt verbunden s«in. so will ich ihr Lienen, so fühl« ich mtch berufen. Kenntnis und Pflichtge fühl allein tun e» nicht; auch da, Herz muß habest sein. So soll denn der Stadt Au« wt« mein« Arbeit und meine Sorge so auch mein« Liebe gelten. Da» ist da» Erste, was ich in dieser Stunde geloben möchte. Da, schwer« Amt, das ich übernehm«, setzt Verantwort- -lichkettsgefühl voraus, da» Gefühl für die Bedeutung der Gü ter und Werte, die meiner Pflege und Förderung anvertraut sind. Es setzt aber auch voraus, daß diese» Gefühl der Ver antwortlichkeit nicht überragend werde und daß e» Vie Freude am Entschluß nicht lähm«. E» mutz vielmehr gepaart sein, mit VerantwortungSfreudigkett soll da» Wohl der Stadt nicht zu kurz kommen, ja gepaart sein, gegebenfalls auch mit dem Mute, den unlösbar gewordenen gordischen Knoten ein mal durchzuschlagen, wenn sich eine andere Lösung nicht fin det. Die Verwaltung fordert «Len dann und wann auch ebenso energischen Entschlüsse. And schlimmer als da» tm rechten Augenblick einmal nicht genau da» Richtigste g»> troffen wird, ist es, wenn überhaupt nichts geschieht- 2"» Anfang war di« Tat. Ein wichtige» Gebiet meiner amtlichen Tätigkeit wird die Handhabung von Recht und Gesetz bilden, von staatlichem Rechte im übertragenen Wirkungs kreis, von Recht und Gesetz, das sich die Stadtgemeinde auf ihrem eigenen Rechtsgebiets selbst geschaffen hat. llustitia kuväawvlltuw regvvruw. Die Gerechtigkeit ist die Grundvor aussetzung für den Bestand jedes Gemeinwesens. Strengste Gerechtigkeit ohne jedes Ansehen der Person oder der Par tei, das ist schließlich eine Selbstverständlichkeit, die ich nicht besonders zu betonen brauche. Aber «in» möcht« ich hinzu- fügen, daß ich das Gesetz handhaben will, als sein treuer Hüter, doch aus seinem Geist und seinem Zweck heraus, nicht nach dem Wort und nach dem Buchstaben; denn da» Wort tötet, aber der Geist macht lebendig. Was die allgemeine Geschäftsführung betrifft, so soll es mein Bestreben sein, mich nicht im Kleinen zu verlieren. Dabei wird dem Kleinsten erforderlichenfalls meine volle Beachtung gelten, darf auch das Geringe nie un getan ble ben. Aber das .Wichtige soll durch das Unwichtige nicht beeinträchtigt werden. Der Ueberblick über das Ganze muß mein erstes Streben sein. Im übrigen kommt es mir bei der Erledigung der Geschäfte auf die Sache an, nicht auf Las Schema oder die Form, außer wo die letztere nach dem Ge setz unbedingt eingehalten werden muß. Den heiligen Bu- reaukratismus bete ich nicht an. Dies Bestreben wird, so hoffe ich, dazu beitragen, daß die Bürgerschaft Lei den Ge schäften, die sie zu mir führen, «in Gefühl de» Vertrauen» und der Zusammengehörigkeit MttVringt, das tm Verhältnis von Publikum und Behörde so erwünscht, leide« aber ziemlich selten ist. Die Stadtgemeinde ist der wichtigste Wirtschaft», körper in ihrem eigenen Gereiche, durch tausend Fäden mit Len übrigen Privatwirtschaften ihre» Bezirkes verbunden. Wie diese, so bedarf auch die Stadt gesunder wohlfundierter Finanzen zu kräftigem Gedeihen. Im Privatleben find die Existen zen, die au» der Hand in den Mund leben, den Unbilden de» -Wirtschaftsleben» im besonderen Maß« preisgegeüen. Si eben im Zwange der Verhältnisse, kaum jemals können fi« )ie Vorteile de» Augenblick, wahrnehmen. Auch unter den Gemeinden sind solch« nicht selten, die ebenfalls gewisser- maßen von der Hand in den Mund leben. Auch diese find den Schäden de» Wirtschaftsleben» leichter ausgesetzt, auch sie können die Gunst der Zett und der Umstände in der Regel nicht ausnützen und müssen zahlreiche Vorteile, die sich bie ten, ungenutzt fahren lassen. Eine möglichst feste finanziell« Fundierung der Stadt und ihrer städtischen Anstalten mUß