Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag-. AbonnementSpreis betrügt vierteljährlich l Mark 20 Pj Metzer für Inserate werden bi- spätesten- Mittag- deS vorhergehenden Tage- des Erscheinens erdete" und die CorpuSspaltenzeile mit >o Pf„ unter „Eingesandt" mi 2l> Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Redaction, Druck und Verlag von C. Bernhard Ott in Zwönitz. .-»L LOI.Dienstag, den 26 August 1884.9. Jade«. Okfftntliche Sitzung des StMgciucindtrathts zu Zlvöuitz Dienstag, den 26. August 1884, Nachmittags S Uhr. Tagesordnung: Verathung des Statuten-Entmurfs für die zu errichtende Orts-Krankenkasse. Deutschland in West-Afrika. Noch zittert in Deutschland die tiefe und freudige Bewegung nach, welche hier die Nachricht von der Erwerbung von Angra-Pequena hervorgerufen hat, und schon trifft von der afrikanischen Westküste die erhebende Kunde ein, daß daselbst abermals verschiedene Länder striche unter den mächtigen Schutz des deutschen Reiches gestellt worden sind. Sowohl am Meerbusen von Guinea, wie auch an der Goldküste weht jetzt die schwarz-weiß-rothe Flagge, dort ist sie zu Cameruns, hier zu Bey Beach, Baneida und der Danoeküste aufge- hißt worden. An allen diesen Punkten befanden sich schon seit längerer Zeit bedeutende deutsche Handelsfactoreien, welche in der jüngsten Zeit ihr Territorium durch Kaufverträge, die mit den in dem land einwärts gelegenen Strichen hausenden Negerhäuptlingen abgeschlossen wurden, beträchtlich vergrößerten und welche nun das Bedürfniß empfanden, sich unter die Protection des Reiches zu stellen, die ihnen durch die Auspflanzung der deutschen Flagge an den genannten Punkten nunmehr auch zu Theil geworden ist. Bei dieser Gelegenheit hat sich die Mißgunst Englands den colonialen Bestrebungen Deutschlands gegenüber wieder einmal im gehässigem Lichte gezeigt, denn ein englischer Districtscommissar an der Goldküste hat alles Mögliche versucht, um hier die deutsche Gebietserwerbung zu vereiteln; glück licherweise sind diese Jntriguen durch das energische Auftreten Dr. Nachtigalls noch im letzten Augenblick vereitelt worden. Gerüchtweise verlautet, daß die deutsche Fahne durch die Corvette „Leipzig" auch in Angra Pequena oder Lüderitzland, welche dem Deutschen mehr mundrechte Bezeichnung die „Köln. Ztg." vorschlägt, aufgezogen worden sein soll, was die officielle Bekundung des deutschen Protectorats auch über diese erste deutsche Colonialerwerbung bedeuten würde. Die Bestätigung dieses Gerüchtes vorausgesetzt, würde also das deutsche Banner jetzt an drei Punkten der afrikanischen West küste wehen und diese Thatsache muß jeden patriotischen Deutschen mit den Gefühlen freudigen Stolzes ob der wachsenden Größe und Macht seines Vaterlandes auch in fernen Landen erfüllen. Die neuesten Dentschen Gebietserwerbungen in Westafrika sind ein Beweis dafür, daß die Colonialpolitik der Reichsregierung in den vom Fürsten Bismarck in seiner berühmten Reichstagsrede vom 26. Juni gekenn zeichneten Grenzen maßvoll, aber sich ihres Zieles vollauf bewußt, stetig vorwärts geht und die Westseite des „schwarzen Coutinents" scheint entschieden der Punkt zu sein, auf welchen sich diese Politik concentrirt. Mit weiser Vorbedacht, mit glücklichster Umsicht sind gerade die genannten Küstenstriche zur Entfaltung deutscher Thatkraft deutschen Fleißes und deutschen Unternehmungsgeistes gewählt worden, sie besitzen nichts von dem den Europäern so verderblichen Klima der übrigen afrikanischen Küstengebiete, sie haben ein fruchtbares Hinterland und außerdem vortreffliche Hafenplätze, alles Bedingungen, welche dem Gedeihen der neuen deutschen Colonie das günstigste Prognosticon stellen. Ob mit diesen Gebietserwerbungen die deutsche Colonialbewegung vorläufig ihr Ziel erreicht hat, läßt sich zur Zeit noch nicht mit Bestimmtheit sagen, doch wollen wir wünschen und hoffen, daß sie mit Angra-Pequena, Cameruns, Bey Beach und Bageida noch nicht abgeschlossen ist, denn noch giebt es in Afrika selbst, weiter aber auf der polynesischen Inselwelt noch weite herren lose und zur Colonisation geeignete Gebiete, aus denen deutsches Capital, deutsche Intelligenz und Thatkraft und arbeitende deutsche Hände blühende Colonien schaffen könnenl — Diese erste Colonial- gründung, sie ist eine That von großer wirthschaftlicher und natio naler Bedeutung und wir können der „Köln. Ztg." nur vollständig beipflichten, wenn sie hierüber schreibt: „Die Geschichte erst wird einst diese That des Fürsten Bismarck in ihrer ganzen Größe und Tragweite beurtheilen könne». Uns erfüllt es mit Genugthuung und Stolz, daß auch hier der richtige Gedanke des großen Kur fürsten, dem durchzuführen das später von allen Seiten gehetzte Preußen die Kraft nicht besaß, vom deutschen Reiche ausgenommen und zur That gemacht wurde. Wo Deutschlands Banner wehen, da sind der Deutschen Herzen; und wie diese Herzen in Sorgen und Bangen, aber in Muth und Hoffnung den dentschen Fahnen auf die fremden Schlachtfelder folgten, so folgen sie ihnen mit Stolz und Vertrauen an die Küsten Afrika's. Mögen unsere Fahnen dort wehen für und für, dem Reich und seinen Kindern zum Segen und zum Ruhm. Locale und jächstsche Nachrichten. — Zwönitz, 25. August. Gestern hielt vom schönsten Wetter begünstigt der hiesige Turnverein sein diesjähriges Schau- und Wettturnen ab. Unter den Klängen der Musik bewegte sich Nachmittags punkt 3 Uhr ein stattlicher Zug Turner vom Nathhause nach dem Turnplätze. Nach ^stündiger Pause begann das Turnen der Freiübungen, woran sich 33 Mann betheiligten, sodann das Niegen- turnen, zu welchem 3 Riegen active Turner und 2 Riegen Zöglinge antraten. Sämmtliche vorgeführte Uebungen kamen zur schönsten Ausführung. Am Wettturnen, welches in Pflicht- und Kürübungen am Pferd, Neck und Barren und in Hoch- und Weitsprung und Steinstoßen und Stemmen bestand, nahmen 1l Mann theil und erzielten 6 davon über 40 Punkte, und zwar: Otto Grunert 60,g, Bruno Ficker 59,7, PaulJesiger 55,1, Reinhard Goldhahn 48, Gustav Häußler 46,gg und Oscar Richter 46,g Punkte. Die ersten vier erhielten Eichlaubkränze. Die Beurtheilung der Wettturnübungen waren den Herren Lehrer Sieber, Turnwart Häußler, Lehrer Hering und den beiden Ehrenmitgliedern des Turnvereins Herrn Louis Köhler und Herrn Ottomar Schwotzer übertragen. Ein Bild von der höchsten Leistung im Geräthturnen gab das Niegenturnen der Vorturner und zum Schluß das Kürturnen, an welchem sich auch passive Mitglieder und Gäste betheiligten. — Zwönitz. Ueberall ist man sich darüber kmr, daß schon seit mehreren Jahren ein der Ernte in jeder Beziehung so günstiger Sommer nicht dagewesen ist, als wie gerade der im gegenwärtigen Jahre. Der Roggenschnitt konnte in diesem Jahre 3 bis 4 Wochen früher als andere Jahre begonnen werden und dabei ist fortwährend das schönste Wetter. Umsomehr ist es aber geradezu bedauerlich, daß, wie man am letzten Sonntage, während des Vormittagsgottes dienstes, auf unzähligen Feldern bemerkte, flott gehauen, gewendet, und sogar eingefahren wurde. Weiter erfahren wir, daß eine An zahl solcher Sabbalhschänder notirt worden ist, welchen jedenfalls noch im Laufe dieser Woche eiu Denkzettelchen zugehen wird. — Die Erneuerung der Loose für die am 8. und 9. Septbr. erfolgende 3. Ziehung der 106. könrgl. sächs. Landeslotterie muß bis 30. d. M. und eine etwaige Reclamation wegen Nichterlangung des gespielten Looses bis 4. Septbr. bei der Königl. Lotteriedirection zu Leipzig bewirkt werden. — Stollberg, 21. August. Gestern Abend in der 10. Stunde schlug der Blitz in dem benachbarten Mitteldorf in das Seitenge bäude des Gutsbesitzers Schulz und machte dasselbe einem Raube der Flammen. Der Gutsbesitzer Schulz ist um so mehr zu beklagen, als ihm im Jahre 1879 bereits sein Besitzthum durch eine Windhose zerstört wurde, welche damals über einen Theil Mitteldorfs hinweg brauste und stark verheerend wirkte. Grün Hain. Unser früherer Bürgermeister, Herr Kolibabe, seit 4 Jahren Gemeindevorstand in dem jetzt nahezu 11000 Seelen