Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freitag, den 6. Lrtober 1865. 40 Verantwortlicher Nedacteur und Verleger: A. Loreuz. Bon dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage «ine Nummer. Der Prell für den Btertellabrgang beträgt 10 Nar. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen daraus an. Anretaen welche im nächsten Stück erscheinen sollen, «erden in Wilsdruff sowohl (in der Redariions, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag B-rmtttagS 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, elwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blatte« entsprechen, mtl großem Dante angenommen, nach Befinden honorirt. Die Rkdaction. Umschau. Seit der Gastciner Uebereinkunft war viel da von die Rede, daß Preußen den nördlichen Tbeil Schleswigs, der meist von Dänen bewohnt wird, an Dänemark zurückgeben wolle. Um diesen Preis würden Frankreich und England gestatten, daß Preußen den Rest verspeise. Der neue Gouverneur von Schleswig, v. Manteuffel, har diesen Hoff nungen und Befürchtungen durch eine Rede, die er in Flensburg an die Beamten hielt, ein Ende gemacht. „Jedes sieben Fuß lange Stück Erde decke ich, ehe es abgetreten wird, mit meinem Leibe!" sagte er, und er ist nicht nur Statthalter, sondern sitzt seit langen Jahren im Geheimen Kabinet seines Königs, dem er als General und Diplomat dient; er wird daher wissen, was er versprechen und — hallen kann. „Der Gedanke Landesabtretung ist Landeßverrath, setzte er hinzu. Mil ihrem Blute haben des Königs «Soldaten Düppel und Alsen er obert, mit ihren Armen erbauen sie jetzt dort Festungs werke, von denen aus sie das Land bis zur Kö nigsau behaupten werden." Diese Erklärung ist offenbar nicht nur für die Schleswiger und die Deutschen, sondern auch für die Franzosen be rechnet und eine Antwort an Napoleons Minister. Den erfreulichsten Commentar zu dieser Erklärung bilden 1300 preußische Soldaten und 600 Civil- arbeiter, die an den Befestigungen von Düppel und Alsen angestrengt arbeiten, damit sie noch vor dem Winter fertig werden. Nach den Manöver» bei Merseburg bezeigte der König von Preußen in einem Lrinksprucke dem 4. Armeecorps seine volle Zufriedenheit. Darauf antwortete der commandircnde General v. Schack u. A. Folgendes: „Der Geist der Unterwerfung und des unbedingten Gehorsams wohnt auch in dem 4. Armeecorps; es wurzelt in ihm das klare Be wußtsein, daß es, wie die ganze Armee, nur das willenlose Werkzeug in derHand seines Meisters und Herrn ist und niemals wird auch nur ein Glied desselben sich dem Willen seines Meisters und Herrn versagen — niemals, niemals!" — „Es wird kein Soldat sein, der nickt mit freudigster Hingebung sein Blut und Leben für seinen König fließen sehen möchte; der letzte Hauch auS des verwundeten Soldaten Brust, das letzte Wort dec ersterbenden Zunge wird sein: Für mei nen König und Herrn!" - Ein Vaterland scheint der General nicht zu kennen; er spricht, als ob er im Zeitalter Ludwig XlV. lebte, der den Satz auf- stellte: Der Staat — das bin ick! — Der deutsche Kaiser läßt sich in Berlin sehen und verlangt Respekt. Zwei Officiere, die in voriger Woche unter den Linden ritten, wurden plötzlich von einem andern Reiter, einem gut ge kleideten jungen Mann angekalten und zur Rede gestellt, warum sie ibn nickt gegrüßt kälten, da er doch der deulsche Kaiser sei. Vor der Hand ist er's nur in der Einbildung. Man bat ihn in ein Irrenhaus gebracht, damit er dort von seinem Kai sertraum erwache. — Wer sein Geld bei dem neuen österreichischen Pump anlegen will, hat noch Zeit. Rolrschild hat nicht angebissen, sondern giebt dlos Vorschüsse auf den Ertrag der Anleibe, die in verlockenden Farben ausgeboten wird. Ein Herr ». Beke reist zwischen Paris und London verzweiflungevoll Kin und her, um die groß n Geldmänncr für Oester reichs Noth zu interessiren; bei Deutschen zieht es nicht mehr. — Ein englisches Blatt sagt uns auch, warum Oesterreich den ihm so ungünstigen Ver-