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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Ps. Unserm« werden bi- spätestens Mittags des vorhergehenden Lage- des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mil :o Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend Organ für den Slcwlgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 12. Sonnabend, den Sächsische KachrichLen. — Die Königliche Kreishauptmannschast Zwickau hat verord net, daß die zuständigen Behörden bei Berichterstattungen auf Ge suche um Genehmigung von mit Geflügelausstellungen verbundenen Verloosungen genau prüfen, und nur dann befürwortenden Bericht erstatten, wenn es sich als zweifellos ergiebt, daß durch diese Ver loosungen die Geflügelzucht eine thatsächliche Förderung erfährt. — Der Landesausschuß sächsischer Feuerwehren hat beschlossen, für nächstes Jahr folgende Preisaufgabe auszuschreiben: „Welchen Werth haben die in letzter Zeit so lebhaft angepriesenen Feuerlösch massen im Dienste des öffentlichen Feuerlöschwesens?" Die ausge setzten Preise sind: 100 Mark 1. Preis, 50 Mark 2. Preis. Die Einsendung der Arbeiten, welche mit Motto zu versehen sind, hat bis 1. Mai d. I. an Herrn Branddirector Rietz in Dresden zu er folgen. Als Preisrichter sungiren die Mitglieder des Landes-Aus schusses sächsischer Feuerwehren. — Aue, 21. Jan. Heute Abend wollte der socialistische Abge ordnete Liebknecht im hiesigen Schießhause über das Krankenversicher ungsgesetz sprechen. Sowie die Schützengesellschaft, als auch der Pächter des Schiebhauses haben aber die Ueberlassung des Saales an Liebknecht verweigert, so daß aus der Volksversammlung nichts werden konnte. — Nach den dem „V. Anz." aus Abgeordnetenkreisen zugehen den Nachrichten erscheint die Errichtung eines Gymnasiums in Schnee berg an Stelle der gegenwärtig dort bestehenden Nealfchule zweiter Ordnung gesichert. Da ein dortiger Privatmann, wie man hört, für die zu entrichtende Anstalt eine Schenkung von 100,000 Mark zugesagt hat, und die Realschule zu Schneeberg bisher schon 12,000 Mark Staatszuschuß bezog, so werden die Kosten, welche das neue Gymnasium erfordern wird, verhältnißmäßig gering sein. — Thum. In unserer Stadt sind die Masern in solcher Aus dehnung ausgetreten, daß die Schule ans unbestimmte Zeit geschlossen werden mußte. Zum Glück zeigt die Krankheit meist einen milden Charakter. — Mülsen St. Niclas, 22. Jan. Ein frecher Einbruchs diebstahl wurde vergangene Nacht in dem Hause des Schlossermeisters Robert Müller verübt. Zum Object des Raubes hatten sich die Diebe die Fleischwaaren der in der nördlichen Seite des Hauses ein- gebauten Räucherei ersehen. Nachdem sie zuerst das Ladeneisen ge sprengt und wahrgenommen, daß ein Schubladen von innen ihnen hinderlich war, brachen sie ein Loch in die aus Fachwerk bestehende Wand um hinein zu gelangen und entwendeten sämmtliche von zwei Schweinen herrührende Fleischwaaren, welche vorgenannten Müller von hiesigen Einwohnern zum Räuchern übergeben waren. Wün- schenswerth ist es, daß es den eifrigen Bemühungen der Polizeiorgane gelingen dürfte, dieser frechen Gesellen endlich habhaft zu werden. — Crimmitschau, 21. Jan. Ein auf der Wanderschaft be findlicher Braugehilfe wurde gestern auf der Straße nach Thonhausen todt ausgefunden. Ein Schlaganfall hatte seinem Leben ein Ende gemacht. — St. Egidien. Seit vorigem Mittwoch ist der Todtengräber unseres Kirchhofs spurlos verschwunden. Der Genannte war Abends noch in einer Restauration anwesend und begab sich von dieser fort, um nach seiner Wohnung zu gehen, seitdem wird er vermißt; man nimmt an, daß dem Mann ein Unglück zugestoßen insbesondere, daß er in den gegenwärtig gerade ziemlich reißenden Dorfbach gefallen und ertrunken sei. — Falkenstein i. V. In der letzten Sitzung der städtischen Collegien wurde einstimmig beschlossen, die neue städtische Wasser leitung nach dem Project des Civilingenieurs Menzner aus Leipzig, welches auf ein tägliches Verbrauchsquantum von 900 Kubikm. basirt und mit 60,000 Mark veranschlagt ist, auszuführen, demselben die Bauleitung zu übertragen und spätestens im Monat April mit dem Bau zu beginnen. — Ad orf, 22. Jan. Gestern war Herr Kreishauptmann Frhr. von Hausen, welcher der Bezirköversammlung in Oelsnitz beigewohnt hatte, hier, ließ sich von« Herrn Bürgermeister Kämnitz die Brand stellen und die projectirten Straßen zeigen, sich über den neuen Bauplan, welcher der Kgl. Kreishauptmannschaft noch zur Genehmig- 26. Januar 1884. 9. Jährst. ung vorliegt, unterrichten, besuchte das Rathhaus und fuhr nach zweistündigem Aufenthalte wieder nach Oelsnitz zurück. — Dresden, 20. Jan. Eine Schreckensnachricht durchläuft unsere Stadt. In dem benachbarten Industrie-Städtchen Radeberg soll unter eigenthümlichen Umständen ein längst todt geglaubtes männliches Wesen aus Jahrzehnt langer Vermauerung wieder ans Tageslicht gebracht worden sein. Bei dem Hausbesitzer und Kattun drucker Fasold in der Dresdner Straße ereignete es sich kürzlich, daß der halbidiotische 21jährige Sohn im Hofraum sich erhängte. Die Eltern besorgten alles Erforderliche zur Beerdigung des Leichnams selbst; sie schnitten ihn ab und wuschen ihn, ohne bis dahin Etwas von dem Vorfall verlauten zu lassen. Der Argwohn der Leichenfrau, ' welche in jener Prozedur keineswegs nur einen Act practischer Spar samkeit, sondern ein verdächtiges Gebühren erblicken zu müssen glaubte, war um so weniger ungerechtfertigt, als man den Todten ihr als einen eines natürlichen Todes Gestorbenen bezeichnete. Wie wenig indessen ihr Verdacht begründet befunden wurde, beweist der Umstand, daß der Todte anstandslos begraben ward. Trotzdem fand aber eine gerichtliche Besichtigung des Schauplatzes der That statt, die der da mit beauftragte Nathswachtmeister so gewissenhaft ausführte, daß sie das völlig unerwartete Ergebniß hatte, einen lebendig Begrabenen an das Tageslicht zu fördern. Nur durch die Heimlichkeit uud Ab geschlossenheit der Fasoldschen Eheleute war es möglich, 16 lange Jahre hindurch einen Menschen, ihren andern Sohn, in entsetzlicher Weise seit seinem 14. Lebensjahre verborgen zu halten. Das Gericht entdeckte den jetzt Dreißigjährigen, der zwar nie für todt ausgegeben, vielfach aber für todt gehalten worden ist, in einem verschloßenen Kellerraum, in welchen nur durch eine etwa handbreite schmutzige Fensterscheibe ein Lichtstrahl zu dringen vermochte. Auf faulem Stroh hockte das Opfer elterlicher Verwahrlosung, entmenscht, verthiert, ver schmutzt, Ungeziefer- und schwärenbedeckt, abgezehrt, sprachlos, licht- und menschenscheu. Die Feder sträubt sich, die näheren Umstände eingehender mitzutheilen. Forscht man nach dem Grund solcher un menschlichen Handlungsweise, so soll lediglich Geiz als die Ursache desselben zu betrachten sein, Geiz von Leuten, welche ein schulden freies, wohlverzinsliches Haus besitzen. — Dem „Dresdn. Tagbl." wird aus Radeberg geschrieben: Die staatsanwaltlichen Erörterungen in der Fasold'schen Angelegen heit sind dem Vernehmen nach jetzt eingestellt und die Pflege des blödsinnigen Sohnes den Eltern desselben bis auf Weiteres auch ferner überlassen worden. — Leipzig, 21. Jan. Gestern Abend ereignete sich auf hie sigem Thüringer Bahnhofe ein schwerer Unglücksfall. Als nämlich der Schaffner Wilhelm Hildebrand das Bahngleis von einen Perron zum anderen überschreiten wollte, gerieth er unter einen in diesem Augenblicke auf dem Uebergange rangirenden Wagenzug. Er wurde von einem Wagen erfaßt, zu Boden geworfen und durch Ueberfahren derart schwer verletzt, daß er wenige Minuten darauf verstarb. Der Verunglückte war 41 Jahre alt und in Gohlis wohnhaft. — Ein hübscher Zug eines Kindes wird dem „Pirn. Anzeiger" aus Reitzendorf mitgetheilt. Der dortige Lehrer, Herr Melchior, erhielt am Neujahr aus Philadelphia einen Brief, in welchem ihm von einem 9jährigen Mädchen, dessen Eltern im October vergangenen Jahres ans dem nahen Parsberg mit der ganzen Familie auSae- wandert waren, in herzlicher Weise gratulirt wird. Das Kind be dankte sich dabei für den guten Unterricht, welchen es bei dem ge nannten Herrn Lehrer genossen und bedauerte, daß es jetzt nur Sonn tags unterrichtet würde. Möchten sich doch andere Kinder, welche sich ihren Lehrern gegenüber oft recht undankbar bezeigen, ein Bei spiel an dem kleinen Mädchen nehmen. — In der Gegend von Frohburg, Geithain Lausigk, Penig rc. ist eine Agitation gegen den Fortbildungsschulunterricht ins Werk gesetzt worden, die durch Petitionen aus 21 Gemeinden an den Landtag Ausdruck erhalten hat. Die Petenten wünschen Verkürzung des Unterrichts auf 2, bez. 1 Jahr, bez. um 1 Jahr obligatorischen und 2 Jahre facultatioen Unterricht in der Fortbildungsschule, wäh rend jetzt die Dauer deses Unterrichts obligatorisch auf 3 Jahre fest gesetzt ist. Die 4. Deputation der Ersten Kammer ist sich über die Petitionen schlüssig geworden und sie beantragt, die Petitionen der königl. Staatsregierung zur KenntNißnahme zu überweisen.