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WtMM für WMM Warandt, Nossen, Siebenten und die Amgegendm. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg. Huhndorf, Kaufbach, Kesfelsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdors, Pohrsdorf, Röhrsdon bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Moborn, Seeligstadt, Spechtshausen. Taubenheim Unkersdorf, Weistropp. Wildbera. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Pog bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Marlin Berber in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. No. 38. Donnerstag, den 2S. März 1SVV. S8. Jahrg. Die Lage -er deutschen Land- wirthschaft. Nach dem Jahresberichte des deutschen Landwirth- schaftsraths war die Lage der deutschen Landwirthschaft im verflossenen Jahre keine günstige, oie Besserung der Jahre 1897 und 1898 hielt nicht an, vielmehr scheint die Landwirthschaft eher wieder in eine schlimme Periode ein getreten zu sein. Nach wie vor erblickt der deutsche Laud- wirthschaftsrath die Hauptursache der Krisis in der Land wirthschaft in den niedrigen Getreidepreisen, die von der Weizenausfuhr Rußlands, Rumäniens und Amerikas herbeigeführt werden. Wenn auch die Roggenpreise sich in den beiden letzten Jahren etwas erholt haben, so sind die Weizenpreise nach der kurzen Unterbrechung der Jahre 1897 und 1898 wieder fast so tief wie in der Periode 1893—96 gesunken, nnd es ist eher Aussicht auf ein noch weiteres Sinken als auf ein Steigen der Weizenpreise vorhanden. Der Weizenpreis stand in Berlin 1897 iw Durchschnitt auf 174 Mk. für die Tonne, 1898 aus 186 Mk. für die Tonne, im Jahre 1899 dagegen auf nur 155 Mk., d. h. auf einem Preisniveau, dei dem der Weizenanbau in Deutschland als gänzlich unrentabel be zeichnet werden muß. Nimmt man an, daß die Rentabilität der deutschen Weizenproduktion erst mit einem Preise von 180 Mk. für die Tonne beginnt, so hätte der Weizenzoll 1899 statt 35 Mk. für die Tonne mindestens 60 Nik. be trauen müssen. Durch diesen höheren Zoll wäre ein Preis erzielt worden, bei dem die Weizenprobuknon überhaupt erst gelohnt hätte und bei dem auch die Ernährung des deutschen Volkes, ganz abgesehen von dem wohlfeileren Roggenbrot, eine durchaus billige gewesen wäre. Auch für Hafer, sowie für Brau- und Futtergerste und ebenso für Hopfen ist ein Preisrückgang zu berichten. Ein starker Preisdruck ist weiter für die Schweineproduktion zu be richten, dagegen ist für Rindvieh, Schafe, sowie für Butter und Eier eine Aufbesserung der Preise gegen das Vorjahr zu constatiren. Bemerkenswerth ist ferner ein Steigen der Wollpreise infolge des Niedergangs der Wollschafzucht in Australien. Für die technischen Nebengewerbe ist zu melden, daß der Zuckerpreis 1899 im Allgemeinen auf dem niedrigen Stande der Vorjahre stehen geblieben ist, während die Spirituspreise sich im Laufe des Jahres 1899 etwas gehoben haben. Doch was hilft die Preisaufbesserung oder wenigstens Preishaltung in einigen Zweigen der Wirthschaft, wenn die Getreideproduktion, welche noch oie Grundlage des landwirthschaftlichen Betriebes für den größten Theil der deutschen Landwirthschaft bildet, im Zeichen des Niederganges steht. j-slitische Rundschau. Vom Kaiserhofe. Unser Kaiser, der Montag Abend beim Gouverneur von Berlin, General v. Boms dorff, speiste, machte Dienstag früh mit seiner Gemahlin einen Spaziergang. Nach einer Besprechung mit dem Staatssekretär Grafen Bülow kehrte der Monarch ins Schloß zurück und hörte dort die Vorträge des General adjutanten v. Huhnke, sowie der Vizeadmirale v. Diederichs und v. Senden. Der Reichstag begann am Dienstag die dritte Berathung des Etats. Beim Etat des Reichstags befür wortete Abg. Fischbeck (frs. Vp.) einen Antrag seines Parteigenossen Bargmann betr. Gewährung von Diäten an die Reichstagsmitglieder. Die Abgg. Gröber (Ctr.) und Bassermann (ntl.) empfahlen unter Heiterkeit des Hauses, das Wort „Diäten" zu ersetzen durch das Wort „Anwesenheitsgelder". Abg. Singer (Soz.) stimmte dem Antrag Bargmann zu. Aber die Diätengewährung dürfe nicht mit einer Einschränkung des Wahlrechts verknüpft werden. Abg. Gräfe (Antis.) trat gleichfalls für den Antrag Bargmann ein, weil gerade dem produktiven Mittelstände durch die Diätenlostgkeit der Zutritt zum Reichstag versperrt werde. Abg. v. Kardorff (frkons.) er klärte, ein Theil seiner Freunde inleressire sich jetzt für Diäten. Ein Fraktionsbeschluß liege aber noch nicht vor, nnd daher werde seine Partei sich der Abstimmung ent halten. Nachdem noch die Abgg. Rickert (frs. Vrg.) und Richter (frs. Vp.) gesprochen, wurde der Antrag in der Fassung Gröber-Bassermann gegen die Stimmen der Konservativen und des Fürsten Bismarck angenommen. Mehrere Etats passirten ohne nennenswerthe Debatte. Eine längere Erörterung entspann sich beim Etat des Reichsamts des Innern, wo das Frauenstudium, die Arbeiterwohnuugsfrage und Anderes besprochen wurde. Fürst Inn- und Knyphausen empfahl sodann eine Resolution betr. Beschränkung der Viehseuchengefahren, wozu auch die Abgg. Dr. Hahn (Bd. d. Landw.) und Remboldt (Ctr.) das Wort nahmen. Sodann vertagte das Haus die Fort setzung der Berathnng auf Mittwoch. Für das Fleisckschaugesetz, wegendessen die konservativen im preußischen Landtage interpelliren werden, wird die Darmstädter Regierung nur dann eintreten, wenn das Verbot der Flelschemfuhr gestrichen wird. Auch Sachsen stimmt gegen das Gesetz, dessen Zustandekommen daher immer zweifelhafter wird. m 27. März. Wie die „Münch. Reuest. Nachr." berichten, werden es am 25. April 25 Jahre her sein, daß der König von Sachsen Inhaber des bayerischen 15.. Infanterie-Regiments ist, das in Neuburg an der Donau in Garnison liegt. Dieser Festtag wird' von dem Regimente in der Garnisonstadt festlich begangen werden, und eine Abordnung von Offizieren wird dem Könige von Sachsen die Glückwünsche des Regiments überbringen. Herr Bebel hat am Sonnabend wieder in üblicher Weise gekniffen, als er aufgefordert wurde, seine Be schuldigung, ganz Berlin kenne die Frevler an den Denk mälern in der Siegesallee, zu beweisen. Vergeblich wurde er hierzu von den Abgg. Oertel, Graf Stolberg und von Kardorff aufgefordert, el wußte eben nichts und hatte wieder einmal mit der ihm angeborenen Leichtfertigkeit unbegründete Anklagen in die Welt gesetzt. Schutz der Christen inSchantung. Der „Köln. Volksztg." zufolge erbittet der aus Kiautschau in Berlin eingetroffene Bischof v. Anzer nicht militärisches Einschreiten zum Schutze der Christen Schantungs, sondern diploma tischen Schutz durch den deutschen Gesandten in Peking, damit die chinesische Zentralregierung die Provinzialman darine zwinge, Ordnung zu schaffen. Aus Wien. Die Eröffnungssitzungen der Einzel landtage verliefen ruhig und in herkömmlicher Weise. Der Tiroler Landtag ist Rumpflandtag geblieben, da die Welsch tiroler, wie schon feit einer langen Reihe von Jahren nicht erschienen. Eger — deutsches Reichsgebiet! Die Eröffnung der meisten Landtage hat am Montag stattgefunden. Im böhmischen Landtage verlas der Abg. Jro eine umfang reiche Rechtsverwahrung dagegen, daß seinem Eintritte in den böhmischen Landtag die Bedeutung beigelegt werde, daß er etwa die staatsrechtliche Zugehörigkeit vou Eger und des Landes Eger zu Böhmen anerkenne. Sein Ein tritt erfolgte vielmehr nur unter staatsrechtlicher Ver wahrung, da Eger und Landschaft als unmittelbares Gebiet des Deutschen Reiches nur an Böhmen verpfändet und in diesem Rechtszustande keine Aenderung eingetreten fei. Die Rechtsverwahrung beweist an der Hand geschicht licher Thatsachen, daß diese Sonderstellung und die Privilegien Egers jederzeit von den jeweiligen böhmischen Königen anerkannt und bestätigt wurden. Abg. Jro er klärte schließlich noch einmal im Namen von Stadt und Land Eger, nur unter Verwahrung gegen die staatsrecht liche Zugehörigkeit Egers zu Böhmen und unter Ver wahrung gegen jedes Präjudiz an den Verhandlungen des Landtages tyeilzunehmen. Im Anschlusse daran wurde die Rechtsoerwahrung desselben Inhaltes des Abg. Walther zur Verlesung gebracht. — Außerdem sind Interpellationen wegen des Kohlenarbeiterstreiks und wegen der Munitions lieferung an England eingelaufcn. Zum Neutralitätsbruch Oesterreichs. Am Sonnabend ist von Fiume aus der vierte Transport ungarischer Pferde, 857 Stück, nach Südafrika abgegangen. In den nächsten Tagen verläßt der fünfte nnd letzte Transport der von England angekauften ungarischen Pferde Fiume. Aus Bern. Der Nationalrath bewilligte 300,000 Fres, zur Fortsetzung von Versuchen in der Neubewaffnung der Artillerie. Also auch in der freien Schweiz Rüstungen. In Rom hat die parlamentarische Lage sich ver schlimmert. Die äußerste Linke hat in der Dienstagsitzung die wilden Scenen vom Sonnabend wiederholt. Die Auf- löfung der Kammer ist dadurch wieder näher gerückt. Aus Paris. Der Deputirtenkammer liegt ein Ge setzentwurf vor, der den 14. April, den Eröffnungstag der Weltausstellung, für einen amtlichen Feiertag erklärt. — Der Kampf der Rechten gegen das Cabinett Waldeck- Rousseau dauert fort. Die Mslinisten bereiten nämlich eine neue Erörterung der allgemeinen Politik der Regierung vor und rechnen darauf, daß ihre unaufhörlichen Angriffe schließlich dennoch zum Stege führen werden. Uebertritt Fürst Ferdinands zum orthodoxen Glaubens Dem Petersburger Blatte „Rossija" wird berichtet, laut in London eingetroffenen zuverlässigen Nach richten aus Bulgarien beabsichtige Fürst Ferdinand zum orthodoxen Glauben überzutreten, um sich mit einer ortho doxen Prinzessin zu vermählen. Danach wäre Fürst Fer dinand also bereit, dem Czaren einen neuen Gefallen zuthun. Der Transvaalkrieg. Seit der Einnahme von Bloemfontein haben die Eng länder keine bedeutendere Aktion unternommen, und die kleineren Unternehmungen sind ihnen nicht geglückt. So ist zuverlässigen Meldungen zufolge der schneidige englische Reilergeneral French, der den Boerenkommandanlen Olivier, der sich mit etwa 4000 Mann und 15 Geschützen aus dem füdlichen Oranjefreistaat nach Kroonstadt durchzuschlagen versuchte, abfangen sollte, unverrichteter Sache nach Bloem fontein zurückgekehrt. Kommandant Olivier hat mit seinem Marsch durch das bereits in Feindeshand befindliche Land eine militärische Glanzleistung aller ersten Ranges voll bracht. Das Gelingen wäre ausgeschlossen gewesen, wenn die Oranjeboeren, wie Lord Roberts schon vor Wochen zu melden sich veranlaßt fühlte, wirklich die Flinte ins Korn geworfen und die englischen Bedingungen angenommen hätten. Das ist aber nicht der Fall, und General Roberts, der, durch feine ersten Erfolge berauscht, doch wohl etwas zu schnell vorgedrungeu ist, mag zusehen, daß ihm in seiner exponirten Stellung nicht noch ganz besondere Schwierig keiten bereitet werden. Wie er jetzt selbst berichtet, kann er den südlich von Bloemfontein wohnenden Oranjeboeren in keiner Weise trauen, so daß er sich genöthigt sieht, sein Hauptaugenmerk auf die Befestigung und Sicherung seiner Position zu richten, an ein angriffsweises Vorgehen vor der Hand aber gar nicht denken kann. Während auf dem Hauptkriegsschauplatze, im Herzen des Oranjefreistaats, ein vollständiger Stillstand der kriegerischen Operationen und ein Fehlschlag der Unternehm ung des Generals French zu konstatiren ist werden vom östlichen wie vom westlichen Kriegsschauplätze den Boeren günstige Ereignisse berichtet. Die Hauptstadt des West- griqualandes, Griguatown, wird von den Boeren noch immer besetzt gehalten, obwohl von Kimberley aus eine englische Truppenablheilung nach dem genannten Orte ent sandt worden ist. Weiter besetzten die Boeren Papkoel und zwangen im Herbertslande die Abtrünnigen, sich wie der den Transvaclboeren anzuschließen. Noch erfolgreicher operirten die Boeren in Natal. Es