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Amts- M Anzcheblatt für den üejirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. AöOnnnntnl vtertelj. 1 M. 25 Pf. einschließl. des .Jllustr. UnterhaltungSbl.* u. der Humor. Beilage .Seifen blasen* in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrtegr.-Adrrste: Amtsblatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionspreiS: di« kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Frnlsprechrr Nr. 210. ----------- 55. Jahrgang. -—----- Dienstag, den 18. Angnst Steckbrief. Der unten beschriebene Schulknabe Laurenz «raus aus Gra-litz ist, nachdem er wegen Betrugs pp. festgenommen war, gestern nachmittag während der Bahnfahrt zwischen Eibenstock und Wolfsgrün entwichen. Es wird ersucht, ihn festzunehmen und in das hiesige Gerichtsgefängnis abzuliefern. Kraus ist zuletzt bei Muldenhammer gesehen worden und dort in den Wald entwichen. Aue, den 1b. August 1908. Königliches Amtsgericht. Beschreibung: Alter: 14 Jahre. Statur: schlank. Haare: dunkelblond. Stirn: hoch. Augenbrauen: Aond. Augen: blau. Nase: spitz. Mund: gewöhnlich. Zähne: vollständig. Kinn: rund. Gesicht: länglich. Gesichtsfarbe: gesund. Sprache: deutsch. Kleidung: dunkelblauer Jackett- anzug mit Kniehose, schwarze Strümpfe, graue Sportmütze, Sporthemd, Schnürschuhe. Impfungen betreffend. Die diesjährigen öffentliche« unentgeltlichen Impfungen und Nachschauter mine finden ln der Turnhalle Hierselbst statt und zwar in nachstehender Reihenfolge: I) Zur Erstimpfung kommen Mittwoch, den IS. August 1908, nachmittags 5 Mr die impfpflichtigen Kinder, deren Familiennamen mit 4t—»l und Donnerstag, den 20. August 1908, nachmittags 5 Mr die Kinder, deren Familiennamen mit X—L anfangen. Jmpfpslichtig in diesem Jahre sind alle bis zum Jahre 1908 etwa von den Impfungen ans Grund ärztlicher Zeugnisse vefreiten, sowie alle im Jahre 1997 geborenen Kinder. Bemerkt wird hierbei, daß nicht nur die vorstehend benannten hier geborenen, sondern auch die hierher verzogenen 1997 und früher geborenen «och nicht geimpften Kinder in diesem Jahre impfpflichttg find. Sämtliche zur Erstimpfung gelangten Kinder sind Donnerstag, den 27. August 1908, nachmittags 5 Mr zur Nachschau vorzustellen. II) Die Wiederimpfung erfolgt Irettag, den 21. August 1908, nachmittags 5 Ayr für diejenigen Knaben und Sonnavend, den 22. August 1908, nachmittags 5 Mr für diejenigen Mädchen, a) für die der Nachweis der Impfung nicht erbracht worden ist, d) welche im Laufe dieses Jahres ihr 12. Lebensjahr zurücklegen. Zur Nachschau haben sich diese Kinder Sonnabend, den 29. August 1908, nachmittags und zwar die Knabe« um 5 Uhr und die Mädchen um '/,6 Uhr vorzustellen. Die Impfungen werden vom Jmpfarzte Herrn vr. meü. Schlamm hier vorgenommen. Aus einem Hause, in welchem ansteckende Krankheiten, wie Masern, Scharlach, Diph therie, Croup, Keuchhusten, Flecktyphus, rosenartige Entzündungen oder die natürlichen Pocken herrschen, dürfen Kinder zum öffentlichen Termine nicht gebracht werden. Die Eltern des Impflings oder deren Vertreter haben dem Jmpfarzte vor der Ausführung der Impfung über frühere oder noch bestehende Krank heiten des Kindes Mitteilung zu machen. Die Kinder müssen zum Impftermine mit reingewafchenem Körper, mit reinen Kleidern und reiner Wäsche gebracht werden. Die zur Ausgabe gelangenden Verhaltungsvorschriften für die Angehörigen der Erst- und Wiederimpflinge sind genau zu beachten. Eltern, Pflegeeltern und Vormünder impfpflichtiger Kinder werden unter Hinweis darauf, daß für Unterlassung der Impfung Geldstrafen bis zu 59 Mark oder Haftstrafen bis zu 3 Tagen angedroht sind, zur pünktlichen Beachtung dieser Vorschriften ermahnt. Stadtrat Eibenstock, den 12. August 1908. Kesse. M— Die diesjährigen militärischen Herbstübungen im westlichen Bezirke der Königl. Amtshauptmannschaft Schwarzenberg in der Zeit vom 31. August bis 20. September werden wahrscheinlich auch das Gebiet unserer Stadt berühren. Wir fordern deshalb die Grundstücksbesitzer hiermit auf, ihre Grundstücke möglichst vorher abzuernten und die noch nicht abgeernteten wertvollen Felder sowie Drainageanlagen durch Stroh wische (Dreinageanlagen durch deutliche Tafeln, damit sie bei ev. Anlage von Schützengräben pp. nicht zerstört werden), Stein- und Sandbrüche sowie Steilabfälle dnrch Strohsetle, Sümpfe und «n- pasfierbare Wiesen durch schwarze Flaggen zu kennzeichnen und zur Verhütung von Unglücksfällen Ackergeräte usw. von den Feldern zu beseitigen. Eibenstock, am 14. August 1908. Der Stad trat. Hesse. Müller. Die Nummern 196 und 257 der Schankstättenverbotsliste find zu streichen. Ttadtrat Eibenstock, den 15. August 1908. Hesse. M. II. Stadtaulagen betreffend. Am 15. August dss. Js. war der 3. Anlagentermin auf das Jahr 1998 fällig. Es wird dies hierdurch mit dem Bemerken bekannt gegeben, daß zur Zahlung desselben eine dreiwöchige Frist nachgelassen ist und daß hiernach gegen säumige Zahler ohne vorher gegangene Erinnerung das Zwangsvollstreckungsverfahren eingeleitet werden wird. Eibenstock, am 17. August 1908. Der Stadtrat. Heffe. Bg. Pflichtfeuerwehr betreffend. Am Sonntag, de« 23. August 1998 finden Uebunge« der städtische« Pfiichtfeuerwehr statt und zwar früh 6 Uhr: Spritzenmannschaft im Magazingarten, vormittags ,12 Uhr: Rettungs- und Absperrmannschaft im Schul garten. Die Feuerwehrabzeichen sind bei Vermeidung von Bestrafung anzulegen. Nicht pünktliches Erscheinen sowie unentschuldigt« Versäumnisse werden bestraft Ab wesenheit vom Orte gilt nur dann als genügender Entschuldigungsgrund, wenn der Nachweis einwandsfrei erbracht wird, daß die Entfernung vom Orte unaufschiebbar war. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, daß im laufenden Feuerwehrdienstjahre die Mannschaften der Geburtsjahrgänge 1873, 1874 und 1883 bis mit 1885 dienstpflichtig sind. Stadtrat Eibenstock, den 17. August 1908. Hesse. M. II. Am 15. August 1998 werden der 3. Termin der diesjährigen Gemeindeein kommensteuer und der 2. Termin Gemeindegrundsteuer fällig. Es wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß nach Ablauf der zur Zahlung nachgelassenen vierzehn tägigen Frist gegen etwaige Restanten im Wege der Zwangsvollstreckung vorgegangen werden wird. Der Gemeinderat zu Schönheide. Der Begeisterungssturm für Graf Zeppelin muß jedes Vaterlandsfreundes Herz höher schlagen lasten. Man hört in unserer Zeit so oft die Meinung, daß die jetzige Generation einer so allgemeinen Begeisterung, wie sie Vie großen Zeiten von 1813/15 und 1870/71 heroorgebracht haben, nicht mehr fähig sei. In der Tat, wenn man heut zutage die illustrierte und nicht illustrierte Schmutzpreste massenweise in Händen von Leuten steht, bei denen man dies nicht vermuten sollte, wenn man sieht, wie ängstlich viele .Gebildete* jeder öffentlichen nationalen Regung aus dem Wege gehen, um nicht als .Hurrapatrioten* belächelt zu werden, wenn man so häüfia'Iesen muß, wie selbst die reine und zielbewußte vaterländische Begeisterung der deutschen Kriegervereine auS Unverstand und Partennteresse in der Presse verkannt und in den Schmutz gezogen wird, dann ist wohl der Zweifel berechtigt, ob in allen jenen Schichten unseres Volkes, welche die Träger und Führer vater ländischen Fühlens sein müssen, für solches Empfinden noch Platz ist. Und wenn man weiter seit so vielen Jahren beobachten mußte, wie von gewissen Seiten das Gift der Vaterlandslosigkeit in die Herzen des Volkes eingepflanzt wird, dann konnte wohl der Gedanke kommen, ob das Vaterland sich in der Stunde der Not auf die breiten Massen noch verlassen kann, auf den Schutz ihrer starken Arme. Nun, das letztere Bedenken hat der Krieg in Südwest afrika zerstreut, der unS gezeigt hat, daß unsere Armee noch dasselbe starke Schwert fuhrt wie 1870/71. Den Zweifel aber über die BeaeisterungSfähigkeit und die nationale Ge sinnung der lebenden deutschen Generation in allen Schichten des Volkes hat Graf Zeppelin aus der Welt geschafft. Schon einmal, zu Beginn des Feldzuges 1870 war sein Name in aller Munde, und sein kühner Patrouillenritt, die erste Offizierspatrouille ins Elsaß hinein, Mächte die Herzen froh und zuversichtlich. Heute, nach fast 40 Jahren, hat er unserem Volke einen noch größeren Dienst geleistet. Nicht nur durch jene kühne Erfindung, nicht nur dadurch, daß er durch zähe Tatkraft, durch mutige, rastlose Arbeit eine weltbewegende Frage der Lösung nahe gebracht hat, denn das ist eine Leistung, die der ganzen Menschheit ge hört, wenn wir Deutschen auch stolz darauf sein müssen, daß Graf Zeppelin ein Sohn der deutschen Erde »st. Wir möchten auch das nicht in letzter Linie betonen, daß binnen wenigen Tagen, im Handumdrehen, von Privaten, durch Industrie und Handel, durch Opferwilligkeit der Gemeinden Millionen gesammelt worden sind. Auch steht außer allem Zweifel, daß das, was Zeppelin für seine Zwecke bedarf, unter allen Umständen vom Reiche zur Verfügung gestellt worden wäre und gestellt werden wird. WaS aber viel größer, viel wichtiger ist, und wofür wir Graf Zeppelin nicht dankbar genug sein können, das ist, daß er einen Sturm nationaler Begeisterung entfesselt hat. Das ist von ungeheurer Bedeutung m einer Zeit, in der die all gemeine politische Lage so hochgradige Spannung zeigt. Die Zeppelin-Begeisterung hat nicht nur den Kleingläubigen in unserem Volke selbst gezeigt, welche Kräfte in ihm stecken, sie ist vielmehr ein Warnungszeichen für die fremden Nationen. Die Bewegung, die in diesen Tagen unser Volk durchzittert, zeigt jedem, der kören und sehen kann, daß in den Stunden der Not und Gefahr ein Geist durch unser Volk gehen wird. Ein Volk, ein Gott, ein Kaiser! Lieb Vaterland, magst ruhig sein! ^V. Tagesgeschichte. — Deutschland. Berlin, 16. August. Gestern um 4 Uhr stieg der Parsevalballon in Tegel unter Führung des Hauptmanns Krogh auf. Bei der Landung, als der Motor bereits abgestellt worden war, und die Soldaten des Luftschifferbataillons das Schlepptau noch nicht hatten ergreifen können, trieb der Ballon mit seinem Hinteren Ende sanft gegen einige Kiefern. Hierbei drückten sich einige Zweige durch die rechte Stabilitätsfläche. Bis auf einige kleine Risse in der Stabilitätsfläche blieb der Ballon völlig unver letzt. Nach 35 Minuten stieg der Ballon bereits wieder auf und manöverierte noch etwa eine viertel Stunde lang, um dann glatt zur Erde zu gehen. — Die gewaltige Entwickelung des Kriegs schiffs bau es in den letzten zehn Jahren wird durch die bekannte Formel des Marine-Ober-Baurats a. D. Professor Dr. Kretschmer zahlenmäßig nachgewiesen. Da wir hier nicht näher auf die Formel eingehen können, sei nur erwähnt, daß die Gefechtswerte der deutschen Linienschiffe vor zehn Jahren ungefähr --- 14 und die der neuesten -- 70 sind, wahrend die Deplacements und die Kosten noch nicht einmal um daS Doppelte gestiegen sind. Der DurchschnittsgefechtSwert der Kriegsschiffe -ist von Kretschmer gleichfalls errechnet, er ist umso höher, je jünger die Kriegsmarine ist, weil die älteren Marinen eine verhältnismäßig große Zahl von minderwertigen