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Vor. geschriebeneErscheinungs. „ „ —, , ar tage und Platzvorschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berLchsichtigl. Anzeigen. annadmedisvarm.lvUdr. Wr di- Richtigkeit der durch Kernruf Ldcrmiuelten Anzeigen Ldern. wir keine Garantie. Jeder Rabattonspruch -rlifcht, wenn der Betrag durch Kiagc eingczogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anz. nehmen -lllBermitllungsftellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadrrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 265 — 90. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 13. November 1931 . Oie Macht-er Tatsachen. Die Verhandlungen zwischen der deutschen und fran zösischen Regierung sind nichts für ungeduldige Leute. Und in unseres Leibes täglicher Not haben wir auch wenig Zeil, dem langsamen Ablauf der sich hin und wieder ein wenig verschiebenden Dinge mehr als nur bisweilen einen kurzen Blick zu schenken. Außerdem hüllt man sich ebenso in Paris wie in Berlin vorläufig in ein ziemlich selbstver- " stündliches Schweigen, offenbar, weil eben die Dinge noch in der Schwebe sind. Man kann auch sagen: in der Schwebe gehalten werden und in diesem Zustand auch wohl noch einige Zeil verharren sollen, weil in Paris am Freitag die französischen Abgeordneten und Senatoren wieder zusammengetreten sind. Daß durch die Begleit musik parlamentarischer Reden und Interpellationen außenpolitische Verhandlungen nicht gerade in das Gebiet größerer Harmonie versetzt werden, lehrt alte Erfahrung; das trifft auch für das französische Parlament zu, besonders da diese Volksvertretung jetzt noch eifriger auf Stimmungen im Lande hört, ihnen noch weit bereit williger als sonst nachgibt, weil allmählich die Neu wahlen zur Französischen Deputierlenkammer am Hori- zonl auftauchen. Darunter pflegt das Gefühl für die Ver antwortlichkeit in Wort und Tat zu schwanken und nach giebig zu werden gegenüber dem Wunsch, rasch den Meinungen und Ansichten, der „Stimmung" in den Wählermassen Reverenz zu erweisen. Infolgedessen werden auch Laval und Briand erst ein mal selbst Rechnung legen über die vergangenen sechs Monate, — solange war die Kammer vertagt — und die politischen Kommentare zu dieser Rechnung entgegen nehmen. Beide Minister werden nicht ohne Stolz über das Erreichte vor die französische Volksvertretung er scheinen können, aber für den weiteren Weg zum minde sten die Mahnung miterhalten, das Erreichte zuver- teidigcn und nichts davon aufzugeben. Das Kabinett Laval hat ja im wesentlichen seine parlamentarische Grundlage in der Mitte und aus der Rechten des Hauses; die stärkste Partei freilich, die „linke Mitte", die Radikal sozialisten, stehl Gewehr bei Fuß, um nach den Wahlen den Anschluß weder nach rechts noch nach links zu ver passen. Ihr neuer Vorsitzender, Herriot, ist heute längst nicht mehr der Mann der Dawes-Konferenz von 1924, der Gegenspieler eines Poincard, sondern hat im Laufe des Jahres oft genug und herzhaft laut recht nationalistische Töne von sich gegeben. Denn der — Erfolg ist oft von stärkerem Einfluß als die gerade lm parlamentarisch-politischen Leben Frankreichs meist sehr „relative" Überzeuguugsfestigkeit. Man fühlt sich dort eben längst nicht so abfolut an parteipolitische Pro gramme gebunden — die gibt es auch kaum — wie dies vom deutschen Politiker im allgemeinen als selbstverständ liche Pflicht erachtet wird. Mit dem Erfolg und dem Et- folgreichen zu gehen, wird durchaus nicht als „Verrat" aufgesatzt und ein politisches „Renegatentum" schändet ganz und gar nicht. Dafür gibt es unter den französischen Politikern eine lange Reihe von Beispielen. " Aus diesem Untergrund eines dem Erfolg huldigen den, von politischen Dogmen wenig behelligten Parla ments vermag freilich nun die französische Regierung in ihren Verhandlungen mit Deutschland sozusagen Ell'en- bogenarbeit zu leisten, die Stimmungen oder Be schlüsse namentlich der Dcputiertenkammer politisch zu verwerten. Man darf vielleicht als bezeichnende Illu stration hierfür auch wieder an ein Vorkommnis auf der Dawes-Kouserenz in London 1924 erinnern, auf der Herriot als Ministerpräsident der französischen Interessen vertrat. Damals standen die Truppen Frankreichs noch an der Ruhr, und die deutsche Delegation konnte es von Herriot nur erreichen, daß er in Paris wegen der so fortigen Räumung dieser Gebiete nach Unterzeichnung des Dawes-Plans erst mit den französischen Parteiführern und den maßgebenden Politikern unterhandelte. Nach einem raschen Flug hinüber und zurück mußte er in London erklären, daß er sofort von der Kammer gestürzt würde, wenn er die alsbaldige Räumung des Rnhr- lwbietes zngäbe. Die deutschen Vertreter willigten nun ihrerseits in das weitere Verbleiben der Franzosen an der Ruhr noch aus ein Jahr hinaus ein. Hatte doch auch Englands damaliger Ministerpräsident Macdonald einen Viel zu tiefen Respekt vor jeder parlamentarischen Mehr- heitsäußcrung eines wirklichen oder angeblichen „Volks- Willen". Auch das französische Parlament läßt sich reiten; es kommt nur darauf an, daß sein Reiter „für den Ruhm und die Ehre Frankreichs" Erfolge erzielt hat oder er zielen will. Im Palais Bourbon, dem, wenn man so sagen darf, Pariser „Wallotbau", wissen die dort jetzt zusammcn- getrelencn Deputierten ganz genau, daß sich bei den Be ratungen und den Verhandlungen mit Deutschland kein anderes Land, keine andere Macht hincinmischen wird. Die Rhetorik Macdonalds bleibt praktisch unbeachtet. Nur eine einzige, allerdings eine Großmacht anderer Art, wird hier einen Einfluß ausüben können, wenn man will, sogar von einer entscheidenden Wirkung sein: Das ist die " chcn. Eje sprechen zu lassen, sic zu nüüen m de»? brmg-n, sie als Bundesgenossen zu voltt k bei de ^b'd Aufgabe der deutschen Außen politik ver den -Verhandlungen mit und in Paris. Zn cker Schwebe. Prüfung der deutschen Zahlungsfähigkeit? Um die neuen Tributverhandlungen. Der französische Botschafter in Berlin, Francois- Poncet, ist von seiner Pariser Reise wieder nach Berlin zurückgelehrt. Für Donnerstag war ein Empfang des Botschafters durch den Reichskanzler Dr. Brüning vor gesehen, bei dem eine Aussprache über den gegenwärtigen Stand der Pariser Verhandlungen erfolgen sollte. Die ausländische Presse will erfahren haben, daß in Paris bereits eine Verständigung erfolgt sein soll, und daß eine Europakonferenz in einiger Zeit einberufen werden würde, der dann die Neuregelung über die Frage der Tributzahlungen obliegen soll. An zuständiger deut scher Stelle wird erklärt, daß von einem Abschluß der Pariser Vorverhandlungen noch leine Rede sein könne. Alles sei vielmehr nochindcr Schwebe. Der deutsche Botschafter in Paris, von Hoesch, hat, wie weiter betont wird, neue Weisungen der Reichsrcgierung für die weiteren Verhandlungen mit Frankreich erhalten. Der Londoner „Daily Telegraph" will erfahren haben, daß der englische Außenminister John Simon sich Ende dieser Woche nach Paris begeben wird, um Be sprechungen mit Briand und vielleicht auch mit Laval über die weitere Art des Vorgehens vorzunehmen, die zu einer Nachprüfung der Tributfrage und aller damit zusammenhängenden Fragen führen sollen. Diese Be sprechungen'sollen bestimmt stattfinden, wenn sich die deutsche Negierung bis zum nächsten Montag dazu ent schließen würde, um die Einberufung der Freigabe der Tributbanken in Basel zu ersuchen. Der Berliner Berichterstatter des „Paris Midi" meldet seinem Blatt, daß die deutsch-französischen Ver handlungen über die Zuständigkeit des Baseler Aoung- Ausschusscs zu einem grundsätzlichen Kompromiß geführt hätten, dessen Inhalt dem Reichspräsidenten durch Dr. Brüning unterbreitet worden sei. Die Öffentlichkeit werde jedoch erst später davon Kenntnis erhalten, da Laval den Wunsch geäußert habe, die französische Kammcraussprachc abzuwarten. Die Reichsregierung habe ihrerseits die Ab sicht, den interessierten Staaten am Montag oder Dienstag eine Note zugehen zu lassen, in der sie die Einberufung des Sachverstöudigcuausschusses beantragen werde. Der Aus- schuß solle daun vermutlich am 23. November in Basel zu- sammentretcn. Seine Zuständigkeit werde sich nach deut ¬ scher Auffassung aus die PrüfungdcrGcsamthci« der deutschen Zahlungsfähigkeit erstrecken. Hierzu könne man sagen, daß von französischer Seite weder in der Frage des von Deutschland ursprünglich ge forderten Vorranges der Privatschulden vor den Tribut lasten noch in de>- Frage eines Zusammenhangs zwischen Privatschuldcn und Tributen Zugeständnisse gemacht worden seien. Wenn man von einem französischen Zu geständnis sprechen wolle, so bestehe es nur darin, daß Frankreich einer gleichzeitigen Tagung des Noung-Aus- schusses und des Bankierausschusses in Basel für die Skill- haltefragen zugestimmt habe. Von zuständiger deutscher Seite wird auch zu dieser aus französischer Quelle stammenden Nachricht hinge wiesen, daß eine Einigung über die Weiterbehandlung der Tributfrage tatsächlich gegenwärtig noch nicht erzielt sei. Es ist auch schwer verständlich, wie Deutschland den Aus schuß einberufen könnte, obwohl eingestandenermaßen eine Einigung über seine Zuständigkeit nicht zustande gekommen ist. Eine Garantie für die Berücksichtigung der deutschen Zahlungsfähigkeit im Hinblick aus die privaten Schuldver pflichtungen Deutschlands müßte praktisch zum mindesten gegeben sein, da sonst die Verhandlungen des Ausschusses in der Luft hängen würden. Zur Tributfrage. Lavals Erklärung im Auswärtigen Ausschuß. Über die gemeinsame Sitzung des Auswärtigen Aus schusses und des Finanzausschusses der Kammer, in der Ministerpräsident Laval Erklärungen abgab, heißt es in einer amtlichen Verlautbarung: Laval gab einen Überblick über die Gesamtentwicklung der Lage. Aus verschiedene Fragen erwiderte er, daß sich dis französische Negierung in beZug auf die Frage der Nepa rationen und Kriegsschulden ebenso wie Präsident Hoover alle Freiheit gewährt habe. Ebenso seien während der Washingtoner Besprechungen die Rechte des französischen Parlaments völlig unangetastet geblieben. Der Minister Präsident unterstrich ferner besonders, daß in Washington Übereinstimmung darüber geherrscht habe, daß angesichts der Lage in Europa, und besonders in Deutschland, die Initiative zur Einberufung des beratenden Ausschusses bei der BIZ. ergriffen werden müsse. Erst nachdem diese: Ausschuß seinen Bericht vorgelegt habe, werde es den Nr gierungcn möglich sein, die Vorbedingungen und Einzel heiten der neuen Regelung ins Auge zu fassen, die für die Zeit der Krise notwendig erscheine. Minister Gröner im Michsrat. In der Sitzung des Reichsrates stellte sich Ministei Gröner als Innenminister vor. In einer An sprache sagte er, es liege ihm nichts ferner, als etwa durck Maßnahmen von oben her die selbständige Tätigkeit der Länder irgendwie zu beschränken. Ihm persönlich wäre ee am liebsten, man könnte ohne alle Verordnungen, die lei der durch den Zwang der Verhältnisse ausgenötigt wür den, arbeiten und leben. Er werde niemals einen Stand punkt einnehmen, der bei den sachlichen Auseinander setzungen mit den Ländern zu einem Zusammenstos führen könnte. Man werde weiterkommen, wenn man du oft schwierigen Fragen ruhig und sachlich bespreche Der Minister bat um die Mitwirkung des Neichsrates in dem Bestreben, die Einigkeit und Zusammen arbeit zwischen Reich und Ländern sicher zustellen. Staatssekretär Weißmann dankte für die preußische Regierung dem Minister. Der Reichsrat Hove zu dem neuen Innenminister das Vertrauen, daß er seine Zusage, die Verfassung zu schützen, auch in die Tat um setzen werde. Er dankte dem Minister dann auch für dic Erklärung, daß zwischen dem Reichsinnenminftterium und der preußischen Regierung ein Streit hinsichtlich der Rund funkangelegenheit nicht bestehe. Auch die preußische Re gierung sei gern bereit, Meinungsverschiedenheiten mir der Reichsregierung in gütlicher Aussprache zu erledigen Der Reichsrat verabschiedete alsdann den Entwurf einer Reichsdienststrafordnung und stimmte dem Über einkommen mit Österreich über die gegenseitige Zulassung der an der Grenze wohnenden Medtzinal- pcrsonen zur Ausübung ihrer Praris zu. Ebenso wurde einer Novelle zui Verordnung über den Zusammenschluß der Zuckerindustrie zugestimmt. — Es soll dadurch verhindert werden, daß mehr Zucker aus geführt wird, als nach den internationalen Vereinbar»» gen zulässig ist. Vom MttschaMeirai »'k AtichsrtsikNM Hauptaussprache der Ausschüsse abgeschlossen. Amtlich wird mitgeteilt: Die aus den Mitgliedern des Wirtschaftsbeirats der Reichsregierung gebildeten beiden Ausschüsse für Fragen der Produktionskosten und Preise und Fragen des Zinses und Kre dits haben ihre Generalaussvracbe in der Reichskanzlei unter Vorsitz des Reichskanzlers Dr. Brüning zu Ende geführt. Die Reichsregierung wird nunmehr während der nächsten Tage unter Leitung der nächstbeteiligten Reichs minister in Einzelbesprechungen mit den Ausschußmit gliedern die Formulierung von Leitsätzen über die Gestaltung des Wirtschaftsprogramms vorberei- len. Diese Leitsätze sollen den beiden Ausschüssen, die nach dem Bußlag in der zweiten Hälfte der nächsten Woche wieder tagen, zur endgültigen Begutachtung vorgelegt werden. * Die deutsche Wirtschaftsabordnung in Paris. Die deutsche Abordnung für die deutsch-französischen Wirtschaftsverhandlungen ist in Paris eingetroffen. Llm die russische Einfuhr. Rußland will mehr nach Deutschland verkaufen. Im August halten zwischen Deutschland und Ruß land Zolltarifverhandlungen begonnen, die im Oktober ergebnislos abgebrochen werden mußten, da Deutschland keine Zugeständnisse machen konnte. Die Russen hatten Zollermätzigungen verlangt und gefordert, daß Deutsch land die E r h ö h u n g der russischen Einfuhr nach Deutschland zulasse. Nunmehr sind erneut Ver handlungen eingeleitet worden. Der neue Reichs- wirischaftsminister WarmboIdt har die russischen Unterhändler zur ersten Besprechung empfangen. Den Velgunolungen von Regierung zu Regierung sind Ver handlungen mit den am Rußlandgeschüfl beteiligten deut schen Firmen vorausgegangen, in denen u. a. von einer Ablösung der bisherigen Zablungssorm — statt in bar durch russische Warenlieferungen — die Rede war. Das ungarische AegimenS Sss Reichspräsidenten. Eine Abordnung kommt am 16 November nach Berlin. Das Angebot des Reichsverwesers von Ungarn, Nikolaus von Horthy, an Reichspräsidenten vcn Hindenburg, die Jnhaberschafl des 3. Honved - In fanterieregiments in Stuhlweißenburg zu übernehmen, wird von einer Abordnung des Regiments unter Führung oes Oberstkommandanten Otto K o o s b e k e am I6. No vember in Berlin erfolgen. Mitglieder der Abordnung