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79^ durch dieß Unkraut die Feueressenz in euch hinein, und blaset den Rauch zu einem Zeichen eurer Unsclitzkeit wie der zum Munde hinaus, so werdet ihr auch dafür leiden müssn, und der Rauch und Dampf eurer Dual und Pein wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit- Warum habt ihr euch von dem Satan betrügen lassen und euch an den Dreck gewöhnt. Darum geschieht euch Recht, ihr bösen Knechte und Mägde, daß ihr vom Satan wer det auSgelacht, dieweil ihr die edle Zeit mit diesem Dreckgott zugebracht. Verflucht seyd ihr, die ihr auS Begierde, reich zu werden, daS Unkraut gesäet und ge pflanzt, den Tabak sammt den Pfeifen dazu gemacht und damit gehandelt. Wer nun noch im Leben ist, der wende sich von diesem stinkenden TabakSgotte. Lieb- werthe Seelen, fangt nur an, cs wird euch gelingen; ich wenigstens bin an eurer Verdammnis' unschuldig, ich habe es euch gesagt; wollt ihr nicht folgen, so wehe euch. ES ist erschrecklich, daß sich so viele, nicht allein grobe, sündige und unverständige Menschen, sondern auch die Herren Geistlichen vom Saran durch dicß Un kraut betrügen lassen, und so zu sagen Tag und Nacht an diesem Dreck saugen oder davon schnupfen, und an statt des Morgen- und AbendsegcnS, ihrem Dreckgott zu Ehren — dem Teufel meine ich — ein Opfer an- zündcn. " So sprach man noch in der ersten Hälfte des vori gen Jahrhunderts. Auch Christian Scriver sagte in seinem Sce- lenschahe S. 1504.: „Man sehe und höre es doch an, wie eS an Sonn- und Feiertagen in den Schenken und Krügen daher geht. Da füllet und überfüllet man sich mit diesem und jenem Getränk, und damit man immer mehr saufen könne, macht man den Hals zur Feuermauer und zündet dem Teufel ein Rauchwerk von Tabak an." Noch höher zur Mitte des achtzehnten Jahrhunderts eiferte der große Lheolog und Kanzler der Universität Tübingen, Jäger, m seiner Bußpredigt über die Laster s incr Ait: „Sic saufen, sie fressen, ja sie rauchen so gar Tabak." Auch der weltliche Arm bewaffnete sich; c-s wurden Strafen fcstgcstellt und vollzogen gegen den, der eine 796 Pfeife Tabak rauchte. So verbot die LandcSpolizei in Würtembcrg noch i6zi. das Tabaktrinkcn, und es wurde dem Schwäbischen Kreisschlusse 6. 6. Febr. folgendes einverleibt: „Es soll das Tabakrauchen als eine unnütze, schädliche und viel Unheil eausirende Gewohnheit bei Jungen und Alten bei namhafter Pön abgeschafft wer den." Vermutlich ist es eine Folge dieses Verbots, daß im ganzen Königreiche Würtembcrg, so wie in der Pfalz und in Schwaben, wo man jetzt noch Tabakmn- ken statt Tabakrauchen sagt, verhälmißmäßig sehr wenig Tabak geraucht wird. Noch 1723. erließ das Fürst!. Braunschw. Consisto- rium ein Dekret an die Superintendenten, nach welchem sie die unter ihrer Inspektion stehenden Pastoren warnen und sie von allem, einem Prediger so höchst unanständi gen, Tabakrauchen iu öffentl. Gelagen abmahncn sollen- So beurtheilte man noch im vorigen Jahrhundert einen Gebrauch, an dem auch der ernsthafteste Moralist unsrer Zeit, bei Nichtübertreibung, durchaus nichts Un moralisches findet; bei dem der Arzt nur Vorsicht em pfiehlt; bei dem eS nur dem Jünglinge zum unverbrüch lichen Gesetze gemacht werden sollte, sich nicht vor vollen detem WachSthum einem Genüsse hinzugeben, der so leicht seine Grenzen überschreiten kann- Ich sage: dem Jünglinge; denn daß auch Damen rauchen, ist zwar lei der wahr; allein eS ist doch wenigstens in unsern Gegen den selten, und wird bei unsern jungen Damen vielleicht gar nicht gefunden; die haben aber auch wohl andere Geschäfte, als die ernstere Tabakspfeife. Der General Dauer. Der russische General Bauer, welcher zur Zeit Pe ters des Groß"» lebte, hatte sich vom gemeinen Solda ten bis zum General der Reiterei aufgeschwuugen, ohne daß man sich vorder nach seiner Familie erkundigt hatte. Peter der Große beurtheilte, wie bekannt, die Menschen nicht nach ihrer Geburt, sondern nach ihren Verdiensten. Als General Bauer einst mit feiner Reiterei in der Ge gend von Husum, im Holsteinischen, das Lager bezogen hatte, bat er eine große Gesellschaft von Offizieren und andern StandcSpersonen zu Tische, und schickte seinen