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Amts- M AlUMwtt für den Lezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Abonnement oiertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen-' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Leltgr.-Adresse: Amtsblatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Frrnsprrchrl Ur. 210. 52. Jahrgang. — ——- Domerstag, den 7. Dezember In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Schankwirts k'rt«ckri«Ii lUeLnrS Atnultv in Schönheide wird zur Abnahme der Schlußrechnung des Ver walters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichnis der bei der Ver teilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwertbaren Vermögensstücke der Schlußtermin auf den 28. Pezemver 1905, vormittags 10 Mr vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte bestimmt. Eibenstock, den 1. Dezember 1905. Königliches AmlSgkliAt. Nr. 32 des H. Nachtrages zum Schankstättenverbotsverzeichnisse ist zu streichen. Ttadtrat Eibenstock, den 4. Dezember 1905. Hefte. Mrt. Danksaglliig für die Mitwirkung bei der Volkszählung betr. Nachdem die Volkszählung in der Stadt Eibenstock beendet ist, verfehlen wir nicht, den Herren Zählern, welche uns bei Erledigung des schwierigen Zählwerks in so bereitwilliger Weise unterstützt, die ihnen übertragenen mühevollen und zeitraubenden Arbeiten mit großem Fleiß und Geschick ausgeführt und dadurch in anerkennenswerter Weise zur geordneren Durchführung des Zählgeschäfts beigetragen haben, für ihre treue Mitarbeit unfern wärmsten Dank hiermit auszusprechen. Eibenstock, am 6. Dezember 1905. Der Stadtrat. Hefte. Müller. WeNpottttk. Man hat den Deutschen wiederholt und nicht immer mit Unrecht den Vorwurf gemacht, daß sie für Erfordernisse der realen Politik verhältnismäßig wenig Verständnis zeigen. Nicht bloß unsere jahrzehntelange Zerrissenheit in einer un seligen Kleinstaaterei, welche die ungeheuren im deutschen Volke schlummernden Kräfte, statt sie für den großen Gedanken des Zusammenschlußes nutzbar zu machen, gegeneinander aussprelt, ist ein Beweis dafür, sondern auch heute noch können wir die Beobachtung machen, daß weite Kreise unserer Be völkerung wohl den internationalen Umsturzbestrebungen nach- agen und ihnen den letzten sauer erworbenen Groschen opfern, ür die Lehren der Geschichte und staatlicher wie volkswirt- chaftlicher Entwicklung keinerlei Verständnis zeigen. Ist uns nicht England mit seinem meerbeherrschenden Handel ein lehrreiches Beispiel? Haben nicht die Franzosen einsehen lernen, daß es unzweckmäßig ist, auf das Loch in den Vogesen zu starren und die besten Jahre im Schmerze um die verlorenen Provinzen zu vertrauern. Haben sie nicht die Folgerung dieser Erkenntnis gezogen und sich ein Kolonialreich von ansehnlicher Größe geschaffen, das sie sich handelspolitisch und wirtschaftlich dienstbar gemacht haben. Und da sollten wir Deutschen mit dem ständig wachsenden Handel nach allen Erdteilen unsere Dornröschennatur nicht endlich abschütteln? Nur Englands Handelsflotte überragt noch die unsrige. Was Großbritanniens Handel und Industrie sich in Jahr hunderten errungen haben, dem sind wir Deutschen in dreißig Jahren, seit der Neugründung des Reiches, nahe gekommen. Unter dem schwarz-weiß-roten Banner konnte sich unsere In dustrie ungestört entfalten und weitere, ferne Absatzgebiete sich erwerben. Sind wir aber Welthandelsmacht geworden, durch unsere innere Tüchtigkeit allein und ohne künstliche Nachhülfe, so müssen wir auch weltpolitische Macht sein, wollen wir nicht den Satz außer acht lassen, daß die Flagge dem Handel folgen muß, um ihm unter allen Umständen den notigen Schutz zu verleihen. Gott sei Dank ist heutzutage die Ansicht ziemlich allgemein, daß mit der Flotte des jetzigen Bestandes diesen Weltmachts forderungen nicht Genüge geleistet wird. Anstelle großer Kreuzer mußte das Reich wiederholt nach Gegenden, in denen es seinen Forderungen Nachdruck verleihen wollte, kleine Schiffe senden, und als bei den Chinawirren der Vertreter des Kaisers schmählich ermordet worden war, da mußte eine Division unseres heimischen Panzergeschwaders nach Ostasien geschickt, da mußten damit unsere Küsten zeitweilig des nötig sten Schutzes beraubt werden. Und im Ausland die Deutschen müssen sich begnügen, wenn ab und zu einmal im Jahre oder alle paar Jahre einmal ein kleines Fahrzeug bei ihnen die deutsche Flagge zeigt, während fremde Volker, Engländer, Franzosen, Russen, Italiener und Japaner, mit wahren Prachtschiffen auftreten. Ist ein solcher Zustand auf die Dauer haltbar? Nein, wir haben nicht aus falschem Ehrgeiz, sondern aus innerer Notwendigkeit heraus die Weltmeere betreten, nun müssen wir aber auch die nötigen Folgemngen ziehen. Ist es zu glauben, daß eine Partei, welche die deutschen Arbeiter ver treten will, so kurzsichtig und verblendet ist, nicht einzusehen, daß ihre Interessen durch eine starke Flotte am meisten ge schützt werden. Will man denn aus der Geschichte gar nichts lernen? Weiß man denn nicht, daß die Not der Weber im Eulengebirge, welche Hauptmann in seinen „Webern" so ein dringlich schildert, durch die Festlandssperre Napoleons ver ursacht wurde. Auch heute würden Millionen deutscher Ar beiter in den Jndustriegeaenden Deutschlands an das Hunger tuch kommen, wenn ein übermächtiger Gegner zur See unsere Häfen sperren würde. Alle Essen würden aufhören zu rauchen, und alle Maschinen müßten stille stehen, wenn der Absatz nach dem Ausland, der uns so groß und stark gemacht hat, unterbunden würde. Daher hat jeder Mann un deutschen Vaterlande ein brennendes Interesse daran, daß unsere Welt wirtschaft geschützt und durch eine hinter ihr stehende Flotte gedeckt und gesichert wird. Tagesgeschichte. — Deutschland. Eine Verfassungsänder- ung in den Reichslanden soll, wie der Reichstagsab- georvnele Wetter!« im „Journ. de Colmar" mitteilt, zu er warten sein. Der Reichskanzler habe dem Bundesräte die Wünsche des Elsaß-Lothringischen Landesausschusses wegen einer zeitgemäßen Umgestaltung der Verfassung des Reichs landes vorgelegt, und die verbündeten Regierungen werden sich wahrscheinlich über einen Gesetzentwurf einigen, der dem Reichstage noch in dieser Tagung zugehen werde. Dieser Gesetzentwurf werde sich wahrscheinlich im Rahmen des in der letzten Session von 12 elsaß-lothringischen Abgeordneten im Reichstag eingebrachten Antrags halten. Diese Abge ordneten sollen angesichts der Sachlage darauf verzichtet haben, den Antrag aufs neue einzubringen. — Hierzu bemerkt die „Kreuz-Zeitung": An dieser Mitteilung ist nur richtig, daß der Beschluß des Landes-Ausschusses dem Reichskanzler über mittelt und von diesem dem Bundesrare zugestelll worden ist. Dagegen fehlt den Vermutungen, die der Abg. Wetters an diese Tatsache knüpft, bis jetzt ,ede greifbare Unterlage. — Berlin, 4. Dezember. Gouverneur v. Lindequist meldet, daß sich die Unterwerfung der Hottentotten unter folgenden Bedingungen vollzogen habe: 1. Abgabe von Gewehren, Munition und Pferden. 2. Zusicherung des Lebens mit Ausnahme der Mörder. 3. Vieh wird den Unter worfenen soweit belassen, als solches zum Unterhalt der Frauen und Kinder erforderlich ist. 4. Die Unterworfenen werden vorläufig nach Gibeon übergeführt. — Berlin, 5. Dezember. Der Kommandant S. M. S. „Thetis" meldet unter dem 4. ds. Mts. aus Dar-es- Salaam: Oberleutnant zur See Sommerfeldt hat einen Ueberfall ausgeführt und ein aufständisches Dorf zerstört. Der Feind hatte Tote und Verwundete; auch wurden mehrere Gefangene gemacht. Der Gesundheitszustand ist be friedigend. -Oesterreich-Ungarn. Wien, 5. Dezember. Die „Neue Freie Presse" meldet: 12 Jnfanteriebataillone aus Linz, Krakau und Olmütz, sowie die in Wiener Neustadt und Wels dislozierten Dragoner - Regimenter haben heute nacht Befehl erhalten, sich zum Marsche nach Böhmen be reit zu halten. Offiziell wird dieser Befehl als eine not wendige Vorsichtsmaßregel angesichts der in Prag und in den nördlichen Teilen Böhmens herrschenden Stimmung be zeichnet, welche Ruhestörungen besorgen lasse. — Italien. Der „Kölnischen Zeitung" wird aus Rom gemeldet: Ein Artikel des Senators Arbib in der Turiner Zeitung „Stampa" hat hier ein gewisses Aufsehen durch die darin enthaltene Behauptung erregt, die deutsche Thronrede habe in italienischen Regicrungskreisen einen tiefen, aber keinen guten Eindruck gemacht. Man sehe darin das Streben der unruhigen deutschen Politik, welche nach irgend einer Gelegenheit fahnde, um ihre Vorherrschaft zu behaupten. Auch die Konferenz von Algeciras enthalte den Keim der Gefahr eines Krieges, der vielleicht schon im Früh jahre ausbrechen könnte. Italien könnte nicht eher aufatmen, bis die Gegensätze geschlichtet seien; jedenfalls sei Gefahr in Ver zug und höchste Vorsicht geboten. Letzteres wird in Arbibs Artikel als Meinung emes ungenannten Diplomaten ausge- aeben. Dagegen ist zu bemerken, daß tatsächlich die deutsche Thronrede im hiesigen Ministerium des Auswär tigen einen sebr kernigen, mannhaften Eindruck gemacht hat, daß man sie aber mcht anders deutet, als man muß, nämlich in durchaus friedlicher Weise. Man hält es in hiesigen amtlichen Kreisen nicht für erlaubt, an dem ehrlichen, auf die Erhaltung des Friedens gerichteten Willen des deutschen Kaisers zu zweifeln; daher glaubt auch die italienische Re gierung im Vertrauen auf die friedliche Gesinnung der deutschen Politik, daß auch die Konferenz in Algeciras in durchaus befriedigender Weise abschließen werde. — England. London, 4. Dezember. Das Kabi nett Balfour hat seine Entlassung eingereicht. König Eduard hat Campbell-Banner man zur Bildung eines Kabinetts berufen. — Damit endet eine mehr als zehnjährige konservativ-unionistische Regierungsära. Der Liberalismus, der am 21. Juni 1895 aus dem Amte getrieben worden war, kehrt an die Spitze der Geschäfte zurück, ob auf lange Zeit, ist eine andere Frage. Das nunmehr scheidende Kabinett hatte bei seiner Begründung noch den Marquis Salisbury als Oberhaupt gehabt. Außer ihm, den der Tod abrief, ist aus ihm vor eiiugen Jahren Chamberlain und der Herzog von Devonshire, um nur die hervorragendsten zu nennen, geschieden. Seit langer Zeit war Balfour die einzige kräftige Stütze dieser Regierung im Parlament, aber auch seine Stellung ist schließlich erschüttert worden. Ein kurzer Blick auf die konservative Aera, die das Ende des Viktoria nischen Zeitalters und die ersten Regierungsjahre Eduards VII. ausgesüllt hat, zeigt uns als wichtigste Ereignisse: den Buren krieg, die Verständigung mit Frankreich, das japanische Bünd nis und die Wendung zum Schutzzoll - Programm. — Japan. Tokio, 4. Dezember. Die „Kokumin" schreibt: Die Thronrede oes deutschen Kaisers ist eine Aussprache, wie sie so leicht keiner nachmacht, sehr geschickt und energisch. Die Stelle über Japan muß das Volk und die Regierung init Freude und Dankbarkeit erfüllen. Wir versprechen, daß wir des Kaisers Erwartungen nicht täuschen, sondern uns vielmehr mit aller Kraft Kulturauf gaben widmen werden. Mögen andere der deutschen Politik mißtrauen, wir erklären, daß unsere Regierung und unser Volk Deutschland richtig verstehen werden. Die Bezieh ungen zwischen beiden Ländern werden deshalb täglich wärmer, und es gereicht uns zu großer Freude, daß die Thronrede uns den Anlaß bietet, das auszusprechen, was wir schon längst aussprechen wollten. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 6. Dezbr. Montag fand im Saale des Feldschlößchens das 11. A b o n n e m e n ts k o n z e rt unserer Stadtkapelle statt. Wenngleich der Tag un günstig gelegt war (Stadtverordnetenwahl, am Sonnabend Vortrag), so war doch der Besuch normal. Das soll aber nicht etwa diejenigen entschuldigen, die aus Gleichgültigkeit für eine solche Sache lieber den Klubabend besuchen und dort dem Schafkopf huldigen. Wenn man erst allgemein zu der Erkenntnis kommen wollte, daß eine Kapelle einen schweren Standpunkt hat und unbedingter Unterstützung bedarf! Herr Plötzky hat ein ausgezeichnetes Konzert geboten. Nr. 2, Ou vertüre z. Op.: „Lustige Weiber von Windsor" von Nikolai, Nr. 6, Ouvertüre z. Op.: „Das Nachtlager von Granada" von Kreutzer und Nr. 9, Fantasie aus der Op.: „Der Wild schütz" von Lortzing waren fleißig geübt und kamen schön zum Vortrag, gewandt und ohne Härten. Ueber die Darbietungen des Solisten, Herrn Snoer, können wir uns nur dem an schließen, was bereits in den vorhergehenden Nummern ge sagt worden ist. Offen sei anerkannt, daß Herr Plötzky mit Verständnis und allem Fleiße und Ernste arbeitet: inöge sich die Anerkennung in guter Unterstützung zeigen. — Schönheide. Am Sonntage hielt der hiesige Kgl. Sächs. Militärverein „1898" im hiesigen Rathause einen Vortragsabend ab. Nachdem der Vorsitzende, Herr Ingenieur Alberti, die zahlreich erschienenen Kameraden und Gäste begrüßt hatte, ergriff Herr Assistenzarzt Di. Nebel aus Karolagrün das Wort zu seinem Vortrage über „Das Wesen der Tuber kulose als Volkskrankheit und die Mittel zu deren Bekämpf ung." In der mehrstündigen, interessanten Ausführung ver breitete sich der geschätzte Redner über folgendes: 1. Wesen der Tuberkulose (Infektionskrankheit), Ursache derselben, Krankheitskeime (Tuberkel und Tuberkbazillus), Uebertragung, keimvernichtende Einwirkungen. Die hauptsächlichsten Formen der Krankheit in Hinsicht auf die Umstände bei Eindringung des Keimes in den menschlichen Körper: Jnhalationstuber- kulose (Einatmung), Fütterungstuberkulose (durch die Nähr ung), Jmpftuberkulose (durch Verletzung der Haut oder Schleimhaut). Nähere Ausführung dieser Arten: Vorgänge bei der Aufnahme der Tuberkeln, Formen der Einatmungs tuberkulose (Infektion durch die Lunge) inbezug auf die Empfänglichkeit des Menschen (latente und manifeste Tu berkulose), Symptome beim Eintritt der Krankheit, Formen der Uebertragung bei Infektion des Darmes (durch tuber kulöse Personen, Einzelkelch), Entstehung der Jmpftuberkulose (Berufe und Gebräuche, die diese Formen herbeiführen oder fördern). Mortalität (Sterblichkeitsziffer) der Tuberkulose,