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da rt. Diese Nummer umfaßt 14 Seiten. Außerdem liegt das achtseitige illustr. SonntagMatt bei. Das Wichtigste vom Tage. Der Gesetzentwurf über di« Unterstützung kinder reicher Familien wurde von der franzSsi- schen Kammer angenommen. Der württembergtsch« Finanzminister v. Gehler bezeichnete in der Ersten württemvergi- schen Kammer die RetchsvermügenSzuwachs- steuer alS einen nicht ungefährlichen Ein griff in die Steuerhoheit der Bundes staaten. , Die Entwürfe zu einem neuen Patentgesetz, Gebrauchsmuster ge setz und Waren-«ich en. gesetz werden vom Reichsan-etger vertzfsent- licht») Die rumänischen Truppen haben bet ihrem vor- dringen auf bulgarisches Gebiet Gilt» stria besetzt. Bulgarien hat erklärt, keinen widerstand leisten -u wollen?) * Präsident Wilson hat dem Senat di« Ernennung I. w. Gerards -um Botschafter in Ber- lin -uv Bestätigung unterbreitet. 1 stq, an and««, «t,il,. ^^Mutmaßliche WWchung am 1». IM; Nordweft- wind, woMg. kühl, zeitweise Niederschlag. 'M: Die Fehler üer DreibunäpolMK. '«p Auch der neue Waffsngäntz auf dem Balkan neigt sich allem Anschein nach dem Ende zu. Zwar betonen di« Bulgaren dem serbisch-griechischen .Siog-esjubSl gegenüber, Paß -sie ihrerseits das <^>i«l noch lange nicht verloren hät- tenj, daß es auch noch keineswegs verzweifelt für fie stehe. Aber .sie sind'» doch eben Müde geworden, weiter zu spielen. Und an einem guten Spiel verliert man die Freude sicher nicht so plötzlich, daß man'» mitten in der Partie abbricht. Bulgarien ruft jetzt Mst die russische BerMtttelung an, die es vor wenigen Wochen noch mißtrauisch ablchnte. Die Ab lehnung war damals gleichbedeutend mit der Aufnahme des Krieges. Sie stellte zugleich Men empfindlichen Schiffbruch der russischen Politik dar, dem der Zar hatte sich SW der Protektor de» Balkan» aus den vteMnd und dm Pansla wismus stützen wollen und mußt« tzn> seiner bitteren Ent täuschung erleben, daß Bulgarien diesem versuche feine Mit wirkung und damit die Durchführbarkeit entzog. Jetzt ist Grund zur Enttäuschung auf de« Änderen Seite, nämlich da, wo man Bulgarien» mutige Opposition gegen die rufst- sche Abhängigkeit mit hoffnungsvoller Freude begrüßt hatte: auf der Seit« Oesterreichs. Jetzt taucht aus dem großen Schiffbruch schließlich doch der russisch gefärbte Balkanbund wieder auf. Die Frucht aller diplomatischen Bemühungen der österreichischen Regierung, der Protest gegen die Zaren note, die VeriMittelungsverfuche zwischen Bulgarien und Rumänien, die Sicherung der Dreibundüinigkeit, das alles erscheint verloren. Und das ist doch im Grunde genommen das, was dem Balkanspiel erst seinen tieferen Sinn gibt. Die kriksgerisen Akteure haben gar nicht, die Hauptpartie. Die wird vielmehr van den Diplomaten hinter den Kulissen der kampfdurchdröhnten Balkangebirge gespielt. Rußland gegen Oesterreich und weiterhin Tripleentente gegen! Drei- buäd, das ist der wahre Wettkampf. Eine Art Hazardspiel bei dem, wie sich nun herausstellte, die österreichische Diplo matie auf die falsche Karte gesetzt hat. Sie hatte den Bulgaren zuviel zugetraut. Glücksspiel, könnte man sagen. Woher sollten die österreichischen Politiker vor her missen, welches Pferd al» erste» durch» Ziel gehen würde? Aber zur diplomatischen Kunst gehört es nun ein mal auch, möglichst ost richtig raten zu können. Und außer- dem ist die Politik nicht nur GWchSPböl, Mst auf dem Balkan nicht.' Vllerding», daß die, vulgaren schm vor den Serben und Griechen erlahmen würden, da» war nicht ohne weitere» vorauszusehsn. Da» war «ine unberechenbare Laune der Krieg»fortuna. Und wann deshalb jetzt die Bulgaren Generalissimus Sawow absetzen, weil er haupt sächlich zu dem unglücklichen Kampf gehetzt hab«, so omvstn- det man da, einigermaßen al» Ungerechtigkeit. Derselbe Mann wäve für dasselbe Verhalten Hochgefeiert worden, wenn da» Schicksal dm bulgarischen Waffen günstiger ge wesen wäre. Da handelt es sich nur um Masfmstimmungrn, die ihr Opfer haben müssen, da« symbolisch wie de« alt- testamentliche Sündenbock dm Zorn über alles Unglück auf- Bei der österreichischen Diplomatie stund'» aber denn doch wesentlich ander». Wem das wetter wendische KveigsMck die ersten Lorbeeren im dm Schoß werfen würde, das -oovausguwissen, kann billiger Weise zwar auch von ihr Nicht erwartet werdens Wohl aber hätte fie einsehsn müssen, — und von mehr als einer Seite ist'» ihr auch rechtzeitig genug gesagt worden! — Paß Bulgarien für sich au» mehr wie einem Grunde «ine unsichere Karte war, aus hke nicht zu viel und sicher nicht alles riskiert werden durfte. Wie das Spiel nun einmal stand, kannte Ruß- land mit dm serbischen und griechischen Interessen operie ren, Oesterreich mit dm bulgarischen und rumänischen. Gün stiger warm dabei allerdings zunächst die russischen Karten, denn zwischen Serben und Griechen fehlt die störende Rioali- tät, die da» Verhältnis van Bulgarien zu Rumänien ver dirbt. Letztere Staaten kommen beide für ein« etwaige Bal- kanhqgemonie in Betracht und die dadurch gegebene Kon- kurren- erschwert es natürlich außerordentlich, mit diesen Staaten einheitlich zu operieren. Oesterreich versuchte das nun in dem Sinn«, daß e» mit der rumänischen Freundschaft al» konstanter Größe rechnete und van da aus dm Bulgaren di« weitgehendsten Zugeständnisse auf Kosten Rumänien« machm zu können glaubte. E» hat aber Rumänien da Sonnabenä, 12. Zull 1S13. 8. Zrchrgeu g. unck ren- tlon »en. »,« S«»äh» «Ich Mer Tageblatt MW Anzeiger für -as Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt."" NAW Sprechstm,»» -w «e-aktte« mit stu-nah«» -w Sonntag, nachnüttag- 4-» Uh». — r*l«gramm.st»r»ff»: Tageblatt stu—rzgrblrg». Ivmspnch«, SS. N kür mwerlangt »tng*sau-t» Manuskript« kann b«w4h» nicht grinst»« ««-««. Dr. ISS. durch -van sich ahgestoßm und so ist nun sein Spiel ganz und gar von dem unerfreulichen Schicksal Bullgaviens abhängig geworden. An Bulgarien aber hat Oesterreich künftig um- soweniger, als dieses nun auch pon Rußland eine recht zart« Behandlung erwarten darf. Denn einmal Hirt Rußland ein materielles Interesse daran, neben seinem Nachbarn Rumä nien auch Bulgarien nicht zu sehr .schwächen zu lassen und außerdem muß es auf die moralische Eroberung Bulgariens für seine panslawistische Protektionspolitik Wert logen. Es wird also noch dem bekannten Schema perfahren: Kehre zu rück, es ist alles verziehen. Hätte.Oesterreich lieber von vornherein auf die rumäni sche Karte gesetzt, so hätte es diese für alle Fälle in der Hand behalten. Denn Rumänien hat von Rußland nichts Gutes, und von Bulgarien die Uebevflügelung zu erwarten. Es ist durch das breite Verkehrsband der .Donau Mit Oesterreich und durch die Verwardtschaft des Herrscherhauses mit Deutschland verknüpft. Es ist.vor allem ein kräftiges Volk, da« sehr wohl die Aufgabe, al» DreibundskeU Wischen Rußland und dem Balkan zu dienen, aushalten könnte. Die sen Trumpf durfte sich eins weitschauende Diplomatie kei neswegs nehmen lassen. Ob.sich dann Bulgarien dazu fand oder nicht, hätte erst die Sorge Weiten Grades zu bilden brauchen. Jetzt hat sich Oesterreich glücklich Wischen zwei Stühle gesetzt und über feinen Reinfall kann Rußland von neuem nach den fast schon verlorenen» panslawistischen Para diesäpfeln greifen. Ein Erfolg, den es außer dem Ungeschick Oesterreich» aber wohl auch noch feinem größeren Aufwand am Energie zu danken hat. Und da» ist ein weiterer Vor- murf, dm man wie der österreichischen, so der gesamten Drstbundspolittk nicht ersparen kann: die letztere hat denn doch in ihrer an sich anerkennenswerten Friedensliebe zuletzt zu wenig Initiative und Aktivität gegenüber dm Balkan, fragen entwickelt. Es ist, als ob sie niach der annähernden Lösung der Adria- und Albanienifroge erlahmt wäre, trotz dem es vorauszusehen war, daß die Zurückdrängung des ser bischen Feuers von der Westküste nun «vst recht den Brand auf dem Balkan selbst wieder nuflodsrn lassen mußt«. Für die Zukunft bleibt ein schlechter Trost. Er liegt in der Hoffnung, daß Rußlands Schiedsgericht und Protektorat wohl auch mit dm gleichen Rivalitäten, Schwierigkeiten be kommen wird, an denen Oesterreich gescheitert ist, und daß sich dann neue Möglichkeiten ergeben, die Heute verlorenen Positionen wieder zu gewinnen.. Immer aber wird dann Rumänien der Staat sein, mit dessen Interessen die Drei bundpolitik am besten.rechnen kann, und an ihm müssen des halb die begangenen Fehler am erstm -wieder gut gemacht werden. Politische Tagesschau. . «ue. 12 Juli. . * Siir Reichsgcsetz übe, den Verkehr mit Waffen. Der Entwurf ein«« ReichWsetze» Über dm Vorkehr mit Waffen ist jetzt fertiggestellt und dm Bundesregierungen Mtgetetlt worden, damit diese in Betracht kommende amtliche Inter essenvertretungen anhören können. Der Gesetzentwurf ent. spricht dm im Reichstag geäußerten Wünschen im Hinblick Der MSächenhSnäler. Humor«ske von HamLruch. Nachd.uck i«rdoi«n. Mieze KrausMtnz Hatto es al» erste in der Pension Dünen schloß de» kleinen Ostseebades heraus, ersten», weil sie Der- linerin -war, und zweiten», weil .sie van Anfang an für dm Maller Will Holsten «in besondere» Interesse gehabt hatte. Kinder! sagte sie eine» Morgen» zu den anderen Backfischen, die sich nach dem Bade frühstückend um Miez« Stvandkorb räkelten, Kinder, ich weiß, woso der Kikfchaugust — dmn hinüber find wir un, doch wohl alle nach seinem bisherigen armseligen Pimselversuchen einig! —«immer so viel» Brief« bekommt, und zwar.nachgesandte Dhiffre-B-riofe aU» Berlin, v. Th. 118, Postamt 80, wohnt di« süße Schnecke! Er. per- pendikelt doch jeden Mittag am Strand entlang zum Vir- kmwäldchen, wo er fein« reichhaltige Korrespondenz durch- steht und meisten» gleich zerreißt, aber Nicht sorgfältig ge- nug zerreißt. Denn außer sein«, Vdrefl« habe ich gleich zwei ganze Briefe wieder zusamtniMgedetchselt, au» denen da» eine deutlich genug hervorgeht: Der Kerl sucht eine Frau! Und wa» da» UMtzste ist: Auf Vermögen logt er keinen be sonderen Wert, nur auf Augmd, Schönheit, Seele! Wa, wir doch alle in überreichem Maß» haben. Also, «er will ihn? — Igittigitt — Dante würde- mich sogleich enterben! — Dm laß dir man gefälligst selbst zum Geburtstag schen ken! — Man weiß ja noch nicht einmal, ob der Fatzke über- Haupt sein Einjährige« hat! blitzt,«»lachend durcheinander, verulken «ollen wir ihn natürlich nur,,nächt h«iratm! Mr -oben doch Gchhmackl beruhigt« Miez, iHv» entrüsteten Freundinnen, Jede von un» schreibt ihm einen zärtlichen Brief: Mit Bezugnahme auf Ahr« Lnnoewe — vorteilhafte Gelegenheit, sich im Seebad« kei-.M -u lernen — wider wenig«» Veld al» Ideale und hausfrauliche Tugenden — Sehnsucht nach Seelenharmanet« — und so. Alles da» mit Herzschmalz nicht zu knapp angesetzt. Wenn Vas angeklln- digte Wetter-Minilmum dann wirklich herüberkommt, haben wir wenigsten» genug Fez, um nicht in Schimmel und Grün- span anzusetzen. Heute abend gleich ist das schriftstellerische Meisterwerk aufzubauen, morgen früh lesen wir uns den Sirup unserer Phantasie vor, in dr«i Tagen schmiert es sich unser Kitsche, via Berlin bereit» äuf seine Schrippen, und schmeißt einer van un» den Appel de» Pari» auf die dies- bezügliche Neese. Einverstanden? Na und ob! Der Tag hatte plötzlich einen höheren In halt bekommen. E» war allen, ab» ob sie .sich für di« Mit- Wirkung bei einem höchst künstlerischen Unternehmen vor bereiten müßten, dem gegenüber Tennis, Konzert, Reu nion ihr« sonst so gewichtige Bedeutung verloren. Mieze Kraumntnz war mit den Resultaten am nächstem Tage mehr al« zufrieden: Kinder, daß ihr so genial wäret, habe ich Eurem schönen Augen auch nicht abgelesSn-l Md wie fein verschieden wir da» alle gedeichselt haben! Wenn er allen ebenso indivttunnel antworten will, mutz «r s«tn Köpfchen schon ein bißchen ausquetschen. — Md wirklich schien diese» AUeguetschen WM Holsten ganz besonder« MÜH« zu machen. So stellten wenigsten» unser« Heldinnen nach wenigen Ta- gen bereit» fest, al» st« ihr Objekt am vtrkmwMdchen mit dem Operngucker, den ein« der anderen immer wieder fort- rH, aUfmerHam verfolgten. Jetzt hat er dich in den fettigen Klauen! — Ne«, so men Flunsch kam er Nur -ei deinem Pflaumemfükat aufsetzen! — Rum läßt er di« allerletzt« Schrankkantmer fein«» -erzen» aufknallen. Backe! wirbelt« da» kreischend durcheinander, die gpintz, Nacht wich er nicht vom Ttntentervtnchen wegkommen! Ab« er mutzt- e, sich doch wohl etwa» leichter gemacht haben; denn mit fast post- wendender Pünkltchkett erhielt ein jede», Über ein« fingiert, postlagrrnde Adresse des speziellen Heimatortes hinweg, ein« — ja, war denn eine solche Frechheit schon jemals da gewesen! — ganz zweifellos hektographierte, stets gleich lautende Antwort: Direkt erschüttert durch das Vertrauen — seltene Mädchsnblume — Traum eines nie erhofftem Glückes — Bitte um nähere Aufschlüsse — Verhältnis gum FUturius — Leibgerichte — Hochzeit in England — Vater hat in seinem Bureau auch so einen Vervielfäl tigungsapparat. — Dieser Maler ist ja ein ganz Schlimmer! — Nein, «im Mädchenhändler ist er -ganz einfach! hieb Mieze Krausminz kurz den gordischen Knoten der backftschlichen Meinungsverschiedenheiten durch: Donau, wie ich e«l erst neulich in der Zeitung la»! Bon London nach Buenos Aires ist nicht mehr wett. Minnq, wenn wir. un» da wie- berschen müßten! Und wer weiß, in welcher Verfassung! Doch nun haben wir un» einmal da» interessant« Süppchen eingerührt, nun wollen wir «» wenigsten» mit Genuß, aber auch vorsichtig auslöffeln. Also, ich werde ihm zunächst ein- mal schreiben. — Man war sich am nächsten Tage darüber einig, daß dieser Brios viel «schwerer aufzusetzen geweftm war, al» der erste; und es gab da verschiedene Stellen, di« sie nicht nur sämtlich al» recht wenig witzig SWfanden, son der di« Mieze sogar schlankweg verwarf: Damit der Hase gleich den Braten riecht! Wir müssen ihn viel saubere, einwickeln. Da» mutzte doch wohl nicht so gantz geschickt und anreizend geschehen sein, denn jeder Brief erhielt wie- der nach vorschriftsmäßiger Zelt ein« sauber hektoguaphirtte, in allen Fällen gleichlautende Antwort. Jedenfalls aber stellt« der noch gar nicht so recht HeivawluMge feinen per- sönlichen »efuch aus da» nächste Schreiben hin in Aussicht. Nee, da» -werden wir dem Mädchenhändler lckchter machen! bestimmte Mieze kategorisch, morgen beim Mittagessen, nach der Supp«, kriegen wir dll«, wie gang zufällig, unseren Brief herav« und fixieren den Verbrecher. Ob er dann noch .......