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Dienstag, 2S. Juli 1S13 S. Jahrgang. Ar. 173 Diese Rümmer umfaßt 8 Selten. t » IM»- Mutmaßliche Witterung am R>. Aulirr Westwind«, zeitweise aufhetteknd, etwa» wärmer, lein «rheWchev SW» derschlag. "MU Der grüne Tisch in Bukarest. Die fikhrendm Diplomaten der Dalkanmächte halben sich nach Bukarest begeben, und am Dienstag oder Mittwoch werden, wie man versichert, die Vorfrte- densverhandlungen beginnen. Vielleicht wird, während sich die Delegierten in Bukarest am grünen Tisch niederlassen, inzwischen in Ni sch der Waffen» stillsta nd abgeschlossen werden, der dem Weiteren Vor» dringen der Balkarcheere in das Herz, Bulgarien» ein Ziel setzt. GS ist kein Zufall, daß e» gerade die rumä nische Hauptstadt ist, in der der Borfriede beraten wtrdt Rumänien, das sich in dem ganzen Balkankonflikt die grüßte Zurückhaltung auserlegte und sich trotz der Waft fenerfolge der Balkanheere gegen die Türken nicht aus seiner Reserve locken ließ, rupft nun die reifen Früchte vom Baum, ohne große finanziell« und ohne Menschen» Das Wichtigste vom Tage. Zwischen dem Staatssekretär von JagoW und dem französischen Botschafter in Berlin, Tambon, fand ein Notenaustausch über die Regelung des Luftverkehr» zwischen Deutschland und Frankreich statt. ' * Die russische Regierung scheint entschlossen, daß, wenn eine Demonstration gegen die Türken notwendig werden sollte, diese auf europäischem und nicht auf asiatischem Gebiete durchzuführen.*) Neueren Meldungen zufolge hat die Hapag gegen den Norddeutschen Llohd den offenen Kamps angEndigt. Der Nordatlanttsch e Dampfer» Pool darf also, wenn nicht im letzten Augenblick ein« Einigung zustande kommt, gl» gescheitert betrachtet werden. * Madrider Blätter verzeichnen di« Meldung, daß in Lissabon in der Nacht zum Sonntag eine Militärrevolte ausgebrochen sei und Hatz verschiedentlich blutig« Kämpf« stattge» fanden haben. * Ein Kollektivschritt d«r Großmächte in Kon» stantinopel steht bevor. Die Türken haben bereit» eingelenkt und ihr« Operationen auf Thrazien beschränkt.*) »1 NLY«r«» sUH» au andern einer langen HerumhUmpelei auf der letzten Wmstri der Nets« von vornherein zu Unmöglichkeit machen. bald hat «in« tückisch« Falt« tm Strumpf eist den Miß ge rötet, dann kam «ine Kein» Blase — aber st« war sicher nicht schlimmi — und nun liegt unser armer Student in Jlhausm stöhnend auf dem harten Kanapee in seinem klei nen GasthauistüLchm und kühlt den entzündeten Fuß, der mittlenv«tl« bi» zu der beträchtlichen Dick» «ine, reifest Me lone angeschwollen ist. Hätte ihm nicht die grundgütig« Wirtin mit verstehendem Lächeln ein bißchen »Maure Ton« ttd« und »in paar, gleich gertchttte n auf di, Stube -«bracht, was hätte er da gemacht I st» hat ihm erzählt, daß ihr AeMttr, «in strammer vuchch, wi« sie ge» m«tnt hatte, Lei den Soldaten ist, in der Stadt'der hat, al» er neulich auf Urlaub zu Haus» war, da» YMchchen vag lassen, und überhaupt, der Herr gleicht meimSm Friedrich so! tervedung mit dem Korrespondenten der römischen Tri buna erklärt, daß eine Aktion gegen die Türket mriö von allen Mächten beschlossen und durchgeführt werden könne. Rußland habe, so sagte der russische Minister präsident weiter, weder di« Absicht einer isolierten De monstration vor Konstantinopel, noch den Plan, in Armenien einzufallen. Diese Erklärungen sind be ruhigend und lassen hoffen, daß di« Harmonie de» Konzerts von Petersburg aus nicht gestört werden Wird. Wir werden in den nächsten Tagen die Bukarester Mel dungen eifriger lesen als sonst. Die Verhandlungen wer den hoffentlich nicht allzu lange dauern. Die Nieder lage, die Bulgarien in Bukarest erleidet, wird. Wohl schmerzlicher sein, als alle die verlorenen Kämpfe, die sein Ansehen, seine Macht und sein Militärisches Prestige so schwer verwundet haben. opfer. GS ist die vorsichtig operierend« Politik Eng lands, die Rumänien mit großem Erfolg ausgenommen^ hat. Die Rumänen waren in all den kriegerischen Tagen wett vom Schuß. Aber jetzt, da eS zum Schmausen geht, sitzen sie mit bet Tische. Und sie sitzen sogar obenan , und führen das Wort. Bukarest wird für die Bulgaren immer die Erinnerung an M schmerzensreiche» Golgatha behalten. Nicht nur, daß sie von den jüngst eroberten .Gebieten große Teile an di« damaligen Mitkämpfer ab treten müssen und daß sogar ihre türkischen Feinde an diesem Geschäft partizipieren? viel schmerzvoller sür die Bulgaren ist noch die Tatsache, daß man ihnen auch attbulgarische» Gebiet entreißen wird. Da» Silistria- Gediet haben sie schon früher geopfert. Jetzt verlangen die Rumänen auch noch die ganze Linie Turtukai-Bal- tschik, ein wertvolle» bulgarische» Küstenstück am Schwar zen Meer. Außerdem sind die Gerben kn der bulgarischen Beste Btdtn eingerückt und haben Lust, den nordbulga- rischen Zipfel zu okkupieren. Rumänien, da» di« serbische Grenze au» strategischen Gründ«« nicht verlängert sehen möchte, hat bereit» in Belgrad gegen di« Besetzung vi- dtn» Einspruch erheben lasten. Und so ergeben sich bereit» jetzt, wo eigentlich alle gegen Bulgarien einig sein sollten, Konflikte, di» schon wieder d«n Keim zu neuen Kriegsgefahr«« in sich wagen. Die Dinge «nb Wickeln sich auf dem Balkan schnell und di« Freund« von gestern stehen morgen einander mit blanken Waffen gegerttiber. Freilich, in Belgrad hat man allen Grund, sich nicht in neue Abenteuer zu stürzen. In zwei Kriegen haben di« Verben Sieg« auf Vtege erfochten, weil sie Waffengenosten hatten. Ein Krieg gegen Rumänien, da» ungeschwächt ist und seine ganz« Kraft zu entfalten vermöchte, könnte alla» zerstören, wa» die beiden Feld züge an Erfolgen gebracht haben. Die Bulgaren haben in Bukarest kein leichte» Spiel. Im allgemeinen wird ihnen nicht» Wetter übrig bleiben, als die Ansprüche ihrer Gegner zu befriedigen. Die feindlichen Heere, di« nicht mehr weit von Sofia, sind, könnten sonst in die bulgarische Hauptstadt ein dringen uNd die Annahme jeder FrtedenSformel er» zwingen. Begreiflich ist, daß die Bulgaren den Wunsch haben, die Bukarester Beschlüsse sollten einem Schieds gericht unterbreitet werden. Man hofft, daß diese!» SchiÄKgericht alltzu harte Bedingungen revidieren werde. Die Türken werden in Bukarest selbstverständlich nicht vertreten sein. Bulgarien betrachtet den Frieden mit. der Türket durch die Londoner Konferenz als abgeschlos sen, und da auch neuerdings die Serben und Griechen ausdrücklich verlangt Haden, daß die Türkei den Lon doner BorfriedenSvertrag beachten solle, so ist die Stim mung in Konstantinopel augenblicklich sehr gedrückt. Eine Berücksichtigung türkischer Wünsche würde ersten« die gegenwärtige Situation ungeheuer komplizieren, und zweiten» haben di« Ballanstaaten ein Interests daran, Bulgarien so stark zu erhalten, daß e» bündnisfähig bleibt. Jedenfalls wird da» Vorgehen der Türken ein Thema für di« Großmächte bleiben. Der russische Ministerpräsident Kokowzow hat inzwischen in einer Un- bedingt der wird nie liegen. Der Spott— mann hat kein« Zett. Ulster junger Spottwnvnn aber geht gelassenen Schrit tes durch di« Welt. Tine muntere Melodie auf den Lip pen zieht er die Dörfer enklang, deren Dächer wie große, rote Fleck« in dem Grün der Wiesen daliegen. Ihm singt der Bach ein fröhliche» Lied, bei jeder Blume kann er ver weilen, jede» Füllen, da» in der Koppel am Wegesrand sein« tollen Sprüng« vollführt, folgt seinem Lockruf und duldet, daß er ihm zart mit d«r -and über den Kops streichelt. Ufid dann steigt er d«n Pfad hinan zum Wald«. So sangen ihm di« Blätter noch^i« zu, so hört« er noch nie de» Winde» Zwiesprache in den Bäumen, die bald leiser, Milder wird, bald laut aufrauscht und braust und wilder tönt, bi» st« end lich ganz erstirbt, und nur da» leise Zwitschern «ine» Mö ge!» und da» Räuschen «in«r Eidechse im Laube de» Ge büsche, vermischt mit der Käs« eintönigem Surren, die blet«vn« Still« unterbricht. Aber einmal erglänzt blaUer Himmel durch spärlich« Bäum«. Da sieht «r hinab in da» Tal, da, sich leuchtend vor seinen Blicken aü»breitet. Unter ihm da» Dörfchen, da« «r «Len durchwandert, dann d«r ' Strom, in dessen trtig»n Fluten bunte Schiff« ruhig ihre» weg«» zieh». Mit Nattern durchzieht der Eisenbahnzug die Landschaft, und fern am Horizont kündet ihm ein« schwarz« Wolke von der großen Stadt, der «r vor kurzer Z«it entfloh. Mt, Lieder kommen ihm in den Sinn. Wie all unser Dich» t«n au» der Natur erwachs«« ist, erkennt er, und wie da» deutsch« Lied undenkbar ist ohne Wandern und Wald. Lau» senden «nd Abertaulsendm, die «ar ihm waren, fühlt er sich mit «inem Schlage genaht. Und wie wohl tut ihm der Wind, der ihm di« Wamen kühlt, wenn er sich aus der glücklich er reichten Höhe niedergelassen hat, um sein» klein», ab« kräf» > tig« Mahlzeit p» stch zu nehmen. Nb« dann erst die Abende in den Dörfern. Unter der Wem niemals fiel aas Wanäern ein! Plauderei von Werner Stamme. Nachb.uck »«rdoi»». Die Zett de» Reisen» ist wieder gekommen. Allmorgend lich füllen sich die Bahnhofshallen, und die Züge stampfen schwerer unter der Last d« Dauseiche, die st« für kurze Frist von den Sorgen de» Alltag» zu einer freieren, glücklicheren Zeit in di« Ungevundenheit ein«» Fetienaufenchalte» hin» wogführen. Da reist der Geschäftsinhaber und die Buchhal terin, der Fabrilherr und der Schlossermeister, die elegant« Dame mit ihrem Hauehalt von Kaffem und Köfferchen und der jung« Student mit dem wohlgepackten Rucksack auf den Schultern. Tr ist«», von dem ich hier schreiben will. Nicht! al» ob er allein da» Recht hätte, zu wandern! Ader Mit fttner Jugend, seinem frischen, freien Blick kann « so recht al» ein Sinnbild genommen «erden Mr all die Freuden, die da« Wandern schafft, für all die Segnungen, di« ein stnntMnäßer Aufenthalt in d« freien Natur für Körper und Geist Mt sich bringt. Da» Wandern ist kein Spott wie ander«! w» ist ein Zurückführen de» Menschen in ein« innig« vertraut« Beziehung zur Natur, di» ihm in den Städten, di« den Schauplatz seiner täglichen Beschäftigung bilden, notwendi gerweise verloren gehen mußte. Wohl bzwegt sich auch der Tenni»spt«ler, der FUHballkämpfer, der Ruderer mit sei» H nem Körper in frischer, gesunder Lust. M», seine Aufmerk samkeit gilt dem Spiel, «» sind greifbar« Dinge und Vor gänge, um di« er sich müht. Und mag dm Kampfplatz, den «r sich gewählt hat, im schönsten Wald» liegen, mag er der a Flutz sein, der sich glitzernd zwischen grünen Hüsteln windet, sein Auge ist aus ander« Dinge ««richtet. G» ist der Steg, d«r ihn reizt, und wer sich an Dingen aufhält, die nicht un Anzeiger Mr das Erzgebirge - mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. NiSakttoa «it ftomahm» Sonntag, nachmittag» 4—S Uh». — Lttmramm-ftörrll» r rogttlatt ftu»»rr-»btrg». -vmspreche» «. M-»» «tzmin S»P»IM»»«> -otg-g-a. für unverlangt ttngffanSM Manuskript« kann chrtvähr nicht geleistet iver-en. Maaustriptnicht«ÄuchlmtUeM Der verabschieäete Offizier. (Von unserem Berliner S> - Mitarbeiter.) , Augenblicklich ist viel die Rede von einer Anregung des Krieg»mtnister», in der die Kreise de» Handel» und der Industrie aufgsfordett werden, in ihren Betrieben v e r» avschiedet« Offizier« etnzustollem Di« an die Handelskammern wetterg«geben« Mitteilung muß schon darum Aufsehen erregen, weil ja der Staat selbst verpflich tet ist, für di, verabschiedeten Angehörigen der Arme« St» zu einem gewissen Grade zu sorgen, und e» gibt ja auch «ine ganz« Reihe von Stellen, die ihnen Vorbehalten find. Aller dings wird man nicht verkennen dürfen, daß es stch in der Angelegenheit um eine seit Jahren beklagte Kalamität Han» delt, und der gute Wille de» Kriegsmintster», einigermaßen Abhilfe zu schaffen und dm verabschiedeten Offizieren ein« neue Lebensbahn zu eröffnen, ist an und für sich durchaus anzueckennen. Di« militärische Karriere mag ha äußerlich recht glanzvoll fein, sobald aber der Lunte Nock auagezogen wird und man stch mit der kärglichen Pension begnügen .muß, ändert stch da» Bild gar sehr; wenigsten» der in niederem Grade Verabschiedete wird stch umsehen müssen, noch ander- weit Beschäftigung zu erhalten, um den Lebensunterhalt bestrettvn zu können. In solchen Millen ist aber der ehe» maktg« Offizier recht Übel daran, denn der bisherig« Beruf brachte naturgemäß nur eine Einseitige Ausbildung. Es muß darum rocht schwierig sein, sich in völlig nm» Ver hältnisse einzuarbeitm, wenn d'ie notwendige Vorbildung .fehlt. Gewiß gibt es manche Berufe, für die stch der ehe malige Offizier ganz gut eignet und in die «ine schnelle Ein arbeitung möglich ist, aber ebenso gibt es nicht wenige Er» werbazweige, die der Mersorgsältigstm Vorbereitung bedür fen und in die der ehemalige Offizier Nach seiner ganzen Veranlagung schlecht hineinpatzt. Dies gilt ganz besonders vom Kaufmannsstande, zumal stch nicht leugnen läßt, daß in militärischen Kreisen aus diesen etwas von oben herabgesehen wird. Nun soll mit einem Malo dem Leut nant oder Hauptmann a. D. der Weg geöffnet werden, im Kaufmannsstande Unterschlupf zu finden, um seine Bezüge aufzubessern. Es ist begreiflich, daß stch hiergegen der leb hafteste Widerspruch in dm in Frage kommenden Kreisen st« mit dem würdigen Pfarrer, und alle» scheint aus ihn, gerade auf ihn gewartet zu haben. Als ob der hemdsärme lige Fiedler laUter spielte! Al» er kam, da jauchzten dt« Burschen, und die Mädels drehten die Hälse nach ihm. Und dann rief ihn der Herr Pfarrer. Denn der war auch ein mal Student und freut stch, wenn er Mi «inem jungen Men» schm Erinnerungen tauschen kann «Us alter Zett, in der ihm der Scheitel noch nicht so silbern erglänzte, wo auch er noch mit fröhlichen Genossen da» Land durchzog, und ihm — vxr weiß — vi«lletcht auch gar «in Lunte» Band und «in« bunte Mütze da» Leben in schillernden Farben erscheinen ki«ß. Aber «» ist ein schwierig Ding um «in« Fußwanderung, dt« auch so genußvoll in Wirklichkeit vsrlaufen soll, wi« der, der st« unternimmt, «» stch in stillen Stunden «u»gemalt Katt». Wa» gibt r» da nicht alle» für Unglücke und klein« Hwischm- fälle, di« dt« Laune verderben wollen, wann st» nicht ge rade erst gar so schwerer Natur find, daß st« «in« Fortsetzung einer langen HerumhUmpelei aus der letzten Westre« in