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WMM für Wilsdruff Klatt Umts für die Königliche Amtshkuptmannschast Meißen, für das sowie für das Königliche Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff Forstrentamt zu Tharandt. Das Wochenblatt für Wilsdruff erscheint wöchentlich dreimal und zwar rNontaos, Mitt wochs und Freitags abends 6 Uhr für den folgenden Tag. — Bezugspreis bei Selbstabholung ron der Druckerei sowie allen Postämtern monatlich 55 vierteljählich r,60 Mk., im Stadt bezirk zugetragen monatlich 60 Pfg., vierteljährlich (,75 Mk., bei Selbstabholung von unseren Landaus gabestellen monatlich 60 Pfg., vierteljährlich 1,65 Mk., durch unsere tandausträger Zugetragen monatlich 65 Pfg-, vierteljährlich 1,85 Mk. — Im Falle höherer Gewalt, Rrieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen der Betriebe der Zei tungen, der Lieferanten oder der Veförderungseinrichtungen hat der Bezieher keinen An spruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugs preises. 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Für die Redaktion verantwortlich Oberlehrer Gärtner, Wilsdruff. Insertionspreis 15 pfg. für die 6-gespaltene Aorpuszeile oder deren Raum, von nutzer- halb des Amtsgerichtsbezirkes 20 Pfg., Reklamen 45 pfg. Zeitraubender und tabellarischer -aß mit 50 Prozent Aufschlag. Bei Wiederholung und Iabresum-'t^ Ra". . : Nr. 102. Donnerstag, den 31. August 1916. 73. Jahrg. Der amtliche Teil befindet sich in der Beilage. WmiBst kickch LtMlMW im LomeBet. WmeOnB smzösWr MMe Ws der Mm. — L MW FlMM Wer WO Ml. — Die erstell rmmW» WiMA Die MM» M AeMe» Mr. Vie rumänilcke Armee. Zur Kriegserklärung gegen Österreich-Ungarn. Deutsche Kriegserklärung an Rumänien. (Amtlich.) Berlin, 28. August. Nachdem, wie bereits gemeldet, Rumänien unter schmählichem Bruch der mit Osterreich-Ungarn und Deutschland abgeschlossenen Verträge unserem Bundes genossen gestern den Krieg erklärt hat, ist der Kaiser liche Gesandte i» Bukarest angewiesen worden, seine Pässe zu verlangen und der rumänischen Negierung zu erklären, dasi sich Deutschland nunmehr gleichfalls als im Kriegszustand mit Rumänien befindlich betrachtet. * clcr rumänischen Kriegserklärung. Strategischer Ausblick. Die 500 000 Mann, die im günstigsten Fall Rumänien ins Feld zu stellen vermag, sind nicht imstande, den Zeiger der Weltkriegsuhr umzustellen. Gewiß ist der Kräfte zuwachs durch ein neues, bisher noch nicht im Kriege ge wesenes Heer für unsere Gegner erfreulich, für uns nicht zu unterschätzen, aber von irgendeinem maßgebenden Ein fluß auf die Kriegslage kann und wird er nicht sein. Be trachten wir zuerst den durch Rumäniens Eintritt in die Reihe unserer Gegner unmittelbar berührten Kriegsschau platz im Osten. Die Russen haben mit ihrer Offensive, die nun fast volle drei Monate dauert,trotz anfänglicher Erfolgekein strategisches Ziel erreichen können. Am Stochod konnten sie Kvwel nicht bekommen, westlich Luck und bei Brody wurde ihnen Halt geboten und westlich Manislau kam ihr Vormarsch gegen die Armee Köveß zum Stehen. Ihr Vorstoß gegen Ungarn und Siebenbürgen verpuffte bei den Karpathen. Unsere Gegenoffensive hat ihnen dort bereits die Freiheit des Handelns völlig entrissen. Dazu kommt die Neugruppierung der deutsch-österreichischen Streitkräfte unter Hindenburgs bewährtem Feldherrngenie, deren Auswirkung man mit den größten Hoffnungen ent- gegenfehen kann. Eine rumänische Offensive an der fiebenburgischen Grenze hat geringe Aussicht, da die hohen Gebirgszüge schwer zu überschreiten sind und dem Verteidiger eme sehr günstige Position ge währen. Dazu kommt die durch den bulgarischen Vorstoß geschaffene vorzügliche Lage an der makedonischen Front, die unter Umständen gestattet, die Saloniki-Armee mit ge ringen Kräften in Schach zu halten und starke bulgarische Heeresyöteilungen im Norden zu verwenden. Auch die Türkei ist durchaus in der Lage, hier, wo ihre Interessen am empfindlichsten berührt werden, starke Kräfte einzusetzen. Sollten die Russen sich also durch Rumänien gegen die Bulgaren werfen, fo werden sie Gegner finden, die ihnen völlig gewachsen sind. Außerdem ist zu bedenken, daß Lie Russen in diesem Falle an anderen Stellen der Ostfront ihr Menschenmaterial schwächen müssen, was wieder Len Gegenmaßnahmen der Mittelmächte zu gute kommt. Sehen wir nun nach Westen und betrachten zuerst die Lage an der rtauemschen Front, so kann man mit voller Zuversicht erwarten, daß auch neue italienische Anstren gungen dort nichts erreichen werden. Cadorna hat nicht vermocht, feinen Erfolg gegen Görz nach der Richtung Laibach oder Triest auszubauen. Seine Truppen stecken im Wippachtal fest und müssen gegen viel stärkere österreichische Höhenstellungen anrennen als je bisher. Und in Frankreich und Flandern hat die große seit über acht Wochen währende Offensive der Engländer und Franzosen, bei der unsere Gegner bisher mindestens 800000 Mann in vorderster Linie einsetzten, wie neutrale Kritiker hervorheben, einen erbärmlichen Erfolg gehabt. Auf einer Linie von 28 Kilometern hat sie unter furcht baren Opfern die deutsche Front um vier bis fünf Kilo meter zurückdrängen können. Von einem Durchbruch ist keine Rede. Die deutsche Mauer steht völlig unerschüttert da und wird auch fern-w alle Angriffe abprallen lassen. Einen irgendwie merklichen Abzug deutscher Kräfte vor. dort aber vermag Rumäniens Eingreifen zugunsten unserer Gegner auch nicht zu bewirken. Der neue Feind ist also in keiner Weise imstande, die Kriegslage irgendwo und irgendwie in entscheidender Weife zu beeinflussen. Durch die Kriegserklärung Rumäniens an Österreich- Ungarn hat die Entente einen neuen Bundesgenossen und einen weiteren Kräftezuwachs erfahren. Die Friedensstärke. Die rumänische Wehrmacht gliedert sich in die aktive Armee, die Reserve der aktiven Armee und die Miliz (Landsturm). Die aktive Armee und deren Reserve bilden im Kriege das Operationsheer, die Miliz hat die Be stimmung, im Innern des Reiches sowie im Rücken der Armee verwendet zu werden, wozu sie nach Bedarf in Ein heiten zusamniengezogen wird. Bei einer Bevölkerung von etwa 70- Millionen werden jährlich 70000 bis 80000 Mann wehrpflichtig, das Rekrutenkontingent betrug für l9I3/I4 52000 Mann, der Friedensstand beträgt etwa 6000 Offiziere und Beamte, 5300 Unteroffiziere, 81900 Mann und 24 000 Pferde. Die Operationsarmee. Im Kriege besteht die Operationsarmee (ohne Ersatz- und Besatzungstruppen und ohne Miliz) aus 220 Batail lonen, 12 Grenzkompagnien, 83 Eskadrons, 174 Batterien, 19 Festungsartilleriekompagnien und 30 technischen Kom pagnien, mit einem Gefechtsstande von rund 250 000 Ge wehren, 18 000 Reitern, 700 modernen Geschützen und 300 Maschinengewehren. Der vorhandene Überschuß an aus gebildeten Mannschaften läßt aber Neuformationen im- Kriegsfalle wahrscheinlich erscheinen. Die Ententepresse gab daher die Kriegsstärke der rumänischen Armee wieder holt zu 500000 Mann an. Da Rumänien während der Dauer des Weltkrieges Zeit genug gehabt hat, um die Vorbereitungen dafür zu treffen, muß damit gerechnet werden, daß diese Neuformationen auch unmittelbar bei der Mobilmachung aufgestellt werden können. Rumäniens Festungsanlagcn. Die Befestigungsanlagen waren hauptsächlich gegen Rußland angelegt. Sie bestehen aus der befestigten Sereth> linie, die die 80 Kilometer breite Zone zwischen Karpathen und Donauniederung absperren sollte. Sie besteht aus den Brückenköpfen Galatz und Nemoloasa, der Gürtelfestung Foksani und der Eisenbahnbrückensicherung bei Cosmesti, sie liegen sämtlich am Sereth und an der Donau. Den Stützpunkt für die ganze Landesverteidigung bildet die permanente Lagerfestung von Bukarest, die nach Plänen des bekannten belgischen Festungsbauers Brialmont erbaut worden ist. Der Fortsgürtel besteht aus 18 Forts und 18 Zwischenbatterien und bildet einen Gürtel von 72 Kilo meter. Im ganzen sind 60 Panzertürme für 12- und 15-Zentimeter-Kanonen und etwa 70 Panzerlafetten für 21-Zentimeter-Haubitzen, außerdem 350 mobile Fern- und Nahkampfgeschütze als Hauptgeschütz^serve vorhanden. -K unsere s^akrungsmittelverforgung? So fragt man sich angesichts Ler rumänischen Kriegs- rllärung. Hierauf können wir erwidern, daß die Ab- ichmenkung Rumäniens zum Viervcrband auf unsere Rahrungsmittelversorgung ohne wesentliche Bedeutung wird. Denn die Abschlüsse aus der letzten Ernte sind im wesentlichen eingeführt. Ein Vertrag über die neue Ernte war noch nicht zustande gekommen. Bei unserem Wirtschaftsprogrgmm für 1916/17 ist irgendwelche Einfuhr aus Rumänien überhaupt nicht in Rechnung gestellt worden. Der gesamte Ausfall unserer Brot- und Futtergetreideernte wird, wie man heute an- uehmen darf, 5 Millionen Tonnen mehr betragen als der vorjährige. Dazu kommt noch die Ernte aus den besetzten Gebieten, so daß wir auf die rumänische Einfuhr, die im Maximum 1,4 Millionen Tonnen betragen hat, getrost verzichten können. Der rumänische Konflikt ändert auch nichts an der inzwischen bereits beschlossenen und demnächst bekanntgegebenen Erhöhung der Brot- rationszuschüsse, die wir auf Grund des Ernte ausfalls bewilligen können. Ebenso haben die Verord nungen betreffend die Bewirtschaftung von Hülsenfrüchten und Gerste auf die rumänische Einfuhr keine Rücksicht mehr genommen. Wie bei dieser Gelegenheit mitgeteilt werden kann, soll zur Vermehrung des zur Verfügung stehenden Schweinefulters die Kornspiritusbrennerei möglichst gänzlich eingestellt werden. Die Verwendung der Gerste zu Branzwecken wird aus ähnlichen Gründen auf mehr als die HälUe vermindert. Bezüglich der Kartoffel brennerei scheinen im Publikum allerlei irrtümliche Auf fassungen zu bestehen. Der Eiweißgehalt der Kartoffel wird durch die Verbrennung fast gar nicht verringert, sondern in der Schlempe erhalten. Die Schlempe ist daher als Futter nicht viel weniger wert als die Kartoffel selbst, sür die Futterzwecke aber andererseits auch schon deshalb nicht entbehrlich, weil sie gewisse, nicht marktgängige Futter stoffe, wie z. B. Spreu, erst für das Vieh aufnahmefähig macht. ' Das Produkt der Kartoffelbrennerei wird im übtigen fast gar nicht zu Trinkbranntwein verwendet, sondern hauptsächlich zu technischen Zwecken. Der Ersatz des technischen Spiritus durch die Holzspiritusfabrikation ist eingeleitet, wird aber voraussichtlich in diesem Winter noch nicht so weit sein, Laß er den Kartoffelspiritus völlig zu ersetzen vermag. * ch * Rumänien — äas sckmackbeäeckte L.2nä. Wien, 29. August. In den hiesigen maßgebenden Kreisen besteht nicht die Absicht, die rumänische Kriegserklärung durch eine amtliche Erklärung z« beantworte». Während also unsere amtlichen Kreise Rumänien mit dem beredten Schweigen begegneten, findet das der Re gierung nahestehende „Fremdenblatt" Worte, die wie Fuß tritte und Peitschenhiebe wirken. Das Blatt leitet den Artikel mit dem Hinweis ein, daß Rumänien selbst Italien an Niedrigkeit übertroffen habe. Italien habe wenigstens einige Wochen vor der Kriegserklärung den Bündnisvertrag mit der Monarchie außer Kraft gesetzt. Rumänien aber war bis Sonntag Abend 9 Uhr 8er Verbündete. Ler Monarchie und hob den Bündnisvertrag einfach durch die Kriegserklärung auf. Dieser unvermittelte Sprung vom Bündnis in den Krieg stehe in der Geschichte einzig da. Das Blatt fährt fort: Rumänien hat alle Rücksichten, die Anständigkeit, Selbst achtung und Sittlichkeit erfordern, mit Füßen getreten und ist — man hätte das nicht für möglich gehalten! — auf eine noch tiefere Stufe gesunken, als selbst Italien. Es ist einleuchtend, daß zwischen der italienischen Kriegserklärung an Deutschland und der rumänischen Kriegserklärung an Osterreich-Ungarn ein innerer Zusammenhang besteht, und daß Las gemeinsame Vorgehen der beiden Verräter das Ergebnis eines Komplottes ist . . . Wie die Hilfe Italiens im vorigen Jahre Österreich- Ungarns und Deutschlands Siegeszug im Osten nicht aufzu- balten vermochte, wie trotz des Eidbruches des Königs Viktor Emanuel die Befreiung Polens von der russischen Herrschaft nicht verhindert wurde, so wird auch der heimtückische und nichtswürdige Überfall Rumäniens nicht imstande sein, dis Wage des Krieges zu unseren Ungunsten emporschnellen zu lassen. Ihm werden sein Treubruch, und Verrat ebensowenig zum Glück und Vorteil gereichen wie Italien. Die rumänischen Staatsmänner, die den Namen ihres Landes mit so beispiel loser Schmach bedecken, werden einst von ihrem Volk verflucht werden wegen des furchtbaren Unheils, das sie über dieses , heraufbeschworcn. .Mit ergrimmtem Gemüt und gerechtem Zorn, aber mich mit Ruhe und Zuversicht treten wtt in diesen neuen, uns aufgezrvungenen Kampf ein. fest ent schlossen, auch diesen verräterischen Bundesgenossen nieder zuwerfen. Und die „Wiener Allg. Zeitung" schreibt: Die rumä nischen Staatsmänner dürften sich darauf berufen, daß Rumänien mit dem Dreibund verbunden war, und daß mit dem Abfall Italiens auch die Verpflichtung Ru mäniens aufhörte. Dem gegenüber muß festgestellt werden, daß der Dreibund mit unserer Allianz mit Rumänien gar nichts zu tun hat, da unser Bündnis schon vor der Allianz mit Italien bestand. Bratimms Heuchelei wird in ein grelles Licht gestellt durch den Umstand, daß Rumänien tatsächlich noch bis zum letzten Sonntag Oster-