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««»» »I» Nvfaa»» »— S»/»»at»« turch 1,n>fpk«ch,r «rf-Iit »t«» La» Manuskript nicht -«itlich taadai ist, Dienstag» 26. Mai 1914. Nr. 119. 9. Jahrgang. /wer Tageblatt WWW MnMger fm oas Erzgemrge Mm MMWZ mit -er wöchentlichen Unterhaltunssbeilase: Muer Sonntagsbla«. M-i^D ira,«r UN» Mu.,-»,lirllrn.s»«!« SprechssunS» ürr Ke-aktio« mit stuenahm» -er Sonntag» nachmittog« 4—s Uhr. — «.»lrgramm.)t-r»ss», Taarblatt fiu»«rzg»-tr«. -mm^recher SS. »'N» »i» chusaa». s-s»rat— L^m.n^Äst'.uuns.n .n'^,?n' rar unverlangt »Ingrsau»«» Manuskript, kann »«rühr nicht g.üist.t WN-.N. m°kufk'"pMt'»'^V^ Diese Nummer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Königs-Geburtstag wurde gestern alleror ten in der üblichen festlichen Weis« gefeiert; die Dresdener König-Parade wurde abge-> s a g t.*) * Wie verlautet, wird Dr. Kaempf sich nicht wieder für eine Wiederwahl als ReichStag-prüfi- dent zur Verfügung stellen. * Bei der gestrigen Stichwahl im Reichstagswahlkreis« Osterburg-Stendal wurde der National liberale Wachhorst de Wente gewählt.*) 1 * Die deutsch-türkischen Vertragsverhand lungen haben gestern in Konstantinopel be gonnen. » In Durazzo sind zwischen dem Fürsten von Al banien und den Aufständischen Verhand lungen ängeknüpst worden, um eine Eini gung herbeizufWren.*) lvaS englische Unterhaus nahm in dritter Les ung die Homerulebill mit 857 gegen 274 Stim men an.*j »t Mhere» fl«i« <m and«« SNll«. IE- Mutmaßlich, Witterung am 27. Mai: Keine Wit- terungsändrrung. Erwiesene Rriegsgreuel. Man erinnert sich, daß mährend der gangen Dauer der Dallankriege die Berichte van Grausamkeiten auch gegen le, Zivilbevölkerung im feindlichen Lande lein Ende n-bmen wollte. Ls wurde gebrannt und maffalktert, daß es zum Entsetzen war. Und allem Anscheine nach hat keine der kriegführend«». Parteien von diesem scheußlichen Ver fahren ei n^Ausnahme gemacht. Selbst! fetzt in dem kleinen Krieg in Epirus verlcnginete sich der Balkanchavakter der Kriegführenden nicht. Die Garnegiekommission, die den Kri-ogschauplatz bereiste, macht authentische Mit teilungen über die Vorkommnisse. Mochten es nun die kulturell niedriger stehenden Albaner oder-mochten es die Griechen sein, die sich ihres Christentums und ihrer Bil dung rühmen, und-beides zur Grundlage ihrer befände-en Ansprüche machen : mit dem Mute unschuldiger Frauen und Kinder sind beide Parteien reichlich befleckt. Ja gerade gegen die Griechen erhebt die EarnegiekoMmission die schwersten Vorwürfe. Sie sand ganze Dörfer niederg.- bvamit, sie fand die Leichen van Frauen und Kindern oft zerstückelt und entstellt in den Flüssen oder auf den Feldern, sie traf Scharen weinender und hungernder Kinder in d.n Bergen, "die vergeblich nach ihren massakrierten Eltern such ten. Man hat diese Tatsachen den Griechen denn auch vor- gehalten, und ihren politischen Ansprüchen kommt deren Bokanntwerden sicherlich nicht zugute. Denn, man mag noch so realpolitisch denken, "so -wird man doch keinesfalls den moralischen Faktor größerer -oder geringerer Achtung, die ein Balkanstaat bei den Grohmächten genießt, gleich Null setzen dürfen. Selbst unausgesprochen wirken solche Im ponderabilien in den Herzen der verhandelnden Diploma ten mit und werden, ihre Gdanken beeinflussen. Um wie viel mehr, wenn sie schwa-z auf weiß mit unzweideutig registrierten Tatsachen ins Bewußtsein fallen. Die Earnegiekommission hat sich durch diese Kontrolle '-e- Kriegführung ein Verdienst um di», europäische Kul tur e worben. Sie hat auch nicht etwa nur in dbm Sinne gewirkt, daß sie begangene Grausamkeiten zum Nachteile ihrer Urheber in die Wagschale der diplomatischen Verband lungen warf. Sie hat auch manche Greuel direkt verhüten können. Uebevall, wo sie erschien, ließ sich doch eine ge wisse Zurückhaltung der wilden Leidenschaften bemerken. Sie stärkte sowohl den Offizieren wie den etwa noch vor handenen behördlichen Instanzen das Rückgrat in ihrem Vorgehen gegen gewisse Täter. Auch kulturell tioistehende BevölkeruMskretse zeigten doch schließlich ein Gefühl da- für-daß es nicht gut sei, in den Augen Europas allzu blut triefend dazustehen. So war di« "Kontrolle der Balkan, kriegführung durch die GarnegiekaMmWon immerhin ein Gewinn, wenn auch zunächst «in beschränkter nach Mei Seiten hin. Diese Erkenntnis hat den Anlaß gegeben, zu einem beachtenswerten Vorschlag für die. nächste Friedenskonferenz. Es wurde nämlich angeregt, solche neutralen aus den verschiedenstem Nationen zusam- mongestellten Kommissionen in jedem Kriege den streiten den Parteien zur Seite, zu stellen. Dies« Kommissionen würden gewissermaßen das Gewissen der Zivilisation auch mitten im Kriege noch verkörpern. Sie.sind leicht möglich Nicht nur, daß die praktische Tätigkeit der Tarnegiekom- Mission das bewiesen hat. Mir haben ja auch das rote Kreuz, wir haben di« Militärkommission, die völlig neu tral auf dem Kriegsschauplatz wirken, entweder um zu helfen, wo die modernen Mordwaffen ihr« grause Schuldig, kett getan haben oder um zu beobachten, wie die neusten wissenschaftlich ausgeklügelt^ Regeln der "Kriegsführung ich in der Praxis bewähren. Neben solchen Organisationen kann es nicht schwer sein, eine neue etnzuführcn, die kon trolliert, wie weit die Ansprüche modernes. Zivilisation auch in dem Krieg eingehalten worden sind. Und je weniger sich verbrannte. Dörfer und Frauen und Kinderleichen und andere Denkmäler unberechtigter Grausamkeiten au» der Welt schaffen lassen, umso zuverlässiger könnten die Be richte solcher-Kommissionen sein. Vor ihrem Zeugnis wer ¬ den sich di« Kriegführenden dann scheuen lernen und so wird jedenfalls künftig sehr Violen Grausamkeiten gegen die Zivilbevölkerung vorgebeugt ^werden. Die modernen Kulturvölker und diejenigen, die dazu gerechnet werden wollen, wie die Nationen auf.dem BalMn, haben umso mehr di« Pflicht, die Regeln der Sittlichkeit auch im Kriege nicht einfach beiseite zu stellen, al» selbst unzivilifierte Völker ihnen darin ein besseres Beispiel geben. Die in dischen Stämme, di« miteinander Krieg "führen, schonten schon vor Jahrtausenden den Landmann, da er für Freund und Fe"nd.gleich nützlich sei. Und kriagführvinde Indianer stämme Amerikas ließen den Kaufmann selbst Mischen den kriegführenden Parteien ungestört hin und hergehn. Möge die. internationale ^Kontrolle der Kriegführung auch die europäischen Völker wenigstens auf diese Höhe führen. Die Flucht äes Fürsten von Albanien O Wenn, wie kaum zu beMeifeln ist, die Nachrichten aus Durazzo sich bestätigen, hatte Wüst Wilhelm von Al banien, wenn allerdings auch nur vorübergehend, den Boden des Fürstentums verlassen und war mit Frau und Kindern auf ein italienisches Kriegsschiff ge flüchtet. Rascher, als sollst Pessimisten befürchteten, hat damit die Herrschaft de» Mhret ihren ersten, möglicherweise tötltchen Stotz erlitten. Ms am 7. März Fürst Wil helm im verwahrlosten, hastig aufjgeputzten frühlings blühenden Durazzo landete, war die Stimmung so hoff- nungsfreudig, wi« sie e» bei der Unsicherheit der Zustände nur irgend sein konnte. Gewiß verhehlte sich niemand und auch der Herrscher nicht die unabsehbar« Mühsal der Zukunft. Da» Land mar «ine diplomatische "KunstschöUfung, von zwei Mächten mit Wohlwollen angesehen, von dm andern nur geduldet; mit unsicheren Grenzen, ohne wirklich« Haupt stadt, durch Stammes- und Religionsgegensätze gervsiftet, ohne Heer, ohne Held, whn« staatliche Einrichtungen. Den noch schienen die Schwierigkeiten überwindbar. Europa schien dem Wösten woMefinnt, - Essad Pascha, der Mann de» allgemeinen Mißtrauens, fügte sich mtt überraschend guter Haltung im sein Vasallentum, die Anleihsfrwge war gelöst, man glaubt« mit den Eigen schaften eines ursprünglichen,.aber tüchtigen Balke, rechnen zu können. Diese Atempause wohlwollendem Abwarten» dauert« vier Wochen. Dann zog das Wetter herauf. Mäh rend das offiziell« Griechenland dem Willen der Mächte zu gehorchen vorgab und da« strittige Gebiet von Epirus räumte, errangen die heiligen Bataillone der Epiroten Er folge über Erfolge. Die schwachen Truppen der albanischen Gendarmerie mußten der Uebermacht weichem. Zographos beherrschte- ein tatsächlich autonomes Land und seine Scharen bedrohten Durazzo. Nachrichten.von Unmensch- lichen Greueln der Epirotem wurden mit der Ankündigung einer allgemeinen Mobilmachung beantwortet; aber dem Willen fehlten die Kräfte, man mußte verhandeln und Epirus errang unter albanischer Namensherrschast ein Naturwissenschaftliche Nunäschau. Na»L>D1 v«rd»t«n <vom öffentlichen Wetterdienst. — Vie Karte de» Vstro» zu Washing ton. — Per Mangel oz -anischer Meldungen — Eurasien. — vom Meteor vo" U izona. — Ein Lisenklumpen von töo Meter Durch messer. — Lin «»eiter Erdtrabant? — Der Begriff de» nützlichen und schädlichen Vogel». — vom Zug nach der Heuschrecke. — Der Cemx l der Fledermäuse. Der öffentliche Wetterdienst ist heutzutage allüberall auf bas vorzüglichste ausgestaltet. Täglich zu bestimmten St um «en wird di« Wetterlage von den zahlreichen über di« einzelnen Länder verteilten Stationen auf telegraphischem Wege nach einer Zentrale gemeldet, die dann auch die sb- genannte Wetterkarte aufstellt und aus dieser ein Bild über die zukünftig« Witterung zu gewinnen sucht. Diese findet dann in Form der Wettervorhersage auf telle graphischem Woge Verbreitung Uber das ganze Land. Der Nutzen d'cser Voraussage ist allgemein anerkannt. Tr äuhert sich auf dem Gebieten den Seefahrt, der Landwirt- schäft, des Luftverkehr» ufw. Aber trotz der vorzüglichen Ausbildung des Wetterdienstes leidet dieser immer noch an verschiedenen Mängeln, unter denen einer der am meisten empfundenen darin besteht, daß sich di« Wetter karten immer nur auf einen verhältnismäßig gering än Teil der Erdoberfläche «stecken. Die bei uns ausgögebenen Karton umfassen Europa, also «inen nm kleinen Konti nent, über den atmosphärische Störungen gewisser Art, wie z. v. Gebiete niederen Lüftdduck», ost sehr rasch wegziehen. Es wäre sehr erwünscht, die Wetterkarten für größere Strecken ausstellen zu können. Dadurch märe man instand gesetzt, da» Wett« auf längere Zeit al» bisher vorauszu- bestimmen. An der Ausbildung. einer Erweiterung der Wetterkarten wirb deshalb jetzt mit 'gvotzem Eifer gear beitet. Als erste meteorologische Anstatt^ die einen versuch mit einer au«edshnteren Wetterkarte machen will, ging das Wettprbursau in Washington voran. .Man will dort versuchen, eine Wetterkarte horzustellen, die die ganze nörd- liche Halbkugel umfaßt und sich "Nicht nur auf das Festland, sondern auch Über das Meer erstreckt. Natürlich mußte dazu auch «in besonderer Wetterdienst «eingerichtet werden. Es ist eine ganze Anzahl von neuen Stationen vorgesehen, die sich zum Teil,in sehr entlegenen Gegenden befinden. Dann sollen alle Schiffe, die mit Einrichtungen für draht lose Telegraphie ausgerüstet sind, verpflichtet werden, täg lich mehrere Male die auf dem Ltzean herrschende Wetter lage telegraphisch nach den-, Küstenstationen zu melden. Sind sie zu weit von diesen entfernt, so daß sie sie nicht erreichen können, so geben sie die Meldung an «in näher an der Küste befindliche» Schiff -weiter, das sie dann an die Küsicnstatianen telegraphiert. Natürlich werden ge- vade-die ozeanischen Meldungen etwas unregelmäßig ein« lausen, da ja weite Gebiete der Weltmeere ost Jahrzehnte lang überhaupt nicht von Schiffen berührt werden. Aber immerhin wird man doch mähr über da» Wetter auf dem Ozean erfahren al» bisher und sich aus-den, wenn auch lückenhaften, Angaben immerhin ein Bild davon zu machen imstande sein. Der Nutzen, eine- derartigen, die ganze nördliche Halbkugel umfassenden Wetterkarte liegt auf der Hand. Di« Veränderungen ver Wetterlage erfolgen nicht unregelmäßig, sondern werden dadurch bedingt, daß Ge biete hohen oder niederen Luftdruck» abwechßlungsweise hin tereinander herziehen. Die Lustdruckfchwankunyen entstehen bald da. bald dort ans der einen oder anderen Ursache. Sobald sich jedoch irgendwo eine bestimmte Wetterlage aus- gebildet hat, kann man schon mtt ziemlicher Sicherheit-sagen, in welcher Richtung st« sich wettevewtwickeln wird. Wenn man daher z. »..weiß, daß auf dem Atlantischen Ozean zahlreiche Gebiete niederen Luftdruck!» in kurzen Zwischen räumen -tntereinand«rfolgen, so wird man schm viel früher, als dies As letzt möglich «st, imstande fein» die zukünftige Wetterlage für Europa vochertzMgen. Der zweit« Staat, der mtt einer so ausgedehnten Wetterkarte -u folgen beabsichtigt, ist Rußland, wo «am ckin» Karte für Eurasien, d. h. Mr Europa und Asien, Herstellen, will. Sie umfaßt freilich ksin> so weite« Gebiet, wie di« des Wetterbureaus zu Washington, aber immerhin bedeutet st« gegenüber den jetzigen Wetterkarten! sicherlich «inen gewal tigen Fortschritt. Eine der merkwürdigsten Erscheinungen, die wir kennen, sind die Meteore. Die au» dem Welten raum auf die Erde niederfallenden Massen bestehen entweder aus Steinen.oder aus Visenmassen, zuweilen auch Ms kohle- und glasartigen «Gebilden. Der Theorien, woher sie kommen, gibt es ein« gange Anzahl. Am häufigsten hört- man die Ansicht ausffprechew, daß sie Teile oder Reste fremder.Him melskörper seien, die im Weltenvaume in den Bereich der Anziehungskraft der Erde gelangen und infolgedessen auf sie uiederstürzen. Da sich ein gewisser Zusammenhang zwischen den Msteorfällen, dm Sternschnuppen und der periodischen Wiederkehr der Kometen zoigte, so hat man di« Meteore auch mit dm Kometen iw Verbindung ge- bracht und behauptet, daß sie von diesen losgelöst« TM« darstellen. Mit einer neuen Ansicht tritt nunmehr der in Aegypten tätige Astronom Stanitsla» Meuwieur hervor. Er weist darauf. Hin, Latz die Schweife der Kometen aus feinen, nebölartigem Massen bestehen, während es Meteor« gibt, di« eine so gewoiltige Gröhe ausiweisen, daß st« nie mals van Kpmeten 'herrühren können. So fiel z. B. im IW-e 1SS1 in Arizona öine Masse von Meteoretsen "nieder, di« einen Durchmesser von 180 Metern hatte, also ein« Höhe, die ungefähr jener der Türme de» Kölner Dom« ent spricht. Dieser gewaltige Tiseniklumpen bewegte sich mit einer DMwtndigköit van sechs Kilometern durch unser« Atmosphäre hindurch und, drang bei seinem Aufprall 180 Meter tief in die Erd« ein, woibeit er eine Senkung des Bodens von Wei, Kilometern bewtrkte, die von einem 8V Meter hohen, aus emporgedvängttn Eckdmasien bestehenden Wall umgeben war. Au» der GM« dieses Meteor», so- wie aus Beobachtungen anderer in Aegypten vorgekam- mener MetoorM« zieht Meunieur den Schluß, daß es sich