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Belehrung u n d Un terhaltung. Nr. Dresden, den n. Marz i8n. 20. Bemerkungen über die in den Monaten Januar und Februar an mehrern Orten in Sachsen häufig erschienenen Kä ferlarven oder sogenannten Schneewürmer. on verschiedenen Gegenden her erschallte der Ruf selbst in einigen Z'itungen, daß sich, wie man sich auszudrückcn pflegte, Raupen mancherlei Art auf dem Schnee sowohl, als auf dem davon entblößten Erdboden herum- krtechend gezeigt hätten. Vielerlei schiefe und falsche, mitunter sonderbare und aber gläubische Meinungen und Unhcile über diese Erscheinung durchkreuzten sich, wie gewöhn lich , unter dem Volk-Haufen, und viele, die so gern im Finstern tappen und überall Wun der sehen, blickten mit bangem Herzen in die Zukunft, und erwarteten sorgenvoll die Din ge, die kommen sollten; und dteß um so mehr, da überh. im jetzigen Zeitalter der größte Theil Menschen in einem gewissen politischen Schlafe liegt, und von furchtbaren Träumereien ge foltert wird. Um so nöthtger, dünkt mich, ist daher eine natürliche Enträtselung jener Erscheinung, damit nicht mancher aus den Gedanken kommt, diese als eine wundervolle Begebenheit in Chroniken einzutragcn, oder sonst etwas Arges daraus zu ahnden. Bekanntermaßen bringt ein zahlloses Heer Infekten den Winter über entweder als Lar ven oder Puppen, oder aber als vollkommen ausgebildet in einer gewissen Erstarrung ohne alle Nahrung zu. Sie suchen nach Beschaf fenheit ihrer Natur, kraft eines in ihnen liegenden Triebes, diejenigen Orte zum Win terlagerauf, wo sie am bequemsten und sicher sten ruhen können. Viele wählen sich ihre Ruhestätte unter Steinen, viele unter Baum rinde und Daumwurzeln, viele im Moose, unter abgefallenem Laube und verdorrtem Grase, viele endlich auch in der Erde, und ihre Erstarrung nimmt mit dem Grade zu, in welchem die Kalte steigt, so daß die mei sten am Ende gegen Schmerz ganz gefühllos werden. Sie gefrieren sogar in der Erde ein, werden selbst in Eisklumpen gesunden, doch schlummert der Lebenekeim noch in ih nen, der, so wie die Luft an Warmestoff ge winnt, auch nach und nach in stärkere Reg samkeit wieder übergeht, da die Lebensver- richtungen der Insekten ganz an die Lufttem peratur geknüpft sind. Weht mithin inWin- tt