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Hcmnadenä» äen 12. November 1927. Mer Tageblatt Anzeiger für öas Erzgebirge „rnsp«ch.flnfihluS Nr. V LLM^°7S Lrirgrammr: Tagrdiatt fturrrzgrdirg, Enthalten- -le amtlichen Sekanntmachungen -es Rates -er Sta-t UN- -es Amtsgerichts Aue. pof,fch««.g»nt»: Nmt Leipzig Nr. 1»», Nr. 264 Scmnadenä» äen 12. November 1927. 22. Jahrgang Auch ein Staatsbeamter! Kathederstreit in Berlin. Nerltn, 11. Nov. Mn zuständiger Stelle des preußischen Kultusministeriums beschäftigt man sich augenblicklich eingehend mit dem Zwischenfall, der kürz lich an der Berliner Universität von dem Juristen Pro fessor von Möller herbetgefWrt worden ist. Zunächst soll sich Herr von Müller zu den gegen ihn erhobenen schweren Vorwürfen äußern, ebenso will man die be teiligten Studenten hören. Da kaum Zweifel besteht, daß die über Herrn von Möller gemachten Mitteilun gen sich bestätigen werden, ivtrd das Kultusministerium sich genötigt sehen, alsbald gegen diesen akademischen Lehrer ein Disziplinarverfahren einzuletten. Professor von Möller hat den Beginn des Seme sters dazu benutzt, in seiner Vorlesung die studentischen Hörer gegen den Kultusminister aufzuhetzen, indem er nach der Verlesung jener Erklärung, die die „Deutsche Studentenschaft" gegen den Ku''uSminister erlassen hat, bemerkt haben soll: „Auf der einen Seite steht die Deutsche Studentenschaft und die gesamten deutschen Professoren, solo eit sie Christen sind, — auf der an deren Seite steht ein Mann, der auch kein Halbgott ist." ES versteht sich von selbst, daß der Professor bei einem Lett seiner Hörer mit dieser Glossierung des Kultus ministers Beifall sand. Er soll sich daun noch die unglaublichsten Geschmack losigkeit.-n und Beschimpfungen der Republik erlaubt haben. Als einige Studenreu dagegen Protestierten, hat er diese mit der Pemerlnug aus dem Hürsaal, ge wiesen, daß solche Studenten nicht das Recht (!) hätten, der Vorlesung weiter beizuwohnen. Kein NcpÄralionskommiNar, nur Reparatioii»aii»Ichnß Amtlich wird mitgeteilt! „Das ReichSkabtnett stimmte in seiner gestrigen Sitzung dem vom Reichs minister der Finanzen bereits vor längerer Zeit unter breiteten Vorschlag aus Bildung eines Reparations politischen Ausschusses der NetchSregterung zu. Dieser Ausschuß soll danach unter dem Vorsitz des Nctchsmt- nisters der Finanzen entsprechend dem interministeriel len Handelspolitischen Ausschuß aus Vertretern der für die Reparationspolitik im einzelnen zuständigen Mi nisterien gebildet und mit der Ausgabe der Vorberei tung aller mit der ReparattonSpoiittk zusammenhän genden Maßnahmen betraut werden." Der Beschluß des Kabinetts bedeutet, daß der Plan fallen gelassen worden ist, einen besonderen Kommissar für die Führung der Verhandlungen mit dem Repara- tionSagenten zu berufen. In den Reparationspoliti- schen Ausschuß wird der Staatssekretär Bergmann, der ursprünglich für jene Aufgabe in Aussicht.genommen war, .nicht berufen werden, vielmehr wird im NeichS- ftnanzministerium, das weiterhin dis Verhandlungen mit dem Meparationsagenten führen soll, lediglich eine besondere Abteilung für die Reparationen eingerichtet werden, deren Leitung voraussichtlich Ministerialdirek tor Torn übernehmen wird. Vle heutige Kabknettssttzung. Berlin, 11. Noo. Das ReichSkabtnett tritt heute nachmittag 4 Uhr zu einer Sitzung zusammen. In dieser Sitzung dürften voraussichtlich mit dem Haus haltplan 1928 zusammenhängende Fragen zur Bespre chung kommen. Vie Meer -er Regierungsparteien beim Reichskanzler. Berlin, 10. Nov. Reichskanzler Dr. Marx empfing heute vormittag im Reichstag die Führer der Regierungsparteien des Reichstages. An der Bespre chung nahm auch Reichsinnenmintster von Keudell teil. Der Reichskanzler ließ sich, wie das Nachrichtenbüro des VDZ. aus parlamentarischen Kreisen hört, über die Stel lungnahme der einzelnen. Regierungsparteien zum Reichsschulgesetz unterrichten. Auch! andere laufende Angelegenheiten wurden kuiH erörtert, , so u. a. die Frage der Abfindung der Standesherren. Zrankretch will -en Zeppelinen Konkurrenz machen. Paris, 10. Nov. In der gestrigen Sitzung dpr Ftnanzkommifsion der Kammer wurde auch! über die Staatshtlfe für die Luftfahrtgesellschaft Latecere ver handelt, die al» Konkurrenz gegen die deutsch-spani schen Pläne eine stündige Luftverbindung nach Süd amerika einrtchten will. - Der Abg. Pate berichtete über die Beratungen der Lustfahrtkommisston und ihren Beschluß, der Late cere einen ersten Kredit von 120 Millionen Franken zu gewähren, der in den nächsten Jahren bis auf den Gesamtbetrag von einer Milliarde Franken erhöht wer den soll. Einbruch im Massengrab von Vouaumont. Part», 10, Nov. Zn dem Massengrab von Douaumont haben Einbrecher mehrere Sammelbüchsen ihre» Inhalte» beraubt, »er entwendete Betrag soll nicht unbeträchtlich sein. Vie Tlagesoränung für äie nackste Völkerbunäsverlammlung. Genf, 10. Nov. Dio vorläufige Tagesordnung für die am 6. Dezember in Genf beginnende nächste Tagung des Völkerbundsrates ist den Regierungen der Mitgliedstaaten zugestellt worden. Diese Tagung wird der Beratung einer Anzahl politischer Fragen, der Vor bereitung von Maßnahmen zur Inkraftsetzung einiger von der achten VÜlkerbuudsversammluug im September dieses Jahres angenommenen Resolutionen und der Prüfung der Tätigkeit mehrerer LSAetönndSkomMf' sinnen gewidmet sein. Unter den Politischen Fragen sind u. a. zu erwähnen die von der litauischen Regie rung am 16. Oktober an den Völkerbundsrat gerichtete Eingabe betreffend gewisse Maßnahmen, die die pol nische Negierung in bezug auf die Schulen, die Lehrer und die Geistlichen im Gebiet von Wilna und Grodno ergriffen haben soll, und die Frage der ungarischen Optanten in Siebenbürgen. Ferner steht neuerdings auf der Tagesordnung die Eingabe der griechischen Ne gierung an den Völkerbundsrat betreffend dis Inter pretation gewisser Artikel des Versailler Vertrages. Es handelt sich hierbei um die Angelegenheit des Kreu zers Salamis. Weiter stehen auf der Tagesordnung zwei Fragen betreffend die Freie Stadt Danzig, von denen die eine sich auf die Benutzung der Wester-Platte und die andere aus die Hasenbasis für polnische Kriegs schiffe in Danzig bezieht. Auf wirtschaftlichem Gebiet wird der Völkerbundsrat zur Ernennung der Mitglie der des Ausschusses zu schreiten haben, der mit der Weiterverfolgung der Anwendung der von der Welt- wirtschastskonferenz gefaßten Empfehlungen betraut ist. Endlich wird der Nat die Vorsitzenden der Jnvestt- gatiouskommissionen für die Kontrolle der Durchfüh rung der EntwafsnunflSvorschrtften in Deutschland, Un garn und Bulgarien zu ernennen haben, deren Amts pertode im Lause de» Jahres 1928 ablausen wird. Weltkongreß -er §eeun-e -er Sowjetunion. Moskau, 10. Nov. Heute trat im Gewerk- schaftshaus der Weltkongreß der Freunde der Sowjet union zusammen, an dem 947 Delegierte aus 43 Län dern tetlnehmen. Der Kongreß setzt sich .aus den Mit gliedern der zur Feier der Oktoberrevolution hier ein- getrosfenen ausländischen Arbeiter-, Bauern- und,Ge- nossenfschaftsdelegutionen, ferner aus den Mitgliedern der Delegationen der Orientvölker und vielen bekann ten Vertretern der Politik, Wissenschaft und Kunst des Auslandes zusammen. Der Kongreß wird sich mit den Ergebnissen des zehnjährigen Aufbaues der Sowjet union und der Kriegsgefahr befassen. TuS Referat über die erste Frage hielt Rchkow. Vas Kriegsgerichtsverfahren gegen Manoit-tco. Bukarest, 10. Nov. Die KrtegSgerichtsverhand- lung gegen Manoilescu hat heute vormittag begonnen. Den Vorsitz führt Oberst Madesco. In der Nähe der Kaserne, in der da» Kriegsgericht tagt, waren nur we nige Neugierige zu sehen. Der polizeiliche Ueberwa- chungsdtenst wurde mit großer Zurückhaltung ausgeübt. Als Manoilescu in den Saal geführt wurde, machte er einen ruhigen Eindruck. Beim Aufruf der Zeugen meldeten sich von 37 Zeugen nur vier. Von den Ver teidigern wurde darauf eine neue Vorladung der Zeu gen beantragt, womit sich der Vorsitzende einverstanden erklärte. Im Verlaus der Sitzung kam e» zu einer Diskussion über die Zuständigkeit de» Kriegsgericht», da vost der Verteidigung der Standpunkt vertreten wurde, daß der Belagerungszustand illegal sei. Auslanäfakrten. . Bon einem Deutschen in Aaram wird dem Deutschen Ausland-Jnstitut geschrieben: Es ist gelegentlich in deutschen Zeitungen asaen die deutsche Juaend der Vorwurf unwürdiger Bettelei im Aus land erhoben worden. Dies kann nicht stark genug unter strichen werden. Solche deutschen Einzel- und Truppen schmarotzer schaden dem deutschen Ansehen in dem WtrtSvolk, in dem sie sich gerade befinden, unendlich. Beispiele dafür kann man mehr, al» einer» lieb sein darf, anfüibren. Doch diese oft einfach arbeitsscheuen Bettler sind nicht die deutsche Jugend. Vor einigen Wochen traf Ich mit einem AmtSbruder au» einer armen, abgelegenen Siedlung zusammen: Es war mit ten in der Arbeitszeit. Er hörte, in einer Nachbarkoloni« seien einige deutsche Jungen aufgetaucht. Die Freude schlägt in ihm auf: so kriegen wir doch endlich auch einmal einen Besuch vvir drüben! Er richtet alle« zum Emp'ana. — St« kamen nicht, leider nicht, wer kann auch überall sein. Jin kulturellen Zentrum SüdslawienS, in der Landes hauptstadt Agram, taucht an einem Sonntagmorgen plötzlich eine größere Schar deutscher Jungen auf (Sächsische Jungen- schallt. Freudig überrascht haben sich eine Mena« Menschen, Slawen und Deutsche, von den Zeitungen alarmiert, beim Empfang durch den südslawischen Sknutvevba-nd am Bahnhof cingefnnden. Wer freut sich nicht beim Anblick dieser stram men, woMdlfziplinierten, sauberen Schar, bei der alle» — hier ganz ungewohnt — wie am Schnürchen klappt! Die deutsch freundlichen Kroaten freuen sich alle, und die» kam nicht nur bei den Begrüßungsreden zum Ausdruck, sondern auch überall durch das Entgegenkommen der staatlichen Behörden. Die französisch Orientierten aber, die sich nicht freuen, sie müssen wenigstens Achtung haben vor dieser Jugend, die wohl weiß, daß sie die deutsche Jugend im Ausland vertritt. Und wenn ich an die Wendstunde denke: So mancher stand am Platze des alten Banus Jellactc, da drangen ihm Klänge ins Herz, Klänge von weit her und doch so freudig nah. Ja, da hat so mancher, der seit Jahren kein Lied in seiner Muttersprache mehr gehört, wieder gewußt, daß er ein Deutscher ist. Deutsche Jugend im Reich, das banken wir dir und darum grüßen wir dich! Das sind allerdings Randbemerkungen eines Ausländs deutschen: aber ungeteilt ist das Lob der öffentlichen Meinung und der hiesigen Presse über bas Auftreten der sächsischen Jungmannschaft. Man braucht da nur das Zagreber Mor genblatt herzunehmen, das diesen deutschen Jungen spalten lange Artikel widmete — und gewiß nicht aus voreingenom mener Deutschfreundltchkeit, sondern weil es da die Anbah nung zwischen zwei Völkern sieht, die später wohl viel weitere Bedeutung gewinnen kann. Mit großem Jubel wurde des halb auch die Einladung des Bundesamtmanns Dr, Hermann Küaler an die südslawischen Skauten ausgenommen, im näch sten Jahre nach Deutschland zu kommen. Hier erwartet man dadurch die Vertiefung der freundschaftlichen Beziehungen. Immer stärker macht sich auch In Kroatien, wie im gan zen Südosten, die französische Hetzpropaganda geltend. Da ist es wohl beachtenswert, daß die deutsche Jugend, vielleicht ohne es zu ahnen, in ihrer Art dem entgegenarbeitet und durch wohlüberlegte und organisierte Auslandfahrten, die uneigennützig und ohne politischen Lebenszweck unternommen und durchgMhrt werben, dieser Verhetzung enigegenwirkt, bloß dadurch, daß sie die Herzen der Bevölkerung gewinnt. Warum sollte die Annäherung zweier Völker nicht auch durch die Juaend geschehen, durch die Jugend, die dies viel leichter kann, als die anderen, bei denen so viele Nsbenbsdenken hindernd im Weae stehen? Wir Auslanddeutschen können die!« Annäherung fetzt schwerlich herbeMhren, denn wir sind die Unterlegenen, aber wir freuen uns über die Annäherung die wir doch zu allererst wieder zu fühlen bekommen. Es wird vie, verdorben, und man kann wohl sagen, ver brochen am deutschen Namen und am ganzen deutschen Volke, durch deutsche Reisende im Ausland, aber auch durch solche, die viel Geld und einen guten Namen haben. Solche schlech ten Beifviele sollte man aber nicht verallgemeinern und den taktvollen Besuch deutscher Jugend nicht damit vergutcken. die Kölner pressa 1928 un- -as Auslan--eutschtum Zwischen der Press« in Köln und dem Deutschen AuSland- JnMtut in Stuttgart ist ein Vertrag zustandegekommen, demzufolge das Deutsche AuSland-Jnstitut, das auch auf der Düsseldorfer „Gesolei" mit GonderauSstelliung«n Wer deutsch« Aerzte mch Krankenanstalten im Ausland und über AuS- wanderunaSwesen vertreten war uud das bet der fetzt be endigten Magdeburger Theater-Ausstellung di« Abteilung „Deutsches Theater im Ausland" bearbeitet hatte, für die Press« eine eigene Abteilung „Die deutsche Prelle im Aus land" schaffen wird. Es wird sowohl das Zeitschristen, und baS Zeitungswesen des Deutschtums tm Auslände, wie auch das Zeitschriften- und Zeitungswesen des Reiche«, soweit «S sich besonder« mit Au«landSdeutschtum»fraam befaßt, zur ar- schlollenen Darstellung gelangen. Geeignete Räumlichkeiten in der tultuMtorisch«n Wtetlrmq der Vrella werden zur Ver fügung gestellt. Da» DNüsche Tußland-Anstttut ist bereit»