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ThmM, DD, Mtnlehn md die UulMndkn. Imlsölnll für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsernonspreis 10 Pfg. pro dreigespaltcne Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berber in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. Dienstag, Sen 3. Anglist No. 1897. Bekanntmachung, Sie Bergung des Strandgutes betreffend. Da wählend des jetzigen Hochwassers der Elbe durch die Gewalt der Flutheu mancherlei Gegenstände, namentlich viele Hölzer iu Gestalt von Klötzern, Balken, Pfosten, Brettern, Flößen und Gebäudetheilen von ihren Lagerungs- und Standplätzen, beziehentlich aus dem Bereiche ihrer Besitzer fortgerisseu und an anderen Stellen an das Land getrieben worden sind, so wird unter Hinweis auf 8 246 des Rcichsstrafgesetzbuches und die in 8 243 des Bürgerlichen Gesetzbuches angedrohten Nachtheile hiermit darauf aufmerkam gemacht, daß das Wcgschaffen solcher Gegenstände ohne ortsbehördliche Genehmigung nur den Eigenthümern derselben oder den von diesen nachweislich be auftragten Personen gestattet ist, dagegen andere Personen, insbesondere die Ltb»fsr bewohne und Schiffer oeo Aneignung und FsrLschaffnng solcher an« ScschuiLniintcr Sachen sich zu enthalten, vielmehr, wenn solche von ihnen aufgefunden werden, der Ortsbchörde (Stadtrath, Gemeindevorstaud, Gutsvorsteher) An zeige zu erstatten, beziehentlich die im Wasser aufgefangenen und herausgezogenen Gegenstände an dieselbe abzuliefern haben. Die Ortsbehörden wollen hierüber strenge Aufsicht führen und sich der Aufzeichnung des geborgenen Strandgutes unterziehen, seiner Zeit aber Anzeige darüber Anher erstatten, im Uebrigen auch den betreffenden Verlustträgern bei Aufsuchung ihres Eigenthums thunlichst behilflich sein- Meißen, am 31. Juli 1897. Die Königliche AmLshauptmannschaft als Elbstromamt. I. V. v. Lose. Sonnabend, den 7. August Sss. As., Bormittags N1- Uhr findet im hiesigen Verhandlungssaale öffentliche Sitzung -es Bezirksausschusses statt. Die Tagesordnung ist ans dem Anschläge in hiesiger Hausflur zu ersehen. Meißen, am 29. Juli 1897. Die Königliche Amtshauptmannschaft. I. V. v. Bose. Aufgel,oben wird die auf den 3. August d. Js. in Nothschönberg anberaumte Versteigerung. Wilsdruff, den 30. Juli 1897. Sekr. Busch, Ger.-Vollz. lLmmmmarbeiter, die bei genügenden Leistungen auch im Minter trauernd beschäftigt werden, bei 2 M. bis 2,25 M. täglichem Lohn in den Monaten März bis Oktober und 1,80 M. bis 2 M. täglichem Lohn in den Monaten November bis Februar sofort gesucht. Wilsdruff, 2. August 1897. Bursian, Bgmstr. Eine entsetzlich« Wasser katastrophe ist über unser Sachsenland hereingebrochen. Die anhal tenden Regengüsse der letzten Tage haben am Freitag Nachmittag und in den Abendstunden ein geradezu un heilvolles Unglück heranfbefchworen. Der angerichtete Schaden läßt sich nur nach Millionen beziffern. Stach allen Gegenden Sachsens wurde militärische Hilfeleistung erbeten. Auch unser Wilsdruff und Umgebung hat mehr oder weniger unter den entfesselten Element zu leiden ge habt, doch ist außer dem Triebischthale von größeren un gerichteten Schaden nichts zu berichten. Die am Freitag Nackmittag in unserem Wilsdruff heranströmenden Wasser- 's Knaben an Mauern, Zäunen und in niedrig gelegenen . wohl Schaden angerichtet, der jedoch gegen das der wilden Weißeritz gänzlich m Ubr^m "tt. Am vergangenen Sonntag kurz ' haltender wm^" die Bewohner unserer Stadt, nachdem Ä Regen gefallen war, noch- Alarmsiana werden, denn wiederum er- LrweA M hiesigen freiwillige,! kurzer Zeit stieg auck du8 Rett nnwrer wilden Saubach wiederum heftig, doch erreickte es den hohen Stand wie am Freitag keineswegs ^ Ge bäude und der darangrenzende Garten des Herrn Bau meister Iustus Lungwitz wurde durch die Ploch ich hna - fließenden Wassermaffen arg mitgenommen, sodaß Bäume und Mauerwerk de? Gartens nicht Stand hielten; das schnell hemngekomm^ verlief jedoch in kurzer Zeit. Unser Wilsdruff, das bisher seinen geregelten Per len- und Postverkehr durch unsere Bahnlinie Wils- druff-Potschappel-Dresden vermittelte, ist bis auf Wei teres mst der Residenz durch deu zerstörten Bahnkörper der Linie Dresden--Chemnitz abgeschloffen. Der Postver kehr wirdz.Z. über Meißen ausrechterhalten, jedenfalls wird einer unserer hiesigen Spediteure einen Perfo^ bis zur Wiederherstellung des zerstörten Lahnkorperv Dres den—Potschappel nach Dresden täglich unterhalten. Schlimmer, als wie in unserem Saubachthale, sieht es in dem Trieb ischthale aus. Wir können hierüber folgendes berichten: Die w'ssernsth in, Tr iebi'chtstak. . Durch die in den letzten Tagen anhaltenden starken Regengüsse und Ueberschwemmnngen sind in unserem ge- legneten Thale nicht allein die Fluren, sondern auch an zahlreichen Gebäuden sind Verwüstungen angerichtet wor den, die einen bis zur Stunde unberechenbaren Schaden aufweisen. Am Freitag, den 30. Juli, Vormittags kurz nach 10 Uhr ertönte im Grund bei Mohorn der Schreckens-, ruf: „die Teiche sind durchbrochen!" Eine furchtbare Panik entstand unter den Bewohnern, welche in der Nähe des Wassers ihre Wohnstätten aufgeschlagen haben und nnr Zeit hatten ihr nacktes Leben durch die Flucht nach den Bergen zu retten. In wenigen Minuten braußte die vernichtende Fluth von den Bergen nach dem Thale, Alles, was nicht Nieth- und Nagelfest war, mit sich fort reißend. Ein massives Seitengebäude mit Futter gefüllt wurde seitlich von den Fluthen unterspült und umgelegt. Das ganz massive Spritzenhaus ist bis auf die Grund mauern mitsammt der Spritze meggewaschen worden und die letztere erst später an einem Baume aufgesuuden wurden. Zwei weitere Gebäude wurden durch die Flutheu so unterwaschen, daß nur mit eigener Lebensgefahr der Be-. sttzer und unter Hilfeleistung der Feuerwehr dieselben vor dem Einsturz noch gerettet werden konnten. Andere Wirthschaftsgebäude z. B. Scheunen und Ställe haben durch die verheerende Fluth insofern gelitten, als daß das Wasser die mitsichführenden Hölzer gegen Thoren, Thüren und Mauern trieb, sodaß dieselben durchbrochen und aus deu Gebäuden Wirthschaftsgeräthe aller Art von den Fluthen fortgetrieben wurden. Der zuni reißenden Strome gewordene Triebischbach hat Straßen, Wege und Brücken zu einem Schutt- und Steinhaufen verwandelt. Die Ferienkolonie, welche z. Z. im niederen Gasthof zu Gruud Wohnung bezogen hatte, war durch die Umsicht der Leit ung noch rechtzeitig mit Kisten und Koffer nach dem Berg- schlößchen-Restaurant geflüchtet. Eine Familie konnte überhaupt nicht aus ihrer Behausung, welches die Fluthen umspülte, gerettet werden und mußte dieselbe somit in ihrer bedrängten Lage von Freitag 11 Uhr Vormittags bis Sonnabend 12 Uhr 30 Min. daselbst verharren, da es überhaupt nicht möglich war, in irgend einer Weise Hilfe zu bringen. In diesem Anwesen mußten ebenfalls Pferde, Kühe und Schweine in gräßlicher Lage verharren, von welch' letzteren 4 ihr Leben einbüßten. Die Ferkel- faue hatte man noch rechtzeitig mit ihren Jungen in die erste Etage befördert, um sie vom Todte zu retten. Der Jugangsweg nach der Tännigtmühle des Herrn Kosock fft durch Einsturz der Triebischbrücke unterbrochen und kann der Zugang nur von Herzogswalde eventuell vom Landberg erfolgen. Die Triebischbrücke an der Dresden- Freibergerstraße in Herzogswalde ist für allen Fährver kehr gesperrt, indem die zwischen den Bögen gewesene Chaussirung, sowie die Steinmauern durchbrochen sind; nur der Fußverkehr ist zwischen Herzogswalde u. Mohorn möglich. Die Triebischbrücke am Kommunikationsweae von Helbigs dorf nach Mohorn an der Semmelmühle ist zerstört. Im ganzen Triebischteiche konnte man uach dein Fallen des Wassers allerlei Geräthe und Holz an Sträuchern und Bäumen hängend, bemerken. Die Kommunikation von Helbigsdorf nach Steinbach ist unterbrochen, indem vor der steinernen Brücke die Fluthen den Weg in einer Breite von 6 Metern aufgerissen haben. Die sogen. Diettrich mühle stand wie eine Insel im See, sodaß zu derselben ein Zugang nicht möglich war. - Daß die Verwüstungen im weiteren Laufe der Triebisch ihren Fortgang genommen haben, bewies ein Telegramm vom Stadtrath in Meißen, welcher um Auskunft bat, inwieweit das Waffer im Steigen begriffen wäre, da für Meißen Wassernoth zu erwarten sei. Die außerordentlich mit zur Verwüstung unserer Fluren beigetrageneu Teichanlagen des Herrn Linke- TflaraM im Weißeritzthale, als auch auf dem Spechts- hausener Revier sind gänzlich vernichtet und sind hierbei nach einer Begutachtung von sachverständiger Seite in den Tpechtshaufener Anlagen ca. 40 000 Stück Forellen und Goldfische mit den Flnthen fortgerissen worden. — In Dresden ist der Schaden erfreulicherweise ein verhältnißmäßig geringer. Eine aufregende Nacht gab es jedoch für die Bewohner der Wilsdruffer Vorstadt und Friedrichstadt, denn wie der Dieb in der Nacht war das Waffer auf deu Straßeu und in zahlreichen Häusern und Wohnungen. Auf eine Ueberschwemmung von der Elbe aus konnte mau bei dem Regen wohl gefaßt sein, aber daß die Weißeritz ihre trüben Fluthen ins Stadtgebiet ergießen würde, daran hat Niemand gedacht, weil das Flußbett von Löbtau nach Cotta abliegend direkt in die Elbe führt. Doch das über 4 Meter tiefe Bett konnte die Fluthen doch nicht mehr fassen. Der zum furchtbar reißenden Strome augeschwollene Fluß brach sich in seiner früheren Richtung Bahn und schm: vor Mitternacht glichen alle nach der Stadt führenden Straßen Flußläufen. Die Bewohner der beiden Stadttheile wurden alarmirt und bald begann ein Treiben und Hasten, wie bei Hoch- fluthen der Elbe. Ebenso schnell aber füllten sich die Straßen, oft war man in wenigen Minuten vom Wasser umringt und da nur vereinzelt Laufstege eUichtet werden konnten, mußte man wohl oder übel durchs Esser retiriren. Soweit thunlich, wurden die Parterrelogis geräumt, vielfach war dies aber nicht mehr möglich. Die Pferde wurden aus den Ställen gezogen und im Freien auf höher gelegenen Straßen angekoppelt, wo irgend es ging. Militär wurde von Seiten der Stadt erbeten und langte in der 4. Morgen stunde in der Friedrichstadt an. Infolge des Hochwassers