Volltext Seite (XML)
1871. v 2«. Freitag den 31. März Jesus soll mein Hirt und Heiland bleiben Und mich schützen in Gefahr und Noth. Ihn will ich mit Lieb' im Herzen tragen, Froh bekennen ihn vor aller Welt, Sein Wort soll mich stets zur Wahrheit leiten, Und sein heil'ges Bild vor Augen stehn. Hat sich dann in frommer, heil'ger Rührung Meines Herzens Glaube kund gethan, Hab' ich dann dem Herrn mich ganz ergeben, Seinem Dienst das Leben ganz geweiht: Daun ertönet über mich der Christen Segen, Und der Schoost der Kirche nimmt mich auf. Alles Heil der christlichen Gemeinde Wird auch meiner Seele dann zu Theil. Eingeladen bin ich dann mit allen Frommen Zu empfah'n das heil'ge Sakrament, Hinzunchmen von des Herrn Altäre Heil und Trost für das bedrängte Herz. Segne mich, o. Herr, zum heil'gen Tage, Mache selbst den Sinn mir andachtsvoll. Greife tief ins Herz mit deiner Wahrheit Und erleuchte mich mit deinem Licht. Vis zum letzten meiner Lebenstage Dringe dieses Lichtes heil'ger Glanz, Bis ich, alles Irdischen entledigt, Schaue dich in ew'ger Herrlichkeit. (Emiliens Stund, d. Andacht.) leuchtet. Ein Bataillon war daselbst als Ehrenwache aufgestellt. Zum Ehrendienst bei Sr. königl. Mas. sind befohlen Generallieutenant v. Kamccke und Hauptmann v. Winterfeld. Ein zahlreiches Publikum empfing die Monarchen vor dem Bahnhofe mit enthusiastischen Hoch rufen. Aus Anlast der Anwesenheit Sr. Majestät des Königs von Sachsen findet heute Nachmittag 5 Uhr im königlichen Schlöffe Tafel von mehr als 100 Gedecken statt. Auster den hier befindlichen Fürst lichkeiten sind geladen: Se. Durchlaucht der Bundeskanzler Fürst Viimarck, die Generale v. Noon und v. Moltke, die Gesandten Sachsens, Badens und der Niederlande, sowie die hier anwesenden königlich bayrischen und königlich würtembergischcn Minister. Se. Majestät der König von Sachsen hat heute Vormittag den aller höchsten Herrschaften und auch der Königin-Witlwe in Charlotten burg seinen Besuch abgcstattct." Dem „Dr. Irl." wird aus Berlin dom 28. März mitgetheilt: Bei der Fahrt durch die Straßen von Berlin wurde Se. Majestät der König von Sachsen allseitig vom Publikum ehrerbietig und freund lich begrüßt. Gestern Abend hat zu Ehren des Königs im kronprinz- lichen Palais eine Soiroe stattgefunden, zu der gegen SO Einla dungen ergangen waren, und bei der heutigen Tafel im königliche» Schlosse überraschte Se. Majestät der Kaiser den König Johann durch die Mittheilung, daß Er Allerhöchstdemselben das 3. ostpreußische Grenadier-Regiment Nr. 4. verliehen habe. Berlin. Der „StaatS-Anz." veröffentlicht folgenden kaiserlichen Dank: Nach dem nunmehr glücklich beendigten Kriege in die Heimath zurückgekehrt, sind Mir au Meinem Geburtstage nicht nur aus sümmt- lichen Provinzen der Monarchie, sondern auch aus allen übrigen Thei len des deutschen Vaterlandes von Gemeinden, Korporationen, Ver einen, Festversammlungen und einzelnen Personen zahlreiche Glück wünsche schriftlich wie telegraphisch zugekommen. Diese Kundgebungen, Weiche Mir als ein Beweis treuer Liebe und Anhänglichkeit gelten, haben Mich mit freudiger Bewegung und Genugthuung erfüllt. Mein Herz drängt Mich, Allen Meinen aufrichtigsten und tiefgefühltesten Demuthsvoll lieg' ich vor dir im Staube, Meines Lebens Vater, Herr und Gott! Kindlich ist das Herz dir hingegebcn, Und die Seele voller Seligkeit. Ach du bist so groß und hocherhaben, Und vertraulich doch dem Herzen nah: Heilig und gerecht in deinem Walten, Und so gnädig doch und väterlich. So erkannt' ich dich in Jesus Christus, Abglanz deiner cw'gcn Herrlichkeit, Und ergriff mit freudigem Vertraueu Ihn znm Führer ans des Lebens Bahn. In ihm hab' ich dich, mein Gott, gefunden, Lebensglück und Seelenruh' mit dir! Ach wie bin ich doch so hoch begnadigt! Welch ein Friede wohnt in meiner Brnst! Tag des Segens, der mir heut erschienen; Tag der Freude und der Herrlichkeit! Was als cw'ge Wahrheit mir verkündet, Was der Seele Innerstes durchdrang, Was das Herz mit hoher Wonne füllte Und beim Schmerz den heil'gen Trost mir gab, Was hinweg von dem Gewühl der Erde Auf zum Himmel trug den freien Geist: Das, mein Vater, will ich heut bekennen ' Laut und freudig und voll Glaubenskraft, Will mein ganzes Herz der Tugend weihen, Dir gehorsam sein bis in den Tod. Tagesgeschichte. Aus Chemnitz vom 27. März berichten die Chemnitzer Nach richten: „Gestern Vormittag ereignete sich au der Ecke der Logen- und Wiesenstraße ein erschütterndes Unglück. In einem unbewachten Augenbicke stürzte ein dreijähriger Knabe drei Stock hoch herunter aus's Trottoir, brach beide Beine und wurde auch am Rückgrat stark beschädigt. Der Vater des unglücklichen Kindes steht als Land wehrmann unter den Waffen in Frankreich und die Mutter lag seit vorgestern im Kindbett. Das Dienstmädchen halte das Zimmer ver lassen, um Wasser zu holen. Der Anblick der bejammernswerthen Mutter mag herzzerreißend gewesen sein, als man ihr das unglück liche Kind zurückbrachte." In Nosswitz bei Rochlitz sind am 26. d. M. 4 Güter und 2 Häuser abgebrannt. Wie man dec „D. A. Z." mittheilt, ist am 27. d. M. die Mühle in Wehlitz bei Schkeuditz abgebrannt, und haben zwei Menschen da bei das Leben verloren. Am 26. d. M. brach in einer, einer Genossenschaft gehörigen Scheune in Großschirma bei Freiberg Feuer auS, wodurch diese sowie das in der Nähe gelegene Wohnhaus des Gutsbesitzers Büttner in Asche gelegt wnrde. Einem Telegramm des Dresdner Journal aus Berlin vom- 27. März entnehmen wir Folgendes: „Der Empfang des gestern Abend eingetrvffenen Königs von Sachsen war ein sehr glänzender. Der Kaiser hatte Sr. Maj. einen Extrazug mit dem kaiserlichen Salonwagen bis Nvderau entgcgengesaudt. Auf dem hiesigen Bahn- Hofe waren bei Ankunft desselben anwesend: Se. Maj. der Kaiser, Se. kaiserl. und königl. Hoh. der Kronprinz und der gesammte kaiser liche Hof) sowie der königlich sächsische Staatsminister Frhr. von Friesen und der hiesige königliche sächsische Gesandte, Baron von Könneritz. Herzlichste Begrüßung der Alouarchen. Der Bahnhof war glänzend decorirt und wnrde durch bengalische Flammen er- Wochenblatt für ilsdrnff, Tharandt, Nossen, Lictcnlchu und die Um>Mc«dcn. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst.