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MsdmfferTageblatt des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Nr. 297 — 97. Jahrgang Mittwoch, den 21. Dezember 1998 Wilsdruff-Dresden Drahtanschrift: ..Tayeblatt' Vosiswsck: Dresden 2640 »M „WUSdrxker TagrblaN' ersLUn« wkikag« nachm «Uhr «ezugtpr mona» 2RM KN Hau«, dkl Poftdestrllung IM RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer lv Rv« Alle Poftanstallen. PeNboien. unser, Auslräger u GejchSlHstelle nehmen zu jeder Zett Be- . ..... ,, , ftellungen entgegen 5tm Salle höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgeaend longtger «ciriedtstörun. -« besteht tetn Anspruch —auf Lieferung der Zet- t»ng oder Kürzung de» Bezugspreise» Rücksendung etngesandter Schriftstücke ersoLgt nur. wenn Rückporto deiUegt Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der und des Stadtrats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte B att Anzeigenpreis« lau« auNtegende, Pret-liste Ar. 8. — Ztsfer-Gebühr: M Rpfg. — MorgeschN» bene Erscheinungttage und P atzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtig» — Anzetgen-Annahm« bi« vormittag« lv Uhr — . Für die Richtigkeit bei durch Fernrus übermti- FklNfPlLlykr: Amt WllsdkUfs Lill) leiten Anzeigen überneh- men wir keine Gewähr — Bet Konkurs Up« Zwang«vergleich erlischt seder Anspruch «rk Nachlaß. amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, Englische „Schattenflotte"? Die Engländer haben Sorgen im Außenhandel und Sorgen in der Außenpolitik. Beides steht ursächlich mit einander in Verbindung. Das ist der eine Grund, warum England auch wieder unter dem Bruch einer jahrhunderte alten Tradition sich jetzt anschickss seine auf den Außen handelsmärkten bedroht erscheinende Position mit poli tischen Mitteln zu stützen und für Außenhandels geschäfte auf dem Kreditt«ge Mittel der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Man will also dem englischen Außenhandelskaufmann für seine internationale Wett bewerbsfähigkeit nicht allein mehr im laufenden Waren geschäft helfen — das geschah schon durch die Abwertung des Pfundes —, sondern ihn auch durch finanziellen Bei stand in die Läge setzen, politisch wichtige oder politisch riskant erscheinende Handelsgeschäfte zu betreiben. Diese Stellungnahme zum Außenhandel wirkt sich auch in der mit diesem nun einmal stets sehr eng ver bundenen Schiffahrt aus. Seit zwei Jahren geht um die Leistungsfähigkeit der britischen Handelsflotte ein heftiger Meinungsstreit. Während auf der einen Seite eine Gruppe von Reedern eine anerkennenswerte Initiative ergriff, um einer fortgesetzten Kapitalfehlleitung und Kapitalverschleu- derung im internationalen Schiffahrtsgeschäft zu Leibe zu gehen nnd das Tonnageangebot in einem vernünftigen Rahmen den Transporlbedürfnissen anzupassen, wuchs in der öffentlichen Meinung, in der Presse und im Parlament die Stimmungsmache zugunsten eines großzügigen Modernisierungs- und Vergrößerungsprogramms für dis Handelsflotte. Urheber und Sprecher dieses Feldzuges waren die Wersten, deren rückgängige Beschäftigung vornehmlich durch das schrumpfende Auslandsgeschäft ver ursacht war. Neben das sozialpolitische Moment stellten sie Gründe der Landesverteidigung. Wenn die britischen Reeder nicht mehr an eine normale Erneuerung der Flotte dächten, würde in einem Kriegsfall England aus fremde Transportmittel angewiesen sein. Die Wersten fanden dabei Unterstützung von der britischen Admiralität und den Vertretern der Landesverteidigung. Die Reeder blieben dagegen ablehnend. Hätten die politischen Spannungen des Herbstes in England nicht die Vorstellung einer drohenden Kriegsgefahr gebracht, so wäre wahrscheinlich die Kluft zwischen Reeder und Wersten weiter offengeblieben. Die Ereignisse vom September haben hier stimmungsmäßig eine Wandlung gebracht. Reeder und Werften sind sich nahegekommen in der Ueber- zeugung, daß neue Schiffe gebaut werden müssen. Da man aber auch übereinstimmt in der Beobachtung, daß die vergrößerte Flotte keine lohnende Beschäftigung erwarten kann, münden alle Vorschläge dieses Flottenneubaupro gramms in einem Appell an die Regierung, daß sie die Kosten zu tragen habe. Aehnlich wie in der Indu strie, soll auch in der Ueberseefahrt eine heute zusätzliche Kapazität für den Kriegsfall geschaffen werden. Nach dem Muster solcher Schattenindustrien fordert man in der Tagespresse den Ban einer „sbaäov kisot". Ueber die Größe einer solchen Reserveflotte gehen die Meinungen weit auseinander. Ein Vorschlag geht dahin, diese Reubauslotte nicht ausschließlich als Kriegsreserve flotte zu bauen, sondern sie unverzüglich den Reedern zur Verfügung zü stellen, da die neue Flotte durch ihre bessere Wettbewerbsfähigkeit auch den Reedern höhere Einnahmen bringen werde. Die Reeder sollten ihre veralteten Schiffe aus der Fahrt ziehen, und diese Schisse sollten, anstatt wie sonst abgewrackt oder verkauft, als nationale Reserve für den Kriegsfall aufgelegt werden. Aber die Reeder blieben hartnäckig und lehnten ab. Das letzte Projekt, das die „Times" veröffentlichte, will auf eine neue Gemeinschaftsaktion der Reeder aus, die sich allerdings nur treuhänderisch auszuwirken hätte. Die Reeder sollten das Problem an der empfindlichsten Stelle anpacken, nämlich in der Trampschiffahrt, wo der größte Tonnageüberfluß herrschte. Eine Reederorganisation sollte die veraltete Tramptonnage auflaufen und den Reedern dön Abwrackwert bezahlen, die Schiffe selbst aber treu händerisch in Verwahrung nehmen und als Flottenreserve auflegen. Die Kosten des Kaufs und der Instandhaltung der Schiffe sollte freilich die Negierung tragen. Ferner solle die Regierung auch den Reedern die Finanzierung von Ersatzbäuten ermöglichen. Man sollte den Reedern also die Differenz zwischen dem Abwrackpreis, und den Neubaukostcn gewähren. Der Plan ist, obwohl er sich nur auf einen Teil der überseeischen Handelsflotte, nämlich die Trampschiffahrt, beschränkt, besonders umständlich und wahrscheinlich der teuerste und schlechteste von allen Plänen zugunsten einer „sksciov kloot". Doch alles das sind Sorgen, die die Eng länder mit sich selbst abzumachen haben. Aber für die Zu kunft des deutsch-englischen Verhältnisses wird es nützlich sein, wenn in dem Ergebnis dieses britischen Meinungs kampfes zugunsten von Schiffahrt und Außenhandel man sich auch jenseits des Kanals daran erinnert, daß die Völker, die den Welthandel tragen, nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht haben, jede verfügbare Energie ihrer eigenen Nationalwirtschaft zum Wiederauf bau dieses Welthandels einzusetzen. Gedenkt der hungernden Vögel! Noch 3v°!o Geburten zu wenig Deutschlands voraussichtliche Bevölkerungsentwicklung in den nächsten Jahrzehnten Nach einer neuen Vorausberechnung der Bevölkerungs entwicklung, die das Statistische Reichsamt vorgenommen hat, wird die Entwicklung der Geburtenzahl in den nächsten Jahr zehnten hauptsächlich dadurch bestimmt werden, daß die Zabl der neuen Familiengründungen mit dem Ausrücken der schwach besetzten Kriegsgeburtsjahrgänge und Nachkriegsjahrgänge in das heiratsfähige Alter zurückgehen mutz. Hinzu kommt der Geburtenrückgang, der dadurch bedingt ist, daß die Fortpflan- zungshäufigkeit im Jahre 1936, die den Berechnungen zugrunde liegt, noch nicht zur Bestandserbaltung ausreicht. Erfreulicher weise hat aber der Wandel seit 1936 weitere Fortschritte ge macht. Die tatsächliche Geburtenzahl des Altreichs wird in diesem Jahre die berechnete Zahl um etwa 5V 000 übersteigen. Das Statistische Reichsamt knüpft daran die Erwartung, daß das jetzt noch bestehenve Geburtendefizit von 9,6 oder, bei weiterer Steigerung der Heiratshäufigkeit, von 7,5 Prozent bald aus geglichen wird. Dennoch wird die Zunahme der gesamten er werbsfähigen männlichen Bevölkerung immer mehr nachlassen, je mehr die schwächeren Nachkriegsjahrgänge in das Erwerbs alter eintretcn. Der nicht mehr produktive Bevölkerungsteil über 65 Jahre ist mit 5,8 Millionen bereits um 2,5 Millionen größer als 1910, er wird weiter wachsen und voraussichtlich 1980 einen Höchst stand von 11,3 Millionen erreichen. Diese Entwicklung der Zahl der im Greisenalter stehenden Bevölkerung ist für die künftige Gestaltung der Altersversorgung von großer Be deutung. Zusammensassend erklärt das Statistische Reichsamt, daß bei Fortdauer der Fortpflanzungshäufigkeit von 1936 die produktive Volkskraft dauernd kleiner werden Mirde. Gelinge es dagegen, das gegenwärtige Geburtendefizit in Kürze auszü- gleichen und jeden Geburtsjahrgang in gleicher Stärke sortzu- pflanzen, dann würden wir auf etwa 1,35 Millionen Geburten als Dauerzustand kommen. Die Gesamtzahl der Bevölkerung ohne Sudetcnland würde dabei bis auf 86 Millionen zunehmen, sofern die Säuglings sterblichkeit auf 4 Prozent gesenkt werden kann. Dabei würde »edoch der Wirtschafts- und wehrpolitisch wertvollste Volksteil im Alter von 15 bis 45 Jahren feinen Höchststand von 38 Mil lionen im Jahre 1930 nicht wieder erreichen. Um diesen Stand wieder zu sichern, müßte die jährliche Geburtenzahl in kurzer Zeit auf 1,42 Millionen steigen. Zur Erreichung des weiteren Zieles, die Zahl der 19- und 20jährigen Männer wieder in gleicher Höhe zu erhalten wie 1930, nämlich auf 720 000, müß ten jährlich mindestens 1,54 Millionen Kinder geboren werden. Für das gesamte Reich einschließlich des Sudctenlandes müßte danach das Geburtensoll 1,62 Millionen betragen. Das Statistische Reichsamt stellt abschließend fest, daß hierzu eine weitere beträchtliche Steigerung der Fortpflan zungshäufigkeit um etwa 30 Prozent über den Stand von 1936 hinaus erforderlich wäre. Zentrale Führung Göring ordnet Zusammenfassung aller Maßnahmen zur Leistungssteigerung an. Der Beauftragte für den Vierjahresplan, General- seldmarschall Göring, hat dem Reichswirtschaftsminister mit Schreiben vom 14. Dezember 1938 folgenden Auftrag erteilt: „Die Durchführung des Vierjahresplans hat zur vol len Inanspruchnahme der deutschen Wirtschaft und zum Volleinsatz aller Werktätigen geführt. Eine Erhöhung der deutschen Wirtschaftskraft kann noch durch Verbesserung der Betriebsanlagen, Produktionsmittel und Produl- tionsmcthoden sowie Steigerung des Leistungsvermögens der in der deutschen Wirtschaft Tätigen erfolgen. Die zu diesem Zwecke durchzuführenden Maßnahmen bedürfen einer einheitlichen Lenkung. Aus diesem Grunde beauftrage ich Sie, alle Maßnahmen, die zur Leistungs steigerung der deutschen Wirtschaft erforderlich sind, an zuordnen und durchzuführen. Sie sind ermächtigt, die sich aus dieser Zielsetzung ergebenden Aufgaben auf die zur Durchführung geeigneten Stellen — bet Inanspruchnahme von Dienststellen der Partei, ihrer Gliederungen und an- geschlossenen Verbände im Einvernehmen mit dem Stell vertreter des Führers — zu verteilen und die Aufgaben gebiete dieser Stellen untereinander abzugrenzen. Ihrer Weisungsbefugnis unterstehen zur Erfüllung dieser Aufgaben alle in die Gesamtplanung einzubezichcu- den Organisationen und Unternehmen." * Aus dieser- Beauftragung ergibt sich, daß nunmehr der Reichswirtschaftsminister allein befugt ist, Weisungen über die Durchführung der notwendigen Maßnahmen zu erteilen und die Stellen und Mittel zu bestimmen, die hierfür zum Einsatz zu bringen sind. Die Größe der Auf gaben, die uns der Vierjahresplan stellt, erfordert eine straffe Zusammenfassung aller Kräfte. Eine Zersplitte rung würde dem gewünschten Erfolg empfindlichen Ab bruch tun. Reichswirtschaftsminister Funk wird nun alle die nebeneinander arbeitenden Stellen zu einer Einheit zusammenzufassen haben, um die zentrale Führung sicher- zustellen. Ser WW legt die WWt W Strenger Frost in ganz Europa Der scharfe Frost, der nun schon seit mehreren Tagen in ganz Europa herrscht, hat säst überall weiter angehaltcn und in zahlreichen Gegenden noch eine Verschärfung er fahren. Eine ausschlaggebende Aenderung dürfte vor läufig kaum zu erwarten sein. Allerdings ist die Bewöl kung etwas stärker, und im Zusammenhang damit hat vielfach leichter Schneefall cingesctft. Doch ist kaum damit zu rechnen, daß die Niederschläge größeres Ausmaß an nehmen werden. Lediglich in den Bergen erhöhen sich bei der neuen Anfuhr von Warmluft in höheren Lagen die Aussichten auf Schneefälle, so daß man zum Beispiel in Südbayern mit einem weißen Weihnachten in den Bergen rechnen kann. Während im Osten des Reiches noch immer die große Kälte zu verzeichnen ist, meldet die Reichs hauptstadt einen leichten Rückgang der Nachttempe ratur. Immerhin wurden in der Nacht zum Dienstag noch minus 15 Grad gemessen. Dagegen hat die Kälte in We st deutschland noch weiter zugenommen. Auf der Höhe des Westerwaldes, des Bergischen Landes, der Eifel und des Hunsrücks wurden teilweise Temperaturen von minus 1 9 Grad festgestellt. Bei weiter finkenden Temperaturen führen die meisten Flüsse starkes Treibeis. Während aus derMosel mit Rücksicht auf den starken Eisgang die Schiffahrt still- gelegi ist, gehen auf dem Rhein die Schiffe zu Berg und zu Tal, doch führt der Rhein in seinem ganzen Laus starkes Treibeis, so daß auch hier für die Schiffahrt große Schwierigkeiten entstehen. Die Besatzung der Koblenzer Schiffsbrücke mußte alarmiert werden, um die Brücke ab zufahren. Die Nahe ist bereits zugefroren. Die Lahn führt starkes Treibeis. Auf dem Main hat sich der Eis gang so verstärkt, daß der Schiffsverkehr auf dem ganzen Strom sofort gesperrt werden mußte. Während aus der Nnterelbe die Schiffahrt bisher nicht behindert ist, gestalten sich die Eisverhältnisse im nordfriesischen Wattenmeer immer schwieriger. Die Häfen können nur »och von starken Dampfer» an- gelausen werden. Seit einigen Tagen sitzt aus der Höhe von Nordstrand vor der Husumer Bucht ein aus England gekommener Kohlendampfer fest. Auch ein aus Husum ausgelaufenes Holzschiff mußte wegen des niedrigen Wasserstandes die Fahrt unterbrechen. In den letzten Treibeis auf dem Main. Die Kältewelle, die sich jetzt bis nach England ansgedebnt hat, hat auf den deutschen Strömen schweren Eisgang her- vorgerufen. Auf dem Bild sehen wir den vereisten Main strom, im Lintergrnnd den Frankfurter Dom. (Scherl-Wagenborg.)