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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. prösnumoi-anäo. ÄMM für Inserate werden bis spätesten- Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stavtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 87. Dienstag, den 26. Zull I88l. 6. Jahrg. Tagesbericht. — Hütet die Goldfische vor der Sonne. Diese Mahnung möchten wir allen Besitzern und Liebhabern der schwimmenden Hausfreunde ins Gedächtniß zurückrufen. Wenn man bedenkt, daß der Sonnen strahl im Stande ist, das im engen Naum befindliche, stillstehende Wasser auf 25 " L. zu bringen, so wird man sich nicht wundern dürfen, wenn die Thierchen, denen frisches Wasser das erste Bedürfniß ist, auf diese Weise dem Erstickungstode verfallen. Da in den meisten Fällen die Goldfischgläser ihren Stand ain Fenster haben, so ist es leicht möglich, daß sie während der glühenden Mittags sonne aus Versehen oder gar aus Unkenntniß dort stehen bleiben, und ist daher obige Mahnung gewiß am Platze. — Leipzig, 21. Juli. Die „Leipziger Zeitung" meldet officiös: „Dem Vernehmen nach hat das königliche Ministerium des Innern befunden, daß die Wählbarkeit des im 23. ländlichen Wahlkreise mit Stimmenmehrheit zum Abgeordneten für die zweite Kammer der Ständeversammlung gewählten Drechslermeisters August Bebel, da fern er die auf ihn gefallene Wahl annehme und sich auf die von dem Gewerbebetriebe seiner Ehefrau (vergl. 8 3 des Einkommen steuergesetzes vom 2. Juli 1878) zu entrichtende Steuer berufen, diese auch mit der seinen oder ohne solche allein schon die Summe von 30 Mark erreichen sollte, nicht zu beanstanden sei. Da Herr Bebel diesen Voraussetzungen inzwischen bereits entsprochen hat, so ist ihm, wie wir hören, von dem betreffenden königlichen Wahlcom- missar die in 8 33 des Wahlgesetzes vom 3. December 1868 ge dachte Legitimationsurkunde als erwählten Abgeordneten des 23. ländlichen Wahlkreises ausgestellt worden." — Ueber die Amtsentsetzung des Pfarrers in Oberpfannenstiel wird gemeldet, daß dieselbe von den in LvanAsIieis beauftragten Staatsministern definitiv genehmigt worden ist, und dabei unter Anderem gesagt: „Scholze, ein sehr junger Geistlicher — erst im Jahre 1850 in Zittau geboren — gehört im Wesentlichen derjenigen Richtung an, welche die sogenannte „Missouri-Synode vertritt, und wenn er auch nicht Mitglied derselben ist, so hat er doch deren An schauungen über die Stellung des Geistlichen in Dessen beiden Be ziehungen nach oben und unten adoptirt. Scholze beansprucht Rechte, welche nach den Grundsätzen unserer Landeskirche lediglich dem obersten Kirchenregimente vorbehalten sind, und hat z. B. wiederholt Leute lediglich um deswillen vom heil. Abendmahle zurückgewiesen, weil er bei ihnen nicht die rechte Büßfertigkeit glaubte voraussetzen zu dürfen. Hierüber hat aber der Seelsorger nicht allein zu ent scheiden, sondern die vorgesetzte Behörde, und wenn ?. Scholze sich trotz wiederholter gütlicher Anermahnungen nicht fügen wollte, so hat er sich sein Schicksal allein znzuschreiben. ?. Scholze ging aber noch weiter, indem er die allen Geistlichen des Landes aufgegebene Abkündigung einer Collecte für die Zwecke des Gustav-Adolf-Vereines entschieden verweigerte, weil letzterer Verein ihm nicht positiv genng gesinnt erschien." Hiernach sei Scholze als ein Geistlicher der strengsten, unbeugsamsten Richtung zu betrachten und, da er durchaus nicht gehorchen wollte, das Lanvesconsistorium aber als oberste Kirchen behörde unbedingten Gehorsam fordern mußte, das Opfer seiner Widersetzlichkeit geworden. — Werdau, 21. Juli. Ein recht betrübender Vorfall hat bei der Fertigung des neuen Steigegerüstes hier stattgefunden. Während nämlich dasselbe am Sonnabend vollendet und übergeben werden sollte, zog am genannten Tage ein heftiges Gewitter mit Sturm wind herauf, warf das Gerüst um und fiel das letztere dem noch daran arbeitenden Zimmergesellen Pfeifer so unglücklich auf die Beine, daß dieselben oberhalb der Knöchel förmlich zermalmt sind, während es dem ebenfalls dort arbeitenden Zimmergesellen Schütz gelang, glücklich zu entkommen. — Eibenstock, 22. Juli. In der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag dieser Woche wurden die Bewohner unserer Stadt durch das Feuersignal erschreckt. Man war im unteren Theile der Stadt der Meinung gewesen, daß das durch Blitzschlag entstandene Feuer im oberen Crottensee sei. Es stellte sich jedoch sehr bald heraus, daß die Brandstätte in dem benachbarten Dorfe Sosa war. Leider sind durch diesen Unglücksfall zwei Familien recht schwer betroffen worden, indem nicht nur das Wohnhaus des Bergarbeiters Thomas Moritz Unger nebst Scheune und Schnppengebäude total niederbrannte, sondern auch der 15jährige Sohn des Calamitosen, der Eisengießer- lehrling Herm. Moritz Unger tödtlich vom Blitze getroffen wurde. Zu derselben Zeit wurde auch die 21 Jahre alte Näherin Mathilde Vogel, welche sich in der Stube des Hauswirthes Unger aufhielt, vom Blitze nicht unerheblich verletzt, so das sie starke Brandwunden an Nücke», Brust und rechten Seite davon getragen hat. Der Vater der Vogel, welcher in seiner Stube anwesend war, hat durch den Sturz von der Bank eine leichte Verletzung an der linken Seite des Kopfes davongetragen, während die noch in demselben Hause wohn haft gewesene Frau Auguste verw. Meinhold mit dem Schrecken davongekommen ist. An Sachen ist fast gar nichts gerettet worden. Die im niedergebrannten Hause wohnhaft gewesenen Familien haben nicht versichert. Dieselben sind sämmtlich arm und hat Unger 9 Kinder, darunter eins von 8 Tagen, während Vogel 7 zum Theil noch un erzogene, die Meinhold aber 3 erwachsene Kinder hat. — Oelsnitz i. V. Bei dem Donnerstag früh gegen 2 Uhr über hiesige Gegend ziehenden Gewitter schlug der Blitz in das Schafstallgebäude der zum Rittergut Raschau gehörigen Schäferei. Das Gebäude, welches bis auf die Umfassungsmauern niedergebrannt worden ist, stand in kurzer Zeit über und über in Hellen Flammen. Es konnte kein einziges Schaf gerettet werden und sind sämmtliche, dem Rittergutspachter Klemens Wehner gehörigen Schafe, 227 Stück, in den Flammen umgekommen. Auch gegen 14 Fuder Heu sind mit verbrannt. — I» Großrückerswalde bei Wolkenstein versuchte der Guts besitzer August Winkler, sich den Kopf mit einer Sense abzuschneiden. Da ihm aber dasselbe nicht gelungen, hat er sich mit einem Steine die Hirnschaale eingeschlagen und so seinen Tod gefunden. — Wie die „Höllische Zig." mittheilt, hatte auf Rittergut Blankenburg ein Leipziger Herr, der dort besuchsweise sich auf hielt, das Mißgeschick, mit seinem Reitpferd den Grasmähern so nahe zukommen, daß ein ungeschickter Schnitter dem armen Thiere das vordere rechte Fesselgelenk fast völlig durchhieb. Das junge feurige Thier machte noch einen verzweifelten Seitensprung über einen nebenliegenden Graben und brach dann unter markerschüttern dem Gewieher mit seinem Reiter zusammen. Der herbeigeholts Forstaufseher kürzte durch eine Kugel des Thieres Qual. — Aus Göritzhain bei Cossen wird uns folgender für Natur freunde interessante Vorfall berichtet: In einein Neubau hat ein niedliches Bachstelzenpärchen ein Nest mit vier Eiern. Dieses ent deckte ein Kukuk, legte die Bachstelzeneier aus dem Neste und ein eigenes hinein, welches jetzt von dem Pärchen ausgebrütet worden ist. Der junge Kukuk findet kaum noch Raum in dem Nestchen nnd streckt jedem sich Nähernden seinen weitgeöffneten Schnabel entgegen. Deutschland. Berlin. Als Ort der Kaiserzusammenkunft ist jetzt definitiv Gastein in Aussicht genommen. Kaiser Franz Josef wird sich in den ersten Tagen des August dorthin begeben. Berlin. Das neueste Bulletin der Aerzte über das Befinden der Kaiserin hat den Befürchtungen, daß die Kräfte der hohen Pa tientin versagen könnten, neue Nahrung gegeben. Einer der Aerzte hat sich dahin ausgesprochen, daß die Heilung der Operationswunde unzweifelhaft sei, daß aber die Kräfte der Patientin in bedenklicher Weise erschüttert seien. Aus Anlaß der Erkrankung der Kaiserin wird die in der russischen Kapelle in Ems abgehaltene Gedächtniß- feier zu Ehren des verstorbenen Kaisers von Rußland bezeichnet, an welcher die Kaiserin theilgenommen hatte. Die Anstrengung, welche ihr die längere kniende Stellung und das Halten der schweren Kerze